Earth Defense Force 202527.02.2014, Mathias Oertel
Earth Defense Force 2025

Im Test:

Der Bildschirm wird von einer gleißenden Explosion erschüttert, hunderte Rieseninsekten machen einem das Leben schwer und die Kulisse sieht aus wie ein Relikt vergangener Tage - das kann nur eines bedeuten: Die Earth Defense Force ist wieder auf dem Vormarsch. Ob das Software-Gegenstück zum B-Film-Popcornkino auch mit dem dritten Ableger auf Xbox 360 und PS3 noch unterhalten kann, klären wir im Test.

Was kommt nach dem Insekten-Armageddon?

Man dachte eigentlich, dass man sie besiegt hätte. Doch der Anblick von turmhohen Robotern, Spinnen, die einen LKW unter sich begraben können oder Ameisen so groß wie Omnibusse beweist das Gegenteil. Nachdem die Earth Defense Force bereits zwei Mal auf Xbox 360 und PS3 um das Überleben der Menschheit gekämpft hat, muss sie sich abermals einer intergalaktischen Bedrohung stellen. Riesige Insekten, noch größere Roboter sowie den Himmel verdunkelnde Schlacht- und Transportschiffe müssen vernichtet werden – zu Hunderten.

Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Im Kino würde man sagen: Gehirn an der Kasse abgeben, einen Rieseneimer Popcorn besorgen und stumpfe Action genießen. Also in etwa so, als würde man Sharknado oder den dritten Transformers-Streifen von Michael Bay anschauen. Oder Starship Troopers - mit dem Unterschied, dass die "Bugs" auf der Erde sind und man aktiv gegen sie antritt. Wie in den Vorgängern mit den Untertiteln 2017 und Insect Armageddon ist die Action eingängig inszeniert und in ihrer Einfachheit erstaunlich motivierend: Hier ist der soldatische Held, dort eine mitunter (aus verschiedenen Gründen) eklig anzuschauende gegnerische Übermacht,  in der Tasche ein endloser Vorrat an Munition und über Funk gibt es herrlich absurde Dialoge mit oder von Kameraden bzw. der Zentrale. Mehr braucht es nicht, um vor allem kooperativ unkomplizierten Spaß zu entfachen. Online darf man mit bis zu vier Spielern antreten, wobei es auch möglich ist, sich mit zwei Spielern per Splitscreen zu vergnügen und dann online zu gehen, um das Quartett zu komplettieren.

Direkte Fortsetzung

Der Kampf gegen Rieseninsekten und Roboter ist der Beweis dafür, dass Kulisse beinahe unwichtig ist, wenn der Spaß stimmt.
Das kann doch nicht sein? Doch! Kann es! Im Vergleich zu Insect Armageddon hat Earth Defense Force 2025 (ab 44,95€ bei kaufen) (EDF 2025) visuell einen Rückschritt gemacht. Und es kokettiert mit dieser Tatsache derart stark, dass man es beinahe schon zu einer Kunstform erheben möchte. Natürlich hilft es den Entwicklern von Sandlot, dass sie das vor etwa 4 Jahren erschienene (und von Vicarious Visions entwickelte) zweite EDF-Spiel der Trilogie mitsamt aller visueller Fortschritte ignorieren. Sie nehmen mit allem (inkl. dem Titel) Bezug auf das von ihnen produzierte acht Jahre alte EDF 2017. Die Assets für die Raumschiffe haben sie komplett übernommen, die Insekten bewegen sich so irrational hektisch wie früher anstatt nur hektisch wie bei Vicarious. Und auch die Gebäude fallen wieder so übertrieben in sich zusammen wie vor acht Jahren, bevor sie ebenso wie abgeschossene Gegner irgendwann im Boden verschwinden.

Doch in einem Punkt konnte sich auch Sandlot dem grafischen Fortschritt nicht verschließen: Zum einen bewegen sich die Soldaten der EDF jetzt geschmeidiger als noch 2006. Und zum anderen bestehen die von den Gegnern hinterlassenen Power-Ups oder Gesundheitspakete nicht mehr aus pixeligen Bitmaps, sondern dreidimensionalen Polygon-Kisten.

In Gruppen können diese Roboter sehr gefährlich werden.
Abseits dessen bleibt es allerdings dabei, dass Earth Defense Force bereits zum Start der letzten Konsolen-Generation hoffnungslos hinterher hing und dies immer noch tut - mitunter kommt es einem wie ein PS2- oder Xbox-Spiel vor. Das macht aber nichts, denn in diesem Monster-Katastrophenfilm zum Mitspielen regiert der Spaß. Natürlich gilt: Sollte man abseits des mitunter unausgewogenen Schwierigkeitsgrades, der zudem von der zufällig ausgeschütteten Beute der anderen Missionen abhängt, auch nur den geringsten Anspruch erwarten, ist man hier Fehl am Platze. Wobei erfahrene Spiele ohnehin nichts unter "Hard" auswählen sollten, wenn sie einigermaßen gefordert werden wollen.

