Im Test:
Für den Imperator und Sanguinius!
Aufgrund der Lizenzpolitik von Games Workshop sind es dieses Mal allerdings nicht die Blood Angels, die sich auf den Rachefeldzug in die finsteren Gänge der Sin of Damnation begeben. Stattdessen sind es die Blood Ravens, die eine 9000 Jahre zurückliegende Niederlage sühnen wollen und den im System der Heimatwelt erschienenen Space Hulk entern. Ihr Ziel: Säuberung, Sieg und Vergeltung des Unrechts. Ihre Mittel: Sturmbolter, Kettenschwert und unerschütterliches Vertrauen in den Gottimperator.
Rundenweise tasten sich die genmanipulierten Kämpfer durch die engen Gänge des Raumkolosses. Dabei wurde das Regelwerk der Brettspielvorlage eins zu eins umgesetzt: Jeder Terminator hat vier Aktionspunkte, die er für Bewegung und Beschuss nutzen kann. Auch die Drehungen der schwerfälligen Krieger benötigen dabei AP, sodass die genaue Positionierung zum zentralen Element der Taktik wird. Schnelle Bewegungen, Ducken oder Deckung gibt es nicht; die Bewegungsoptionen der Terminatoren sind stark limitiert. Zusätzlich können meine Mannen sowohl eine Fernkampf-, als auch eine Nahkampf-Verteidigungshaltung annehmen. Bei Ersterer wird automatisch auf jeden Feind im Sichtbereich gefeuert, bei Letzterer dürfen verlorene Nahkampf-Würfe wiederholt werden.
Sieg über Tod!
Zudem entsteht durch diese, sehr präzise Umsetzung der Brettspielvorlage zugleich das größte Problem des Videospiels Space Hulk: die Unberechenbarkeit der Kämpfe. Ich nenne das daraus resultierende Phänomen inoffiziell „Random and Error“. Ein Beispiel: Ich muss eine Stellung halten und habe mir nach zwei Fehlversuchen eine ordentliche Taktik zurechtgelegt.
Zufällige Frustration
Dieses Prinzip mag in einem Brettspiel, in dem man gegen reale Gegner antritt in Ordnung sein, in einem Videospiel mit Kampagne ist es das für mich nicht. „Random and Error“ sorgte bei mir für Speicher- und Ladeorgien, Fluchkaskaden und Resignation. Insbesondere die Nahkämpfe sind selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad frustrierend, da sich kaum abschätzen lässt, wer das Gefecht für sich entscheidet.
Fehlender Mehrwehrt
Zudem haben sich die Entwickler auf die Einbindung der Brettspiel-Kampagne beschränkt. Die inklusive Prolog 15 Missionen umfassende Kampagne „Sin of Damnation“ entspricht der ersten Edition des Originals, sowie des ersten Erweiterungspaketes „Deathwing“. Hier hätte man sich durchaus zu einer zweiten Kampagne durchringen können, die abseits bereits betretener Pfade stattfindet und es nicht nur bei einer Umsetzung bereits bekannten Materials belassen können.
Gelungene Atmosphäre und die Entdeckung der Langsamkeit
Schön hingegen ist, dass es alle Truppentypen in das Spiel geschafft haben. So findet sich neben der Standardvariante Sturmbolter/Energiefaust z.B. der Sturmhammer mit Schild, die Maschinenkanone sowie der mächtige Scriptor mit starken Psi-Fähigkeiten. Jeder Truppentyp hat vor und Nachteile (reine Nahkämpfer vor allem Nachteile), die bei der Platzierung und dem Einsatz genau bedacht werden müssen. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass ich meine Squads nicht selbst zusammenstellen kann und immer auf die vorgefertigten Kampfgruppen zurückgreifen muss.
Schwarmintelligenz und fehlende Online-Gegner
Der Mehrspielermodus bietet sowohl einen Online- als auch einen Hotseat-Modus. Der Hotseat bietet am ehesten das echte Brettspiel-Feeling, da sich zwei Spieler abwechselnd an einem PC bekämpfen. Der Online-Modus bietet im Grunde die gleiche Gefechtserfahrung, war aber aufgrund scheinbar sehr geringer Spielerzahlen zum Testzeitpunkt nicht spielbar, da keine Partie zustande kam. Schade ist, dass der Mehspielermodus ausschließlich auf die 15 Karten aus der Kampagne setzt. Es gibt keine weiteren, vielleicht anders balancierten Mehrspielerkarten und keinen Editor, der das Erstellen neuer Welten ermöglichen würde.
Fazit
Als Umsetzung des Brettspiels macht Space Hulk durchaus eine ordentliche Figur. Deren Nähe zum Original war auch das Hauptziel der Entwicklung. Die präzise Integration des Regelwerkes und die Einbindung der aus dem Brettspiel bekannten „Sin of Damnation“-Kampagne wird die Herzen der Fans sicher höher schlagen lassen, da die solide Kulisse und die stimmige Atmosphäre das Konzept von Space Hulk unterstreichen. Als Videospiel fehlt es jedoch an einem Mehrwert gegenüber der fast 25 Jahre alten Vorlage. Die fehlende Charakterentwicklung, das zufällig-frustrierende Kampfsystem, eingeschränkte Bewegungsoptionen sowie Designschwächen wie nach Missionen wiederbelebte Space Marines lassen die Rundentaktik oft veraltet wirken. Die statischen Animationen, ein Mangel an Abwechslung und bereits aus der Kampagne bekannte Mehrspielerkarten versetzen meiner Begeisterung als 40k-Fan einen gehörigen Dämpfer. Space Hulk ist solide – mehr aber leider nicht
Pro
Kontra
Wertung
PC
Als reine Brettspiel-Umsetzung solide, als Videospiel mit zu wenig Mehrwehrt gegenüber der Vorlage.
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