The Walking Dead: Episode 205.07.2012, Bodo Naser
The Walking Dead: Episode 2

Im Test:

Endlich ist sie da, die zweite Episode von The Walking Dead. Im ersten Teil mussten die Protagonisten noch den Weltuntergang überleben, nun geht das Leben weiter – allerdings auf weit primitiverem Level. Geht in Starved for Help alles noch mehr den Bach runter oder bekommt die Gruppe um Lee neue Hoffnung?

Das Leben  danach

Trotz Zombies geht das Leben mehr schlecht als recht weiter, auch wenn nun Schmalhans Küchenmeister ist.
Trotz Zombies geht das Leben mehr schlecht als recht weiter, auch wenn nun Schmalhans Küchenmeister ist.
Die zweite Episode beginnt genau dort, wo die erste endete: im Motel. Dort haben Lee und seine Kleingruppe dauerhaft „eingecheckt“, nachdem die Untoten in Teil eins das Regime übernahmen.  Die Männer haben eine hölzerne Barrikade gezimmert, die vereinzelte Zombies mehr schlecht als recht draußen hält, und Bastler Dough hat das Lager sogar mit einer Warnanlage gesichert. Die paar Frauen übernehmen ebenfalls Aufgaben, die eher einer traditionellen Rolle entsprechen und etwa in der Versorgung der Verletzten bestehen. Wer von den Armen jedoch gebissen wurde, wird gleich entsorgt. Da die Toten teils recht schnell wieder aufstehen, darf man mit der erneuten Tötung nicht lange fackeln.  

Die Essensversorgung gestaltet sich schwierig, da es kaum noch Vorräte gibt. Man geht zwar jagen, aber das bringt kaum etwas ein, weil die halb verwesten Nahrungskonkurrenten neuerdings ebenfalls Gefallen an Wild gefunden haben.  Das ist nur eine der Parallelen zur TV-Serie, die jedoch eine etwas andere Handlung erzählt. Denn die Überlebenden treffen auf einige Farmer, die ihnen ein verlockendes Angebot machen: Sie möchten Sprit gegen Nahrung tauschen. Zudem sind Lee und Co. auf die Farm eingeladen, die deutlich besser geschützt scheint als ihr Motel. Ist das die Chance auf ein neues Leben? Oder bekommt man auch hier nichts, ohne den wahren Preis zu bezahlen?

Plötzlich im Paradies?

Dann kommt plötzlich die Chance auf ein besseres Leben.  Fragt sich nur, zu welchem Preis?
Dann kommt plötzlich die Chance auf ein besseres Leben. Fragt sich nur, zu welchem Preis?
Erste Zweifel kommen den Neuankömmlingen, als sie auf Patrouille unvermutet angriffen werden. Nur mit knapper Not entkommen Lee und Mark dem Beschuss, indem sie in einer Schleichsequenz in Deckung gehen. Wer hat da was gegen das Paradies? Die Wut ist derart groß, dass man rasch einen Stoßtrupp formiert, um die Schützen zu stellen. Wer verbirgt sich hinter der miesen Attacke? Es folgen gut inszenierte Actionszenen, in denen die Hektik über eine wackelnde Kamera sehr gut verstärkt wird. Das Gewackel verhindert, dass man das Gefühl hat, alles im Griff zu haben.

Viele Dinge haben Konsequenzen, die nicht unbedingt eintreten müssen, wenn man sich anders verhält. Das sorgt sogar dafür, dass man vieles mehrmals probieren will, was für ein Adventure keinesfalls selbstverständlich ist. Zudem tun sich gleich mehrere Stränge auf, wie etwas ablaufen kann. So kann man zu Beginn etwa den Lehrer oder einen Schüler retten, je nachdem wie man sich in einer mit reichlich Blut angereicherten Nothilfe-Szene verhält. Allerdings werden die Stränge später wieder zusammengeführt, da beide nicht überleben, so dass es hier unter dem Strich egal ist, was man tut. Die Story bleibt grundsätzlich dieselbe.

