Monster Hunter 3 Ultimate21.03.2013, Jens Bischoff
Monster Hunter 3 Ultimate

Im Test:

Mit Monster Hunter Tri feierten Capcoms Monsterjäger vor mittlerweile fast drei Jahren ihre Nintendo-Premiere auf der Wii. Mit einer kräftig aufgebohrten Ultimate-Fassung nimmt man nun auch Wii U- und 3DS-Jäger ins Visier. Begeistert das Comeback oder ist das Verfallsdatum bereits überschritten?

Glanz- und Steinzeit

Das neue CGI-Intro führt mit seinen prächtigen Kulissen und bedrohlichen Bestien zunächst eindrucksvoll in die urzeitliche Fantasy ein - auf Konsole natürlich in HD, für Handheld-Jäger sogar in 3D. Die anschließende Ankunft des stummen, mit wenigen Handgriffen selbst erstellten Helden im von mysteriösen Erdbeben geplagten Fischerdorf Moga ernüchtert jedoch schnell.

Zwar weiß vor allem das Wii U-Abenteuer gegenüber dem Wii-Original (zum Test) mit FullHD-Auflösung und balkenfreiem Vollbild zu punkten, aber für die nach wie vor extrem klobigen Figuren und verwaschenen Texturen hätte sich selbst ein GameCube seinerzeit geschämt. Viele Animationen und Effekte stammen sogar noch aus dem Ur-Monster Hunter von 2005 und waren schon damals alles andere als zeitgemäß.

Es sind zwar hier und da detailliertere Texturen und ansehnlichere Effekte eingebaut worden, allerdings nicht wirklich umfassend, so dass die Unterschiede wegen des uneinheitlichen Gesamtbilds fast schon wieder negativ ins Gewicht fallen. Auf dem 3DS fällt dieser Umstand zwar weit weniger auf, aber auch hier hätte man sich vielerorts mehr als nur einen zusätzlichen 3D-Effekt gewünscht.

Auch sonst kommt die Inszenierung sehr antiquiert daher: Story-Sequenzen gibt es überhaupt keine. Die spärliche Rahmenhandlung über ein Beben verursachendes Seeungeheuer wird lediglich von hanebüchenen Monologen der Einheimischen voran getrieben, die nicht einmal mit Sprachausgabe unterlegt wurden. Vielleicht ist das bei dem infantilen Gewäsch, das sie die meiste Zeit von sich geben, aber auch besser so...

Schrullige Gefährten

Als Lakai der Meckerpygmäen Cha-Cha und Kayamba darf man die beiden notorischen Streithähne auch mit auf die Pirsch nehmen.
Als Lakai der Meckerpygmäen Cha-Cha und Kayamba darf man die beiden notorischen Streithähne auch mit auf die Pirsch nehmen.
Die Felyne-Katzen und Shakalaka-Pygmäen sind mir da mit ihren Belehrungen, Überheblichkeiten und Zankereien schon wesentlich sympathischer. Letztere lassen sich sogar mit auf die Pirsch nehmen und das sowohl allein als auch in der Gruppe. Solisten dürfen allerdings beide, Teamspieler nur einen der beiden Streithähne im Schlepptau haben.

Im Gegensatz zur eigenen Spielfigur sammeln die beiden kleinen Mitstreiter sogar Erfahrungspunkte, die stufenweise ihre Attribute verbessern und ihnen neue Fertigkeiten lehren, die sie aus angelegten Masken erhalten. Je nach Zuteilung können sie einen im Kampf gegen große Bestien unterstützen, kleinere Störenfriede aus dem Weg räumen, vorrangig Rohstoffe sammeln, regenerative und stärkende Tänze aufführen oder sich sogar als Grill missbrauchen lassen.

Wer zu lange nichts isst, büßt jedenfalls Stück um Stück seiner Kraftreserven ein, die dann im entscheidenden Moment für wichtige Manöver wie Sprints, Blocks oder Ausweichrollen fehlen können. Mit entsprechender Ausrüstung lässt sich erbeutetes Fleisch aber direkt an Ort und Stelle zu schmackhaften Steaks verarbeiten, wenn man es im richtigen Moment vom Spieß zieht. In besonders heißen oder kalten Gefilden muss man zudem für Wärmeausgleich sorgen, unter Wasser den Sauerstoffvorrat im Auge behalten.

