Polizei 2013 - Die Simulation10.12.2012, Mourad Zarrouk
Polizei 2013 - Die Simulation

Im Test:

Wie auch wir unlängst feststellen mussten, leben wir  in einer sich ständig verändernden, globalisierten Welt - einige Dinge ändern sich aber  nie: Fragt man Jungs zwischen vier und zwölf, wollen die meisten nach wie vor  Fußballer,  Astronaut, Lokführer, Feuerwehrmann oder eben Polizist werden. Das Spiel zum "Berufswunsch - Klassiker" ist jetzt in zweiter Auflage bei Rondomedia erschienen.

Stadt ohne Namen

Toombstone, Liberty City, Gotham City alles klangvolle Namen wenn es um das Thema

Eine ausfaltbare Karte der Fantasie-Stadt wird mitgeliefert.
Eine ausfaltbare Karte der Fantasie-Stadt wird mitgeliefert.
Gewalt und Verbrechen sowie dessen Bekämpfung geht. Die Stadt in diesem Spiel hat keinen Namen. Sie ist auch keiner realen Stadt nachempfunden, ihre Straßen heißen „Alpenweg“ oder „Zwillingsallee“. Sie liegt am Meer und wird von einem Strom geteilt. Aber sie liegt scheinbar  in Deutschland, denn Fahrzeuge und deren (Fantasie) Nummernschilder sowie die Uniformierung der Beamten ist an die der Bundesrepublik angelehnt. Meine erste Schicht in der Stadt ohne Namen macht mich mit der Steuerung vertraut, die sonderbarerweise auf Maus und Tastatur beschränkt ist; ein Gamepad wird nicht unterstützt. Das ist heutzutage vollkommen unzeitgemäß und besonders fatal, wenn die Tastatur-Steuerung dann auch noch so hakelig ist wie in diesem Fall. Ich steuere immer ein Team von zwei Beamten: Ein Männlein und ein Weiblein zwischen denen ich per TAB-Taste wechseln kann. Die Schicht beginnt in einem  Büro im Präsidium und natürlich fehlt, wie so häufig bei Simulationen dieser Art, eine Sprachausgabe. Zumindest muss ich davon zunächst ausgehen, denn die zahlreichen Anweisungen tauchen allesamt nur in Textform auf. Doch kaum sitze ich im Peterwagen, um meine Streife zu beginnen…

Es spricht! Mein Gott - es spricht!

Aus dem Off erscheint doch tatsächlich eine klare Stimme und teilt mir mit, dass ein

Jede Schicht beginnt im Polizeipräsidium.
Jede Schicht beginnt im Polizeipräsidium.
Notruf aus einer Villa eingetroffen sei, wo ein Tresor aufgebrochen wurde. Während ich mich noch frage, wieso man dem Tutorial keine Sprachausgabe spendiert hat, mache ich mich schon mit Martinshorn und Blaulicht auf zum Tatort. Die übrigen Verkehrsteilnehmer machen sogar artig Platz, Passanten huschen über Zebrastreifen und können immerhin nicht über- bzw. „durchfahren“ werden, selbst wenn ich es darauf an absehe. Das ist durchaus untypisch für derartige Simulationen und deswegen eine positive Erwähnung wert. Der Tatort wird wie in GTA in einem Kartenausschnitt zunächst per Pfeil und schließlich per Kreuz markiert. Dort angekommen, erwartet mich aber niemand. Nur eine nicht verriegelte Haustür. Nun ja…vielleicht wurde der Notruf ja vollautomatisch abgesetzt? Man weiß es nicht…jedenfalls finde ich schnell den Ort des Verbrechens: Ein geöffneter Tresor. Nun gilt es Spuren zu sammeln. Das geschieht per simplen Klick auf eines der zwölf möglichen Interaktionsmodule am unteren Bildschirmrand. Überraschenderweise jenes mit dem Titel „Tatort untersuchen“. Es erscheint ein kleiner „Wirkungskreis“ und nach einem Rechtsklick mit der Maus auch schon ein Hinweis: „Haare gefunden“.  Diese sollen umgehend zum forensischen Labor ins Präsidium verfrachtet werden. Gesagt, getan – dort wiederum kann man mir nach einer Blitzanalyse postwendend den Namen des Tatverdächtigen präsentieren…so schnell geht das in der namenlosen Stadt.

GTA für Minderjährige?

