Terminator 3: Rebellion der Maschinen18.12.2003, Mathias Oertel
Terminator 3: Rebellion der Maschinen

Im Test:

Auch ohne James Cameron als Regisseur hat der dritte Auftritt von Gouvernator Schwarzenegger als Maschine aus der Zukunft die Kinokassen klingeln lassen. Und wie sollte es anders sein, wartet mittlerweile auch das Spiel zum Film auf interessierte Fans. Allerdings sind Bedenken angebracht: Außer dem 1995 erschienenen Terminator Future Shock wurde die Lizenz bisher enttäuschend verarbeitet. Doch vielleicht kann uns Terminator 3 – Rebellion der Maschinen eines Besseren belehren. Der Test liefert Aufklärung.

Eng am Film – na und?

Eines vorweg: Ich habe den dritten Teil der Terminator-Serie nicht gesehen. Und irgendwie kann ich mich auch nach dem DVD-Release nicht dazu überwinden. Denn meiner Meinung nach kann man Terminator 2 nicht toppen. Und selbst die Aussicht, dass nach Arnies Abgang in die Politik T3 sein letzter Film war, kann mich nicht umstimmen.

Und nach dem zweifelhaften Genuss des Spieles zu Terminator 3 Rebellion der Maschinen kann ich mir den Weg in die DVD-thek auch sparen. Denn das Team von Black Ops hält sich akribisch an den Film und setzt neben aufwändigen Rendersequenzen im späteren Spielverlauf auch Ausschnitte aus dem Film ein, um die Geschichte um den Terminator und John Connor zu erzählen.

Altbacken, unkompliziert & schlecht

Spielerisch hingegen bietet sich über weite Strecken handelsübliche Ego-Shooter-Kost – nur in mangelhafter Umsetzung. Von KI haben die Entwickler noch nichts gehört, von schönem Leveldesign ebenso wenig. Stattdessen müht man sich durch die linearen Abschnitte, kämpft gegen eine zufrieden stellende Anzahl an Gegnertypen, die allesamt jedoch eher als Kanonenfutter denn als Herausforderung zu sehen sind und gibt sich Mühe, die Vor- und Nachteile der Waffen herauszufinden.

Nicht nur grafisch schwach - der Terminator hat auch spielerisch nichts zu bieten!

(PS2)

Nur um dann festzustellen, dass es dank der automatischen Zielhilfe, die ihr hinzuschalten könnt (und solltet), eigentlich vollkommen egal ist, welche Wumme ihr verwendet (den Raketenwerfer einmal ausgenommen).__NEWCOL__Urplötzlich aufpoppende Gegner sind ein weiteres Beispiel dafür, dass es den Entwicklern vermutlich nur darum ging, die Kohle einzusacken und das Spiel so schnell wie möglich und passend zum DVD-Release fertig zu stellen, anstatt auf Spielbalance und Leveldesign zu achten. Und von den Plasmagranaten, die bar jeder Physik vollkommen unberechenbar von irgendwelchen Wänden abprallen, wollen wir gar nicht sprechen. Auch die deutlich anvisierten Gegner, die trotzdem keinen Schuss abbekommen, weil sie z.B. gerade vor einer Wand stehen, sollten wir lieber nicht erwähnen – sonst könnte ja der Eindruck aufkommen, dass das Spiel das Geld nicht wert ist.

Auch die eingestreuten Kampfsequenzen können T3 nicht vor dem Absturz retten.

(Xbox)

Futuristischer Prügler

Natürlich müsst ihr euch auch dem T-X stellen. Und hier bietet sich dem Spiel eine Chance, Wiedergutmachung zu betreiben. Denn die Duelle mit dem weiblichen Spitzenmodell der Terminator-Riege werden als Prügler inszeniert. Doch so schnell das Interesse an dieser Abwechslung geweckt wird, so schnell verflacht es auch wieder.

Rudimentäre Animationen und minimale Schlagmöglichkeiten lassen die letzte Chance auf eine Wertung jenseits der 40 schneller in Luft aufgehen als Arnie "I am your Gouvernator" sagen kann.

Bonus-Material als Kaufgrund?

Was die Entwickler spielerisch verbockt haben, versuchen sie durch umfangreiches Bonus-Material wieder aufzufangen: Neben Fotos warten Ausschnitte der Dreharbeiten, Out-Takes und mit Centipede und Missile Command zwei spielbare Klassiker aus dem Atari-Portfolio auf euch.

Nennt mich altmodisch, aber ich persönlich verbringe lieber Zeit mit solchen Kultspielen als mit dem Murks, den ich hier über mich ergehen lassen muss.

Einer der wenigen, etwas gelungeneren Effekte.

(PS2)

Zusätzlich findet sich auf der DVD noch eine Demo-Fassung des kürzlich angekündigten Terminator 3: Redemption. Die ist zwar nur zehn Minuten lang, kann aber sowohl grafisch als auch spielerisch weitaus besser überzeugen und macht zudem noch mehr Spaß als das eigentliche Spiel. Und das sagt ja eigentlich schon alles.

