Sphinx und die verfluchte Mumie28.02.2004, Mathias Oertel
Sphinx und die verfluchte Mumie

Im Test:

In den USA bereits seit November erhältlich, dürfen Freunde gepflegter Action-Adventure-Kost nun auch hierzulande mit Eurocoms Sphinx und die verfluchte Mumie (ab 46,89€ bei kaufen) durch das alte Ägypten ziehen. Doch kann sich das ungewöhnliche Duo gegen Schwergewichte wie Ratchet, Jak und Jade behaupten? Die Antwort gibt der Test!

Lockere Mythen-Verflechtung

Als Geschichtskurs ist Sphinx und die verfluchte Mumie nicht gerade zu empfehlen. Zwar sind alle Namen der ägyptischen Mythologie entliehen, doch egal ob Set, Anubis, Horus, Sphinx, Imhotep, Nefertiti (Nofretete) oder Tutankhamen (Tut Anch Amun): alle werden aus ihrem mythischen Zusammenhang gerissen und in die Spielgeschichte eingebaut. Diese präsentiert sich zudem als etwas schwachbrüstig, erfüllt aber unter dem Strich ihren Zweck.

Das Figurendesign ist erstklassig und liegt auf einem Niveau mit Referenztiteln.

(Xbox) 

Wichtig ist nur, dass der Krieger Sphinx, der eigentlich das Schwert des Anubis für seinen Meister besorgen sollte, durch einen unglücklichen Zufall mit dem Prinzen Tutankhamen zusammen geführt wird, der seinerseits ein gewaltiges Problem hat: Sein Bruder hat ihn mit einem Ritual in eine Mumie verwandelt. Sphinx und der mumifizierte Prinz müssen nun gemeinsam einen Weg finden, um Tutankhamen wieder in seine menschliche Gestalt zu bringen und so ganz nebenbei den Obermotz Set besiegen.

Groß, durchdacht und zweigeteilt

Spielerisch teilen sich die beiden Helden das Geschehen zwar nicht paritätisch, aber dennoch abwechslungsreich und ihren Fähigkeiten entsprechend auf. __NEWCOL__Während Sphinx in erster Linie für handfeste Konfrontationen zuständig ist, die große und offene Welt erkundet sowie ab und an mit cleveren Rätseln zu kämpfen hat, kommt die Mumie immer dann ins Spiel, wenn es darum geht, die kleinen grauen Zellen herauszufordern. Denn da der Prinz im weitesten Sinne schon tot ist, können ihm kleine "Missgeschicke", wie in Brand gesetzt oder elektrifiziert zu werden, nichts anhaben. Ganz im Gegenteil: Zusammen mit anspruchsvollen Sprungpassagen (die im Übrigen auch bei Sphinx zu finden sind) bietet sich hier Spielraum für feine Puzzles, die von den Entwicklern überzeugend und durchdacht bis zum Letzten ausgekostet werden.

Zusammen mit der gut reagierenden, clever und eingängig belegten Steuerung sowie der gelungenen Kameraführung, die nur selten manuell nachjustiert werden muss, finden Genre-Fans mit den zwei ungleichen Helden daher Spaß für zahlreiche Stunden.

Klettern, laufen, springen, kämpfen, Rätsel lösen: spielerisch bietet Sphinx und die verfluchte Mumie überdurchschnittliche Kost.

(PS2)

Neben der Hauptaufgabe warten noch zahlreiche andere kleine Gimmicks auf euch. Denn in der Stadt Heliopolis, deren Zugänglichkeit mit den Fähigkeiten von Sphinx wächst, warten auch diverse unterhaltsame Mini-Games und kleinere Nebenaufgaben auf euch, die die Spielspaßschraube weiter nach oben drehen.

Zwar sind keine der optionalen Aufgaben zwingend nötig, um die Story voranzutreiben oder das Spiel zu beenden, doch ein bisschen gewonnenes Geld in einem an den Klassiker "Senso" angelegten Spielchen hilft z.B., um sich ein weiteres Bläschen für die Gesundheitsleiste zu kaufen, die man später dringend nötig hat.

Spannende Kämpfe, knackige Rätsel - was will man mehr?

Hmm, Sprachausgabe zum Beispiel!!

(Xbox)

Zäher Beginn

Doch bevor man sich an der offenen Spielwelt laben kann, die in einigen Punkten positiv an Nintendos GameCube-Zelda erinnert, und bevor man das abwechslungsreiche Gameplay zu genießen beginnt, muss man sich durch einen unglaublich zähen Einstieg kämpfen. Die Tutorial-Funktion der ersten Abschnitte ist zweifellos lobenswert, doch die Umsetzung ist dermaßen unspektakulär, langatmig und mit extrem wenig Speicherpunkten versehen, dass es einem fast grausen könnte.

Doch hat man die ersten zähen Brocken verköstigt, entfaltet sich der ganze Spaß, der durchaus dem Vergleich mit Referenztiteln standhalten kann – auch wenn im Kern nichts wesentlich Neues geboten wird und mit Ausnahme der Xbox, auf der es kein wirklich überzeugendes Action-Adventure gibt, die jeweiligen Referenztitel nicht ins Wanken gebracht werden. __NEWCOL__Aber der Charakterwechsel von Sphinx zur Mumie und zurück kommt immer zum richtigen Zeitpunkt und kann so für viel Abwechslung sorgen.

