Im Test:
DuckTales - uuhu!
Anfang der Neunziger kannte ich kaum jemanden, der Samstagnachmittags nicht vor die Glotze verschwand, um DuckTales zu schauen. Privatfernsehen war noch nicht so selbstverständlich wie heute - und wer keine Schüssel auf dem Dach hatte, bekam mit dem Disney Club eine konzentrierte Packung US-amerikanischer Cartoons. Auch um das Jump-n-Run zur Serie hat sich ein kleiner Kult gebildet – vor allem in den USA, wo das NES um einiges erfolgreicher war als das hierzulande dominierende C64.
Das Spiel fing die Abenteuer-Stimmung der Serie prima ein: Der goldgierige Dagobert reiste mit seinen Neffen und Bruchpilot Quack an die entlegensten Kultstätten, um sagenumwobene Schätze zu finden. Ein Teil der Fangemeinde arbeitet heute offenbar bei WayForward, denn der Kern der Formel wurde nicht angetastet. Die Neufassung hält sich spielerisch nah ans Vorbild: Wie in alten Zeiten hüpft Dagobert mit dem Pogo-Stock auf herumwuselnde Panzerknacker und angriffslustige Wildtiere.
Simpel aber knifflig
Die knackig-direkte Steuerung erinnert sofort an alte Jump-n-Runs, erweist sich in hektischen Situationen aber als etwas zu fummelig. Wenn ich eine in der Grube lauernde Riesenschlange treffen will, muss ich peinlich genau in die Mitte zielen. Lande ich einen Milimeter zu weit rechts, streift Dagobert eine höher gelegene Plattform und packt den Pogo-Stock gar nicht erst aus. Das Ergebnis: Die Schlange gewinnt den Zweikampf und ich verliere ein wertvolles Energieherz. Auch das Greifen der Lianen klappt nicht immer wie erwartet, da ich im richtigen Moment nach oben drücken muss. Problematisch wird es zwar nur in engen Bereichen wie der Mine, die Entwickler hätten die Steuerung aber ruhig etwas moderner und griffiger gestalten können. Vor allem die Flucht unter Zeitdruck im letzten Level wird zur Tortur: Drücke ich zu früh nach oben, hüpft Dagobert nicht weit genug. Kommt die Eingabe nur eine Zehntelsekunde zu spät, erwischt er die Liane nicht mehr.
Farbenfrohe Schatzsuche
Da WayForward im Laufe der Entwicklung Kontakt zu englischen Originalsprechern wie Dagoberts stimme Alan Young aufnahmen, wurden die Zwischensequenzen deutlich länger als geplant. Immer wieder liefert sich Scrooge McDuck (so heißt Dagobert in den USA) lustige Streitgepräche mit Launchpad (Quack). Die Aufnahmen klingen zwar etwas dumpf und die Schnäbel bewegen sich nur rudimentär - trotzdem fängt die Vertonung die Serienstimmung gut ein.
Schottische Weisheiten
Als Glücksgriff erweist sich auch die Verpflichtung eines Original-Zeichners der Serie: Alle Figuren sehen ausgesprochen knuffig aus und sind hübsch animiert. Nachdem ich z.B. eine Liane verfehlt habe, landet Dagobert im Maul einer fleischfressenden Pflanze. Bevor er sich befreien kann, kloppt er ihr erst ein paar mal resolut auf den Kopf. Auch andere Viecher wie Bienen, Riesenaffen oder Tentakel-Aliens wurden ihren Vorbildern hübsch nachempfunden: Wer genügend Bares sammelt, kann sie in Konzeptzeichnungen mit den Originalen vergleichen. Die Musik wurde ebenfalls klasse arrangiert: Die eingängigen Original-Melodien zirpen im klassischen Chiptune-Sound, werden aber passend von Gitarren, Trommeln und orchestralen Stimmen ergänzt.
Kampf gegen die ewigen Rivalen
Auf Leicht und Normal hilft eine Übersichtskarte dabei – auf Schwer und Extrem muss ich sie auf eigene Faust suchen. Wer eine geringe Frusttoleranz besitzt, sollte das Spiel erst einmal auf dem lockeren ersten Schwierigkeitsgrad angehen: An kniffligen Passagen wird es sonst ganz schön schwer, mit drei Leben auszukommen. Einen Mehrspielermodus gibt es übrigens nicht. Wer besonders viele Schätze zusammenrafft, kann sich aber immerhin in den weltweiten Bestenlisten mit Freunden und der Weltspitze vergleichen. Versionsunterschiede haben wir nicht festgestellt: Die Zeichnungen und die passend eingebundenen Cel-Shading-Hintergründe sehen auf allen Systemen gleich aus. Auf Wii U spielt sich auf dem Touchscreen normalerweise exakt das gleiche ab wie auf dem TV-Schirm. Wer möchte, kann dort aber auch dauerhaft die Übersichtskarte anzeigen lassen.
Fazit
Man merkt auf Anhieb, dass bei WayForward einige DuckTales-Fans arbeiten. Dagoberts knuffige Animationen und die behutsamen Remixes des Original-Soundtracks sorgen sofort für wohlige Retro-Stimmung. Audiovisuell ist den Kaliforniern das Remake des Klassikers prima gelungen, spielerisch hätte ich mir etwas mehr Mut zu Neuerungen gewünscht. Klar hatte ich Spaß daran, mit Dagobert durch knifflige Oldschool-Levels zu springen und Unmengen klingelnder Schätze zu entdecken. Mehr Rätsel, Fähigkeiten oder zeitgemäße Ideen hätten aber nicht geschadet. Im Vergleich zu Fly'N, Giana Sisters: Twisted Dreams oder Raymans neuen Abenteuern wirkt DuckTales: Remastered ein wenig angestaubt. Das gilt auch für die etwas fummelige Steuerung bei Klettertouren und Sprung-Attacken. Wenn man sich darauf einstellt, gestaltet sich die knackige Schatzsuche aber recht motivierend.
Pro
Kontra
Wertung
360
Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.
PlayStation3
Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.
Wii_U
Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.
PC
Der NES-Klassiker wurde liebevoll aufgefrischt, der Mangel an neuen Ideen und die etwas fummelige Steuerung wirken aber angestaubt.
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