Battlefield 431.10.2013, Eike Cramer
Battlefield 4

Im Test:

Bereits zum zweiten Mal schickt EA sein Mehrspieler-Zugpferd Battlefield 4 (ab 7,00€ bei kaufen) in ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Call of Duty. Besonders bei der im Vorgänger zu Recht gescholtenen Kampagne hat Dice im Vorfeld Besserung versprochen. Können die Schweden endlich auch Einzelkämpfer überzeugen? Mehr dazu im Test.

„Total Eclipse of the Heart“

Es gibt diese Momente im Leben eines Marines, da läuft so ziemlich alles schief. Erst wird der Helikopter abgeschossen, der mich aus der Gefahrenzone retten soll - tolle Idee, diese Dachlandung! Dann bricht das Haus nach massivem Beschuss zusammen. In den Trümmern verliert Sergeant Dunn, die vermutlich kürzeste Sprechrolle von Moritz Bleibtreu seit World War Z, auch noch sein Bein und das Squad schafft es gerade so in einen beschlagnahmten Jeep.  Mit diesem rase ich die Küste entlang, bis ein Havoc die Reise unsanft stoppt. Jetzt versinkt das Auto in den Fluten, während Bonnie Tylers Superhit aus den Boxen plärrt. Was für ein Tag!

Okay, ich gebe zu: So erzählt klingt der Einstieg in die Kampagne von Battlefield 4 beinahe spannend. Aber das ist er nicht. Mein Tombstone Squad ist in Baku unterwegs, um „Intel“ zu sammeln. Dabei geraten wir in ziemlich heftige Gefechte mit russischen Speznaz-Einheiten, die uns auf der Flucht aufhalten wollen. Diese werden in großer Anzahl auf dem Weg durch die Stadt umgelegt, bis das Missionsziel erreicht ist. Alles, wirklich alles, hat man schon an anderer Stelle gesehen. Ja, es sieht nett aus, ja es kracht und rummst sehr ordentlich. Aber spielerisch wirkt Battlefield 4 extrem generisch; fast so wie eine Bonnie-Tyler-Ballade.

Böser Chinese gegen den Rest der Welt

Hübsch, hübscher, Battlefield 4. Auf dem PC zeigt die Frostbite-3-Engine, was derzeit machbar ist.
Hübsch, hübscher, Battlefield 4. Auf dem PC zeigt die Frostbite-3-Engine, was derzeit machbar ist.
Da wäre zum Beispiel die völlig idiotische Hintergrundgeschichte, über deren Ende dringend der Mantel des Schweigens gelegt werden sollte. Es gibt also böse Chinesen-Rebellen, die unter General Chang gegen gute Reformer-Chinesen kämpfen? Und die Russen machen auch noch irgendwie mit? Warum eigentlich? Das wird lieber gar nicht erst zu erklären versucht. Es wird von Dice auch völlig versäumt, ein echtes Feindbild aufzubauen. Die chinesischen Truppen sind gesichtslose Klonsoldaten, die von einem bösen Obermotz ins Feld geführt werden, der im ganzen Spiel nicht in Erscheinung tritt. Warum er tut, was er tut? Weil er es kann! Story? Ach komm! Amerika!

Stattdessen wird geballert, was das Zeug hält: Eine gigantische EMP-Bombe schaltet nicht nur ganz Schanghai, sondern auch die siebte Flotte der US-Marine im südchinesischen Meer aus. Während man sich noch fragt, wie das eigentlich sein kann, explodieren schon wieder Flugzeugträger, fallen Helikopter zu Dutzenden vom Himmel, werden Staudämme gesprengt und Militärausrüstung im Wert von mehreren Milliarden Dollar zu Schrott geschossen.  Alles ist blau und orange und für den massiven Einsatz von Lensflares würde sich sogar J.J. Abrams schämen. Battlefield goes Transformers, nur dass Megan Fox nicht auftaucht. Und sich vermutlich sogar Michael Bay weigern würde, derart schlechte Dialoge auf Zelluloid zu bannen.

