Im Test:
Willkommen im bösen Spiel
Die Situation ist ebenso mysteriös wie gefährlich: Neun scheinbar wildfremde Charaktere erwachen als Geiseln eines durchgeknallten Irren. Sie wissen nicht, wo sie sich befinden und tragen seltsame Uhren mit unterschiedlichen Farben sowie Ziffern. Einer von ihnen wurde sogar in einen Roboteranzug gezwungen und kann sich angeblich an nichts erinnern! Was zur Hölle geht hier vor? In Gestalt eines Hasen kommuniziert der anonyme Entführer über eine Großbildleinwand sein perfides Vorhaben. Er fordert kein Lösegeld, sondern will ein tödliches Spiel namens „Nonary Game“ mit ihnen treiben.
Nur wer es schafft, die Ziffer auf seiner Uhr von der aktuellen Drei auf die Neun zu bringen, wird überleben; sobald man auf Null landet, wird ein tödliches Gift injiziert. Und wie kann man diese lebenswichtigen Punkte gewinnen? Das ist die psychologische Crux: Nur indirekt über Vertrauenswetten, die man in wechselnden Dreierteams untereinander abgibt. Im Laufe des Abenteuers muss man in einem Minispiel namens „Ambidex Game“ geheim wählen, ob man die anderen betrügt oder als Verbündete akzeptiert. Je nach Abstimmung gewinnt oder verliert man also Punkte auf seiner Uhr – so entstehen innerhalb der Gruppe recht früh Spannungen.
Eskalation nach der Wahl
Die Geschichte, die in naher Zukunft spielt und von Science-Fiction-Elementen geprägt ist, geht über einen einfachen Geiselkrimi hinaus: Was will der Entführer wirklich? Steckt mehr dahinter als ein sadistischer Irrer? Warum passen die Zeiten der Entführungen nicht zusammen und was hat es mit diesem Virus auf sich? All das macht neugierig und treibt dazu an, mehr zu erfahren. Dabei kann sich die Gruppe noch nicht einmal in der Opferrolle sicher sein: Kannten sich etwa der Junge Quark und der alte Tenmyouji? Ist vielleicht eine der Geiseln auch der Entführer? Dann muss es doch der Robotertyp sein, oder? Es kann doch nicht die schüchterne Alice sein oder gar der Junge! Oder doch? Zwar erreicht die Story nicht die außergewöhnliche Qualität eines Hotel Dusk, aber ein sehr gutes Niveau.
Flucht aus dem Rätselraum
Dahinter verbergen sich ganz unterschiedliche Aufgaben in einem oder mehreren Räumen, die es in klassischer Point&Click-Manier zu lösen gilt: Das kann z.B. eine Bar sein, in der zig Getränke und Reste von Globen herum liegen. Das kann eine Rettungsstation mit seltsamen Erste-Hilfe-Accessoires samt Körperscanner oder ein Billardzimmer mit Dartscheibe und beweglichen Ritterstatuen sein, die aufeinander einschlagen. Was soll man da bloß machen? Ziel dieser Rätselabschnitte ist es immer, mindestens einen der zwei
Parallele Lösungsfindung
Bis man den Code bekommt, muss man ganz unterschiedliche Logik-, Kombinations-, Rechen-, Schiebe- und Ausschlussaufgaben lösen. Auch Licht, Luftdruck und Physik spielen teilweise eine Rolle; die dritte Dimension wird allerdings nicht exklusiv für Rätsel auf dem 3DS eingebunden. Meist bekommt man zunächst vage Hinweise über eine Notiz oder einen Dialog und sammelt erstmal alle Gegenstände ein. Diese 3D-Objekte lassen sich im Inventar manchmal kombinieren, so dass ganz neue Dinge entstehen. Schade ist nur, dass man nicht öfter über das mögliche Drehen und Zoomen weitere Geheimnisse entdeckt; meist reicht ein Klick auf „Examine“, damit man etwas an einem Gegenstand entdeckt – z.B. einen versteckten Schraubendreher in einem Queue.
