Im Test:
Call of Conquer: Der ODIN-Konflikt
Schon kurz nach dem Intro stellte sich mir folgende Frage: „Warum zur Hölle?“. Dieser Frage folgten im Laufe der Geschichte einige recht ähnlich formulierte. Warum zur Hölle die US-Armee z.B. dachte, dass eine orbitale Superwaffe eine gute Idee sein könnte, wird sich mir so schnell nicht erschließen. Frei nach dem Motto „Was soll schon schiefgehen?“ hat man das Satellitensystem Odin, voll mit seismischen Superraketen, in den Orbit bugsiert, von wo aus man die Rivalen in Schach halten kann. Dumm nur, dass diese in Form der südamerikanischen Föderation kurzerhand ein Shuttle in den Orbit schicken, Odin entern und die USA in Schutt und Asche legen. Zehn Skriptsequenzen und zig Explosionen später jagt Odin als Feuerball in Richtung Erde, Amerika ist nahezu unbewohnbar und Protagonist Logan Walker zusammen mit seinem Bruder und Vater flüchtet vor den Einschlägen der Raketen.
Orbitgestützte Superwaffe? Südamerikanische Föderation? Während mich noch das Gefühl beschleicht, dass eigentlich nur noch NOD-Übelwicht Kane fehlt, um das Crossover aus Call of Duty und Command & Conquer perfekt zu machen, nimmt die abstruse Handlung ihren
Wie schlägt sich Call of Duty: Ghosts (ab 5,99€ bei kaufen) gegen Battlefield 4? Wir machen den dreiteiligen Direktvergleich! Im letzte Abschnitt geht es um die Technik: Wer brennt das größere Effektfeuerwerk ab?
Hier geht es zum Vergleich. Lauf. Zehn Jahre später haben die Reste der US-Armee nämlich auf der Höhe von Los Angeles ein militärisches Patt erzwungen - wie auch immer das gegen einen so überlegenen Gegner möglich ist. Die mysteriöse Spezialeinheit der Ghosts wird zu einem zentralen Bestandteil der vorhersehbaren Handlung, in der vor allem das ehemalige Ghost-Mitglied Rourke eine wichtige Rolle spielt. In dümmlichen und vor Pathos triefenden Dialogen wird von platten Charakteren die Soldatenehre (die hier auch mit Familienehre gleichzusetzen ist) beschworen. Die Ghosts werden so zu überirdischen Heldenwesen, die mit 50.cal und Sturmgewehr Frieden und Freiheit verbreiten. Ich bin sehr froh, dass Infinity Ward sich für ein fiktives Szenario entschieden hat, denn selbst so ist das Geschwafel streckenweise schwer zu ertragen. Was hat sich Syrania-Autor und Oscarpreisträger Stephen Gaghan bei diesem Quatsch bloß gedacht?
Moorhuhn of Duty
Auch am mittlerweile traditionellen Spielablauf auf Schienen hat sich nichts geändert. Noch immer öffnen skriptgesteuerte KI-Kameraden jede Tür, noch immer wird das Verlassen des vorgesehenen Weges vom Spiel entweder mit einem Missionsabbruch („Sie haben ihr Squad alleine gelassen“) oder völligem Unverständnis quittiert. Ist Ersteres noch ziemlich frustrierend, kann Letzteres zu unfreiwillig komischen Situationen führen. Etwa dann, als ich den Lasst-sie –vorbei-Befehl meines Vorgesetzten ignorierte und die lemmingartig in ihren Tod laufenden Feinde fein säuberlich auslöschte. Die Konsequenz: keine. Eigeninitiative des Spielers ist nicht vorgesehen. Als Folge dessen hat man leider auch die Entscheidungen wieder rausgeworfen, die erst bei Black Ops 2 Einzug hielten. Hier wird gespielt wie die Entwickler es vorschreiben.
Die Choreografie des Krieges
Da wo es jedoch wichtig wäre, nämlich im Aufbau und der Inszenierung der Geschichte, versagt jedes noch so schöne Bombast-Skript und jede Explosion. In den leisen Tönen macht Call of Duty: Ghosts eine richtig schlechte Figur. Insbesondere die Vater-Sohn Beziehung zwischen den Brüdern David und Logan und ihrem Vater Elias, der zudem noch schlecht gesprochen wird, hätte den einen oder anderen ruhigen Moment gebrauchen können. Auch das Feindbild gründet sich vor allem auf lauter Gewalt, statt leisem Wahsinn. Also: Alles beim Alten. Leider.
