Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 314.03.2013, Jens Bischoff
Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm 3

Im Test:

Die Ninja-Abenteuer von CyberConnect2 zählen zweifelsohne zu den besten Naruto-Versoftungen Namco Bandais. Der jüngste Ableger, Generations, fiel jedoch merklich aus dem Rahmen und sorgte trotz aufgebohrter Charakterriege und Mehrspielerfunktionen für viele enttäuschte Gesichter. Mit Ultimate Ninja Storm 3 will man sich aber wieder auf die ursprünglichen Tugenden besinnen und ein packendes Abenteuer erzählen. Mit welchem Erfolg, verrät der Test.

Zurück zu den Wurzeln

Jeder, der von den eher spärlichen Kurzgeschichten in Generations enttäuscht war, darf aufatmen. Storm 3 bietet endlich wieder eine spannende, zusammenhängende und vor allem neue Geschichte, die bisher nur im Manga- bzw. Anime-Original erzählt wurde: Der vierte Ninja-Weltkrieg, dessen Inszenierung trotz hin und wieder überzogener Theatralik audiovisuell begeistert und bis ans Ende fesselt.

Ebenfalls endlich wieder mit von der Partie: Gigantische Bosskämpfe. Bereits gleich zu Beginn muss man sich dem vor den Toren Konohas Amok laufenden Neunschwänzigen in einem spektakulären Showdown stellen. Direkte Kampfhandlungen und situationsabhängige Reaktionstests gehen dabei Hand in Hand und sorgen nicht nur zum Auftakt für packende Momente vor eindrucksvoller Kulisse.

Die Qual der Wahl

Anschließend macht man auch gleich mit einer überraschenden Neuerung Bekanntschaft: Ultimative Entscheidungen. An bestimmten Punkten der Geschichte muss man sich als Spieler zwischen zwei Aktionsmöglichkeiten entscheiden. Prinzipiell hat man dabei die Wahl, sich als Held (einfach) oder Legende (schwer) zu beweisen. Entsprechend der getroffenen Entscheidung ändern sich aber nicht nur Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen, sondern auch das Inventar.

Je nach getroffener Entscheidung ändern sich Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen.
Je nach getroffener Entscheidung ändern sich Schwierigkeitsgrad, Handlung und Kampfgeschehen.
Je nachdem, ob man als Held oder Legende in den Kampf zieht, verfügt man über unterschiedliche Hilfsmittel wie Tränke, Fallen oder Wurfwaffen, die man aus einem stetig wachsenden Vorrat wählen kann. Zudem gewinnt man mit dem verwendeten Gepäck durch jeden Sieg an Erfahrung, wodurch es immer flexibler und geräumiger wird. Kann man anfangs z. B. nur einzelne schwache Regenerationstränke und Wurfmesser verwenden, steht einem später ein Arsenal an effektiven Aufputschmitteln und verheerenden Spezialwaffen zur Verfügung.

Guten Appetit!

Darüber hinaus kann man zwischen den Kämpfen auch schmackhafte Bentos verspeisen, um Verletzungen zu heilen und vorübergehende Stärkungen fürs nächste Gefecht zu erlangen. Neben Hilfsmitteln und Speisen kann man sein Geld natürlich auch wieder für allerlei Sammelobjekte wie Bilder, Spezialeffekte oder Titel ausgeben, mit denen man sich auch wieder virtuelle Visitenkarten für Online-Kämpfe basteln kann. Wer über Spielstände der Vorgänger verfügt, kann auch gleich einen Großteil der dieses Mal über 80-köpfigen Charakterriege freischalten - darunter auch wieder diverse Formen bzw. Altersstufen ein und derselben Person, wie allein vier Narutos.

PS3-Besitzer müssen vor Spielbeginn eine 4,6 Gigabyte belegende Zwangsinstallation über sich ergehen lassen. Die Ladeunterbrechungen sind aber trotzdem zahlreich und zehrend. Xbox-User bestimmen hingegen selbst, ob sie von Disk oder Festplatte spielen wollen, vermissen dafür aber eventuell die Option auf stereoskopische 3D-Darstellung, die wiederum der Sony-Konsole vorbehalten ist. Ansonsten gibt es jedoch keine nennenswerten Systemunterschiede.

