Alien Breed06.08.2012, Paul Kautz
Alien Breed

Im Test:

Bevor Team 17 im Großen und Ganzen verwurmte, sorgten die Briten für Zähneklappern unter den Joystickakrobaten: Alien Breed, Jahrgang 1991, eine ebenso beklemmende wie spannende Gauntlet-Variante. Ohne Elfen, dafür mit umso mehr Xenomorphen, MGs und Flammenwerfern. Im Laufe der Jahre gab es immer modernere Nachfolger, jetzt geht es unter iOS zu den bissigen Wurzeln zurück.

Endlich wieder ein klares Feindbild

Alien Breed, wie man es kennt und liebt/hasst: Der Originalmodus bietet im Großen und Ganzen das gute alte pixelige Amiga-Erlebnis.
Alien Breed, wie man es kennt und liebt/hasst: Der Originalmodus bietet im Großen und Ganzen das gute alte pixelige Amiga-Erlebnis.
Alienbratzer, deine Mission sollte bekannt sein: Du bist allein auf einer gar nicht so verlassenen Raumstation, wie es anfangs scheint. Kleine Aliens, große Aliens, dicke Aliens, doofe Aliens - alle sind nur da, um deine Energie möglichst schnell sinken zu lassen, was einen gellenden Schrei sowie einen Lebenszähler weniger nach sich zieht. Und sie wachsen pausenlos nach, kriechen aus allen Löchen, hetzen auch durch die engsten Gänge, immer auf der Suche nach deinem Blut. Du stehst unter Dauerstrom - was tust du? Das, was jeder Alienbratzer am besten kann: Aliens bratzen!

Anfangs nur mit dem simplen MG, aber mit eingesackten Credits gesellen sich Laser, Flammen- oder Raketenwerfer dazu. Das Ziel jedes Levels ist einfach: heil zum Ausgang gelangen. Dazwischen verbergen sich nicht nur Unmassen beißwütiger Außerirdischer, sondern auch jede Menge Türen. Die lassen sich am einfachsten mit einem Schlüssel öffnen, aber von denen gibt es natürlich nur wenige. Die Lösung: Ballern, bis das Material nachgibt - was aber natürlich länger dauert und Munition frisst. Kombiniert man das mit knappen Zeitlimits sowie der nervenden Stimme, die einen wieder und wieder daran erinnert, dass man von allem zuwenig dabei hat, ergibt sich ein verdammt hektisches Gesamtpaket. Wie schon vor 21 Jahren auf dem Amiga.

Der erweiterte Modus verbessert nicht nur Grafik und Sound, sondern vor allem auch die Steuerung.
Der erweiterte Modus verbessert nicht nur Grafik und Sound, sondern vor allem auch die Steuerung.
Ja, Alien Breed erschien auch auf dem PC, aber machen wir uns nix vor - das wird immer ein Amiga-Spiel bleiben.

Die armen Medipacks!

Im Gegensatz zu damals gibt es jetzt nicht einen, sondern zwei Spielmodi: "klassisch" und "erweitert". Ersterer ist genau das, was man von der Freundin kennt. Nur mit verändertem HUD, das an die Retina-optimierte Grafik angepasst wurde. Ansonsten herrscht Oldschool-Freude: Pixelige Grafik, düdelige Brimble-Musik, virtueller Acht-Wege-Digistick, ein Feuerknopf. Viel Erfolg, Abenteurer alter Schule!

Der erweiterte Modus hievt Alien Breed in die Neuzeit. Nein, es gibt keine 3D-Grafik wie bei den Arcade-Spielen jüngeren Datums - sondern hochauflösend gepinselte 2D-Bilder, einen moderneren Soundtrack (immer noch von Allister Brimble) sowie einer Steuerung, die sich an Zweistickshootern orientiert. Dadurch kann man rückwärts laufen und nach vorn feuern, was das Spiel deutlich leichter macht. Generell wird einem das Leben im Vergleich zu früher vereinfacht: Der Shop ist jederzeit verfügbar, genug Credits vorausgesetzt kann man sich hier dauernd mit Munition, Extraleben, Schlüsseln, neuen Waffen oder Extras wie einer Übersichtskarte und Heilpäckchen eindecken.