Viel zu tun

Überhaupt wirkt die Spielwelt sehr lebendig und hält zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten parat: So kann man nicht nur schleichen, klettern, schwimmen und tauchen, sondern auch mit Käfernetzen Insekten fangen, mit Spitzhacken Mineralien abbauen sowie mit Angeln und Harpunen Fischfang betreiben. Zudem untersucht man auffällige Stellen, weidet erlegte Beutetiere aus und erntet Kräuter, Pilze und andere Zutaten, die man zu Tränken, Ködern oder Fallen weiterverarbeitet.

Dank des auf beiden Plattformen frei konfigurierbaren Touchscreens lassen sich so manche Aktionen wesentlich schneller und einfacher ausführen.
Dank des auf beiden Plattformen frei konfigurierbaren Touchscreens lassen sich so manche Aktionen nun wesentlich schneller und einfacher ausführen.
Im Dorf betreibt man nebenbei auch eine kleine Farm, befehligt eine Schiffsflotte, betreibt Handel mit anderen Stämmen und genießt die kulinarischen Köstlichkeiten einer kleinen Garküche, um vorübergehende Kraftschübe zu erlangen. Zudem hat man eine eigene Hütte, die nicht nur als Schlaf- und Stauraum dient, sondern sich auch individuell einrichten lässt. Die Möglichkeiten sind allerdings überschaubar und das Organisieren der Beutekiste eher sperrig.

Nach wie vor gibt es nur ein Sortierschema um hunderte von Objekten zu verwalten. Veteranen kennen die ganzen Beutesymbole, Kombinationsmöglichkeiten und Reihenfolgen natürlich längst auswendig, Neulinge verlieren jedoch schnell den Überblick, wenn sie sich seitenweise durch Symbolwälder blättern, um einen bestimmten Gegenstand wiederzufinden.

Ungewohnter Komfort

Das ebenso umständliche Wühlen im Rucksack und Mischen von mitgeführten Zutaten hat man dank Touchscreen-Einbindung hingegen deutlich erleichtert. So kann man wichtige Rezepturen selbst mitten im Kampf schnell und unkompliziert zusammenmixen ohne gleich Gefahr zu laufen, wehrlos Gegentreffer zu kassieren. Zudem lässt sich der Touchscreen sowohl auf dem Wii U-GamePad als auch dem 3DS frei konfigurieren.

So kann man nicht nur persönlich bevorzugte Elemente wählen, sondern auch deren Anordnung und oft auch Größe bestimmen. Die Möglichkeiten sind dabei durchaus vielfältig: Wer will, kann Karte und Energieanzeigen vom Hauptschirm herüberziehen, die Spielansicht über ein virtuelles Steuerkreuz regulieren, das Augenmerk auf große Monster richten, Munition, Rezepte oder Gebrauchsobjekte auswählen sowie rettende Tritte ausführen, um benommene, eingeschläferte oder gelähmte Jagdgefährten wieder auf die Beine zu bringen.

Gemeinsames Jagen

Teambildungen sind sowohl lokal zwischen bis zu vier 3DS-Spielern oder einem Wii U-Spieler und bis zu drei Handheld-Jägern als auch online zwischen bis zu vier Wii U-Jägern möglich. 3DS-Besitzern bleibt der direkte Zutritt in die Online-Jagdgründe leider verwehrt. Allerdings kann man, wenn man zuhause auch eine internetfähige Wii U stehen hat, diese  als Hintertür benutzen, um sich mit Online-Jägern aus ganz Europa zu verbünden. Selbst Spiele zu hosten ist auf diese Weise allerdings nicht möglich.

Auch gemeinsames Jagen mit Spielern aus Übersee ist derzeit nicht möglich. Letzteres soll aber dank eines für April vorgesehenen Patchs demnächst nachgereicht werden. Derselbe Patch soll darüber hinaus auch einen GamePad-Modus nachrüsten, durch den Wii U-Besitzer dann auch bei ausgeschaltetem Fernseher oder Monitor auf die Pirsch gehen können, sofern sie auf den Wegfall des Touchscreen-Komforts verzichten können. Wem der Verzicht leicht fällt, kann das Spiel auch jederzeit mit Classic Controller oder Pro Controller spielen.

Multifunktionstalent

Das Wii U GamePad hat neben den Touchfunktionen aber auch den Vorteil eines eingebauten Mikrofons und Lautsprechers, welche sich online bequem und praktisch als Headset-Ersatz nutzen lassen - sogar inklusive Stummschaltfunktion. Wer Textchat bevorzugt, kann auch jederzeit eine USB-Tastatur anschließen oder notfalls eine virtuelle einblenden. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe vorgefertigter Standardsätze und Gesten über die man kommunizieren kann.

