Wolfenstein: The New Order20.05.2014, Michael Krosta
Wolfenstein: The New Order

Im Test: Nieder mit dem Faschisten-Regime!

Eine alternative Zeitlinie nach dem Zweiten Weltkrieg? Mögliche Szenarien wurden unter anderem schon in Resistance: Fall of Man und dem grausigen Turning Point: Fall of Liberty durchexerziert. Bei Wolfenstein: The New Order (ab 4,79€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) gibt es aber weder Aliens noch Nazis. Naja, zumindest nicht in Deutschland und Österreich, wo statt der Hakenkreuz-Bande ein fiktives Faschisten-Regime sein Unwesen treibt, das sich aber nur hinsichtlich der verwendeten Symbolik von den offensichtlichen Vorbildern unterscheidet. Feiert der Oldschool-Shooter dank MachineGames eine Wiederauferstehung?

Die alte Schule

Hach, was war das früher schön. Ihr wisst schon...damals, als Shooter noch Shooter waren. Als man sich nicht in einer Ecke verkrochen hat und wie durch ein Wunder wieder gesund wurde, sondern jeder Verbandskasten als kostbares Gut geschätzt wurde, mit dem die Gesundheitsleiste auch mal über die 100 Prozent gepuscht werden konnte. Das war die Zeit, in der Granaten und Munition noch kreuz und quer verteilt waren anstatt fein säuberlich sortiert in einer Nachschubkiste auf mich zu warten. Ein Krieg Mensch gegen Maschine, dem noch nicht auf Teufel komm raus ein Onlinemodus aufgezwungen wurde. Mächtige Fantasie-Wummen, die ihr Dasein der Kreativität ihrer Erfinder verdanken und nicht nur einfach nachgebaut werden. Ja, so war das früher. Und es war gut. Mit Wolfenstein: The New Order versuchen Bethesda und MachineGames, diesen Geist vergangener Tage wieder aufleben zu lassen – ein Vorhaben, das in vielen Bereichen gelingt, in anderen dagegen in die Hose geht.

Eine neue Realität

Der amerikanische Soldat B.J. Blazkowicz lässt es auch in der alternativen Zeitleiste ordentlich krachen, in dem das düstere Regime mit seinem Hauptsitz in Berlin den Zweiten Weltkrieg dank einem erschreckenden technologischen Vorsprung für sich entscheiden und selbst die mächtigen USA in die Knie zwingen konnte. Dabei hätte alles

Ballern, was das Zeug hält: Mit Wolfenstein: The New Order versuchen Bethesda und MachineGames, diesen Geist vergangener Tage wieder aufleben zu lassen.
anders kommen können, hätten er und seine Kameraden im Prolog nicht versagt und es geschafft, den deutschen General Totenkopf zu liquidieren. So aber wird man am Ende der Einführung nicht nur dazu gezwungen, ganz im Stil von Spec Ops: The Line eine harte Entscheidung zu treffen, die sich sogar leicht auf den weiteren Spiel- und Geschichtsverlauf auswirkt. Sondern man muss auch mit ansehen, wie Blazkowicz im Wachkoma über zehn Jahre vor sich hin vegetiert, dann aber genau zum richtigen Zeitpunkt erwacht und mit den schockierenden Auswirkungen der neuen Weltordnung konfrontiert wird.

Schleichen oder Ballern?

Akzeptieren will er sie nicht: Also greift er zu Waffen vom einfachen Messer über Maschinen- und Scharfschützengewehre bis hin zur Pumpgun und futuristischen Strahlenwaffen, um der kleinen Widerstandsbewegung neuen Auftrieb zu verleihen. Wer es gerne rabiat mag und über gute Reflexe verfügt, führt die Wummen einfach beidhändig im Akimbo-Style und richtet zusätzlich mit Granaten und Geschützen ein blutiges Massaker an. Verfassungswidrige Symbole mögen in der hiesigen Fassung zwar fehlen, doch wenn die fiesen Schergen in kleine Bröckchen zerlegt werden, sich die Leichen stapeln und blutverspritzte Wände das Ausmaß der Schrot- und Bleikur zeigen, wird schnell klar, dass man hinsichtlich der Gewaltdarstellung die Schere in der Schublade gelassen hat.

Pssssssssst...