Weltrettung im Schnellschnitt
Abgesehen vom furchtbar generischen ersten Einsatz nach Absturz der Odin-Station, der mich durch einen graubraunen Wald in ein graubraunes Footballstation führt, spult Infinity Ward also routiniert den modernen Action-Vollwaschgang ab. Dieser gewinnt zwar keinen Innovationspreis, kann aber in der einen oder anderen Situation nach wie vor begeistern. Wäre da nicht diese stupide Action, die mich immer wieder auf den spielerischen Boden der Tatsachen zurückholt. Als Shooter ist Call of Duty 2013 bestenfalls unterer Durchschnitt, auch wenn es dank seiner Abwechslung Battlefield 4 überflügeln kann.
Auf den Hund gekommen
Als wäre das nicht Witz genug, ist Riley für die Handlung auch völlig unerheblich. Die „emotionale Bindung“ und der „einzigartige Charakter“ des Hundes findet an keiner einzigen Stelle statt. Er ist da, oder eben nicht, wobei mir in der Rettungsmission „nicht“ deutlich lieber gewesen wäre. Liebe Leute: Wenn ihr schon ein einzelnes Element eures Spieles in der Werbung dermaßen überbetont, dann achtet doch das nächste Mal darauf, dass dies für das Spiel auch den Hauch von Relevanz hat. Ich kam mir jedenfalls veräppelt vor.
Rückstand durch Technik
50 (in Worten fünfzig!) Gigabyte meiner Festplatte frisst das Monster, auf Systemen mit weniger als sechs Gigabyte RAM startet es gar nicht erst und Activision empfiehlt als Optimum eine Grafikkarte, die einer GeForce GTX 760 entspricht. Und wofür? Für ein Modern Warfare 3 mit aufgehübschten Shadern, etwas feinerer modellierter Landschaft und Umgebungsverdeckung! Wo sind die beschworenen Next-Gen-Texturen, -Modelle und -Effekte? Ich sehe nur Ecken, Kanten, matschige Oberflächen und veraltete Animationen. Ja, die Beleuchtung ist streckenweise ordentlich und es gibt die eine oder anderen netten Explosion. Titel wie Battlefield 4 oder Crysis 3 spielen aber technisch nicht nur in einer anderen Liga, das ist ein völlig anderer Sport! Sollte das auf der Xbox One und PS4 nicht anders sein, ist egal ob 720 oder 1080p: Die Kulisse von Ghosts wirkt angesichts eines Killzone: Shadow Fall oder den dynamischen Schattenspielen von Metro: Last Light wie ein Anachronismus in sechzig Bildern pro Sekunde.
Abwechslungsreiche Spielmodi
Bei den Mehrspieler-Modi fährt Infinity Ward das bewährte Arsenal auf: Im Zentrum stehen die klassischen Dauerbrenner wie Deathmach, Team-Deathmach, Domination sowie die Variante „Abschuss bestätigt“, bei der man für den Kill zusätzlich die Hundemarken seiner Opfer aufsammeln muss, um zu punkten. Hinzu kommt der Modus Geliefert (Grind), bei dem die Dog Tags auch noch zu einer Sammelstelle transportiert werden müssen. Mit Search & Destroy greift Ghosts Elemente von Counter-Strike auf, doch steht der Modus hier nur in privaten Partien zur Verfügung. Dabei hat das Angreifer-Team fünf Minuten Zeit, um an zwei Stellen Bomben zu platzieren. Genau wie bei Battlefields Defuse-Modus gibt es hier keine Möglichkeit, nach dem Bildschirm-Tod wieder in die Partie einzusteigen. In der neuen Variante „Search & Rescue“ wird genau das erlaubt, können Mitstreiter doch von ihren Kameraden wiederbelebt werden.