Da sich der Tatverdächtige angeblich noch in der Nähe aufhält, soll ich dort nochmal

Praktisch: "Randalierer" bleiben auch gerne mal an Autos hängen.
Praktisch: "Randalierer" bleiben auch gerne mal an Autos hängen.
Streife fahren. Macht ja auch Sinn, da noch rum zu latschen wenn man grade einen Einbruch begangen hat -aber auch das befolge ich artig. Also stelle ich den Streifenwagen vor der Villa ab, steige aus und befrage jeden. Das läuft übrigens wieder ohne Sprachausgabe ab, nur in Form von Textblöcken. Plötzlich ertönt etwas was entfernt an „Schüsse“ erinnert. Von hinten läuft jemand wie von der Tarantel gestochen auf mich zu und scheint auf mich schießen. Aufgrund der hakeligen Maus/Tastatursteuerung sind schnelle Reaktionen kaum möglich und so dauert es eine Weile, bis ich den Angreifer mit ein paar „finalen Rettungsschüssen“ zur Strecke gebracht habe. Hier vermisst man schmerzlich eine Pad-Unterstützung. Eine von Grün auf Gelb gewechselte Statusleiste neben dem Symbol meiner Spielfigur signalisiert, dass ich offensichtlich verletzt wurde – Blut oder dergleichen gibt es nicht, die USK 12-Einstufung soll ja nicht gefährdet werden. Per Sprechfunk fordere ich einen Krankenwagen an (Leichenwagen gibt’s wohl nicht) und der Fall ist gelöst.

Einsätze, spannend wie Sackhüpfen

Der nächste Einsatz führt mich zu „Randalierern“ vor einem Haus. Abgesehen davon,

Auf zur Zivilstreife. Immerhin: Tag/Nachtwechsel sind mit von der Partie.
Auf zur Zivilstreife. Immerhin: Tag/Nachtwechsel sind mit von der Partie.
dass es irgendwie schon sonderbar ist, wenn drei Leute mit Knüppeln bewehrt vor einem Haus in der Stadt marodieren, reagieren die drei auch höchst sonderbar bei der Ankunft des Streifenwagens. Sie laufen nämlich erst weg als ich aussteige und bleiben dann auch schon mal an der Seite parkender Autos „hängen“, um sich dann bereitwillig und ohne nennenswerte Gegenwehr festnehmen zu lassen. Im nächsten Einsatz wurde eine Tankstelle überfallen und auch hier läuft es genauso sonderbar ab: Ich halte dort an und erst als die „Ganoven“ merken, dass ich wohl doch nicht nur tanken möchte, gehen sie stiften. Trotz nerviger Tastatur-Steuerung kann ich die Vögel dennoch irgendwie dingfest machen. Ob Zigarettenschmuggler aufscheuchen, Unfälle aufnehmen oder Verkehrskontrollen durchführen…es ist und bleibt ein extrem langweiliges und furchtbar belangloses Unterfangen. Die Polizei wird sich Sorgen um ihren Nachwuchs machen müssen, wenn Spiele dieser Art Schule machen.

Fazit

Ob nun Unfallorte abgesichert werden müssen, Kleinkriminelle dingfest oder auch mal eine Streife in zivil absolviert wird – es ändert alles nichts daran: Polizei 2013  bleibt ein GTA für Arme. Ok, mit erfolgreichen Einsätzen steige ich im Rang auf und schalte neue Stadtbezirke und Erfolge frei. Die Stadt sieht sogar einigermaßen glaubwürdig aus, ist zwar kleiner als Liberty City, aber auch größer als bei „Simulationen“ dieser Art üblich. Es gibt Wetter- sowie Tag/Nachtwechsel, alles schön und gut, doch man vermisst an allen Ecken und Enden  Abwechslung, Glaubwürdigkeit und eine um Himmels Willen zeitgemäße, vernünftige Steuerung! Vor allem die Beschränkung auf die steinzeitliche Maus/Tastatursteuerung, die einfach nur frickelig und suboptimal ist, bleibt nicht nachvollziehbar.  Auch der eher günstige Preis kann kein Argument sein, denn ein mittlerweile vier Jahre altes GTA 4 ist für weniger Geld zu haben, sieht nicht nur um Lichtjahre besser aus, sondern ist auch um Welten unterhaltsamer und spannender. Einzig für jüngere Käufer bietet Polizei 2013 aufgrund der Jugendfreigabe „ab zwölf“ eine Alternative…aber auch nur, wenn sie unbedingt Polizisten werden wollen!

Pro

offene Spielwelt mit großer Stadt
realistische Darstellung der Fahrzeuge/Uniformen
Tag/Nacht sowie Wetterwechsel
eingeschränktes Schadensmodell ...
eingeschränkte Sprachausgabe ...

Kontra

hakelige Tatstatur-Steuerung
keine Gamepad-Steuerung möglich
unrealistische Schadens/Trefferdarstellung
... beschränkt auf NPC-Fahrzeuge
... die z.B beim Tutorial komplett schweigt
schwache Soundkulisse
unrealistisches Verhalten der NPC's
banal inszenierte "Polizeiarbeit" (Spuren sammeln)
Einsätze gleichen sich
Einsätze fordern nicht
kein Multiplayer

Wertung

PC

Bemüht glaubwürdige, aber eher belanglos-monotone Darstellung des Polizeialltages, inklusive nerviger Steuerung aus der Steinzeit.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.