Alternativ wählt man den unauffälligen Weg, bei dem man sich entweder langsam von hinten an die Feinde heran schleicht und messert, oder sie lautlos mit der schallgedämpften Pistole eliminiert – sofern es das Leveldesign erlaubt. Durch Skripts kann man einer Schießerei nicht immer entgehen, nicht zu vergessen die wenigen aber dafür durchaus fordernden Bosskämpfe. Das gelungene Deckungssystem bietet mir bei gehaltener Schultertaste nicht nur in offenen Feuergefechten Schutz, sondern lässt mich in Stealth-Manier auch hervorragend an Ecken spähen oder gut geschützt über Kanten blinzeln. Dabei wird schnell deutlich, dass die Nahkampf-Angriffe trotz der bescheidenen Inszenierung extrem stark ausgefallen sind – für meinen Geschmack sogar zu übermächtig konzipiert wurden. Selbst in einer laufenden Schießerei ist es relativ einfach, sich einen der Regime-Kämpfer zu packen und in Sekundenschnelle auszuschalten. Warum noch Patronen verschwenden?

Mein Stil, meine Verbesserungen

Je nach Spielstil schaltet man mit der Zeit diverse Verbesserungen frei, sobald man vorgegebene Ziele und Aufgaben

Je nach Spielstil schaltet man mit der Zeit diverse Verbesserungen frei, sobald man vorgegebene Ziele und Aufgaben in den Bereichen Heimlichkeit, Taktik, Angriff und Zerstörung erfüllt.
in den Bereichen Heimlichkeit, Taktik, Angriff und Zerstörung erfüllt. So bekommt man u.a. die Fähigkeit, Messer zu werfen, vergrößert Magazine, reduziert die Zeit zum Nachladen oder erhöht Beschleunigung und die Gesundheitsregeneration. Was? Gesundheitsregeneration? Wohl doch nicht so oldschool, oder?! Keine Sorge: Es werden nur maximal 20 Lebenspunkte automatisch regeneriert – für den Rest muss man sich wie gehabt mit Heilpaketen versorgen. Ein guter Kompromiss, wie ich finde. Dass das Beibehalten zu vieler alter Zöpfe nicht immer gut sein muss, zeigt z.B. die Aufnahme von Gegenständen: Jedes Magazin, jeder Verbandskasten und jede Granate muss hier wie beim id-Shooter Rage einzeln per Knopfdruck eingesammelt werden, obwohl selbst beim alten Wolfenstein schon ein einfaches Drüberlaufen gereicht hat. Das ist
Für einen auf den ersten Blick recht plumpen Oldschool-Shooter legt MachineGames überraschend viel Wert auf die Story.
nicht nur anstrengend, sondern einfach nur nervig – hier wollte man mehr retro sein als Retro.

Abwechslungsreiche Schauplätze mit alternativen Wegen

Es ist ein weiter Weg bis zum Sieg über General Totenkopf und dessen Armee: Mit einer Spielzeit von gut 15 Stunden ist die Kampagne für einen Shooter erfreulich umfangreich. Und auch wenn dem Spiel aufgrund von reduntanten Hol- und Bring-Suchaufgaben sowie langatmigen Gegnerwellen zwischendurch schon mal die Luft ausgeht und man sich irgendwann an den unterhaltsamen Postern satt gesehen hat, punktet man mit einem guten Leveldesign und abwechslungsreichen Schauplätzen. In den 16 Kapiteln infiltriert man u.a. ein Hochsicherheitsgefängnis, taucht in einem Mini-U-Boot durch verwinkelte Kanäle, legt sich in London mit einem riesigen Roboter an, durchkämmt das Trümmerfeld einer eingestürzten Brücke, plant im Versteck des Widerstands die nächsten Schritte und liefert sich am Ende schließlich einen spektakulären Showdown mit dem wahnsinnigen General sowie dessen Hightech-Spielzeug. Selbst ein Ausflug auf den Mond steht auf dem Programm – da hat sich wohl jemand von IronSky inspirieren lassen.