150 Punkte:  Gehirn ausgeschaltet

Die Lichtstimmungen sind mitunter traumhaft ...
Die Lichtstimmungen sind mitunter traumhaft ...
Passend dazu wurde auch die Mechanik der Kampagne dem Anspruch von Popcorn-Kino angepasst. Man ballert sich großteils wie auf Schienen durch enge Areale, die voll sind mit grenzdebilen Gegnern. Ja, manchmal werfen diese Granaten oder wechseln die Deckung. Viel zu oft rennen sie aber blind, gerne auch in Dreiertrupps,  über offenes Gelände. Als Ausgleich arbeiten die Entwickler mit dem alten Trick, Feinde im Rücken des Spielers erscheinen zu lassen. Das führt zu mitunter absurden Situationen: Ich räume mit einem BMT den Zugang zu einem Tunnel und parke sehr dicht vor dem Eingang, rücke in den Tunnel vor und plötzlich werde ich von hinten beschossen. Spawn-Auslöser im Tunneleingang? Das ist Spieldesign aus dem letzten Jahrzehnt. Ebenso wie die Freund-KI übrigens, die quasi nicht existiert und erst agiert, wenn ich ihr manuell Ziele zuweise. Gut funktioniert hingegen die präzise Steuerung sowie das neue Deckungssystem, das den Spieler um Ecken linsen lässt. Alles ist ein wenig flüssiger, polierter und runder als noch in Teil 3.

Nicht so schön ist, dass Spieler, zumindest wenn es nach den Schweden geht, scheinbar auch in der Kampagne für jede einzelne Aktion belohnt werden müssen. Jeder Kill, jede Granate wird nämlich mit einer Einblendung quittiert: 100 Punkte: Feind ausgeschaltet, 25 Punkte: Kopfschuss, 200 Punkte: Mehrfachkill. Liebe Freunde von Dice: Das nervt! Ich tue nämlich genau das, was ich in einem Shooter halt tun soll: schießen. Ich brauche dafür keine abstrakten Punkte. Schon gar nicht, um damit Medaillen und Waffen freizuschalten. Ich brauche keine „Mehrspieler-Erfahrung“ im Einzelspieler! Weiterer Spieldesign-Lapsus: Überall auf dem Schlachtfeld stehen Kisten, an denen ich im heftigsten Gefecht entspannt meine komplette Ausrüstung wechseln kann. Schlachtfeldatmosphäre? Kein Stück! Stattdessen fühle ich mich an einen Arcade-Shooter wie Bulletstorm erinnert.  Dazu passend können mit dem Fernglas Feinde in einem Gebiet dauerhaft markiert werden. Was mit Nanosuit und Co. noch halbwegs Sinn ergibt, wirkt hier wie ein billiger Kniff, um es dem Spieler nicht zu schwer zu machen.

Delirium Trigger

... auch wenn zu oft der orange-blaue Hochglanzlook aktueller Kinoproduktionen dominiert.
... auch wenn zu oft der orange-blaue Hochglanzlook aktueller Kinoproduktionen dominiert.
Dummerweise ist der spielerische Tiefpunkt damit aber immer noch nicht erreicht. Diesen haben sich die Schweden nämlich für die Missionsziele aufgehoben. Damit meine ich nicht mal die recht einfallslosen Einsätze wie „Rette die VIPs“ oder „Lege das C4“, sondern die Trigger, die diese Ziele auslösen. Ein Beispiel aus der dritten Mission „Südchinesisches Meer“: Ziel des letzten Abschnitts ist es, mit einem Patrouillenboot das rettende Tiefendeck des Flugzeugträgers USS Valkyrie zu erreichen. Richtungspfeil und Missionsmarker sind sich einig, ich steuere also mit Höchstgeschwindigkeit auf die offenen Fluttore zu. Dummerweise hält die Valkyrie ihren Abstand zu mir. Auch bei 80 km/h (ca. 43 Knoten), einem absurden Wert für einen Flugzeuträger.

Das Problem: Es sind noch Feinde im Gebiet. Erst wenn ich wirklich jedes Schlauchboot und jeden Helikopter abgeschossen habe, kann ich mich in den rettenden Schiffsrumpf begeben.  Dieses Phänomen wiederholt sich in den sieben Einsätzen mehrfach. Selbst wenn das Ziel darin besteht ein Gebiet zu verlassen, muss dies zunächst geräumt sein. Gerade in Missionen, wo mir Zeitdruck oder Bedrohung vorgegaukelt wird, wirkt dies ziemlich deplatziert.

Leise Töne, gute Momente

Die Charaktere sind zwar toll anzuschauen, die Dialoge aber flach und die Handlung hanebüchender Unsinn.
Die Charaktere sind zwar toll anzuschauen, die Dialoge aber flach und die Handlung hanebüchener Unsinn.
Dennoch gibt es sie auch hier: die guten Momente. Da ist zum Beispiel dieser ruhige Spaziergang über einen Flugzeugträger, bei dem man den Gesprächen von Kameraden lauschen kann. Da ist diese Mission, in der man sich aus einem unterirdischen Gefängnis befreien muss (zuvor gibt es eine überflüssige Folterszene) und lange auf offene Konfrontation verzichten sollte. Da ist dieser Moment, in dem das brennende Wrack eines verbündeten Schiffes neben dem eigenen Träger auftaucht und entsetzte Stille herrscht.

