Baldur's Gate: Dark Alliance 221.02.2004, Mathias Oertel
Baldur's Gate: Dark Alliance 2

Im Test:

Im Jahr 2001 schufen die Snowblind Studios mit Baldur´s Gate Dark Alliance ein kleines Meisterwerk. Grafisch und spielerisch überzeugend, konnte das unkomplizierte Hack&Slay-Prinzip den Weg für zahlreiche Nachahmer ebnen. Und nun ist die Fortsetzung da, die allerdings ohne Mitwirkung des ursprünglichen Teams auskommen musste und nur noch die bewährte Grafikengine verwendet. Ist der Nachfolger eine würdige Fortsetzung oder geht die Faszination langsam verloren? Die Antwort findet ihr im Test.

Fünf für drei

Die Geschichte von Baldur´s Gate Dark Alliance 2 (BGDA 2) entwickelt sich parallel zum Ende des Vorgängers: Die drei Helden aus Teil 1 haben es geschafft, den Onyx-Turm vom Bösen zu säubern, werden aber kurz darauf gefangen genommen. Gleichzeitig haben sich bereits fünf andere Helden auf den Weg nach Baldur´s Tor gemacht, um den Job anzunehmen, den die drei vorherigen schon erledigt haben – nicht wissend, dass sie sich den Weg eigentlich sparen können. Doch für echte Helden ist in einer Stadt an der Schwertküste immer Platz und bevor sie sich versehen, sind unsere fünf Recken dabei, die Stadt wieder einmal vor dem Untergang zu retten. Denn der Onyx-Turm ist für böse Mächte schon wieder das Objekt der Begierde...

In der Gruppe deutlich unterhaltsamer als solo! Nur wieso gibt es keinen Vier-Spieler-Modus?

(Xbox)

Zäher Beginn

Nachdem ihr einen von fünf zur Verfügung stehenden und äußerst unterschiedlich spielbaren Charakteren ausgewählt habt, werdet ihr mitten ins Geschehen katapultiert: Auf dem Weg nach Baldurs Tor ist eine Karawane überfallen worden und ihr müsst Gefangene befreien. Doch der Weg ist vollgestopft mit Monstern, die euch daran hindern wollen und die ihr in bester und bekannter Hack&Slay-Manier zu ihrem Schöpfer schickt.

__NEWCOL__Doch so viel Spaß das Gemetzel und Item-Sammeln auch macht, so unmotiviert geht man anfänglich zu Werke.

Manchmal spricht Magie eine deutlichere Sprache als Schwerter - und sehenswert sind die Effekte allemal!

(PS2)

Denn wo der Vorgänger und z.B. auch Dungeons & Dragons Heroes auf der Xbox versuchen, sofort Atmosphäre zu schaffen, baut Dark Alliance 2 scheinbar ausschließlich auf den Bekanntheitsgrad des Vorgängers und bietet einfach handfeste Action ohne einen motivierenden Einstieg. Hier hat das Team von Black Isle eine Chance verpasst, den Spieler gleich von Beginn an ans Pad zu binden.

Hat man jedoch die erste Durststrecke überstanden und endlich den Weg in die Stadt gefunden, werden das Spiel und die Geschichte zusehends besser und bieten auch einige kleine Änderungen gegenüber dem erfolgreichen Vorbild..

Fortsetzung statt Weiterentwicklung

Dass man an der Erfolgsformel festhält, die Dark Alliance zum Tophit gemacht hat, ist nicht weiter verwunderlich. Doch auch nach längerem Spiel gibt es nur zwei Punkte, in denen sich der zweite Hack&Slay-Ausflug von seinem Vorgänger abhebt. Vorsichtige Ergänzungen waren den Entwicklern scheinbar lieber als eine konsequente Weiterentwicklung, weswegen man auch fast immer das Gefühl hat, dass BGDA 2 kaum mehr als ein Add-On mit neuen Charakteren und Items ist.

Dabei sind die angesprochenen zwei Ergänzungen durchaus interessant: Zum einen ist das Questsystem davon betroffen. Denn die absolute Linearität des ersten Teiles ist einer offeneren Struktur gewichen, in der ihr häufig die Wahl zwischen mehreren Aufträgen habt, von denen manche sogar nur einer bestimmten Klasse offen stehen. Keine schlechte Idee, die zudem noch gut umgesetzt wurde.

Kein D&D-Abenteuer ohne Ratten! Doch die Nager sind nur ein kleiner Bestandteil der umfangreichen Gegnerauswahl!