Plan B

Schön, dass man das alles nicht in einen engen Levelschlauch gepackt, sondern die Abschnitte etwas offener gestaltet hat, so dass sich meist mindestens ein alternativer Weg anbietet, um das Ziel zu erreichen. Gefundene Kartenstücke erleichtern die Planung und führen vielleicht auch zum einen oder anderen Geheimraum, in dem auch Verbesserungen für die Waffen, Rüstung oder den Laserschneider versteckt sein könnten. Letzterer eignet sich nicht nur als Alternative zu Pistole & Co, sondern macht auch seinem Namen alle Ehre, da man sich mit seiner Hilfe durch bestimmte Zäune und andere Absperrungen schneiden kann. Schade nur, dass die Bedienung etwas fummelig ist – vor allem, wenn die auszuschneidende Fläche recht klein ausfällt und man sehr genau den heißen Strahl führen muss. Hinzu kommt, dass die Energie genau wie bei den Strahlenwaffen sehr schnell aufgebraucht ist und sich Ladestationen nicht immer in der Nähe befinden. Immerhin taugt die Mechanik auch für kleine Umgebungsrätsel oder das Auslösen von Fallen.

Schade auch, dass die aktuelle Version der id-Engine die Faszination der mitunter reizvollen Schauplätze nur bedingt einfangen kann. Zwar wirkt das Gesamtbild stimmig und auch das Artdesign setzt mit kalten, teilweise zerstörbaren Beton-Bauwerken, einfallsreich gestalteten Gegnern und Wummen sowie der detailverliebten Einrichtung Akzente,

Zwar wirkt das Gesamtbild stimmig und auch das Artdesign setzt mit kalten, teilweise zerstörbaren Beton-Bauwerken, einfallsreich gestalteten Gegnern und Wummen sowie der detailverliebten Einrichtung Akzente, doch im Detail enttäuscht die Technik.
doch im Detail enttäuscht die Technik trotz der erfreulich hohen Bildrate mit verwaschenen Texturen, groben Figurenmodellen, durchschnittlichen Partikel- und Lichteffekten sowie vereinzelten Grafikfehlern, bei denen Patronen in der Luft schweben oder Objekte seltsam flackern.

Schlechte Abmischung

Enttäuschend präsentiert sich auch der Audiobereich: Zwar wird die Action gut vom treibenden Soundtrack untermalt und die deutschen Sprecher wurden überwiegend hervorragend besetzt, doch sind die Stimmen zu leise abgemischt und gehen im Spiel oft unter – und das, obwohl auch die Effekte leider nur sehr dünn ausgefallen sind. In einem Shooter wie Wolfenstein muss es krachen, da müssen bei Explosionen die Wände wackeln und die Waffen bis in die Magengrube donnern, rattern und zischen. Doch selbst an einer 5.1-Anlage scheint sich der Subwoofer gelangweilt zurückzuziehen und einzig die coole Shotgun zeigt im Ansatz, wie sich ein wuchtiger Ballermann anhören muss. Aber das ist unterm Strich zu wenig, was da aus den Boxen kommt: Statt einem Soundgewitter gibt es nur ein kleines Lüftchen. Wer sich schon darauf gefreut hat, die unterhaltsamen Songs aus den Trailern im Spiel zu erleben, wird ebenfalls seinen Ohren nicht trauen: Zwar findet man als fleißiger Sucher neben anderen versteckten Extras wie Konzeptzeichnungen, Enigma-Codes und Gold-Gegenständen auch die besagten Schallplatten, doch möchte man sie sich anhören, bleiben die Lautsprecher stumm. Naja, nicht ganz, denn dreht man

Enttäuschend präsentiert sich auch der Audiobereich: Zwar wird die Action gut vom treibenden Soundtrack untermalt und auch die deutschen Sprecher wurden überwiegend hervorragend besetzt, doch sind die Stimmen zu leise abgemischt und gehen im Spiel oft unter.
die Lautstärke seiner Anlage oder des TVs bis zum Anschlag nach oben, kann man ganz leise die gewünschte Musik vernehmen. Was ist denn da passiert?

