Einen unglücklichen Fauxpas leisten sich die Entwickler zudem: In der verschneiten Kulisse strahlen viele Weiß- und Blautöne, auch Dutzende der einzelnen Herausforderungen finden auf einer stählernen Trainingsfläche vor bläulichem Gegenlicht statt – die hellblauen Kontersymbole über den Köpfen der Gegner gehen deshalb gelegentlich unter. Überhaupt ist die Bildsprache schwächer als im Vorgänger, denn damals wurden Übergänge zwischen Zeitlupen-Angriffen und Leerlauf sowohl visuell als
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Wie wurde aus dem zornigen Bruce Wayne der Dunkle Ritter? So beginnt Batmans Geschichte.
auch akustisch deutlicher hervorgehoben. Während ich in Arkham City heute noch nahtlos Kombinationen aneinander reihe, unterbrach ich in Origins selbst nach etwa 20 Stunden aus Versehen eine Angriffskette nur deshalb, weil ich dem Geschehen schlechter folgen konnte.
Wer ist hier der Boss?
Und ja: Das dritte Batman ist ein umfangreiches Spiel. Das Folgen des roten Fadens dauert gut zehn Stunden, einschließlich Rätseln, zusätzlichen Aufgaben und Herausforderungen können mehrere Dutzend zusammenkommen. Schade nur, dass die kurzen Missionen der Nebenrollen (darunter Shiva und der Pinguin) zum größten Teil aus einer banalen Wegpunktsuche bestehen und dass Enigmas Rätsel kaum Kopfzerbrechen bereiten. Kein Vergleich mit den vertrackten Knobeleien des Vorgängers! Ähnlich wie dort freuen sich anspruchsvolle Spieler immerhin über ein New Game +, ganz Hartgesottene quälen sich sogar in einer noch kniffligeren Variante.
Dabei ist schon der normale Schwierigkeitsgrad fordernd. Selbst in scheinbar harmlosen Schlägereien musste ich mich hin und wieder zusammenreißen – sehr gut! Noch besser, dass das auch für die Bosskämpfe gilt. Black Mask hat ja Attentäter angeheuert, darunter Deathstroke, Bane und Killer Croc. Ihr Ziel: Batman. Und so bekommt er es zum ersten
Stilistisch führt Arkham Origins die Klasse der Vorgänger problemlos fort.
Mal in der Arkham-Serie mit ebenso toll inszenierten wie angenehm schwierigen Showdowns zu tun. Reaktionsspiele zu vorgefertigten Szenen unterbrechen zwar zu oft den Spielfluss, alles in allem sind die Aufeinandertreffen zwischen Held und Schurken aber packende Höhepunkte.
Frustrierende Frustprophylaxe
Der höhere Anspruch ist eine wichtige Entwicklung... doch was haben sich die Entwickler bei den aufdringlichen Hinweistafeln gedacht? Da verzichte ich im Kampf mal auf eine der möglichen Tastenkombinationen – schon hält mir das Spiel die dafür notwendige Tastenkombination vor die Nase. Wenn das Verteidigen eines Messerstichs nur einmal misslingt, blinkt sofort ein solcher Hinweis auf. Ich habe mich selten derart gegängelt gefühlt! Natürlich könnte ich die Tipps abschalten, dann müsste ich allerdings auch auf die wichtigen Kontersymbole verzichten. Die möchte ich beim ersten Erleben aber unbedingt sehen.
Und ich fürchte, die Penetranz hat Methode: Warner Montreal will das Spiel scheinbar idiotensicher an die Frau bzw. den Mann bringen. Schließlich erhalte ich nach jedem Gefecht nicht nur eine Bewertung mit entsprechend vielen Erfahrungspunkten, sondern sehe eine komplette Aufzählung aller erfolgreichen Angriffe. In Batmans Unterschlupf fliegen mir die XP-Fledermäuse sogar um die Ohren, wenn ich mich einfach nur mit Alfred unterhalte – was soll das? Ich will Batman sein. Ich bin keine XP-Maschine, die nach jedem Punktgewinn eine neue Hose braucht!