Wie es sich für ein Action-Rollenspiel gehört, gibt es für jeden niedergestreckten Gegner Erfahrungspunkte. Unheimlich positiv auf das Spieldesign wirkt sich aber aus, dass nicht nur die vier Akteure im Team diese Erfahrung gut geschrieben bekommen, sondern auch die nicht eingesetzten Superhelden – allerdings einen prozentual abgeschwächten Anteil.
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Vier Helden sind immer dabei - insgesamt sind 15 X-Men mit von der Partie. |
Der Vorteil liegt auf der Hand: Falls ihr euch wider Erwarten eine Zeitlang auf eine bestimmte Teamzusammenstellung konzentriert und dann doch irgendwann ein Mitglied austauscht, braucht ihr keine Angst haben, dass der neue Kämpfer all zu weit im Level zurückhängt und beim ersten Schlag der Gegner wieder umfällt.
Auch der Levelanstieg an sich, der mit neuen Fähigkeiten und Eigenschaftsverstärkungen einher geht, ist gut gelöst. Jeder X-Men verfügt über ein breites Spektrum an Aufwertungsmöglichkeiten, von denen einige allerdings durch ein vorgegebenes Level gesperrt sind. Und trotzdem sind die Auswahlmöglichkeiten so umfangreich, dass man beim Durchspielen nicht alle Werte aufs Maximum schieben kann, man aber immer noch genug Möglichkeiten hat, die Figuren dem eigenen Spielstil anzupassen. Anstatt bei Cyclops auf den optischen Strahl und ähnliche Spielereien zu setzen, könnt ihr ihn auch zu einer guten (aber im Vergleich zu den Spezialisten schwächeren) Nahkampf-Maschine machen. Oder ihr versucht, Storms Wind-Fähigkeiten so weit nach oben zu drücken, dass sie aus dem Hintergrund die Feinde fast im Alleingang fertig machen kann. Aber vergesst dabei nicht, ihr Energie-Reservoir aufzustocken, denn sonst steht sie schnell ohne Power da und muss warten, bis der Pool wieder aufgeladen ist.
Zusätzlich könnt ihr eure Fähigkeiten durch Gegenstände aufrüsten, von denen ihr drei gleichzeitig tragen könnt und die entweder von Gegnern fallen gelassen werden oder im Shop gekauft werden können.
Nicht vergessen sollte man den Mehrspieler-Modus, der hier so gut gelöst und motivierend ist wie bei keinem anderen Genre-Kollegen. Denn sobald ihr mit eurem Team auf Mission seid, können bis zu vier Spieler zu den Pads greifen und die Gegner mit den zahllosen Kombos fertig machen: Greift ihr einen Gegner mit einer eurer Spezialfähigkeiten an, während es gleichzeitig ein Team-Mitglied probiert, kommt es zu einer Kombo, die immensen Schaden verursacht und zusätzliche Erfahrung bringt – Timing der Mitspieler ist gefragt.
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Feine Effekte, schöne Animationen: die Comic-Grafik überzeugt, ruckelt aber hin und wieder. |
Abgesehen von dem Genre-typischen Problem, das alle vier Spieler auf dem Bildschirm Platz haben müssen und man so häufiger dass all zu bekannte "Wartet mal auf mich" zu hören bekommt, bietet das Abenteuer mit Freunden extrem gute Unterhaltung.
Doch auch für Einzelspieler gibt das Superhelden-Team selten Grund zur Klage: Die KI-Routinen reagieren im Kampf meistens gut, doch selbst wenn ihr im übersichtlichen Menü die Einstellung vorgebt, dass die nicht direkt gesteuerten Kämpfer ab einem bestimmten Energiewert Heiltränke einwerfen, halten sich die Recken nicht immer daran. Zudem laufen sie unbeobachtet häufiger mal in kleinere Fallen, die man mit dem gesteuerten Superhelden locker umschifft hat.
Aber da die Kämpfe extrem actionreich und dynamisch ablaufen, bietet X-Men Legends auch für Solo-Spieler motivierende Kost, wie man sie selten zu Gesicht bekommen hat, da man immer im Quartett unterwegs ist.
Nur Rätsel kommen etwas zu kurz und bestehen in erster Linie darin, an einem mit X markierten Ort die Spezialfähigkeit eines Helden einzusetzen. Im Zweifelsfall heißt dies, kurz zum Speicherpunkt zurücklaufen, um den entsprechenden Mutanten einzusammeln, insofern ihr ihn nicht bei euch hattet. Doch auch dieses kleine Gameplay-Manko verzeiht man angesichts der gut inszenierten und spannenden Kämpfe, die in ebenso intensiven Bosskämpfen gipfeln. Mystique, Blob, Toad, natürlich Magneto und viele andere warten auf euch und erfordern alle eine eigene Taktik.