Apropros Stille: Die Geräuschkulisse in Battlefield 4 ist großartig. Überall kracht, knallt und schreit es, Musik setzt im richtigen Moment ein und Explosionen erschüttern den Subwoofer. Genau so sollte sich das virtuelle Schlachtfeld anhören! Auch die deutschen Synchronsprecher machen einen richtig guten Job – die Dialoge sind dadurch aber nicht weniger stupide.

Kulissenprimus PC

Das Markieren mit dem Fernglas ist nicht nur zu einfach, sondern wirkt auch deplatziert.
Das Markieren mit dem Fernglas macht vieles nicht nur zu einfach, sondern wirkt auch deplatziert.
Die Schlachtfelder sind angenehm abwechslungsreich. Zwar sind Auswahl und Abfolge eher Standard (Wüste, Stadt, Schiff, Gebirge), können aber schon auf den alten Konsolen mit vielen Details und stimmiger Kulisse glänzen. Da neigen sich Bäume im Tropensturm, da glitzert die Sonne auf schneebedeckten Gipfeln: Battlefield 4 ist hübsch. Hübsch war allerdings auch der Vorgänger, seit dem jedoch so gut wie keine Entwicklung stattgefunden hat. Denn noch immer übertrumpft ein Killzone 3 oder auch aktuell Assassin’s Creed 4 die stellenweise arg verwaschenen Oberflächen und teils mäßigen Effekten der PS3- und 360-Version. Zudem plagt sich die Frostbite 3 mit Textur-Nachladern, starkem Kantenflimmern und Tearing. Außerdem gibt es bei aufgewühlter Wasseroberfläche hässliche Fehler in der Kollisionsabfrage mit Booten. Es ist spürbar, dass Dice angesichts der nahenden Release von PS4 und Xbox One nicht mehr alle Ressourcen in eine optimale Portierung  gesteckt hat, auch wenn Trefferanimationen und vor allem die Gesichter der Squadkameraden überzeugen können.

Ganz anders ist die Situation auf dem PC: Unter DirectX lässt die Frostbite-3-Engine so richtig ihre Muskeln spielen. Oberflächen, Beleuchtung und Effekte gehören, eine moderne Grafikkarte vorausgesetzt, zum Ansehnlichsten, was es momentan zu bestaunen gibt. Selbst von Schüssen aufgewirbelte Staubwolken zeigen Schatten und verwehen in Windrichtung, Explosionen sind partikelgeladen und die Charaktermodelle sind fantastisch modelliert und animiert. Zudem sind die Schauplätze ständig voll mit Bewegungen: ob kreisende Vogelschwärme, flatternde Bauplanen oder durcheinanderwirbelnde Papierstapel. Battlefield 4 liegt damit technisch vor dem derzeitigen Klassenprimus Crysis 3. Die Distanz zur aktuellen Konsolengeneration ist dabei immens und im direkten Vergleich wirken die Versionen für PS3 und 360 wie aus einer anderen Dekade. Die Spannung, ob PS4 und Xbox One da mithalten können, steigt.

Die Crux mit den Skripts

Die KI ist bisweilen eine Katastrophe. Dieser Gegner z.B: weigerte sich minutenlang uns wahrzunehmen oder anzugreifen.
Die KI ist bisweilen eine Katastrophe. Dieser Gegner z.B. hat mich minutenlang nicht wahrgenommen oder angegriffen.
Eines wird während der Kampagne deutlich: Geskriptete Szenen à la Call of Duty sind einfach nicht die Stärke der Battlefield-Entwickler. Während bei den US-Blockbustern das Augenmerk meist automatisch auf die spektakulärsten Szenen gelenkt wird, können einem hier Details wie z.B. ein versinkender Flugzeugträger entgehen, da man anderweitig beschäftigt ist. Zudem sind einige der Skripts fehlerhaft oder erzeugen erzählerische Inkonsistenz. So kramen meine Soldaten z.B. nach einer der pathetischen Ansprachen in einer Endlosschleife in ihren Taschen, weil ein Auslöser nicht funktioniert. Nur ein Neustart des Checkpunktes schuf Abhilfe. An anderer Stelle ließ sich ein Heli partout nicht mit einem Granatwerfer abschießen – bis mein Charakter, der während der gesamten Kampagne kein einziges Wort spricht, in einer geskripteten Sequenz genau das tut.