Darüber hinaus geben sich die Entwickler mit den weiteren Neuzugängen deutlich verspielter als DICE und unterstreichen damit den stärker ausgeprägten Arcade-Charakter der Serie: „Aufgeputscht“ (im Original: Cranked) orientiert sich z.B. am Action-Film „Crank“ mit Jason Statham, denn nur wer hier sein Adrenalin mit einem Kill alle 30 Sekunden aufrecht erhält, fliegt nicht selbst in die Luft. Blitz ist dagegen ein Capture the Flag (CTF) auf Speed, denn hier gilt es, für einen Punkt durch ein Portal des anderen Teams zu hüpfen und sein eigenes möglichst gut zu verteidigen. Genau wie bei Battlefield 4 fehlt aber auch hier das klassische CTF fehlt allerdings auch hier - schade. Als Ausgleich wartet noch ein Infizierten-Modus: Kennt man zwar schon aus TimeSplitters, macht aber immer noch Spaß, sich so lange wie möglich gegen die steigende Anzahl infizierter Spieler zu behaupten – oder die restlichen Überlebenden ebenfalls anzustecken, nachdem es mich selbst erwischt hat. Klasse geht es auch bei „Gejagt“ zu: Hier starten alle Spieler zunächst nur mit einer Pistole und Messer. Neue und bessere Waffen findet man nur in Containern, die zwischendurch abgeworfen werden, aber nach zehn Sekunden schon wieder verschwinden. In den meisten Modi kann man außerdem Feldbefehle einsammeln. Dabei handelt es sich um dynamische Mini-Missionen, die man vor dem nächsten Tod abschließen muss, um Bonuspunkte einzusacken.
Viele Perks und Ausrüstungsoptionen
Meine Soldaten
So erhält man erst mit der Zeit Zugriff auf die vorgefertigten Gesichter, Kopfbedeckungen, Uniformen und Aufnäher, um das Aussehen seiner Figuren anzupassen. Auch bei der Ausrüstung muss man sich zunächst in Geduld üben, bis man z.B. die Zielvorrichtungen oder Läufe seiner Waffen anpassen und mit diversen Mods wie größeren Magazinen sowie Tarnmustern und Fadenkreuz-Variationen versehen darf. Das gilt auch für die stattliche Auswahl an Perks, wobei für jede der sieben Kategorien fünf Extras angeboten werden, die nach einem Punktesystem kombiniert werden können. Anders ausgedrückt: Man hat nur eine begrenzte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die man in die Perks investieren kann. Klar, dass effektivere Spezialfähigkeiten stärker am Punktevorrat knabbern, so dass man abwägen muss, ob man lieber viele kleine Extras kombiniert oder auf weniger, dafür aber stärkere Perks setzt. Ebenfalls schön: Wer sich schon immer gewünscht hat, statt Fähigkeiten lieber seine Ausrüstung zu verbessern, hat hier jetzt die Gelegenheit dazu, denn die Punkte lassen sich alternativ auch für zusätzliche Waffen- und Ausrüstungs-Slots verwenden.
Angriffspakete für zielsichere Schützen
Gemeinsam gegen die Bots
Kleine Karten, großer Spielspaß
Mit einem dynamischen Wetterwechsel („Stormfront), einer überfluteten Kleinstadt („Flooded“), einer Satellitenanlage („Overload“), Industriekomplexen („Siege“, „Sovereign“, „Freight“) und einer Winterlandschaft („Whiteout“) greift Infinity Ward ähnliche Ideen für Schauplätze auf wie DICE. Doch bereits an diesen Beispielen wird deutlich, dass die Ghost-Karten unabhängig von ihrer Größe nicht an Battlefield 4 heran reichen kann. Die Zerstörung beschränkt sich auf ein Minimum wie vereinzelte Glasscheiben oder Mini-Objekte und auch Interaktionen wie das Nutzen eines Aufzugs bildet hier die Ausnahme. Selbst in Sachen Immersion ziehen die Ghosts den Kürzeren, wenn man Flut und Sturm mit dem Frostbite-Gegenstück vergleicht. Zwar wird versucht, den Kulissen z.B. durch aufgewirbelte Blätter etwas Leben einzuhauchen, aber trotzdem wirken die Schauplätze insgesamt zu steril. Für etwas Pepp sorgen Momente, die sich an „Levolution“ orientieren und durch bestimmte Ereignisse das Design der Karten umkrempeln können. Allerdings wirkt es hier noch stärker aufgesetzt und geskriptet als beim Konkurrenten. Dafür ist die Abwechslung ähnlich hoch wie bei den Spielmodi: So geht es auf der Karte Prison Break u.a. in einen Dschungel mit Gefängniskomplex, während man sich bei Warhawk packende Häuserkämpfe liefert und in „Chasm“ die Action durch halb eingestürzte Gebäude mit mehreren Stockwerken stärker auf eine vertikale Ebene getragen wird. Besonders gut gefallen hat mir der Abstecher in die schottischen Highlands auf der Stonehaven-Map, inklusive einer schicken Burgruine. Die „Strikezone“, ein halb zerstörtes Baseball-Stadium, empfand ich dagegen als sehr unspektakuläre und langweilig gestaltete Karte.
