Chaos im Strafraum
So schön könnte PES laut Werbebild auf 360 aussehen: Leider kann man aktuell online gar nicht auf Microsofts Konsole spielen, weil das nötige Datenpaket fehlerhaft ist - es wird an einem Patch gearbeitet.
Obwohl das Pingpong-Gefühl im Spielaufbau der Vergangenheit angehört, gibt es immer noch Slapstick. Es wirkt manchmal komisch, wenn Spieler einfach aufgrund der Tatsache, dass sie stur weiter nach vorne auf den Verteidiger zu rennen, den Ball behaupten und durchbringen – ich habe selten so viel Tohuwabohu vor und im Strafraum erlebt, weil man den Ball nicht fest machen oder erobern kann. Die Verteidigung ist zunächst schwieriger, obwohl man mehr Optionen hat: Man kann weiterhin auf Abstand verfolgen und dann in den Mann gehen, man kann nicht nur zwei, sondern drei oder mehr Spieler auf den Gegner hetzen, wenn man richtig Druck ausüben will.
Außerdem hat man die Möglichkeit, Pässe über rechtzeitiges Antizipieren abzufangen, indem man mit dem Analogstick in den möglichen Passweg drückt – das gelingt mit etwas Übung ganz gut. Schön auch, dass man den Druck auf den Gegner über die Höhe der Viererkette anpassen kann, die man während des Spiels wie die Abseitsfalle über das Steuerkreuz z.B. weiter Richtung Mittellinie verschieben kann. Überhaupt sind die taktischen Optionen, was den Druck einzelner Reihen, das Laufverhaltenoder das Umschaltspiel angeht enorm.
Verzögerte Direktabnahmen
Am Ende schneidet die PC-Version noch am saubersten ab.
Trotzdem wirkt die Spielmechanik nicht poliert: Ich vermisse vor allem viel mehr Direktheit beim Abfangen und im Abschluss! Die Verteidiger ignorieren teilweise Bälle, die direkt vor ihnen liegen - ich will da keinen totalen Automatismus, aber diese Lethargie ist ein Armutszeugnis für die eigene Defensiv-KI. Das Spiel bremst sich zudem oftmals selbst in der Offensive aus, weil es mir die Handlungsschnelligkeit raubt. Geskriptete Bewegungsabläufe sind bei Dribblings okay, aber wenn der Ball heran fliegt, will ich sofort schießen können. In diesem PES kam es häufig vor, dass die Spielfigur trotz rechtzeitiger Aktivierung der Schusstaste noch irgendeine Bewegung zu Ende führte, anstatt aus fünf Metern volley oder aus dem Stand abzuziehen – da hilft auch die Superkontrolle nicht. Hier werden zu viele Bälle unnötig angenommen.
Zu den spielmechanischen Neuerungen gehören auch die zum Glück optionalen Hilfslinien, die man bei einem Freistoß, einer Ecke oder dem Abstoß einblenden kann, um z.B. die Kraft bzw. Weite und Drehung des Balles vorher zu sehen. Sinnvoller ist da schon die Möglichkeit, dass der Torwart seine Abwehr jetzt vor dem Abschlag näher an sich heran oder weiter weg beordern kann. Das neue Elfmetersystem sorgt für etwas mehr Anspannung: Der Ball liegt aufgrund der neuen Perspektive jetzt gefühlte zwanzig Meter weit weg und man muss Richtung und Kraft besser als Schütze dosieren, zumal der Torwart jetzt auch ein klitzekleines Zeitfenster hat, in dem er auf den Schuss reagieren kann.