Futuristische Steinzeit

Was die Jungs von Black Ops grafisch vom Stapel lassen, spottet jeder Beschreibung. Abgesehen davon, dass die madigen Texturen und die abgehackten Animationen in beiden Fassungen den Eindruck erwecken, dass das Grafikteam das Spiel auf der PSone entwickelt hat und dann durch einen Xbox- bzw. PS2-Emulator laufen ließ, findet man nur selten lichte Momente in der düsteren Grafikwelt der Terminatoren.

Wo die Filme mit ihren zerstörten Städten der Zukunft für Atmosphäre sorgen konnten, verströmen die nach Schema F zusammengestellten Baracken und Straßen weder Endzeit- noch sonst irgendeine Stimmung. Auch die Grafik der Gegenwartsabschnitte kann man selbst bei bestem Willen nicht mit dem Prädikat "sehenswert" bezeichnen.

Einzig manche Waffeneffekte verhindern, dass man den Entwicklern wie im Director´s Cut von T2 die CPU aus dem Schädel schrauben und mit einem Hammer zertrümmern sollte.

Andererseits: Was nützen chromglitzernde Waffen, wenn der Effekt nur vorgegaukelt wird und Lichteinfall oder gar Umgebung keinen Einfluss auf die Darstellung haben?

Die Kampfsequenzen sind nur unwesentlich besser. __NEWCOL__Zwar kann man mit seinem Kontrahenten die Umgebung zerstören, doch dafür erinnern die Animationen der beiden Kämpfer an Arcade-Spiele Ende der achtziger Jahre: irgendwo gehen immer Animationsphasen verloren.

Einziger Lichtblick sind die schönen Rendersequenzen. Aufwändig produziert und im Stil der Filme geschnitten, keimt hier wenigstens ab und an mal Hoffnung auf, dass die Entwickler doch ihr Handwerk gelernt haben.

Sobald Cut-Scenes in Spielgrafik gezeigt werden, wird es jedoch lächerlich: Am oberen und unteren Bildschirmrand werden Balken über die Grafik gelegt, um Kino-Feeling zu simulieren. Dieser Plan würde auch aufgehen, wenn der obere Balken nicht etwas zu tief angesetzt wäre und nicht die weiter vor sich hinlaufende Spielgrafik in einem etwa sechs bis sieben Millimeter hohen Ausschnitt (auf einem 55er Bildschirm) über dem Balken liegen würde.

In diesem Sichtmodus fällt die schlechte Grafik nicht auf!

(Xbox)

Schwache Akustik mit Bugs

Akustisch bietet sich ein ähnliches Bild: Die Rendersequenzen können mit einem weitestgehend gelungenen Soundmix und passender Sprachausgabe überzeugen, während der Sound im Spiel einen eher zweifelhaften Eindruck hinterlässt.

Nicht nur, dass die Mischung aus uninspirierter Musik, wahllos eingestreuten Sprachsamples und madigen Effekten unheimlich schlecht abgemischt ist – dass in manchen Abschnitten auf einmal z.B. die Schussgeräusche nicht mehr zu hören sind, ist ebenfalls äußerst befremdlich.

Ein deutlicher Bruch entsteht zudem noch, sobald die Renderszenen durch Ausschnitte aus dem Film ergänzt werden. Denn hier hat man urplötzlich die deutschen Stimmen zur Verfügung, die vermutlich nicht dazu bewegt werden konnten, die in Englisch gehaltenen Renderszenen zu synchronisieren.

Fazit

Gründe, sich Terminator 3 Rebellion der Maschinen zuzulegen, gibt es einige. Bedauerlicherweise liegen die jedoch im Bonus-Umfeld und nicht in der spielerischen Klasse. Denn was euch hier geboten wird, ist ein stinknormaler Shooter mit teilweise grottenschlechter Grafik, der durch unzureichend umgesetzte Kampfsequenzen leider nicht die erwünschte Abwechslung erfährt und auf Dauer nur noch anödet. Die in einigen Abschnitten auftretenden Soundbugs reihen sich nahtlos in die Misere ein. Überhaupt ist die Akustik –insofern sie mal vollkommen funktioniert- ein merkwürdiger Mix, aus dem nur Arnies Stimme einigermaßen herausragen kann. Das freispielbare Bonus-Material hingegen kann sich sehen lassen: Fotos, diverse Making-Of-Videos und Dokus von den Dreharbeiten sind eine nette Ergänzung für Fans des Filmes und wesentlich unterhaltsamer als das Spiel an sich. Ganz zu schweigen von den Bonus-Spielen Centipede und Missile Command sowie der Demo zu T3 Redemption, die einen wesentlich besseren Eindruck hinterlässt als die üble Filmumsetzung.

Pro

umfangreiches Bonusmaterial
T3 Redemption-Demo inklusive
aufwändige Rendersequenzen
nah am Film
Arnies Stimme
Kampfeinlagen
gute Steuerung

Kontra

langweiliges Leveldesign
schwache Grafik
Sound-Bugs
Gegner-KI Fehlanzeige
schwache Kampfsequenzen
langatmige Waffenauswahl

Wertung

PlayStation2

XBox

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