Call of Duty: Ghosts07.11.2013, Eike Cramer
Call of Duty: Ghosts

Im Test:

Alle Jahre wieder erscheint Anfang November eine neue Ausgabe von Call of Duty. Dieses Jahr ist Infinity Ward an der Reihe und wagt mit dem Sprung auf die nächste Generation einen Neustart in einem Paralleluniversum. Kann die Welt der Ghosts im Test überzeugen?

Call of Conquer: Der ODIN-Konflikt

Schon kurz nach dem Intro stellte sich mir folgende Frage: „Warum zur Hölle?“. Dieser Frage folgten im Laufe der Geschichte einige recht ähnlich formulierte. Warum zur Hölle die US-Armee z.B. dachte, dass eine orbitale Superwaffe eine gute Idee sein könnte, wird sich mir so schnell  nicht erschließen. Frei nach dem Motto „Was soll schon schiefgehen?“ hat man das Satellitensystem Odin, voll mit seismischen Superraketen, in den Orbit bugsiert, von wo aus man die Rivalen in Schach halten kann. Dumm nur, dass diese in Form der südamerikanischen Föderation kurzerhand ein Shuttle in den Orbit schicken, Odin entern und die USA in Schutt und Asche legen. Zehn Skriptsequenzen und zig Explosionen später jagt Odin als Feuerball in Richtung Erde, Amerika ist nahezu unbewohnbar und Protagonist Logan Walker zusammen mit seinem Bruder und Vater flüchtet vor den Einschlägen der Raketen.

Orbitgestützte Superwaffe? Südamerikanische Föderation? Während mich noch das Gefühl beschleicht, dass eigentlich nur noch NOD-Übelwicht Kane fehlt, um das Crossover aus Call of Duty und Command & Conquer perfekt zu machen, nimmt die abstruse Handlung ihren

Der große Shootervergleich

Wie schlägt sich Call of Duty: Ghosts (ab 5,99€ bei kaufen) gegen Battlefield 4? Wir machen den dreiteiligen Direktvergleich! Im letzte Abschnitt geht es um die Technik: Wer brennt das größere Effektfeuerwerk ab?

Hier geht es zum Vergleich. Lauf. Zehn Jahre später haben die Reste der US-Armee nämlich auf der Höhe von Los Angeles ein militärisches Patt erzwungen - wie auch immer das gegen einen so überlegenen Gegner möglich ist. Die mysteriöse Spezialeinheit der Ghosts wird zu einem  zentralen Bestandteil der vorhersehbaren Handlung, in der vor allem das ehemalige Ghost-Mitglied Rourke eine wichtige Rolle spielt. In dümmlichen und vor Pathos triefenden Dialogen wird von platten Charakteren die Soldatenehre (die hier auch mit Familienehre gleichzusetzen ist) beschworen. Die Ghosts werden so zu überirdischen Heldenwesen, die mit 50.cal und Sturmgewehr Frieden und Freiheit verbreiten. Ich bin sehr froh, dass Infinity Ward sich für ein fiktives Szenario entschieden hat, denn selbst so ist das Geschwafel streckenweise schwer zu ertragen. Was hat sich Syrania-Autor und Oscarpreisträger Stephen Gaghan bei diesem Quatsch bloß gedacht?

Moorhuhn of Duty

Schlau ist das nicht: Statt mit Klasse überzeugt das Militär der Föderation eher mit Masse.
Schlau ist das nicht: Statt mit Klasse überzeugt das Militär der Föderation mit Masse.
Dabei ist die Handlung zwar recht dümmlich, erreicht aber immerhin das trashig-komische Niveau eines B-Movies, das sie von Battlefield 4 mit seinem platten pseudorealistischen Hintergrund angenehm abhebt. Auch das plakative, aber dennoch fiese Feindbild kann unterhalten und schafft eine ordentliche Motivation zum Weiterschießen. Während man sich mit der fiktiven Handlung also immer mehr von den Modern-Warfare-Wurzeln des Call of Duty à la Infinity Ward entfernt, kann man von der Spielmechanik genau das Gegenteil behaupten. In engen Levelschläuchen trifft man auf eine riesige Anzahl dämlicher Gegner, die sich zu Hunderten abknallen lassen. Wie angewurzelt stehen, knien oder liegen sie in ihrer Deckung und bewegen sich selten und fast nur auf Skriptanweisung hin, während ich wild ballernd durch die Botanik ziehe. Taktik? Flankieren? Fehlanzeige! Es sei denn, das nächste Skript sieht genau das vor. Anspruch geht wahrlich anders.