Online können sich Wii U-Spieler sowohl mit Text- als auch Voice-Chat verständigen.
Online können sich Wii U-Spieler sowohl mit Text- als auch Voice-Chat verständigen.
Virtuelle Visitenkarten, die sich individuell gestalten lassen, sind ebenfalls wieder mit von der Partie. Mitspieler, deren Karte man erhalten hat, lassen sich später sogar als KI-Jagdgruppen losschicken, um zusätzliche Beutezüge zu veranstalten. Zudem gibt es wöchentliche Quest- und Extra-Downloads, die einem spezielle Events, Herausforderungen und Bonusgegenstände wie zusätzliche Kartengestaltungen oder Rohstoffe bescheren.

Lob verdient auch die Möglichkeit, Spielfortschritte zwischen Konsole und Handheld transferieren zu können, um mit demselben Charakter zuhause und unterwegs auf die Pirsch zu gehen. Dazu muss man aber natürlich sowohl die Wii U- als auch die 3DS-Fassung von Monster Hunter 3 Ultimate (ab 43,99€ bei kaufen) sein eigen nennen - eine günstige Cross-Buy-Option wie bei manchen PS3- und Vita-Titeln gibt es aber leider nicht.

Alles unter Kontrolle

Für Handheld-Jäger ist auch die Anschaffung eines Schiebepads empfehlenswert. Zwar gibt es neben der Möglichkeit, die Kamerasteuerung auf den Toucscreen auszulagern auch hilfreiche Rücksetz- und Fokusfunktionen, um die Ansicht auf Knopfdruck hinter den Spieler oder auf eine im selben Areal befindliche Bestie zu schwenken, aber spätestens bei Kämpfen unter Wasser, wird man für einen zweiten Analogstick ungemein dankbar sein.

Doch egal welche Plattform oder welches Zubehör man nutzt: Die Kamerasteuerung selbst ist alles andere als handlich, was vor allem daran liegt, dass man die vertikale Ausrichtung nur stufenweise ändern und bevorzugte Ziele nicht manuell fixieren kann, was nicht nur bei fliegenden Gegnern extrem nerven kann.

Eindrucksvolle Momente

Trotzdem ist gerade das teils bis zu fünfzig Minuten lange, verbissene Ringen mit übermächtig wirkenden Bestien nach wie vor das Aushängeschild von Monster Hunter. Vom Aufspüren des Gegners, über das Studieren der Angriffsmuster und Herausfinden von Schwachstellen bis hin zum Abtrennen besonders bedrohlicher Körperteile und dem finalen Todesstoß des immer wilder wütenden Ziels sind Dramatik und Hochspannung garantiert.

Man spitzt die Ohren, um besondere Angriffe vorherzusehen, beobachtet die Umgebung, um nicht zwischen die Fronten zu geraten, wenn plötzlich weitere Aggressoren auftauchen. Man kann auch festlegen, ob in den Kämpfen Blut spritzen soll oder nicht. Die Menge hält sich allerdings in Grenzen und die ausnehmbaren Kadaver lösen sich noch immer viel zu schnell in Luft auf. Nebenbei versucht man seine Waffe nachzuschleifen, Munition nachzuladen, Verletzungen zu heilen, einen Happen zu essen und den Gegner dabei nicht aus den Augen zu verlieren.

Künstliche Barrieren

Der schnelle Zonenwechseln, um ungestört Waffen zu schärfen oder Proviant zu verzehren ist gleichermaßen Fluch und Segen.
Der schnelle Zonenwechsel, um ungestört Waffen zu schärfen oder Proviant zu verzehren ist gleichermaßen Fluch und Segen.
Das typische Hin- und Herrennen zwischen den unterteilten Gebietsabschnitten ist dabei nach wie vor Fluch und Segen zugleich. Zum einen verschaffen sie einem willkommene Verschnaufpausen oder Rettungen in letzter Sekunde. Zum anderen unterbrechen sie immer wieder den Spielfluss und sorgen dafür, dass Gegner oder Beute in teils unerreichbaren Zwischenzonen verbleiben, während man selbst immer wieder unfreiwillig das Gebiet wechselt.

Klar, ist dieses Leveldesign eine Art Markenzeichen, aber die Zeit wäre auch in meinen Augen längst reif für eine große zusammenhängende Spielwelt ohne billige Fluchtoptionen. Eine Welt, in der man die Umgebung als Schutz, Versteck oder für Hinterhalte nutzen muss statt einfach kurz nach "Nebenan" zu gehen...

