Im Test: Im Schatten von Bloodborne
Willkommen zurück...
Das böse Kichern der Hexen, die liebliche Musik, der deprimierte Ritter. Dazu das fast schon mediterrane Flair mit seinem warmen Licht und dem Ausblick auf die schroffe Küste. Es fühlt sich gut an, auf der PS4 nach Majula zurückzukehren. Der kleine Ort war lange Zeit wie ein Zuhause für mich in diesem Königreich Drangleic - eine trügerische Sicherheit in einer verfluchten Welt. Kaum habe ich meinen Helden erstellt, verfliegen die Stunden mit fiesen Hinterhalten und waghalsigen Sprüngen, mysteriösen Charakteren und geheimen Gängen, sprechenden Katzen und magischen Waffen, mit kostbarem Fackellicht und fetter Seelenbeute bis zum ersten Waldriesen hinter dem wabernden Nebel.
Monstertausch in Drangleic
Einsteigern kann es egal sein, aber Veteranen dürfen sich auf einige Neuerungen auf PS4 und Xbox One freuen. Schon in den ersten Gebieten rund um Majula wird man überrascht von Unterschieden: Da versperrt eine Statue z.B. einen Nebeleingang im Tutorial. Später hacken zwei Hüllenwächter auf den toten Baumriesen im Burghof ein - wer die Story des Königreiches kennt, wird das einordnen können. Und selbst ein mächtiger Drache faucht plötzlich an ungewohnter Position. From Software hat das Erlebnis so angepasst, dass man inhaltlich und zumindest in Nuancen auch erzählerisch (selbst ohne DLC) mehr als Copy & Paste erlebt.
Vor allem die neuen Platzierungen sowie Varianten für Feinde fallen auf: Viel früher als bisher wird man z.B. den schwer gepanzerten Schildkröten begegnen, die jetzt schon mal in einer zuvor freien Höhle oder auf einem Wehrgang lauern - ups. Und wo man im Original vielleicht von zwei Gruppen kurz hintereinander nach dem Betreten eines Gebietes überfallen wurde, kann es einem hier passieren, dass erst gar nichts geschieht und dann ein halbes Dutzend die Treppe hinunter stürzt! Apropos Überfall: Auch die gefürchteten NPC-Jäger tauchen an anderen Stellen auf – viel Spaß in diesen hitzigen Duellen.
Zu dritt gegen den ersten Boss
Apropos: Auch dort gibt es einige Überraschungen, denn vor dem Nebel
Dark Souls: 92% (PC, PS3, 360; 2011)
Demon's Souls: 90% (PS3; 2010)
Bloodborne: 90% (PS4; 2015)
Dark Souls 2: 88% (PC, PS3/4, 360/One; 2014) der ersten Region gibt es z.B. nicht nur ein Rufzeichen für den bekannten Nicht-Spieler-Charakter (NSC) namens Pate, sondern auch ein weiteres für den Mietling Lueg. So kann man auch offline zu dritt in das Gefecht gegen den Riesen ziehen - was dann natürlich auch sehr leicht zu meistern ist, wenn man mit Feuerpfeilen, Bomben oder Zaubern agiert. Nicht falsch verstehen, das ist kein Spaziergang. Dark Souls 2 braucht aber etwas Zeit, bevor der Schwierigkeitsgrad merklich anzieht, der vor allem von den plötzlich auftauchenden NSC-Jägern und gegen Ende von einigen Bossen sowie dem (wechselnden) Anspruch in den DLC-Gebieten lebt. Wählt man einen Krieger oder gar einen auf Geschick und Konter lauernden Schurken, sieht das Ganze natürlich schon anders aus. Und egal was ich als Kenner der PS3-Version empfinde: Wer bisher kein Dark Souls gespielt hat, wird natürlich gefordert.
Spielerlebnis ist keine Frage der Schwierigkeit
Aber dass From Software dieses Dark Souls 2 auf PS4 & Co zu einem deutlich besseren, weil intensiveren Erlebnis gemacht hat, kann ich nicht bestätigen - denn die kritischen Punkte des Spieldesigns lagen schon damals woanders, nicht im Schwierigkeitsgrad, sondern hatten mit der Vernetzung der Welt, dem komfortablen Reisen sowie dem verschenkten Potenzial des Fackellichts sowie anderen Punkten innerhalb der Mechanik zu tun.