Auch am mittlerweile traditionellen Spielablauf auf Schienen hat sich nichts geändert. Noch immer öffnen skriptgesteuerte KI-Kameraden jede Tür, noch immer wird das Verlassen des vorgesehenen Weges  vom Spiel entweder mit einem Missionsabbruch („Sie haben ihr Squad alleine gelassen“) oder völligem Unverständnis quittiert. Ist Ersteres noch ziemlich frustrierend, kann Letzteres zu unfreiwillig komischen Situationen führen. Etwa dann, als ich den Lasst-sie –vorbei-Befehl meines Vorgesetzten ignorierte und die lemmingartig in ihren Tod laufenden Feinde fein säuberlich auslöschte. Die Konsequenz: keine. Eigeninitiative des Spielers ist nicht vorgesehen. Als Folge dessen hat man leider auch die Entscheidungen wieder rausgeworfen, die erst bei Black Ops 2 Einzug hielten. Hier wird gespielt wie die Entwickler es vorschreiben.

Die Choreografie des Krieges

Wie immer ist eine Menge los, Skript sei dank!
Wie immer ist eine Menge los, Skript sei Dank!
Nur auf diese Weise scheint es aber möglich, den Krieg bombastisch zu inszenieren. Auch zehn Jahre nach dem ersten Teil sind die durchgestylten und geschliffenen Skriptereignisse im Umfeld des Spielers die charakteristische Stärke der Präsentation. Um mich herum tobt der Krieg und ich bin nur ein kleiner Teil davon. Dabei wird so ziemlich alles kaputt gemacht, was kaputt gemacht werden kann: Häuser, Staudämme, Flugzeugträger, Orbitalstationen - es kracht ordentlich. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Michael Bay und Roland Emmerich ob der gleißenden Feuerbälle mit glänzenden Augen applaudieren, während Ölbohrstationen in Flammen aufgehen. Auch ich kann mich der Faszination dieser Zerstörungsorgie oft nicht entziehen, zumal Infinity Ward es schafft, meine unmittelbare Umgebung auch außerhalb der Gefechte sehr belebt wirken zu lassen.  

Da wo es jedoch wichtig wäre, nämlich im Aufbau und der Inszenierung der Geschichte, versagt jedes noch so schöne Bombast-Skript und jede Explosion. In den leisen Tönen macht Call of Duty: Ghosts eine richtig schlechte Figur. Insbesondere die Vater-Sohn Beziehung zwischen den Brüdern David und Logan und ihrem Vater Elias, der zudem noch schlecht gesprochen wird, hätte den einen oder anderen ruhigen Moment gebrauchen können. Auch das Feindbild gründet sich vor allem auf lauter Gewalt, statt leisem Wahsinn. Also: Alles beim Alten. Leider.

Weltrettung im Schnellschnitt

Auf ins kühle Nass: Die Tauchmission ist eines der Highlights der Kampagne.
Auf ins kühle Nass: Die Tauchmission ist eines der Highlights der Kampagne.
Die Missionen und Schauplätze sind allerdings ungemein abwechslungsreich, gut designt und unterhaltsam. Es geht vom Orbit bis in die Tiefen des Pazifiks, mit kleinen Umwegen durch Los Angeles sowie den südamerikanischen Dschungel. Dabei steuert man Panzer, Torpedos, die Kanonen von A10-Warthogs, Luftabwehrgeschütze und Helikopter. Man sprengt Öhlborstationen, verhört Verdächtige und infiltriert Feindbasen. Insbesondere die atmosphärische Unterwasser-Mission sowie das arcadige Helikopter-und Panzer-Geballere konnten überzeugen.

Abgesehen vom furchtbar generischen ersten Einsatz nach Absturz der Odin-Station, der mich durch einen graubraunen Wald in ein graubraunes Footballstation führt, spult  Infinity Ward also routiniert den modernen Action-Vollwaschgang ab. Dieser gewinnt zwar keinen Innovationspreis, kann aber in der einen oder anderen Situation nach wie vor begeistern. Wäre da nicht diese stupide Action, die mich immer wieder auf den spielerischen Boden der Tatsachen zurückholt. Als Shooter ist Call of Duty 2013 bestenfalls unterer Durchschnitt, auch wenn es dank seiner Abwechslung Battlefield 4 überflügeln kann.