Frustrierender Fehler

Überhaupt scheint man den einen oder anderen Bug übersehen zu haben. Ganz bitter ist ein Checkpunkt-Desaster am Anfang des 14. Kapitels: Stirbt man in dem recht heftigen Feuergefecht, wird man zwar zurückgesetzt, muss aber plötzlich auf sämtliche Items im Abschnitt verzichten. Keine zusätzliche Munition. Keine Heilpakete. Und das bei einer Gesundheit von 80, einem automatisch ausgelösten Alarm sowie einer aggressiven Meute mit gut gepanzerten Gegnern. Unter diesen unfairen Voraussetzen ist es quasi unmöglich, als Sieger aus dem Kampf hervor zu gehen. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man startet das Kapitel neu, muss dabei jedes Mal die nicht abbrechbare Zwischensequenz erleben und schafft es beim ersten Anlauf. Oder man versucht sein Glück und sprintet irgendwie bis zum nächsten Speicherpunkt. Nach etlichen frustrierenden Neuversuchen hat sich für mich die zweite Variante als erfolgreich erwiesen. Als ich daraufhin in den Chaos-Raum zurückging, waren übrigens plötzlich sämtliche Gegner tot, obwohl ich zuvor keinen einzigen von ihnen umgebracht hatte. Auch alle Items, die ich zuvor so schmerzlich vermisst habe, waren alle wieder am rechten Fleck und warteten darauf, von mir eingesammelt zu werden. Bleibt zu hoffen, dass solche Bugs nicht auch an anderen Speicherpunkten auftreten. Aufgefallen ist mir zwar nichts, aber ich bin auch nicht an jedem gestorben...

Gefährliche Deppen-Armee

Den mit Abstand größten Schnitzer leisten sich die Entwickler aber bei der KI: Ja, es ist verständlich, dass nicht unbedingt die hellsten Köpfe einem faschistischen Führer folgen, aber hier bekommt man oft Zweifel, ob ihnen Teile ihres Gehirns entfernt wurden. So kommt zwar eine verbale Reaktion, falls einer von ihnen glaubt, mich beim Schleichen entdeckt zu haben, aber dann passiert...erstmal gar nichts. Der Typ setzt seine Patrouille einfach fort, dreht sich manchmal sogar um, anstatt seinen Hintern zu meiner Position zu bewegen und zu überprüfen, ob sich tatsächlich jemand eingeschlichen hat. Teilweise glaubt man sogar, die Herrschaften haben Tomaten auf den Augen, wenn sie sich in meiner unmittelbaren Nähe an mir vorbei bewegen und keine Reaktion zeigen.

Und trotzdem sind die Schergen des Regimes gefährlich – vor allem dann, falls ein Kommandant es schafft, den Alarm auszulösen und Verstärkung anzufordern. Denn marschieren die Dumpfbacken in Massen auf, kommt man trotz ihrer fehlenden Gehirnzellen ganz schön ins Schwitzen. Gerade gegen Ende übertreiben es die Entwickler manchmal mit ihren Gegnerwellen, doch auch zwischendurch schwankt der Schwierigkeitsgrad teilweise sehr stark und die Speicherpunkte liegen manchmal etwas zu weit auseinander. Auf jeden Fall sollte man zunächst alles daran setzen, den Kommandanten außer Gefecht zu setzen, falls sich einesolche Gelegenheit ergibt. Eine Entfernungsanzeige hilft dabei, das Ziel aufzuspüren. Die Idee ist nett

Den mit Abstand größten Schnitzer leisten sich die Entwickler aber bei der KI: Ja, es ist verständlich, dass nicht unbedingt die hellsten Köpfe einem faschistischen Führer folgen, aber hier bekommt man oft Zweifel, ob ihnen Teile ihres Gehirns entfernt wurden.
und erinnert an das Einnehmen der Außenposten in Far Cry 3. Allerdings lässt der Reiz mit der Zeit deutlich nach, da sich das Element zu häufig wiederholt.

Keine klare Linie

Für einen auf den ersten Blick recht plumpen Oldschool-Shooter legt MachineGames überraschend viel Wert auf die Story und erzählt in aufwändigen Zwischensequenzen oder geskripteten Momenten im Spiel, wie sich der Widerstand gegen das böse Regime erhebt. Allerdings vermisse ich eine klare Linie: Wenn ein alter Opa mit der Shotgun einem Feind den Kopf von den Schultern schießt und Oma mit gezückter Waffe im Wagen wartet, sind das klassische Slapstick-Einlagen, die gleichzeitig den Trashfaktor erhöhen. Auf der anderen Seite wird die Brutalität des Regimes schonungslos gezeigt, wenn etwa eine Gruppe von Wachen auf einen hilflosen Insassen einprügeln, Kameraden grausam misshandelt werden oder Blazkowicz in seinen Monologen durchaus zum Nachdenken anregt. Und dann gibt es wieder Szenen wie die Begegnung mit Frau Engel und ihrem Lover „Bubi“ im Eisenpfeil, die für mich an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist. Hier will man wie ein Inglorious Basterds sein, doch wird schnell deutlich, dass den Entwicklern die handwerklichen Fähigkeiten eines Quentin Tarantino schlichtweg fehlen. Was bleibt, ist oft ein Kopfschütteln, ein Wechselbad der Gefühle, weil die Inszenierung zu häufig zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit schwankt. Es wäre sicher besser gewesen, wenn man sich auf eine Seite konzentriert und diese konsequent durchgezogen hätte.