Übrigens, Charaktere: Davon ist mir in Battlefield 4, im eigentlich Wortsinn, kein einziger begegnet. Die Protagonisten sind allesamt oberflächliche Abziehbilder stereotyper Rollen aus Actionfilmen der 80er Jahre. Da ist der unerfahrene Neuling, der knurrige Veteran, der heroische Squadleader, die undurchschaubare Agentin, der fiese CIA-Agent: platter geht es kaum. Zudem bleibt die eigene Figur dem Spieler unbekannt. Er spricht nicht und es gibt auch keinerlei Informationen zu seinem Hintergrund oder seiner Motivation bei den Marines.

Update: Wie schlägt sich der Multiplayer?

Die Mehrzahl der Karten sind klasse designt.
Die Mehrzahl der Karten sind klasse designt.
Die Kampagne von Battlefield 4 ist ziemlicher Murks. Den meisten Spielern dürfte das aber egal sein, denn für sie war und ist die Reihe in erster Linie ein erstklassiges Mehrspieler-Erlebnis, das mit riesigen Karten, einer gelungenen Mischung aus Infanterie- und Vehikel-Action sowie unterhaltsamen Modi und einem motivierenden Rangsystem die Internetleitung zum Glühen bringt.

Der jüngste Ableger bildet da keine Ausnahme: Hier zeigt DICE erneut, warum das Studio zu den Besten gehört, wenn es auf den Mehrspieler-Schlachtfeldern ordentlich zur Sache gehen soll. Da wäre zum einen das großartige Design der zehn zum Start verfügbaren Karten, die erfreulich abwechslungsreich gestaltet wurden: Urbane Schauplätze wie Shanghai und Singapur sind mit ihren mächtigen Wolkenkratzern nicht nur eine beliebte Spielwiese für Scharfschützen. Im Inneren der Gebäude dominieren Schusswechsel auf kurze Distanz, während draußen Panzer sowie andere Vehikel über die Straßen rollen bzw. Jet-Piloten mit beeindruckenden Reflexen zwischen den Häuserschluchten hindurch fliegen oder mit Hubschraubern den Luftraum sichern.

Von der Stadt aufs Land

Bei "Sturm auf Parcel" weht eine steife Brise.
Bei "Sturm auf Parcel" weht eine steife Brise.
Ländlicher geht es auf den Karten Golmud Railway und Rogue Transmission zu: Hier warten riesige Areale, in denen sich nur wenige Gebäude oder befestigte Straßen finden und stattdessen freie Grasflächen sowie kleine Felsformationen die Landschaft prägen. Entsprechend eignen sich die Maps vor allem für den Einsatz von Panzern und Lufteinheiten. Cool: Bei Golmud Railway fährt eine schwer bewaffnete Lokomotive die Gleisstrecke ab und stellt bei Eroberung quasi einen mobilen Basispunkt dar. Wer hier die Kontrolle hat, wird die zusätzliche MG-Power zu schätzen wissen. Bei Rogue Transmission scheint man sich dagegen an Goldeneye orientiert zu haben, bei der eine riesige Parabol-Antenne im Mittelpunkt steht. Auch die Karte Lancan-Dam könnte aus der Einführungsszene des Bond-Streifens stammen, wird das kleine Industriegebiet doch von einem ähnlich mächtigen Damm und kleinen Seen umgeben, auf denen man mit  Kanonenbooten schon mal erste Kampferfahrungen im kühlen Nass sammeln kann.

Auf Parcel Storm werden die Seegefechte dann auf die Spitze getrieben: Die Karte besteht aus vielen kleinen Inselgrüppchen und Stränden – ohne Jet-Skies, Boote und beherztes Schwimmen geht hier nicht viel, zumal einer der Basispunkte sogar auf einem entfernten Schiffswrack liegt, das erst einmal erreicht werden will. Wie es der Name schon andeutet, schlägt im Laufe der Partie das Wetter auf der Karte um: Der anfängliche Sonnenschein weicht der zunehmenden Bewölkung, starken Windböen und prasselndem Regen, wobei das Naturschauspiel dank starkem Wellengang nicht nur die Kontrolle über die Wasser-Vehikel, sondern auch die Sicht beeinträchtigt. Auf der Hainan-Resort-Karte gibt es zwar keinen Wetterwechsel, doch kommt die Tropen-Kulisse hier ähnlich stark zur Geltung wie bei Parcel Storm – mit dem Unterschied, dass hier ein Hotelkomplex, Pools und kleine Hütten im Mittelpunkt der weitläufigen Landschaft stehen, bei denen Fahr- und Flugzeuge sowie Boote ebenfalls sinnvoll ausgiebig genutzt werden sollten.