Vier Freunde

Großen Anteil am kooperativen Unterhaltungswert, der aber auch für Solisten ordentlich ausfällt, haben die vier erfreulich unterschiedlichen Klassen. Dabei ist der Ranger mit seinen zwei frei wählbaren Waffen die konventionellste Figur und perfekt für Einsteiger geeignet. Die drei anderen (Air Raider, Fencer, Wing Diver) sind sehr gute Unterstützungsklassen, die sich mit Einschränkungen auch solo gut spielen lassen, aber im Vergleich zum ausgewogenen Ranger ihre Vorteile mit einigen Mankos bezahlen müssen. So ist die weibliche Spezialeinheit der Wing Diver dank Alien-Technologie sehr potent im Kampf und mit der Flugfähigkeit höchst agil, hat aber nur einen geringen Rüstungswert. Der Fencer hat zwei Waffensätze, kann sogar mit einem Schild Angriffe aktiv abwehren und ist schwer gepanzert, bewegt sich aber extrem behäbig. Der Air Raider wiederum  ist mehr oder weniger eine passive Klasse: Er kann über Leuchtfeuer Unterstützung, Artillerie und sogar Fahrzeuge anfordern - doch wenn Gegner zu nah an ihn herankommen, hat er nahezu keine Chance mehr.

Man kann mit zu vier Spielern online versuchen, der Erdinvasion Einhalt zu gebieten.
Das Aufwerten der einzelnen Figuren findet ausschließlich über die von den Gegnern zurück gelassenen Power-ups statt: Grüne Kisten kennzeichnen neue Waffen, wobei es dank des Zufallsprinzip auch passieren kann, dass man zehn dieser Kisten aufsammelt und am Ende des Levels feststellt, dass man nicht eine neue Knarre im Repertoire hat. Weiße Kisten (in zwei Größen) markieren Gesundheitspacks, die während des Einsatzes Energie spenden. Rote schließlich stehen für Rüstungspunkte, die man bei der Vorbereitung auf die nächste Mission verteilen kann. Das Zufallsprinzip ist jedoch nicht nur bei den Belohnungen nach Absch(l)uss wankelmütig. Es kann passieren, dass man auf den letzten Lebenspunkten hängt, mit Ach und Krach, Glück und Geschick die Gegner plättet und partout keine Erste-Hilfe-Box erscheinen möchte. Denn irgendwann verlässt einen das Glück und man kassiert doch den finalen Treffer - was in diesen Momenten für Frust sorgen kann. Der hält jedoch nicht lange vor, zu groß ist die Lust, das Pad wieder in die Hand zu nehmen und der Erdinvasion die stumpfe Stirn zu bieten.

Fazit

Ähnlich wie Koeis Dynasty-Warriors-Serie ist Earth Defense Force einer dieser Titel, die man entweder hasst oder liebt. Ich gehöre zur zweiten Gruppe - hier wie da. Die Katastrophenfilm-Action zum Mitspielen drückt einem eine (oder mehrere) Waffen in die Hand, baut in einer nahezu komplett zerstörbaren Stadt hunderte Gegner auf und ruft einem schließlich zu: "Mach sie platt! Alle!" Dieser Aufforderung komme ich gerne nach - vor allem, wenn ich mit Gleichgesinnten am Offline-Splitscreen oder zu viert online gegen überdimensionierte Insekten, Roboter oder Reptilien antreten kann. Solo ist der Unterhaltungswert zwar geringer, aber mit dem Beherrschen der vier Klassen hat man auch hier genug zu tun - zumal man nicht nur mit den Feinden, sondern auch mit dem wankelmütigen Schwierigkeitsgrad und dem Zufallsprinzip bei den Power-ups kämpft. Angesichts des sich schnell einstellenden Action-Spaßes ist mir die Kulisse auf gehobenem PS2-Niveau weitgehend egal.

Pro

zerstörbare Umgebung
gut 100 Abschnitte
haufenweise Waffen
vier stark unterschiedliche Soldatentypen
kooperativ spielbar (zwei Spieler Splitscreen, bis zu vier Spieler online)
kurzweilige Monsterhatz
herrlich absurde Dialoge
Fahrzeuge

Kontra

grafisch hoffnungslos veraltet
Zufallsprinzip mitunter unfair
unausgewogen schwankender Schwierigkeitsgrad

Wertung

360

Der spielbare Katastrophen-Film sieht aus wie ein Spiel der letzten Generation und nimmt sich nicht ernst. Kurzum: Große Dauerfeuer-Action mit Rieseninsekten, deren Spaß mit der Spielerzahl zunimmt.

PlayStation3

Der spielbare Katastrophen-Film sieht aus wie ein Spiel der letzten Generation und nimmt sich oder das Genre nicht ernst. Kurzum: Große Dauerfeuer-Action mit Rieseninsekten, deren Spaß mit der Spielerzahl zunimmt.

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