Auf den Hund gekommen

Ratatazong, weg mit der Öhlbohrstation. Explodieren tut auch bei den Ghosts eine Menge.
Ratatazong, weg mit der Ölbohrstation. Auch bei den Ghosts explodiert eine Menge.
Was wurde nicht im Vorfeld über Riley berichtet. Der „Call-of-Duty-Dog“ wurde im Internet gleichermaßen mit Interesse begutachtet und mit Häme überzogen. Was soll ich sagen: „Was zum Henker?!“  wäre noch höflich. Riley, ein durchaus überzeugend animierter deutscher Schäferhund, hat, nimmt man die vollständigen PR-Maßnahmen von Activision zusammen, außerhalb des Spiels erheblich mehr Aufmerksamkeit bekommen als innerhalb. In exakt zwei (!) Missionen ist es an drei (!) vordefinierten Stellen möglich, die Kontrolle über den vierbeinigen Mini-Panzer zu übernehmen und ein paar Gegner zu erlegen. Dazu kommen ein bis zwei Tür-Aufbruch-Szenen, sowie eine der nervigsten Rettungsmissionen des Jahres. Man kann ihn in ein paar weiteren Missionen per R1 auf die Gegner hetzten. Das war‘s.

Als wäre das nicht Witz genug, ist Riley für die Handlung auch völlig unerheblich. Die „emotionale Bindung“ und der „einzigartige Charakter“ des Hundes findet an keiner einzigen Stelle statt. Er ist da, oder eben nicht, wobei mir in der Rettungsmission „nicht“ deutlich lieber gewesen wäre. Liebe Leute: Wenn ihr schon ein einzelnes Element eures Spieles in der Werbung dermaßen überbetont, dann achtet doch das nächste Mal darauf, dass dies für das Spiel auch den Hauch von Relevanz hat. Ich kam mir jedenfalls veräppelt vor.

Rückstand durch Technik

Stillstand statt Fortschritt: Die Kulisse wirkt ziemlich angestaubt.
Stillstand statt Fortschritt: Die Kulisse wirkt ziemlich angestaubt.
Genauso veräppelt kam ich mir vor, als ich den ersten Blick auf die Technik von Call of Duty: Ghosts erhaschen konnte. Während Geräuschkulisse und die orchestrale Musik erneut überzeugen können, musste ich mir verwundert die Augen reiben. Das ist dieser grafische Fortschritt, den ihr mir im Vergleich zu Black Ops 2 und Modern Warfare 3 mit der Einführung einer angeblich neuen Engine versprochen habt? Das ist kein Fortschritt, das ist vor allem auf dem PC eine Frechheit! Den völligen Stillstand auf PS3 und 360 kann ich angesichts der neuen Generation fast noch verstehen. Ich erkenne auch an, dass die Engine, deren Ur-Code dieses Jahr ihren achten Geburtstag feiert, relativ rüstig wirkt und immer noch mit konstant 60 Bildern pro Sekunde ausgegeben wird. Selbst die WiiU-Version ist fast im ordentlichen Bereich – falls man das lästige Kantenflimmern und die instabile Bildrate verschmerzen kann. Bei der Umsetzung für den PC ist die Grenze meines Humors allerdings erreicht.

50 (in Worten fünfzig!) Gigabyte meiner Festplatte frisst das Monster, auf Systemen mit weniger als sechs Gigabyte RAM startet es gar nicht erst und Activision empfiehlt als Optimum eine Grafikkarte, die einer GeForce GTX 760 entspricht. Und wofür? Für ein Modern Warfare 3 mit aufgehübschten Shadern, etwas feinerer modellierter Landschaft und Umgebungsverdeckung! Wo sind die beschworenen Next-Gen-Texturen, -Modelle und -Effekte? Ich sehe nur Ecken, Kanten, matschige Oberflächen und veraltete Animationen. Ja, die Beleuchtung ist streckenweise ordentlich und es gibt die eine oder anderen netten Explosion. Titel wie Battlefield 4 oder Crysis 3 spielen aber technisch nicht nur in einer anderen Liga, das ist ein völlig anderer Sport! Sollte das auf der Xbox One und PS4 nicht anders sein, ist egal ob 720 oder 1080p: Die Kulisse von Ghosts wirkt angesichts eines Killzone: Shadow Fall oder den dynamischen Schattenspielen von Metro: Last Light wie ein Anachronismus in sechzig Bildern pro Sekunde.