(Xbox)

Die andere wesentliche Änderung betrifft eure Ausrüstung. Denn mit Hilfe von Runensteinen und besonderen Edelsteinen könnt ihr in der Werkstatt des Händlers für einen gewissen Preis eure eigenen Ausrüstungsgegenstände anfertigen. Die Waffen, Rüstungen usw., die ihr auf euren Abenteuern erbeutet, haben alle verschiedene Qualitätsstufen, die ausschlaggebend dafür sind, wie viele Runensteine ihr einbauen könnt, was im Endeffekt die Stärke der Effekte beeinflusst. Und da es zig Edelsteine gibt, die alle verschiedene Wirkung zeigen, sind der Experimentierfreude kaum Grenzen gesetzt.

Glücklicherweise wird euch schon beim Einsetzen der Steine gezeigt, wie das Endergebnis aussehen wird, so dass ihr vor Misserfolgen gefeit seid.

Zusätzlich könnt ihr in der Werkstatt gefundene Items mit Magiewirkung auseinander nehmen und so die Edelsteine recyceln – eine klasse Idee, die für viel Laune sorgt.

Denn so könnt ihr euch nach und nach einen nahezu einzigartigen Charakter zusammen stellen – was wieder etwas darüber hinweg tröstet, dass ihr bei der Figurenauswahl keine Möglichkeit habt, das Aussehen auch nur marginal zu ändern. __NEWCOL__Immer noch spaßig, aber...

Die Charakterentwicklung ist umfangreich und bietet euch ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, eure Figur auf die widrigen Umstände vorzubereiten, die vor euch liegen. Einige der Fähigkeiten findet man zwar in allen Klassen wieder, doch die speziellen Fähigkeiten jeder Klasse sind gut ausgearbeitet und erfordern auch jeweils eine etwas andere Spielweise.

Die gut gelungene Steuerung sorgt ebenfalls für Stimmung und tut dem Spielspaß sowohl alleine als auch zu zweit keinen Abbruch. Allerdings ist mit zwei Spielern schon das Ende der Fahnenstange erreicht. In Zeiten von D&D Heroes, das bis zu vier Spieler an die Pads lässt, und angesichts des nahenden Champions of Norrath, das ebenfalls vier Spieler sowohl on- als auch offline unterstützt, ein kleines Armutszeugnis.

Trotzdem macht auch Dark Alliance 2 im Team mehr Spaß als solo – auch wenn der Fun durch das umständliche Item-Tausch-System etwas geschwächt wird. Anstatt wie bei D&D Heroes den sofortigen Wechsel der Gegenstände zu ermöglichen, muss man das Objekt der Begierde erst auf dem Boden ablegen, bevor es der Kumpan aufnehmen kann; umständlicher geht’s kaum.

Monsterhorden warten darauf, von euch dezimiert zu werden: Hack & Slay in Reinkultur und so unterhaltsam wie eh und je!

(PS2)

Und so hoch der Wiederspielwert auch sein mag, wird er nur dadurch gebildet, entweder einen anderen Charakter zu testen bzw. seine vorhandene Figur weiter aufzupumpen.

Denn das Levellayout ist festgesetzt und bar jeglicher Zufälle.

Hier bleibt man wieder ein kleines Stück hinter dem Hack&Slay-Everquest-Ableger zurück, der mit zufallsgenerierten Dungeons Ende März neue Wege beschreiten will.

Grafisch immer noch ansehnlich, merkt man der Snowblind-Engine trotzdem langsam ihr Alter an!

(PS2)

Der Lack blättert

Als Baldur´s Gate Dark Alliance Ende 2001 erschien, gab`s ein kleines grafisches Wunderwerk. Die Snowblind Studios hatten eine blitzsaubere Engine aus dem Hut gezaubert, die lange Zeit das Maß aller Dinge war: Saubere Animationen, schöne Lichteffekte, abwechslungsreiche Umgebungen – und das alles in einer angenehmen Bildwiederholrate.

Zwei Jahre später sieht die Snowblind Engine, die auch in Fallout Brotherhood auf Steel, Champions of Norrath, Combat Elite und Bard´s Tale zum Einsatz kommt bzw. kommen wird, immer noch gut aus. Allerdings beginnt der Lack langsam abzublättern: Denn wo die meisten der oben genannten Engine-Kollegen mit modifizierten Versionen der Snowblind Engine arbeiten, bietet BGDA 2 den haargenau gleichen Look wie vor zwei Jahren. Und das ist eindeutig zu wenig, um auf Dauer für ein Aha-Erlebnis zu sorgen. Das Ergebnis ist zweifellos gut, aber letzten Endes bekannt.