Die Flut!

Egal ob zu Wasser...
Egal ob zu Wasser...
Selbst ein Abstecher in ein verschneites Gebirge mit einem Gefängniskomplex wird geboten, doch regiert bei „Operation Locker“ vornehmlich das Chaos. Die Gefechte in den vielen engen Gängen erinnern eher an ein Gemetzel und cleveres Flankieren von Stellungen ist hier nur schwer möglich, da man meist mit Granaten oder Raketenwerfern vom Vorrücken abgehalten wird. Trotzdem beeindruckt vor allem das kleine Außenareal mit seiner schönen Weitsicht und dem Schneetreiben. Deutlich weniger imposant geht es auf der Karte Zavod 311 zu: Die russische Wald-Landschaft mit ihren zwei Fabrikhallen und einem Panzerfriedhof wirkt sehr generisch und zählt für mich zusammen mit dem Lancan-Dam zu den eher schwächeren Maps, weil ihnen das gewissen Extra fehlt. Extras, die z.B. auch Flood Zone bietet, denn die Karte überzeugt mit ihren zahlreichen Dächern, Treppenhäusern und engen Gassen nicht nur durch ihren vertikalen Aufbau, sondern wird auch von einer riesigen Flutwelle heimgesucht, die große Teile der Kulisse unter Wasser setzt.

Levolution als sinnvolle Evolution

...zu Land...
...zu Land...
Ereignisse wie diese bezeichnet DICE als „Levolution“. Sie werden von Spielern ausgelöst, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind und sorgen z.B. dafür, dass in Shanghai ein Wolkenkratzer einstürzt, der Damm bricht oder ein gekentertes Kriegsschiff das Inselparadies von Parcel Storms verwüstet. Doch es sind nicht nur diese „großen Momente“ innerhalb der Karten, denn Levolution findet auch schon in einem kleinen Rahmen statt und erhöht dadurch die Dynamik auf den Karten. Das können z.B. Container sein, in denen man sich einschließen kann. Oder Schutz-Rollläden, die man auf Knopfdruck herunter lassen kann, um seine Position besser verteidigen zu können. Selbst Elemente wie Metall-Detektoren, die beim Durchgehen einen Alarm auslösen, haben Einfluss auf das Spielgeschehen, da man seine Position verrät. Schließt man im Knast die eine oder andere Tür ab, kann man seinen Gegnern sogar komplett den Weg abschneiden und sie bewusst zu einer Ausweich-Route zwingt, auf der Kameraden schon mit gezückten Waffen warten. Kurzum: Das „Levolution-Prinzip“ ist eine gelungene Bereicherung für die Battlefield-Reihe, auch wenn der ganz große Rumms mit steigender Spielzeit etwas an Reiz verliert, da der Überraschungseffekt ausbleibt. Ich hoffe, in Zukunft lässt sich DICE noch mehr einfallen, wie man die Karten weiter durch solche Ereignisse umkrempeln kann.

Counterstrike in Battlefield

...oder in der Luft: Hier geht es überall zur Sache!
...oder in der Luft: Hier geht es überall zur Sache!
Hinsichtlich der Modi wurde viel aus dem Vorgänger übernommen – allen voran die klassische Battlefield-Eroberung, bei der man Basispunkte einnehmen und halten muss, damit das gegnerische Team seine Tickets schneller verliert als die eigene Truppe. „Domination“, quasi der kleine Bruder von Conquest auf kleineren Karten und ohne Vehikel, findet sich hier genauso wie Rush und Team sowie Squad Deathmatch. Auf der anderen Seite vermisst man Klassiker wie „Capture the Flag“, die im Vorgänger noch via DLC nachgereicht wurden. Neu hinzugekommen ist Obliteration: Hier besteht die Mission darin, eine zufällig auf der Karte platzierte Bombe in Besitz zu bringen und in möglichst allen drei Zielen des gegnerischen Teams detonieren zu lassen, während man gleichzeitig die eigenen Objekte vor Angriffen schützen sollte. Klingt ein bisschen wie Counter-Strike, oder? Auf jeden Fall macht es ähnlich viel Spaß! Der zweite neue Modus namens Defuse („Entschärfung“) verlegt das Konzept in einen deutlich kleineren Maßstab: Kämpfen in Obliteration noch bis zu 32 Spieler (Konsolen: 24) um den Sieg, treten hier zwei Teams mit jeweils fünf Soldaten an, um entweder ein festgelegtes Ziel zu zerstören oder alle Mitglieder des feindlichen Squads zu eliminieren. Hinzu kommt, dass im Gegensatz zu Obliteration hier Respawns nicht erlaubt sind – entsprechend kostbar ist das virtuelle Leben.