Abwechslungsreiche Spielmodi

Bei den Mehrspieler-Modi fährt Infinity Ward das bewährte Arsenal auf: Im Zentrum stehen die klassischen Dauerbrenner wie Deathmach, Team-Deathmach, Domination sowie die Variante „Abschuss bestätigt“, bei der man für den Kill zusätzlich die Hundemarken seiner Opfer aufsammeln muss, um zu punkten. Hinzu kommt der Modus Geliefert (Grind), bei dem die Dog Tags auch noch zu einer Sammelstelle transportiert werden müssen. Mit Search & Destroy greift Ghosts Elemente von Counter-Strike auf, doch steht der Modus hier nur in privaten Partien zur Verfügung. Dabei hat das Angreifer-Team fünf Minuten Zeit, um an zwei Stellen Bomben zu platzieren. Genau wie bei Battlefields Defuse-Modus gibt es hier keine Möglichkeit, nach dem Bildschirm-Tod wieder in die Partie einzusteigen. In der neuen Variante „Search & Rescue“ wird genau das erlaubt, können Mitstreiter doch von ihren Kameraden wiederbelebt werden.

Darüber hinaus geben sich die Entwickler mit den weiteren Neuzugängen deutlich verspielter als DICE und unterstreichen damit den stärker ausgeprägten Arcade-Charakter der Serie: „Aufgeputscht“ (im Original: Cranked) orientiert sich z.B. am Action-Film „Crank“ mit Jason Statham, denn nur wer hier sein Adrenalin mit einem Kill alle 30 Sekunden aufrecht erhält, fliegt nicht selbst in die Luft. Blitz ist dagegen ein Capture the Flag (CTF) auf Speed, denn hier gilt es, für einen Punkt durch ein Portal des anderen Teams zu hüpfen und sein eigenes möglichst gut zu verteidigen. Genau wie bei Battlefield 4 fehlt aber auch hier das klassische CTF fehlt allerdings auch hier - schade. Als Ausgleich wartet noch ein Infizierten-Modus: Kennt man zwar schon aus TimeSplitters, macht aber immer noch Spaß, sich so lange wie möglich gegen die steigende Anzahl infizierter Spieler zu behaupten – oder die restlichen Überlebenden ebenfalls anzustecken, nachdem es mich selbst erwischt hat. Klasse geht es auch bei „Gejagt“ zu: Hier starten alle Spieler zunächst nur mit einer Pistole und Messer. Neue und bessere Waffen findet man nur in Containern, die zwischendurch abgeworfen werden, aber nach zehn Sekunden schon wieder verschwinden. In den meisten Modi kann man außerdem Feldbefehle einsammeln. Dabei handelt es sich um dynamische Mini-Missionen, die man vor dem nächsten Tod abschließen muss, um Bonuspunkte einzusacken.

Viele Perks und Ausrüstungsoptionen

Im Mehrspielermodus ist Activision ebenfalls auf den Hund gekommen: Die Vierbeiner beißen sich im Rahmen der Abschussserien in den Kehlen von Feinden fest.
Im Mehrspielermodus ist Activision ebenfalls auf den Hund gekommen: Die Vierbeiner beißen sich im Rahmen der Abschussserien in den Kehlen von Feinden fest.
Die Truppen-Modi sind ebenfalls neu: Hier züchtet man in Kämpfen gegen Bots ein eigenes Squad heran und levelt jedes Mitglied separat auf. Dabei legt man sich zunächst auf eine von fünf Klassen fest, die sich jeweils durch eine individuelle Standard-Ausrüstung und Perk-Zusammenstellung auszeichnen. Als Soldat ist man primär mit einem Sturmgewehr unterwegs und setzt auf Spezialfähigkeiten wie unbegrenztes Sprinten, schnelles Zielen sowie zusätzliche Taktikausrüstung und die maximale Munitionskapazität. Im Häuserkampf vertraut man dagegen mehr auf Maschinenpistolen und freut sich auf eine verbesserte Präzision beim Schießen aus der Hüfte, frische Kugeln bei toten Spielern, eine schnellere Gesundheits-Regeneration und die Tatsache, weder von der Luftunterstützung noch Oracle-Systemen und Geschützen der Feinde geortet werden zu können. In der Klasse „Verdeckte Ops“ geht man eher unauffällig mit einem schallgedämpften Sturmgewehr zu Werke, während auch die gewählten Standard-Perks zur leisen Vorgehensweise beitragen: Eliminierte Gegner erscheinen z.B. nicht auf dem Radar des Feindes,  während man selbst für dessen Radar und Sat-Com unsichtbar bleibt. Darüber hinaus hat man die Fähigkeit, feindliche Sprengsätze aufzuspüren und sich auf leisen Sohlen zu bewegen. Als Schütze ist das Gegenteil der Fall, denn hier lässt man es richtig krachen: Ausgerüstet mit einem leichten Maschinengewehr und Granatwerfer teilt man kräftig aus, während die Auswahl an Fähigkeiten u.a. eine erhöhte Resistenz gegenüber Explosionsschäden garantieren, einen zusätzliches Slot für Primärausrüstung gewähren und dafür sorgen, dass nach dem Abschuss eines Gegners auch noch die Position seiner Kollegen in unmittelbarer Nähe durch ein Sonar-Signal angezeigt werden. Schließlich gibt es noch den Meisterschützen, dessen bevorzugtes Arbeitsgerät das Scharfschützengewehr darstellt. Dank Perks ist auch er für die meisten Zielsysteme quasi unsichtbar, kann aber z.B. auch die Schritte von Gegnern besser hören – und das selbst dann, wenn sie als Spec Ops unterwegs sind.