Schöne weite Welt

Die grafische Umsetzung hilft fleißig mit, das spielerische Potenzial der Abenteuer von Sphinx und dem mumifizierten Tutankhamen zu entfalten.

Vor allem das Design und die Animationen der Hauptfiguren sind überaus gelungen und erfreuen ein ums andere Mal verwöhnte Augen. Im Falle der Mumie kommt es sogar immer wieder vor, dass man unweigerlich über den Slapstick zu schmunzeln beginnt.

Die gezielt eingesetzten Lichteffekte können ebenfalls überzeugen.

Grafisch auf allen Konsolen nett anzuschauen, gibt es nur im Bereich der Texturen kleinere Unterschiede.

(GameCube)

Einzig im Bezug auf die zu erforschende Welt gibt es hin und wieder etwas Missstimmung. Sicher: sie ist groß, doch dafür ist sie im Detail nicht ganz so imposant wie z.B. die Planeten in Ratchet & Clank 2 oder die Welt Hillys in Beyond Good & Evil. Die Texturen wiederholen sich in den einzelnen Abschnitten zu häufig, um auf Dauer wirklich für Überraschung sorgen zu können. Und obwohl das mythische Ägypten gut eingefangen wurde, wirkt es an vielen Orten etwas steril. Allerdings nie so weit, dass es die Atmosphäre zerstören würde.

Die Versionsunterschiede halten sich ebenfalls in Grenzen und sind in erster Linie im Bereich der Texturauflösung zu finden, bei der die Xbox vorne liegt, gefolgt von der PS2 und dem knapp dahinter liegenden GameCube. Doch dass die PS2 sich hier einen kleinen Vorteil gegenüber dem Würfel verschafft, wird durch die sporadisch auftauchenden Slowdowns wieder aufgehoben, mit denen Nintendos Konsole und die Xbox keine Probleme haben.

Die Mumienabschnitte sind gespickt mit knackigen Rätseln.

(GameCube)

Ohne Worte

Tut mir leid Eurocom, aber was ihr hier in punkto Soundgestaltung abgeliefert habt, ist altbacken und fast schon eine Frechheit. Das betrifft aber weniger die musikalische Untermalung, die mit ihren mal sphärischen, mal orientalischen Klängen durchaus in der Lage ist, für Stimmung zu sorgen; auch die Soundeffekte sind passend und sorgsam ins Spiel eingepflegt.__NEWCOL__Aber: Was hat euch geritten, einen Titel mit diesem Potenzial ohne Sprachausgabe zu entwickeln?

Im Großen und Ganzen ist die Grafik zwar stimmig, lässt aber in Detailfragen etwas zu wünschen übrig.

(PS2)

Man stelle sich z.B. ein Spiel wie Sly Raccoon oder Beyond Good & Evil ohne gesprochene Texte vor. Ergebnis: die Atmosphäre ist futsch! Die deutschen Untertitel sind zwar sauber, stimmig und meist fehlerlos, doch was hier verschenkt wird, lässt sich kaum in Worte fassen.

Auf dem GameCube ist man zwar durch viele Kandidaten an fehlende Sprache gewöhnt, doch nur weil (GameCube-User mögen mir verzeihen) diese Vorgehensweise hier fast schon zur Normalität gehört und die Spieler stillschweigend in diesen sauren Akustikapfel beißen, muss das noch lange nicht Schule machen und auf anderen Systemen fortgeführt werden!

Fazit

Spielerisch ist Sphinx und die verfluchte Mumie ein rundherum gelungenes Action-Adventure mit zwei starken Charakteren, das mit seinen knackigen Rätseln, fordernden Sprungeinlagen und dynamischen Kämpfen den Schulterschluss mit Spielen wie Ratchet & Clank sowie Zelda und Co. herstellen kann. Leider wird diese Klasse jedoch erst nach einiger Zeit offenbart, da der Einstieg viel zu langwierig, zäh und unspektakulär ist. Wer die erste Stunde zähneknirschend hinter sich gebracht hat, wird aber mit einer immens großen Welt belohnt, die mit abwechslungsreichen Aufgaben und spaßigen Mini-Games gespickt ist. Von der technischen Seite überzeugt Sphinx jedoch nur eingeschränkt. Während die Grafik zwar nicht außergewöhnlich, aber durchweg nett anzuschauen ist und die Animationen der Figuren auf einer Stufe mit Referenztiteln liegen, bleiben die Umgebungen im Detail etwas hinter den Genregrößen zurück. Die Akustik jedoch ist einfach nur schwach. Musik und Effekte gehen zwar weitestgehend in Ordnung, doch was durch das Fehlen jeglicher Sprachausgabe an Atmosphäre verschenkt wird, lässt sich nicht in Worte fassen und ist in Zeiten von charakterbasierten Action-Adventures wie Jak II oder auch Beyond Good & Evil schlichtweg überholt. Trotzdem: Wer über dieses Manko hinweg sehen kann, wird mit einem unterhaltsamen und fordernden Ausflug ins mythische Ägypten belohnt.

Pro

schöne Animationen
feine Rätsel
umfangreiche Welt
diverse Mini-Games
gute Kameraführung
einfaches Kampfsystem
gutes Charakterdesign
gute Steuerung

Kontra

keine Sprachausgabe
Ladezeiten (PS2)
zäher Einstieg
wenig Details in der Umgebungsgrafik

Wertung

XBox

Durchdacht, farbenfroh und durchweg unterhaltsam!

PlayStation2

GameCube

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