Jetzt ohne Puppenzittern
Was hat sich abseits der neuen Positionierung von Feinden getan? From Software hat die Ausschüttung sowie das Angebot an Gegenständen etwas angepasst: Das Mittel gegen die Versteinerung gibt es z.B. gleich zu Beginn für 12000 Seelen - verständlich, denn es gibt ja zwei potenzielle Ziele. Hinzu kommen erweiterte Beschreibungen für Gegenstände, die einiges hinsichtlich der Story plausibler machen, kleinere Abkürzungen in den ohnehin schon eng verbundenen Arealen und ein ergänzter Online-Modus, der von einigen Aktualisierungen profitiert und jetzt für bis zu sechs statt vier Spieler zugänglich ist.
Außerdem hat man den nervigen Ragdoll-Effekt für die toten Feinde entfernt – jetzt bewegen sich ihre Körper nicht mehr bei jeder Berührung. Zudem gibt es kaum noch Tearing oder Kanten wie noch auf den alten Konsolen. Die Ausleuchtung ist an einigen Stellen in Räumen zwar markanter, allerdings wirkt das Licht in den Außenarealen nicht immer harmonisch, zumal es in der Distanz auch mal Pop-ups geben kann. Unterm Strich wirkt die Kulisse immer noch malerisch, aber technisch kitzelt sie das Potenzial der Xbox One oder PlayStation 4 nicht mal ansatzweise.
Im Schatten von Bloodborne
Natürlich ist der technische Vorsprung eines exlusiven, speziell für die PS4 optimierten Abenteuers und einer polierten Neuauflage eines PS3/360-Spiels keine Überraschung - es geht eher darum, dass der Abstand tatsächlich so groß ist, dass man mitunter fast von einer Generation sprechen will. Die Auflösung von 1080p gilt übrigens für Xbox One und PlayStation 4, nennenswerte grafische Unterschiede gibt es zwischen beiden nicht. Allerdings läuft das Spiel auf Sonys Konsole etwas flüssiger. Trotzdem muss man festhalten, dass From Software auf beiden Systemen hinsichtlich der Bildrate eine deutlich stabilere Leistung anbietet als noch auf Xbox 360 und PlayStation 3 - selbst in hektischenGefechten gibt es keine Ruckler.
Wertungen und Qual der Wahl auf dem PC
Fazit
Kaum mache ich drei Schritte in Majula, vergeht die Zeit wie im Flug und ich kämpfe an der Seite von Pate und Lueg gegen den Baumriesen. Verflucht: Ich werde Dark Souls 2 nochmal in dieser Variante spielen! Wenn man allerdings nach fünfzig Stunden Bloodborne auf der PlayStation 4 in diesem Königreich unterwegs ist, wirken die grafischen Unterschiede enorm: Ja, Dark Souls 2 läuft sauber in 1080p, Tearing sowie Ragdollzittern sind weg und es lebt von seinem malerischen Artdesign. Aber es steht technisch ganz klar im Schatten der aktuellen Horrorwelt, was Texturen, Animationen & Co betrifft - das sieht stellenweise veraltet aus. Trotzdem gebührt From Software ein Lob dafür, dass sie mehr als Copy&Paste plus DLC anbieten: Veteranen werden vor allem die Änderungen bei der Positionierung sowie Auswahl von Feinden neugierig machen, Einsteiger profitieren auch erzählerisch vom "komplettesten" Dark Souls 2 inklusive aller Erweiterungen. Ob man das als "gnadenloser" empfindet, hängt stark von der eigenen Erfahrung sowie dem Helden ab. Aber die Frage war für die Wertung ohnehin irrelevant, denn sowohl die Vorzüge als auch die Schwächen dieses Nachfolgers, die ihm Platin verwehrten, hatten nichts mit der Schwierigkeit oder Gegnerplatzierung zu tun. Auch dieser "Director's Cut" inszeniert ein sehr gutes Abenteuer, das ich jedem Freund der Soulsreihe wärmstens empfehlen kann.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Technisch nur solide, aber inhaltlich mit einigen Änderungen: Auch dieser "Director's Cut" inszeniert ein sehr gutes Abenteuer inkl. aller Erweiterungen!
XboxOne
Technisch nur solide, aber inhaltlich mit einigen Änderungen: Auch dieser "Director's Cut" inszeniert ein sehr gutes Abenteuer inkl. aller Erweiterungen!
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