Meine Soldaten

Passend zum bevorstehenden Winter kann man hier bereits Schnee bedeckte Schauplätze besuchen.
Passend zum bevorstehenden Winter kann man hier bereits Schnee bedeckte Schauplätze besuchen.
Hat man sich festgelegt, kann man im Anschluss Namen, Aussehen und sogar das Geschlecht des Charakters bestimmen. Dabei wird man aber wie beim Anpassen der Ausrüstung und Perks schnell feststellen, dass die meisten Optionen noch gesperrt sind, weil man entweder den erforderlichen Rang noch nicht erreicht hat, die nötigen Trupp-Punkte zum vorzeitigen Freischalten fehlen oder Spezialmissionen nach dem Motto „Sprinte 10 Kilometer“ oder „Erziele 50 Kopfschüsse“ noch nicht erfüllt wurden.

So erhält man erst mit der Zeit Zugriff auf die vorgefertigten Gesichter, Kopfbedeckungen, Uniformen und Aufnäher, um das Aussehen seiner Figuren anzupassen. Auch bei der Ausrüstung muss man sich zunächst in Geduld üben, bis man z.B. die Zielvorrichtungen oder Läufe seiner Waffen anpassen und mit diversen Mods wie größeren Magazinen sowie Tarnmustern und Fadenkreuz-Variationen versehen darf. Das gilt auch für die stattliche Auswahl an Perks, wobei für jede der sieben Kategorien fünf Extras angeboten werden, die nach einem Punktesystem kombiniert werden können. Anders ausgedrückt: Man hat nur eine begrenzte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die man in die Perks investieren kann. Klar, dass effektivere Spezialfähigkeiten stärker am Punktevorrat knabbern, so dass man abwägen muss, ob man lieber viele kleine Extras kombiniert oder auf weniger, dafür aber stärkere Perks setzt. Ebenfalls schön: Wer sich schon immer gewünscht hat, statt Fähigkeiten lieber seine Ausrüstung zu verbessern, hat hier jetzt die Gelegenheit dazu, denn die Punkte lassen sich alternativ auch für zusätzliche Waffen- und Ausrüstungs-Slots verwenden.