Leider darf man nur allein in die Schlacht ziehen - der Koop-Modus von damals fehlt komplett. Dafür gibt es jede Menge Levels, inkl. vier brandneuer.
Leider darf man nur allein in die Schlacht ziehen - der Koop-Modus von damals fehlt komplett. Dafür gibt es jede Menge Levels, inkl. vier brandneuer.
Ganz faule Naturen leisten sich per In-App-Purchase für kleines Geld ein dickes Konto und rasen damit nur so durchs Spiel. Was durchaus einige Zeit in Anspruch nimmt, denn zu den sechs Levels des Originals gesellen sich hier die zwölf Abschnitte der 1992er Special Edition sowie vier brandneue Episoden unter dem Namen "Alien Breed Convergence". Weitere Levels sind schon angekündigt. Der versammelten Alien-Brut darf man sich allerdings, anders als früher, nur allein in den Weg stellen - der gute alte Koop-Modus ist weit und breit nicht auszumachen.

Dafür gibt es einige Errungenschaften der Moderne: Spielstand-Synchronisierung via iCloud, Bestenlisten und Erfolge übers Game Center, eine Facebook-Anbindung für all diejenigen, die mit ihrem Levelfortschritt prahlen wollen. Sowie einen Blick zurück in die Zeit, als sich deutsche Versionen wie blind übersetzte chinesische Handbücher lasen:  Das Hauptmenü ist ein Denglisch-Mischmasch mit kompletten Fehlgriffen wie "Opzioni", im Spiel warten Knaller wie "Medipacks ist schlecht", wenn einem die Lebensenergie zur Neige geht.

Fazit

Meine Erinnerung an Alien Breed hat mich nicht getäuscht. Ich hatte es als sackschweres Geballer im Gedächtnis, der klassische Modus beweist mir: Jep, ist ein sackschweres Geballer! Fiese Gegner, fiese Zeitlimits, Hektik, Panik an allen Ecken. Ich find’s super, dass Team 17 dafür sorgte, dass man die Wahl zwischen altem und modernem Spielerlebnis hat. Und selbst wenn einem das Leben in der aktualisierten Variante einfacher gemacht wird: ein leichtes Spiel wird trotzdem nicht daraus! Schön auch, dass sich die Erweiterungen nicht nur auf die Kulisse beschränken, sondern auch in die Schaltwerke des Spielprinzips greifen - die Zweisticksteuerung tut dem Spiel wirklich gut! Schade nur, dass die virtuellen Sticks mal wieder kein Ausbund an Präzision sind, Besitzer einer iCade haben die Kontrollnase deutlich vorn. Und so schön die Grafik in jeder Fassung auch ist, so anspruchsvoll ist sie scheinbar auch - richtig flüssig ist das Ganze nicht. Sehr schade auch, dass man nur allein losziehen darf; der Koop-Modus war eines der Highlights am Amiga. Trotzdem: Auch 21 Jahre nach seinem Debüt ist Alien Breed noch ein ebenso cooles wie fetziges Spielerlebnis!

Pro

beinharte Original-Fassung
sinnvolle Verbesserungen in der Enhanced-Version
motivierende Hektik
gute Soundkulisse

Kontra

sehr simples Spielprinzip
kein Mehrspielermodus
teils unpräzise Steuerung
schlechte Eindeutschung

Wertung

iPhone

Sowohl in der alten als auch der neuen Fassung ein schön krachender, mitunter mächtig frustrierender Ballerspaß alter Schule.

iPad

iPad3-Spieler bekommen die beste Grafik, iCade-Besitzer eine präzise Steuerung - inhaltlich sind alle Fassungen identisch.

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