Und in einem Punkt hat man sich sogar verschlechtert: Die Cut-Scenes in Spielgrafik sind einfach nur schlecht in Szene gesetzt, denn unmotivierte Schnitte und Kamerafahrten sorgen wahrlich nicht für Atmosphäre. __NEWCOL__Dabei ist die Story (obwohl bei einem Hack&Slay gar nicht so wichtig) gar nicht schlecht – insofern man sich auf sie einlässt und die madigen Zwischensequenzen nicht einfach wegklickt.

Akustik mit Abnutzungserscheinungen

Von der soundtechnischen Seite bietet sich ebenfalls ein bekanntes Bild. Das geht sogar so weit, dass die Musik aus Teil 1 teilweise übernommen und mit neuen Kompositionen ergänzt wurde. Allerdings werden die Melodien, so schön sie auch sein mögen, zu selten eingesetzt, um langfristig Spannung oder gar Dramatik aufbauen zu können.

Stattdessen habt ihr die meiste Zeit Schlachtenlärm im Ohr, der zwar ebenfalls aufwändig produziert wurde, aber ebenfalls an Mangelerscheinungen leidet. Die Schreie der Gegnertypen variieren kaum und an dem "Klöng" eines zu Boden fallenden Helmes hat man sich auch bald satt gehört. Gleiches gilt für die sporadischen Kampfsprüche der Figuren: Technisch zwar hochwertig, gibt es hier eindeutig zu wenig Abwechslung. Vor allem die Paladindame mit ihrem leicht orgiastischen "Ja!", das sie häufig nach Niederstrecken eines Gegners von sich gibt, geht nach einiger Zeitz gehörig auf die Nerven.

Kein Grund zur Panik! Dank eingängiger Steuerung werdet ihr auch mit solchen Situationen fertig!

In den Cut-Scenes wiederum ist die Sprachausgabe durch die Bank gut. Ab und an vermisst man zwar die letzte Begeisterung, doch die Sprecher sind gut ausgewählt und erledigen ihren Job professionell.

Fazit

Eigentlich ist alles in Baldur´s Gate Dark Alliance 2 zu finden, was den Vorgänger zu einem Superhit gemacht hat: ein unkompliziertes Spielprinzip, Monsterhorden ohne Ende und eine eingängige Steuerung. Und zusätzlich bekommt ihr noch ein nichtlineares Questsystem, insgesamt fünf äußerst unterschiedlich zu spielende Charaktere sowie die Möglichkeit spendiert, euch mit entsprechendem Kleingeld die komplette Ausrüstung selber zu basteln. Und trotzdem mag der Funke nicht so richtig zünden. Dies ist vor allem zwei Punkten zuzuschreiben: Grafisch tritt man auf der Stelle und nutzt die nahezu unveränderte Engine des Vorgängers, die zwar immer noch gut aussieht, aber an der langsam der Lack zu blättern beginnt. Und zum anderen wird die für ein Spiel dieser Art nette Story unglaublich unmotiviert erzählt. Das beginnt bei dem schlichten und äußerst unspektakulären Einstieg und gipfelt immer wieder in äußerst spröden Cut-Scenes. Trotz allem –und vor allem zu zweit- entfaltet sich jedoch auch beim erneuten Hack&Slay-Abstecher nach Baldur´s Tor ein immenser Spiel- und Sammelspaß, der allerdings für meinen Geschmack etwas zu spät in Gang kommt. Dass es allerdings keinen Vier-Spieler-Modus gibt, ist einfach schlampig. Denn so bleibt man deutlich und vor allem unnötigerweise hinter Spielen wie D&D Heroes auf der Xbox und dem im März erscheinenden Champions of Norrath (vom alten BGDA-Team der Snowblind Studios) auf der PS2 zurück. Doch sei es wie es ist: Das unkomplizierte Spielprinzip zündet immer noch, sorgt aber nicht mehr für ein Aha-Erlebnis wie im Vorgänger.

Pro

fünf abwechslungsreiche Charakterklassen
einfache Steuerung
umfangreich
zahlreiche Quests in einem nichtlinearen System
gutes Crafting-System
ansprechende Gegner-Auswahl
abwechslungsreiche Umgebungen
umfangreiche Charakterentwicklung

Kontra

grafisch nahezu unverändert
zäher Einstieg
akustisch auf Sparflamme
magere Cut-Scenes
Multiplayer nur zu zweit
komplizierter Item-Austausch zwischen Charakteren
wenig NPC-Interaktion in der Stadt

Wertung

XBox

PlayStation2

Abwechlungs- und umfangreicher Hack & Slay-Spaß.

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