Angriffspakete für zielsichere Schützen

In den schottischen Highlands wird ebenfalls scharf geschossen.
In den schottischen Highlands wird ebenfalls scharf geschossen.
Die Kill-Streaks sind ebenfalls wieder mit dabei und belohnen Spieler, mehrere Abschüsse in Folge meistern. Die Angriffspakete in der Kategorie „Soldat“ erlauben z.B. schon ab einer Dreier-Serie ein Sat-Com und ab fünf einen Wachhund als Begleiter, der Feinde in der Nähe automatisch attackiert und sich sogar an Mördern seines Herrchens rächt. Mit zehn Treffern in Folge kann man sich u.a. eine enorm robuste Rüstung schicken lassen und als Maniac oder Juggernaut die Feinde das Fürchten lehren. Sogar als Pilot eines Kampf-Hubschraubers darf man sich versuchen und es weht ein Hauch von Battlefield durch Call of Duty, auch wenn dieser beschränkte Vehikel-Einsatz weit von der Klasse und dem Umfang entfernt ist, den der DICE-Shooter bietet. In der Kategorie Unterstützung leistet man durch die Kill-Streaks noch stärkere Hilfe für das gesamte Team: So platziert man u.a. Munitionskisten oder aktiviert Odin für einen verheerenden Angriff aus dem All. Allerdings muss man dafür mehr leisten, denn erst ab einer Vierer-Serie bekommt man hier Zugriff auf ein erstes Extra, gefolgt von sechs und 14 Abschüssen für effektivere Spielzeuge wie einen Kampf-Jet oder Aufklärungs-Gadgets. Als Ausgleich für die höheren Anforderungen wird die Serie im Gegensatz zu den beiden anderen Angriffspaketen beim Tod nicht unterbrochen. Entscheidet man sich für die Spezialist-Optionen kann man sich den Zugriff auf weitere Perks erspielen, nachdem man sie im Vorfeld festgelegt hat. Selbstverständlich hat man auch in den beiden anderen Kategorien die Wahl, wie man für seine Leistung belohnt werden soll. Für jede Abschussserie stehen zwei oder mehr Varianten zur Verfügung, doch muss ein Großteil auch hier erst mit Trupp-Punkten freigeschaltet werden. Dabei wirken einige Möglichkeiten bei Kill-Streaks und Perks nach ersten Erfahrungen unverhältnismäßig stark (so z.B. der Wachhund als Begleiter), doch ob und wie sehr die Balance beeinflusst wird, kann erst ein Langzeittest zeigen, sobald alle Optionen freigeschaltet sind. Dies war im Rahmen unseres begrenzten Testzeitraums nicht möglich.       

Gemeinsam gegen die Bots

Karte
Figuren und Ausrüstung lassen sich anpassen.
Hat man die Vorbereitungen hinsichtlich Aussehen, Ausrüstung und Extras seiner Charaktere abgeschlossen, können diese anschließend in den meisten Trupp-Spielmodi als Begleiter-KI eingespannt werden. Kooperativ geht es beim Trupp-Angriff zu, in dem bis zu fünf Freunde gemeinsam die KI-Soldaten jagen – vergleichbar mit der Terroristenjagd aus Rainbow Six: Vegas. Oder man tritt mit seinem Squad gegen einen Freund und dessen KI-Mannschaft an. „Safeguard“ ist dagegen ein kooperativer Überlebensmodus, in dem man sich immer stärker werdenden Gegnerwellen stellt. Obendrauf wird auch noch ein geteilter Bildschirm für zwei Spieler, LAN-Unterstützung sowie der unterhaltsame Extinction-Modus geboten, bei dem man als Team (wahlweise im Splitscreen oder online) nicht länger gegen Zombies, sondern eine außerirdische Brut antritt. Zudem darf man auch in allen anderen Mehrspieler-Modi Bots mit unterschiedlichen Fähigkeiten integrieren – sowohl im eigenen Team als auch auf der Gegenseite. Das perfekte Training, bei dem selbst weniger versierte Spieler in den Genuss der Kill-Streaks kommen, die in der freien „Online-Wildbahn“ oft nur davon träumen könnten, eine Abschussserie hinzulegen. Damit liefert Call of Duty: Ghosts eine größere und gleichzeitig auch experimentierfreudigere Auswahl an Spielmodi als Battlefield 4. Hinsichtlich der individuellen Anpassungsmöglichkeiten gibt es ebenfalls nichts zu meckern.

Kleine Karten, großer Spielspaß

Spieler oder Bot? Hier ist beides erlaubt.
Spieler oder Bots? Hier ist beides erlaubt.
Battlefield hat die großen Schlachten auf weitläufigen Karten mit allem, was dazugehört. Call of Duty konzentriert sich dagegen schon seit jeher mehr auf schnelle, kurze Gefechte auf kleinem Raum. Zusammen mit der deutlich niedrigeren Spieleranzahl, die leider von Black Ops II mit seinen 18 Teilnehmern auf zwölf reduziert wurde, ist auch das Design der Karten eher auf einen kleineren Maßstab ausgelegt. Trotzdem oder gerade deshalb sind die 14 Maps wunderbar auf die Action zugeschnitten, die von ihrem Ansatz stark an eine Arcade-Ballerei aus der Spielhalle erinnert, bei denen Faktoren wie Rückstoß keine Rolle spielen und sich die Waffen alle sehr ähnlich anfühlen.