Schutzlos ausgeliefert

Über den Dächern von Shanghai.
Über den Dächern von Shanghai.
Apropos Respawns: Hier braucht man oft starke Nerven, wenn man nicht im sicheren Hauptquartier, sondern bei seinem Squad oder hart umkämpften Basispunkten wieder ins Spiel einsteigen will. Oft genug erfolgt der Eintritt nämlich mitten im Kugelhagel und schon eine Sekunde nach dem Respawn hat man schon wieder eine Kugel im Kopf. Meine Güte, was ist das nervig! Dabei hatte man doch bei Battlefield: Bad Company schon eine passende Lösung für dieses Problem und gewährte dem Spieler in den ersten Sekunden nach dessen Wiedereintritt eine Unverwundbarkeit. Warum nicht auch hier?

Der Commander ist zurück!

Nur einem kann nichts passieren: dem Commander. Er koordiniert im zurückgekehrten Commander-Modus seine Sturmsoldaten, Pioniere, Unterstützungs-Einheiten und Aufklärer aus sicherer Entfernung und kann dabei das Zünglein an der Waage sein, das über Sieg und Niederlage entscheidet. Als Commander greift man zwar nicht mehr selbst aktiv zur Waffe, kann seinen Truppen am Boden aber nicht nur Ausrüstungspakete schicken, sondern ihnen mit Aufklärungsdrohnen einen besseren Überblick verschaffen oder EMP-Drohnen losschicken, um die Elektronik des Feindes zu stören. Wenn es hart auf hart kommt, schickt man auch mal Cruise Missiles auf die Reise, deren Auswirkungen verheerend sind. Allerdings stehen Optionen wie diese nur im begrenzten Umfang zur Verfügung. Darüber hinaus steht es dem Commander zu, Squads zu befördern, um z.B. einen Fahrzeugabwurf, einen verkürzten Wiedereinstieg oder andere Boosts zu ermöglichen. Ebenfalls nicht uninteressant: Der Commander darf Spieler des gegnerischen Teams als wichtige Ziele (High Value Targets) markieren, sobald sie einen Kill-Streak von sechs oder höher aufweisen. In diesem Fall ist die Markierung 45 Sekunden lang für alle Spieler auf dem Bildschirm zu sehen, damit nicht nur das Angriffsziel hervorgehoben wird, sondern auch die Teamkameraden wissen, wen sie beschützen müssen.

Ideale Voraussetzungen für Scharfschützen gibt es genug.
Ideale Voraussetzungen für Scharfschützen gibt es genug.
Die Möglichkeit, als Commander zu agieren, wird erst mit dem Erreichen des zehnten Rangs freigeschaltet. Zwar ist die Bedienung an den Konsolen mit dem Controller etwas gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem ist es schön, dass der Modus zurückgekehrt ist. Übrigens soll man auch „unterwegs“ via Tablet als Commander in die Partien eingreifen dürfen, doch haben wir diese Option (noch) nicht ausprobiert. Doch auch ohne „Oberbefehlshaber“ kann jeder Soldat auch individuell Ziele mit einem rudimentären Befehlssystem vorschlagen oder um Unterstützung bitten. Das A und O bleibt selbstverständlich das Markieren von gesichteten Gegnern.

Übung macht den Meister

Gerade für Anfänger ist das neue Testgelände eine fantastische Chance, sich mit zahlreichen Möglichkeiten vertraut zu machen, die im Mehrspieler-Bereich angeboten werden. Jede Waffe und jedes Vehikel steht auf diesem gigantischen Militärspielplatz bereit, um ausprobiert zu werden. Und da nicht jeder intuitiv weiß, wie man z.B. einen Helikopter fliegt, bekommt man auch noch ein kleines Tutorial dazu, das die einzelnen Steuerungs-Mechaniken vorstellt. Neben all den Panzern, Jeeps, Kanonenbooten, Artillerie-Geschützen und Quads vermisst man allerdings Motorräder, die im Vorgänger noch den Fuhrpark bereicherten. Auch hätte es sicher nicht geschadet, neben beweglichen und statischen Zielscheiben zu Übungszwecken auch eine Bot-Integration geboten hätte.

