Auf den Hund gekommen
Ratatazong, weg mit der Ölbohrstation. Auch bei den Ghosts explodiert eine Menge.
Was wurde nicht im Vorfeld über Riley berichtet. Der „Call-of-Duty-Dog“ wurde im Internet gleichermaßen mit Interesse begutachtet und mit Häme überzogen. Was soll ich sagen: „Was zum Henker?!“ wäre noch höflich. Riley, ein durchaus überzeugend animierter deutscher Schäferhund, hat, nimmt man die vollständigen PR-Maßnahmen von Activision zusammen, außerhalb des Spiels erheblich mehr Aufmerksamkeit bekommen als innerhalb. In exakt zwei (!) Missionen ist es an drei (!) vordefinierten Stellen möglich, die Kontrolle über den vierbeinigen Mini-Panzer zu übernehmen und ein paar Gegner zu erlegen. Dazu kommen ein bis zwei Tür-Aufbruch-Szenen, sowie eine der nervigsten Rettungsmissionen des Jahres. Man kann ihn in ein paar weiteren Missionen per R1 auf die Gegner hetzten. Das war‘s.
Als wäre das nicht Witz genug, ist Riley für die Handlung auch völlig unerheblich. Die „emotionale Bindung“ und der „einzigartige Charakter“ des Hundes findet an keiner einzigen Stelle statt. Er ist da, oder eben nicht, wobei mir in der Rettungsmission „nicht“ deutlich lieber gewesen wäre. Liebe Leute: Wenn ihr schon ein einzelnes Element eures Spieles in der Werbung dermaßen überbetont, dann achtet doch das nächste Mal darauf, dass dies für das Spiel auch den Hauch von Relevanz hat. Ich kam mir jedenfalls veräppelt vor.
Rückstand durch Technik
Stillstand statt Fortschritt: Die Kulisse wirkt ziemlich angestaubt.
Genauso veräppelt kam ich mir vor, als ich den ersten Blick auf die Technik von Call of Duty: Ghosts erhaschen konnte. Während Geräuschkulisse und die orchestrale Musik erneut überzeugen können, musste ich mir verwundert die Augen reiben. Das ist dieser grafische Fortschritt, den ihr mir im Vergleich zu Black Ops 2 und Modern Warfare 3 mit der Einführung einer angeblich neuen Engine versprochen habt? Das ist kein Fortschritt, das ist vor allem auf dem PC eine Frechheit! Den völligen Stillstand auf PS3 und 360 kann ich angesichts der neuen Generation fast noch verstehen. Ich erkenne auch an, dass die Engine, deren Ur-Code dieses Jahr ihren achten Geburtstag feiert, relativ rüstig wirkt und immer noch mit konstant 60 Bildern pro Sekunde ausgegeben wird. Selbst die WiiU-Version ist fast im ordentlichen Bereich – falls man das lästige Kantenflimmern und die instabile Bildrate verschmerzen kann. Bei der Umsetzung für den PC ist die Grenze meines Humors allerdings erreicht.
50 (in Worten fünfzig!) Gigabyte meiner Festplatte frisst das Monster, auf Systemen mit weniger als sechs Gigabyte RAM startet es gar nicht erst und Activision empfiehlt als Optimum eine Grafikkarte, die einer GeForce GTX 760 entspricht. Und wofür? Für ein Modern Warfare 3 mit aufgehübschten Shadern, etwas feinerer modellierter Landschaft und Umgebungsverdeckung! Wo sind die beschworenen Next-Gen-Texturen, -Modelle und -Effekte? Ich sehe nur Ecken, Kanten, matschige Oberflächen und veraltete Animationen. Ja, die Beleuchtung ist streckenweise ordentlich und es gibt die eine oder anderen netten Explosion. Titel wie Battlefield 4 oder Crysis 3 spielen aber technisch nicht nur in einer anderen Liga, das ist ein völlig anderer Sport! Sollte das auf der Xbox One und PS4 nicht anders sein, ist egal ob 720 oder 1080p: Die Kulisse von Ghosts wirkt angesichts eines Killzone: Shadow Fall oder den dynamischen Schattenspielen von Metro: Last Light wie ein Anachronismus in sechzig Bildern pro Sekunde.