Mit einem dynamischen Wetterwechsel („Stormfront), einer überfluteten Kleinstadt („Flooded“), einer Satellitenanlage („Overload“), Industriekomplexen („Siege“, „Sovereign“, „Freight“) und einer Winterlandschaft („Whiteout“) greift Infinity Ward ähnliche Ideen für Schauplätze auf wie DICE. Doch bereits an diesen Beispielen wird deutlich, dass die Ghost-Karten unabhängig von ihrer Größe nicht an Battlefield 4 heran reichen kann. Die Zerstörung beschränkt sich auf ein Minimum wie vereinzelte Glasscheiben oder Mini-Objekte und auch Interaktionen wie das Nutzen eines Aufzugs bildet hier die Ausnahme. Selbst in Sachen Immersion ziehen die Ghosts den Kürzeren, wenn man Flut und Sturm mit dem Frostbite-Gegenstück vergleicht. Zwar wird versucht, den Kulissen z.B. durch aufgewirbelte Blätter etwas Leben einzuhauchen, aber trotzdem wirken die Schauplätze insgesamt zu steril. Für etwas Pepp sorgen Momente, die sich an „Levolution“ orientieren und durch bestimmte Ereignisse das Design der Karten umkrempeln können. Allerdings wirkt es hier noch stärker aufgesetzt und geskriptet als beim Konkurrenten. Dafür ist die Abwechslung ähnlich hoch wie bei den Spielmodi: So geht es auf der Karte Prison Break u.a. in einen Dschungel mit Gefängniskomplex, während man sich bei Warhawk packende Häuserkämpfe liefert und in „Chasm“ die Action durch halb eingestürzte Gebäude mit mehreren Stockwerken stärker auf eine vertikale Ebene getragen wird. Besonders gut gefallen hat mir der Abstecher in die schottischen Highlands auf der Stonehaven-Map, inklusive einer schicken Burgruine. Die „Strikezone“, ein halb zerstörtes Baseball-Stadium, empfand ich dagegen als sehr unspektakuläre und langweilig gestaltete Karte.

Absturzssicher?

Winter
Das weitläufige Fischerdorf in Alaska bietet sowohl Häuserkampf als auch freie Flächen und sogar eine kleine Eishöhle.
Auch wenn man auf den ersten Blick glaubt, Battlefield und Call of Duty würden sich immer stärker annähern, könnte der Unterschied kaum größer sein. Das gilt sowohl für den generellen Ansatz im Mehrspieler-Bereich als auch die Technik. Während DICE auf dem PC zeigt, was man in Online-Partien grafisch aus modernen PCs herauskitzeln kann, schafft es Activision nach der Kampagne auch hier nicht, das Versprechen einer neuen „Super-Engine“ einzulösen. Der qualitative Unterschied ist gewaltig, was auch damit zusammenhängt, dass man die Texturqualität im PC-Multiplayer nicht hoch stellen darf. Hinzu kommt, dass sich das Sichtfeld nicht individuell anpassen lässt, obwohl es gerade am PC mittlerweile zu den Standard-Features von Shootern gehört.

So gibt Battlefield 4 in Rechner-Gefilden ohne Zweifel den Ton an. Anders sieht es auf den Konsolen aus: Hier hat sich DICE mit zahlreichen Grafikfehlern, matschigen Texturen und teils massiven Einbrüchen der Bildrate bei Online-Spielern keine Freunde gemacht. Dagegen läuft auf PS3 und 360 nicht nur die Kampagne, sondern auch der Mehrspielermodus von Ghosts mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde, während die Wii U dieses Niveau nicht ganz halten kann. Im Gegensatz zu Battlefield 4 leiden die Ghosts außerdem weder an nervigen Bugs noch kam es zu Abstürzen oder störenden Lags. Verabschiedet sich ein Host mitten in der Partie, wird automatisch ein neuer Leiter bestimmt, so dass in diesem Fall keine Punkte durch einen plötzlichen Match-Abbruch verloren gehen. Kurzum: Auf den Konsolen ist Call of Duty: Ghost das bessere, rundere Mehrspieler-Erlebnis!

Fazit

Was zum Teufel hat sich Stephen Gaghan bei diesem Drehbuch gedacht? Während die absurde Geschichte um das Odin-Raketenprogramm und die Ghosts-Spezialeinheit das trashig-komische Flair eines B-Movies versprüht und auf flachem Niveau irgendwie noch unterhält, sind die Dialoge und Charaktere einfach nur schlecht. Supersoldaten, Pathos, Rache und ein eindimensionaler, wenngleich fieser Bösewicht: Das sind die Bestandteile einer mehr als schwach erzählten Story. Glänzen kann Infinity Ward im Gegensatz dazu wie immer mit der Kawumm-Inszenierung der Gefechte und Missionen, zudem sind viele Schauplätze toll designt und auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz. Dies rettet Ghosts in der Kampagne auf ein knapp befriedigendes Niveau. Es gibt aber zu viele andere Shooter, die Einzelkämpfer besser unterhalten können.