Trotzdem kann man DICE sicher nicht vorwerfen, zu wenig Inhalt zu bieten. Alleine, was man hier  alles an zusätzlichen Waffen, Ausrüstung, Skins und weiteren Objekten freischalten kann, ist der absolute Wahnsinn! Ab und zu bekommt man auch so genannte Battlepacks spendiert, die zufällig zusammengewürftelte Extras enthalten. Neben frischer Ausrüstung findet man dort auch hin und wieder zeitlich begrenzte XP-Boosts für einen kleinen Punkteregen.

Viele technische Probleme

Battlelog
Sowohl PS3 und 360 als auch PC sind an Battlelog angebunden.
Levolution, wunderbar designte Karten, massig Waffenkram und Fahrzeuge sowie gelungene Spielmodi: Inhaltlich machen die Schweden eigentlich alles richtig! Bei der Technik sieht es ähnlich aus – zumindest, wenn man einen leistungsstarken PC sein Eigen nennt. Die Kulissen sind hier ähnlich prachtvoll wie in der Kampagne, überzeugen trotz kleiner Fehler wie Pop-ups durch einen schier unglaublichen Detailreichtum und demonstrieren die Grafik-Power, die man modernen Grafikkarten entlocken kann. Wenn man die 360- und PS3-Fassung direkt daneben hält, glaubt man, wieder in der PS2-Ära gelandet zu sein. Aber es sind nicht nur die matschigen Kulissen und  Flimmerkanten in der Kombination mit einer geringeren Auflösung und Bildrate, die stellenweise übel in den Keller geht. Nein, es sind vor allem die vielen Grafikfehler, die sauer aufstoßen: Ja, es kann schon mal passieren, dass Texturen erst später geladen werden, was hier auch mal „sehr viel später“ werden kann. Wenn aber komplette Gebäudefassaden flackern oder ganz verschwinden und dadurch sogar die Position gegnerischer Spieler im Inneren verraten, ist Schluss mit lustig. Hier wird mehr als deutlich, dass Frostbite 3 eigentlich nicht mehr für PS3 und 360 gemacht und optimiert wurde, wobei die kargen Kulissen sicher auch der Preis dafür sein dürfte, den man für die gestiegene Anzahl an Spielern gezahlt hat.

Noch ist alles ruhig...
Noch ist alles ruhig...
Über den Bug, bei dem teilweise Menü-Texte übereinander gelegt oder doppelt angezeigt werden, könnte man vielleicht noch hinwegsehen. Auch das die Motorengeräusche bei einigen Vehikeln einfach mal ausfallen. Aber eingefrorene Bildschirme und Konsolen oder Abstürze sind ein ernstes Problem, das alle Plattformen betrifft, aber auffällig häufig am PC auftritt. Dort treten auch mitunter heftige Lags deutlich stärker in Erscheinung als auf PS3 und 360, wo der Netzcode einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Klar, auf den PC-Karten treiben sich mit 64 Teilnehmern deutlich mehr Spieler herum. Trotzdem müssen das die Server bei einem Spiel wie diesem stemmen können – und der Vorgänger hat gezeigt, dass es geht. Vor zwei Jahren hatten wir mit Battlefield 3 keine solchen Probleme. So aber kosten die vielen technischen Schwierigkeiten den Gold-Award, den zumindest die PC-Fassung schon im Visier hatte. Bleibt zu hoffen, dass DICE schnell einen Patch nachliefert – zumindest ist man sich der Probleme bereits bewusst. Schade auch, dass man sogar am PC weiterhin keine LAN-Unterstützung vorsieht – Battlelog sei „Dank“, das mittlerweile immerhin besser in die Fassungen für PS3 und 360 integriert wurde.

Fazit

Was für ein Murks! Als das Ende der Kampagne über den Bildschirm flimmert, bin ich enttäuscht. Das ist eine der schwächsten der letzten Shooter-Jahre. Die Geschichte ist ein inkonsistentes Flickwerk aus Klischees, die Charaktere sind Scherenschnitte ohne jede Tiefe mit stereotypen Worthülsen. Weit entfernt ist der Sarkasmus und die Selbstironie eines Bad Company. Um dies zu überspielen kracht und rummst es in orange-blauer Kulisse voller Lensflares am laufenden Band – Transformers lässt grüßen. Wie auf Schienen ballert man sich durch Levelschläuche voll mit dummen Gegnern, während die ständigen XP-Einblendungen und Medaillen nerven. Das war gar nichts, Dice! Die fantastische (PC) bis gute (PS3, 360) Kulisse und der druckvolle Sound können die Kampagne gerade noch auf ein solides Niveau retten.