Auch die eigenen manuellen Notizen, die man jederzeit per Stylus zusammen tragen kann, lassen sich oben einblenden. Und es gibt viele Situationen, in denen es sich lohnt, etwas aufzuschreiben oder aufzumalen – seien es Texte, Symbole oder Ziffern. Immer wieder muss man logisch Lücken füllen oder Zusammenhänge zu Hinweisen herstellen. All das wird vorbildlich im Archiv gesichert, so dass man jederzeit nachschlagen kann.
Irrgarten der Entscheidungen
Man muss dafür nicht wie noch in 999 komplett neu anfangen: Einfach den alten Spielstand nutzen und eine andere Route wählen! Sehr schön ist, dass man den Weg der Möglichkeiten jederzeit nachvollziehen kann. Unter „Flow“ befindet sich ein Diagramm der Ereignisse vom Start bis zu allen Enden. Was man bisher erlebt hat, wird farbig markiert; alles andere als graues Fragezeichen dargestellt. Klickt man auf einen bereits erkundeten Knotenpunkt, wo sich der Plot aufspaltet, gelangt man umgehend dorthin. Sehr komfortabel sind zudem die Vorspulfunktionen, denn so muss man sich nicht nochmal alle Dialoge einer Szene anhören.
Einfach und hart, 3DS und PS Vita
Wer in einem Raum stecken bleibt und freiwillig von „Hard“ auf „Easy“ schaltet, bekommt von ihnen Hinweise zur aktuellen Situation. Der Nachteil ist, dass man dann beim Verlassen des Raumes und Öffnen des Safes vielleicht nicht alle Hintergründe erfährt, die es nur auf „Hard“ gibt. Dieser kleine Dämpfer bei Inanspruchnahme der Hilfe ist eine gute Entscheidung, denn so steigt die Motivation, es ohne sie zu schaffen.
Das Spiel profitiert auf PS Vita zwar ein wenig von der höheren Auflösung sowie dem größeren Touchscreen, aber dafür kann man mit dem Stylus präziser auf kleine Gegenstände klicken. Das Navigieren innerhalb der Räume ist wiederum auf beiden Systemen ab und an etwas fummelig; gerade das Schauen nach oben oder unten. Ansonsten halten sich beide Systeme hinsichtlich der Präsentation sowie Steuerung die Waage - es gibt keinerlei exklusive inhaltliche Vorteile.
Fazit
Virtue’s Last Reward ist ein sehr gutes Adventure! Zwar gibt es gerade zu Beginn einige zähe Textpassagen, leider keine deutsche Lokalisierung und ein etwas enges Erkundungskorsett. Aber wer Lust auf eine überraschende Krimistory mit Science-Fiction-Flair, dramatische Psychokonflikte, tolle Gruppendynamik inkl. Wettspannung und ebenso abwechslungsreiche wie knackige Rätsel hat, kommt um diesen Thriller nicht herum. Je länger man spielt, desto mehr Facetten ergeben sich hinsichtlich der Charaktere sowie der Motive der Geiselnahme. Und je nach Spielweise wartet ein anderes der vielen Enden - dreimal so viele wie im Vorgänger, die man jetzt komfortabler auch mit einem Spielstand erreichen kann. Dass man nach einem Durchlauf noch neugierig auf Antworten ist, unterstreicht die Stärke der angenehm mysteriösen und verschlungenen Geschichte. Ein Adventure-Highlight sowohl für 3DS als auch PS Vita!
Pro
Kontra
Wertung
PS_Vita
Der Nachfolger des DS-Hits 999 macht auch auf Vita eine sehr gute Figur - ein klasse Adventure!
3DS
Interessante SciFi-Story, abwechslungsreiche Rätsel, markante Charaktere - ein klasse Adventure!
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