Lediglich bei Wettkämpfen in der Arena gibt es schon jetzt kein Weglaufen mehr. Zudem kommt es hier noch mehr auf das individuelle Geschick an, da die Wahl der Ausrüstung meist aus vorgefertigten Sets besteht, mit denen man eben bestmöglich zurecht kommen muss. Für erfolgreiche Jäger winken dann nicht nur materielle Belohnungen, sondern auch Platzierungen in entsprechenden Ranglisten.

Schneller, höher, weiter

Derartige Herausforderungen oder Event-Quests, bei denen man auch mal komplett ohne Rüstung antreten muss, stellen aber nur einen Teil des Missionsangebots dar. Insgesamt können über 300 Einzel- und Mehrspieleraufträge angenommen werden, von denen lediglich ein gutes Drittel bereits in Monster Hunter Tri verfügbar war. Die Einsätze reichen von einfachen Such- und Sammelaufgaben, über das Erlegen oder Fangen bestimmter Gegner bis hin zum sicheren Transport zerbrechlicher Eier oder Rohstoffe.

Zwar gibt es mit Brachydios lediglich einen gänzlich neuen Gegner, aber mit neuen Varianten und Vertretern anderen Monster Hunter-Episoden gibt es insgesamt mehr als 70 Spezies und damit fast doppelt so viele wie seinerzeit auf der Wii. Es gibt sogar drei neue Jagdgebiete und über 2000 neue Ausrüstungsgegenstände, deren Herstellung und Verbesserung aus erbeuteten Materialien natürlich wieder einen nahezu unerschöpflicher Motivationsquell darstellt.

Die Kombinationsmöglichkeiten sind schier endlos und nehmen durch das Einschmieden mächtiger Edelsteinen und Abstimmen materialbezogener Talente nochmals deutlich zu. Allein der Umgang mit einem Dutzend verschiedener Waffengattungen lässt so schnell keine Langeweile aufkommen. Das Angebot reicht dabei von schnellen Dolchen und Messern, über schwere Beidhänder und Hämmer bis hin zu Armbrüsten und Bögen. Darüber hinaus gibt es aber auch Exoten wie wandlungsfähige Morphäxte und Gewehrlanzen oder scheppernde Dudelsäcke.

Fazit

In punkto Umfang wird hier sicher das derzeit ultimative Monster Hunter-Erlebnis geboten. Ambitionierte Jäger und Sammler werden angesichts all der neuen Aufgaben und Beutemöglichkeiten monatelang nicht zur Ruhe kommen. Auch die Bedienung ist angenehmer denn je - zumindest für Wii U-Besitzer oder 3DS-Spieler mit Schiebepad. Ohne zweiten Analogstick ist vor allem die Jagd unter Wasser eine Tortur. Schade auch, dass Handheld-Jäger nur über Umwege auf Online-Pirsch gehen können. Ansonsten klappt die Kommunikation zwischen 3DS und Konsole hervorragend: So kann man nicht nur zusammen auf die Jagd gehen, sondern auch Spielstände übertragen. Technisch merkt man dem Titel sein Alter trotz kleinerer Aufhübschungen deutlich an. Die Spielwelt wirkt zwar noch immer stimmig und wartet mit wahrlich imposanten Gegnern auf, aber viele Animationen und Effekte stammen noch aus längst vergangenen PS2-Zeiten. Das Ringen mit vor Wut schnaubenden Bestien und das anschließende Verarbeiten der Beute zu immer besserer Ausrüstung hat jedoch nichts an Reiz verloren. Die Möglichkeiten sind sogar vielfältiger denn je und das damit verbundene Experimentieren ungemein motivierend.

Pro

riesiges Jagd- & Sammelparadies
imposante Bosskämpfe
motivierender Waffen- & Rüstungsbau
üppiges Quest-Angebot
kooperative Pirsch für bis zu vier Spieler
lebendige Spielwelt
individualisierbarer Touchscreen

Kontra

angestaubte Technik & Inszenierung
wenig komfortables Item-Management
kein eigenständiger Netzwerkmodus (3DS)
unhandliche Kamerasteuerung (vor allem 3DS)

Wertung

Wii_U

Nach wie vor unglaublich motivierender, wenn auch etwas maroder Abenteuerspielplatz für ambitionierte Jäger und Sammler.

3DS

Auch unterwegs ein Paradies für Jäger und Sammler, jedoch ohne direkte Online-Anbindung und Bedienungsdefiziten ohne Schiebepad.

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