Michael Krosta (237)Mir gefällt, was das Trio aus Infinity Ward, Neversoft und Raven Software hier an abwechslungsreichen und teilweise herrlich „aufgeputschten“ Mehrspieler-Modi auffährt, auch wenn viele schon bekannt sind. Vor allem die Trupp-Einsätze als Alternative zu klassischen Online-Partien sind eine interessante Neuerung. Skalierbare Bots, lokale Spiele am geteilten Bildschirm oder im LAN sowie Extinction für den kooperativen Einsatz runden das Paket ab. Hinzu kommen zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten an Charakteren und Ausrüstung. Vor allem mag ich Ghost, weil es sich trotz oder wegen der Dauer-Hektik noch genauso flott und intensiv anfühlt, wie man es von der Serie erwartet - auch wenn die Reduzierung auf maximal zwölf Spieler schmerzt. Für die butterweiche Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde nehme ich auf den Konsolen gerne diese geringere Anzahl, Abstriche bei der Kulisse sowie kleinere Karten in Kauf. Immerhin wurden die Maps nicht nur abwechslungsreich gestaltet, sondern genau auf die Bedürfnisse dieser arcadigen Schießbuden-Action zugeschnitten, auch wenn mehr Zerstörung und Interaktion wünschenswert gewesen wären. Am PC hätte man technisch auf jeden Fall mehr auffahren müssen – hier spielt Battlefield 4 in einer ganz eigenen Liga, die für Activision mit Ghosts unerreichbar bleibt.

Pro

abwechslungsreiche, schön designte Schauplätze
krachende Inszenierung mit starken Skripts
gutes Feindbild...
Ausflüge in den Weltraum und unter Wasser, Fahrzeugpassagen
teilweise ordentliche Beleuchtung und Effekte
tolle Auswahl an neuen & bewährten Spielmodi
sauberer Spielablauf ohne Lags und Abstürze
Mehrspieler mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde
abwechslungsreich designte Karten
zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten
präzise und reaktionsfreudige Steuerung
herrlich intensive Gefechte auf Arcade-Niveau
motivierendes Rangsystem & Freischaltbares
automatische Host-Migration
viele Perks- und Kill-Streak-Optionen
(optionale) Bots
LAN & Systemlink werden unterstützt
lokale Partien am geteilten Bildschirm

Kontra

schwache erzählte, trashige Story
flache Dialoge und eindimensionale Charaktere
... das aber unter platten Dialogen und fehlender Tiefe leidet
stumpfe und anspruchslose Daueraction
Moorhuhn-KI der Gegner ist mehr als grenzwertig
enge Levelschläuche, keinerlei spielerische Freiheit
Riley ist nette Dreingabe, kein zentrales Spielelement
insgesamt veraltete Kulisse auf allen Systemen
im Vergleich indiskutable Systemvoraussetzungen (PC)
WiiU Version leidet unter Bildraten-Schwankungen
Sichtfeld lässt sich nicht anpassen (PC)
Karten mangelt es an Zerstörung und Interaktion
maximal nur zwölf Spieler erlaubt
sterile, technisch angestaubte Kulisse (MP)
Fähigkeiten wirken z.T. ungünstig ausbalanciert

Wertung

360

Gut inszenierte, aber inhaltlich enttäuschende Kampagne mit altbackener Kulisse. Dafür rockt der Mehrspieler mit intensiven Gefechten und flüssiger Darstellung.

PlayStation3

Gut inszenierte, aber inhaltlich enttäuschende Kampagne mit altbackener Kulisse. Dafür rockt der Mehrspieler mit intensiven Gefechten und flüssiger Darstellung.

PC

Technisch hätte auf dem PC trotz leichten Verbesserungen mehr drin sein müssen. Trotzdem ein guter Shooter, der aber nicht an die Klasse eines Battlefield heran reichen kann

Wii_U

Auf der Wii U läuft der Grafikmotor nicht ganz rund und die Gamepad-Steuerung reagiert nicht so flott wie auf den anderen Plattformen.

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