Absturzssicher?
So gibt Battlefield 4 in Rechner-Gefilden ohne Zweifel den Ton an. Anders sieht es auf den Konsolen aus: Hier hat sich DICE mit zahlreichen Grafikfehlern, matschigen Texturen und teils massiven Einbrüchen der Bildrate bei Online-Spielern keine Freunde gemacht. Dagegen läuft auf PS3 und 360 nicht nur die Kampagne, sondern auch der Mehrspielermodus von Ghosts mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde, während die Wii U dieses Niveau nicht ganz halten kann. Im Gegensatz zu Battlefield 4 leiden die Ghosts außerdem weder an nervigen Bugs noch kam es zu Abstürzen oder störenden Lags. Verabschiedet sich ein Host mitten in der Partie, wird automatisch ein neuer Leiter bestimmt, so dass in diesem Fall keine Punkte durch einen plötzlichen Match-Abbruch verloren gehen. Kurzum: Auf den Konsolen ist Call of Duty: Ghost das bessere, rundere Mehrspieler-Erlebnis!
Fazit
Was zum Teufel hat sich Stephen Gaghan bei diesem Drehbuch gedacht? Während die absurde Geschichte um das Odin-Raketenprogramm und die Ghosts-Spezialeinheit das trashig-komische Flair eines B-Movies versprüht und auf flachem Niveau irgendwie noch unterhält, sind die Dialoge und Charaktere einfach nur schlecht. Supersoldaten, Pathos, Rache und ein eindimensionaler, wenngleich fieser Bösewicht: Das sind die Bestandteile einer mehr als schwach erzählten Story. Glänzen kann Infinity Ward im Gegensatz dazu wie immer mit der Kawumm-Inszenierung der Gefechte und Missionen, zudem sind viele Schauplätze toll designt und auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Dies rettet Ghosts in der Kampagne auf ein knapp befriedigendes Niveau. Es gibt aber zu viele andere Shooter, die Einzelkämpfer besser unterhalten können.
Mir gefällt, was das Trio aus Infinity Ward, Neversoft und Raven Software hier an abwechslungsreichen und teilweise herrlich „aufgeputschten“ Mehrspieler-Modi auffährt, auch wenn viele schon bekannt sind. Vor allem die Trupp-Einsätze als Alternative zu klassischen Online-Partien sind eine interessante Neuerung. Skalierbare Bots, lokale Spiele am geteilten Bildschirm oder im LAN sowie Extinction für den kooperativen Einsatz runden das Paket ab. Hinzu kommen zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten an Charakteren und Ausrüstung. Vor allem mag ich Ghost, weil es sich trotz oder wegen der Dauer-Hektik noch genauso flott und intensiv anfühlt, wie man es von der Serie erwartet - auch wenn die Reduzierung auf maximal zwölf Spieler schmerzt. Für die butterweiche Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde nehme ich auf den Konsolen gerne diese geringere Anzahl, Abstriche bei der Kulisse sowie kleinere Karten in Kauf. Immerhin wurden die Maps nicht nur abwechslungsreich gestaltet, sondern genau auf die Bedürfnisse dieser arcadigen Schießbuden-Action zugeschnitten, auch wenn mehr Zerstörung und Interaktion wünschenswert gewesen wären. Am PC hätte man technisch auf jeden Fall mehr auffahren müssen – hier spielt Battlefield 4 in einer ganz eigenen Liga, die für Activision mit Ghosts unerreichbar bleibt.
Pro
Kontra
Wertung
360
Gut inszenierte, aber inhaltlich enttäuschende Kampagne mit altbackener Kulisse. Dafür rockt der Mehrspieler mit intensiven Gefechten und flüssiger Darstellung.
PlayStation3
Gut inszenierte, aber inhaltlich enttäuschende Kampagne mit altbackener Kulisse. Dafür rockt der Mehrspieler mit intensiven Gefechten und flüssiger Darstellung.
PC
Technisch hätte auf dem PC trotz leichten Verbesserungen mehr drin sein müssen. Trotzdem ein guter Shooter, der aber nicht an die Klasse eines Battlefield heran reichen kann
Wii_U
Auf der Wii U läuft der Grafikmotor nicht ganz rund und die Gamepad-Steuerung reagiert nicht so flott wie auf den anderen Plattformen.
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