Auch die vielen vertonten Dialoge entfalten oft Spätwirkung, da man an dem gemessen wird, was Lee im Laufe der Episode von sich gibt. Meist hat man die Wahl zwischen mehreren Antworten mit unterschiedlichen Auswirkungen. Gibt man einmal an, dass man Entscheidungen in der Gruppe stets gemeinsam treffe, wird das vermerkt. Behauptet man später was anderes,  wird das negativ vermerkt und man gilt als inkonsequent. Ebenso ist es bei Clementine, die mithört. Verschont man Leben, merkt sie sich das. Wer allerdings Probleme hat, den auf Englisch geführten Dialogen folgen zu können, hat dementsprechend auch Schwierigkeiten mit der Antwortfindung. Bisweilen tickt sogar die Zeit, was nervt, da man kaum überlegen kann - trotzdem wird die situative Spannung dadurch erhöht.

Stechen und hauen statt Rätsel

Wer hier falsch drückt, bekommt das "Game Over" und muss nochmal ran. Bis man gerettet ist.
Wer hier falsch drückt, bekommt das "Game Over" und muss nochmal ran. Bis man gerettet ist.
The Walking Dead ist eher als interaktiver Roman gedacht, weshalb echte Rätsel die Ausnahme sind. Im Laufe der Episode bekommt man Aufgaben, denen man sich stellen muss. So muss Lee die knappen Rationen verteilen, was gut überlegt sein will, denn man hat nur vier Nahrungspakete für deutlich mehr Bedürftige. Wer braucht was, kann einen gut leiden und wer hat’s verdient? Und was ist mit den Unsympathen? Hier kann man zeigen, ob man etwas von Gruppendynamik versteht. Wer alle Portionen für sich behält, hat ein Problem mehr, da man dann als gierig gilt. Es kann auch nicht sein, dass die lieben Kleinen hungern, während der Anführer alles für sich behält!

Sonst kommen eigentlich nur noch actionorientiere Aufgaben vor, die eher Geschick als Köpfchen erfordern. Da muss man treten, stechen und hauen, was aber auch dank guter Aufteilung in Speicherpunkte meist machbar ist. Da gibt es z.B. die Q-Taste, mit der sich quetschen lässt, bis man das E betätigt, das dann die Reißbewegung auslöst. Malträtiert werden diesmal weniger die Z-Männer als menschliche Gegner, die verstärkt vorkommen, weil alles immer anarchischer wird. Die Actionszenen  enden häufig in einer heftigen Gewaltszene, die aber die Atmosphäre von Comics und TV-Serie gut einfängt.

Fazit

Der zweite Teil von The Walking Dead ist eine gelungene Fortsetzung, weil er nicht nur inhaltlich an Telltales beindruckenden Vorgänger anschließt. In Starved for Help ist es weniger das schiere Überleben als vielmehr das Weiterleben, das Lee und seine Leute nicht zur Ruhe kommen lässt. Der Zombies kann man sich einigermaßen erwehren, aber nun stellt die Frage, wem man vertrauen kann. Das gilt nicht nur innerhalb der Gruppe, in der sich Meinungsverschiedenheiten auftun, sondern auch außerhalb, wobei man aufs Wohlwollen anderer Überlebender angewiesen ist. Kann man die totale Anarchie wieder in sowas wie Ordnung verwandeln? Leider weiß man nicht vorher, wie die anderen ticken, bis man es oft schmerzlich am eigenen Leibe erfahren hat - teilweise extrem blutig. An jeder Ecke trifft man Entscheidungen, die Konsequenzen nach sich ziehen: Der "Mann aus Szene 28" erinnert sich irgendwann dran, was man gesagt hat und handelt entsprechend. Nach dem Weltuntergang ist es allerdings schwer, konsequent zu sein, weil man auch für andere verantwortlich ist. Trotz seiner Kürze besitzt das Adventure einen sehr guten Wiederspielwert, der im Genre selten ist. Da kann man die oft nervige Bedienung leicht verschmerzen. Dafür ist das Ende furios und übertrifft an Heftigkeit sogar Teil eins.

Pro

spannende Story
Handlungen mit Konsequenzen
erinnert an Fernsehserie
elementare Fragen des Lebens
Gore-Szenen für Horrorfans
furioses Finale
ordentlicher Wiederspielwert

Kontra

Steuerung nicht immer optimal
teils nerviges Spiel auf Zeit
kaum echte Rätsel

Wertung

360

PlayStation3

PC

Beeindruckendes Lehrstück über das Leben nach dem Weltuntergang, das auch moralische Fragen aufwirft. Das furiose Finale ist besser als bei Episode eins.

iPad

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Kommentare

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