Lost in Translation

Der Anime-Look weiß bis auf gelegentliches Konturenflackern zu gefallen.
Der Anime-Look weiß bis auf gelegentliches Konturenflackern zu gefallen.
Grafisch wird authentisches Anime-Flair geboten, wobei die Darstellung besonders feiner Konturen wie Falten oder Nähte nach wie vor mit unschönem Geflacker zu kämpfen hat. Ebenfalls unverbessert präsentiert sich die völlig asynchrone englische Tonspur, deren teils um mehrere Sekunden versetzter Einsatz nicht nur ungemein dilettantisch wirkt, sondern auch wertvolle Atmosphärepunkte verspielt.

Zum Glück kann man auch auf akkuraten japanischen Originalton umstellen, muss dann aber ohne entsprechende Sprachkenntnisse selbst bei Kampfhandlungen auf die deutschen Untertitel schielen, um nichts zu verpassen. Die Übersetzer haben dabei aber immerhin gute Arbeit geleistet und sogar Reimformen berücksichtigt. Vielleicht wäre es nicht nur im Hinblick auf die jüngeren Fans sogar mal an der Zeit, sich an eine deutsche Vertonung zu wagen. Die musikalische Untermalung verdient ebenfalls Lob und überzeugt auch in eher ruhigen Momenten mit sehr gefühlvollen Klängen.

Bewährte Rezeptur

Das auf Timing und Energieverwaltung setzende Kampfsystem blieb nahezu unverändert.
Das auf Timing und Energieverwaltung setzende Kampfsystem blieb nahezu unverändert.
Am eingängigen Kampfsystem hat sich kaum etwas geändert. Energieverwaltung (Chakra) und Timing stehen noch immer im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen. Es gibt nach wie vor nur eine Angriffstaste, mit der man charaktertypische Kombos ausführen kann. Ein Auswendiglernen von Move-Listen wird dadurch auf ein Minimum reduziert. Selbst die wichtigsten Spezialangriffe sind charakterübergreifend einheitlich, so dass man schnell ins Spiel findet und spektakuläre Manöver vom Stapel lassen kann, solange man clever mit seiner Energie haushaltet und den richtigen Zeitpunkt abwartet.

Stupides Tastenhämmern ist dank gezielter Kontermöglichkeiten, einfacher Blocks und schneller Positionswechsel nur selten von Erfolg gekrönt, so dass die Kämpfe trotz simpler Grundmechanik nie zu plumpen Schlagabtäuschen verkommen. Geübte Spieler verkürzen und verlängern geschickt den Abstand zum Gegner, brechen Blocks, sammeln gezielt Energie und greifen im richtigen Moment auf ausgewählte Hilfs-Charaktere oder mitgeführte Kampfobjekte zurück. Auch Sprünge, schnelle Sprints, Würfe, Verwandlungen und der Einsatz von Distanzwaffen sind erlaubt.

Spektakuläre Momente

Die spektakulären Bosskämpfe zählen zu den Highlights im Story-Modus.
Die spektakulären Bosskämpfe zählen zu den Highlights im Story-Modus.
Sehr imposant sind einzeln oder als Team ausgeführte Spezialangriffe (ultimative Jutsus), die zwar viel Energie kosten, aber bei erfolgreicher Anwendung verheerenden Schaden anrichten und bildgewaltig präsentiert werden. Blitzschnelle Ausweichmanöver in den Rücken des Gegners (Kunst des Tauschens) sind wie in Generations zahlenmäßig begrenzt und laden sich nur langsam wieder auf, so dass wieder eine taktische Note mitschwingt.

Neu sind hingegen Kämpfe gegen Gruppen von Gegnern, die aber nur selten spannend sind und oft unter Übersichtsproblemen leiden. Eine interessante Erfahrung stellen sie zum Teil aber dennoch dar. Vor allem gegen Ende werden ein paar überraschende Konstellationen aufgefahren. An die mehrstufigen Einzel-Bosskämpfe, bei denen bestimmte Leistungen und Aktionen mit zusätzlichen Bonusszenen belohnt werden, kommen die Gruppenkämpfe allerdings nicht heran.