Michael Krosta (237)DICE macht so viel richtig im Mehrspielerbereich von Battlefield 4: Bis auf wenige Ausnahmen sind die Karten eine Wucht – auch und vor allem dank „Levolution“, das eine deutliche Bereicherung für den Spielverlauf darstellt. Auch die Spielmodi bieten (fast) alles, was man sich wünscht. Die beiden Neuzugänge sind hier eine willkommene Ergänzung zum den Klassikern Conquest & Co, auch wenn ein Capture the Flag leider fehlt. Die anpassbare, herrlich präzise Steuerung und eine gigantische Auswahl an Upgrades sowie Land-, Luft- und Wasser-Vehikeln – diese Kombination sorgt vor allem am PC mit seinen 64 Spielern für den ultimativen Shooter-Spaß auf den Online-Schlachtfeldern. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis sorgen technische Probleme für zu viel Frust: Angefangen bei der nervigen Respawn-Mechanik über störende Bugs bin hin zu fiesen Lags und Abstürzen gibt es noch genug nachzubessern. Ohne diese mitunter fatalen Fehler wäre Battlefield 4 auf dem PC ein Kandidat für den Gold-Award gewesen. Auf PS3 und 360 war dieses Ziel sehr schnell außer Reichweite: Neben der Pracht-Kulisse des PCs wirkt die Präsentation auf den Konsolen trotz der gelungenen Soundabmischung hoffnungslos veraltet. So trüben zahlreiche Grafikfehler und Performance-Einbrüche die Freude auf den Online-Schlachtfeldern. Trotzdem bleibt Battlefield 4 aufgrund der hohen Spieleranzahl und des überwiegend stabilen Netzcodes ein guter Mehrspieler-Shooter auf beiden Konsolen.

Pro

auf dem PC großartige Kulisse ...
abwechslungsreiche Schauplätze
stark in den ruhigen Momenten ...
knackige Steuerung mit gutem Deckungssystem
tolle Soundkulisse
"žLevolution" verleiht den Gefechten mehr Dynamik
die meisten der zehn Karten sind hervorragend designt
mit 64 Spielern entstehen auf dem PC riesige Schlachtfelder...
spaßige Ergänzungen bei den Spielmodi
hervorragender Netzcode auf den Konsolen
zahlreiche Vehikel verfügbar
zerstörbare Umgebungen
fantastische MP-Kulisse (PC)
massig freischaltbare Inhalte (Ausrüstung, Skins, Battlepacks)
Übungs-Areal mit Tutorials
Commander-Modus

Kontra

... die auf den Konsolen starke Abstriche hinnehmen muss
hanebüchende und schlecht erzählte Geschichte
... von denen es viel zu wenige gibt
Spielmechanik ist weitestgehend auf Arcade-Niveau
Freund
und Feind-KI ist grenzwertig bis miserabel
Missionziele erfordern zu oft ein Säubern ganzer Abschnitte
Dialoge und Charaktere sind plump und eindimensional
Das Ende der Kampagne ist ein schlechter Scherz
vereinzelte Abstürze
diverse Bugs (Text-Darstellung, Sound-Aussetzer, Skripts)
Heftige Lags (vor allem PC)
kein Schutz beim Respawn
viele Grafikfehler & technisch angestaubt (PS3, 360)
kein Party-Beitritt möglich (360)
mitunter starke Bildrateneinbrüche (PS3, 360)
Pop-ups und Fade-ins (vor allem auf PS3, 360)

Wertung

360

Nur die furchtbare Kampagne ist noch schlimmer als die antiquierte Technik. Trotzdem ist Battlefield 4 auf der 360 noch ein guter Mehrspieler-Shooter!

PC

Kampagne flop, Technik und Mehrspieler top! Ohne die vielen Abstürze und Lags wäre für das PC-Schlachtfeld ein Award drin gewesen!

PlayStation3

Nur die furchtbare Kampagne ist noch schlimmer als die antiquierte Technik. Trotzdem ist Battlefield 4 auf der PS3 noch ein guter Mehrspieler-Shooter!

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