Nur keine Langeweile

Zeit, die Spielwelt zu erkunden, bekommt man dieses Mal erst sehr spät.
Zeit, die Spielwelt zu erkunden, bekommt man dieses Mal erst sehr spät.
Auch abseits der Haupthandlung gibt es wieder einiges zu tun und zu entdecken. Bis auf wenige Ausnahmen stehen Aufträge und Gesuche der Dorfbewohner dieses Mal erst nach Abschluss der Hauptgeschichte zur Verfügung. Das mag gewöhnungsbedürftig sein, sorgt aber dafür, dass die Geschichte nicht durch ausufernde Sammel- und Botengänge ins Hintertreffen gerät. Die meisten Nebenaufgaben sind aufgrund des vergleichsweise öden Missions- und Leveldesigns aber leider zu keiner Zeit besonders prickelnd, auch wenn man begleitend noch eine interessante Nebengeschichte erleben, Schlüsselkämpfe wiederholen und zusätzliche Ereignisse freischalten kann.

Die Einteilung der Spielwelt in viele winzige, zum Teil mit chaotischen Perspektivenwechseln miteinander verbundene Versatzstücke ohne nennenswerte Erkundungsreize ist sicher auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Dafür kann man wieder Freundschaften mit potentiellen Teamgefährten pflegen, wozu erneut die interaktive Seelsorge via Briefwechsel zählt. Wer will, kann dieses Mal auch den Gewaltgrad im Menü hochschrauben und so z. B. Einfluss auf die Darstellung bestimmter

Die neuen Gruppenkämpfe sind leider wenig spannend und oft unübersichtlich.
Die neuen Gruppenkämpfe sind leider wenig spannend und oft unübersichtlich.
Story-Sequenzen nehmen, in denen dann auch mal Blut fließt.

Bei den Spielmodi kann man neben dem storybezogenen Abenteuermodus, auch freie Off- und Online-Kämpfe bestreiten. Duelle sind sowohl mit als auch ohne Hilfs-Charaktere möglich, an Turnieren können bis zu acht Spieler mitmischen und beim Training kann man seinen Sparringspartner individuell konfigurieren. Ranglisten sind ebenfalls vorhanden. Auch beim Matchmaking gibt es trotz überschaubarer Optionen nicht viel zu kritisieren. Man kann nicht nur Spieler gleicher Stufe, sondern auch gleicher Region suchen und neben Anzeigen für Kampfstatistik, Spielabbrüche und Verbindungsqualität gibt es auch eine praktische Revanche-Funktion.

Fazit

Nach dem sehr schwachen Generations-Auftritt meldet sich Naruto in Storm 3 erzählerisch eindrucksvoll zurück. Dabei wird nicht nur ein neues, sondern für mich auch das bisher packendste Kapitel des blonden Ninjahelden aufgerollt. Dramaturgie und Inszenierung sind bis auf die wieder einmal völlig asynchrone englische Tonspur (zum Glück gibt's auch japanischen Originalton!) eine Wucht, die Bosskämpfe spektakulärer denn je und die neuen Entscheidungsmöglichkeiten eine motivierende Bereicherung. Auch Charakterriege und Mehrspielerangebot überzeugen, während man die bewährt handliche Kampfsteuerung nahezu unverändert ließ. Schade nur, dass Quest- und Leveldesign vergleichsweise schwach wirken und der an sich famose Anime-Look nach wie vor Darstellungsprobleme mit besonders feinen Konturen hat. Auch die Ladeunterbrechungen nagen noch immer am Spielfluss. Aber unterm Strich ist dies das bis dato beste Naruto-Abenteuer und nicht nur für Serienfans eine lohnenswerte Investition!

Pro

frische Story
authentischer Anime-Look
packende Inszenierung
üppige Charakterriege
spektakuläre Bosskämpfe
kurzweilige Mehrspielermodi
handliche Steuerung
neue Entscheidungsmöglichkeiten
individuelle Item-Paletten
stereoskopischer 3D-Modus (PS3)

Kontra

mäßiges Quest
& Leveldesign
asynchrone englische Tonspur
häufige Ladeunterbrechungen
teils unschönes Konturenflimmern
4,6 GB große Zwangsinstallation (PS3)

Wertung

360

Ein klasse Spiel mit packender Inszenierung, fulminanten Kämpfen und kurzweiligem Mehrspielerangebot.

PlayStation3

Ein klasse Spiel mit packender Inszenierung, fulminanten Kämpfen und kurzweiligem Mehrspielerangebot.

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