UPDATE PC-Version:

Vor- und Nachteile mit Maus und Tastatur

Mittlerweile konnten wir auch die PC-Version unter die Lupe nehmen: Inhaltlich gibt es bei der über 40 Gigabyte schweren Installation selbstverständlich keine Unterschiede zur PS4-Fassung und auch technisch befinden sich beide Systeme etwa auf Augenhöhe, wobei potente Rechner leichte Vorteile hinsichtlich der Grafikeffekte (Partikel, Licht) verbuchen können. Auch die Texturen wirken hier einen Tick schärfer, fallen aber trotzdem immer noch zu matschig aus und enttäuschen im Detail. Zudem fällt an manchen Stellen das späte Nachladen der Texturschichten beim Umsehen auf. Seltsam auch, dass an beiden Testrechnern (Privat- und Büro-PC) die V-Sync-Option nicht ordentlich arbeitet. Zwar wird das hässliche Tearing bei Aktivierung minimiert, aber nicht völlig eliminiert, sodass in manchen Szenen und auch bei Zwischensequenzen das Bild beim Umsehen immer noch „zerschnitten“ wird.

Auch auf dem PC sind die Feuergefechte unterhaltsam - vor allem mit einem Controller.
Der größte Unterschied zwischen PC und Konsole ist aber die Steuerung: Zwar darf man auch das Gamepad nutzen, doch für Ego-Shooter am PC ist die Kombo aus Maus und Tastatur immer noch die erste Wahl. Eigentlich. Doch in diesem Fall bevorzuge ich ganz uneigentlich den Controller. Warum? Das Zielen und Rennen funktioniert zwar mit Maus und Tastatur immer noch am besten und auch das Durchschalten der Waffen geht über das Mausrad gut von der Hand, doch manche der Standard-Tastenbelegungen und Mechaniken erweisen sich für den Spielablauf eher als störend denn komfortabel. So muss ich zum Rutschen nicht nur gleichzeitig W und die Shift-Taste zum Sprinten gedrückt halten, sondern gleichzeitig auch noch irgendwie Strg betätigen. Das geht mit einem Controller deutlich komfortabler – genau wie die Bedienung des Deckungssystems, das mit gehaltener Alt-Taste eher zu verknoteten Fingern führt. Zwar kann man dem durch manuelle Belegungen leicht entgegen wirken, doch ist die Spielmechanik vornehmlich auf die Nutzung eines Controllers optimiert.

Fazit

Wolfenstein: The New Order macht viele Dinge richtig: Es konzentriert sich mit einer umfangreichen Kampagne sowie cineastischen Videosequenzen bewusst auf das Einzelspieler-Erlebnis und verhilft dem Shooter der alten Schule zu einem kleinen Comeback - auch wenn das manuelle Aufsammeln gewaltig nervt. Es gibt einige Längen und öde Suchaufgaben, aber die abwechslungsreichen Schauplätze mit ihrem sehenswerten Art- und Gegnerdesign halten bei der Stange. Die Technik der id-Engine sorgt im Detail allerdings nicht für Begeisterung und ein übler Checkpunkte-Bug hat den Spielspaß merklich gedämpft. Schön ist, dass ich oft die Wahl zwischen dem Schleich- oder Actionweg habe und ich durch meine Vorgehensweise die Verbesserungen in eine Richtung lenken kann. Dazu gesellt sich die präzise Steuerung mit Deckungs-Mechanik sowie ein cooles Waffenarsenal, das allerdings mit dünnen Sounds ernüchtert. Überhaupt hat man die Ton-Abmischung trotz gut gewählter Sprecher und passendem Soundtrack ziemlich vergeigt. Auch die Story kann nicht überzeugen, denn die Inszenierung schwankt zu sehr zwischen Slapstick-Einlagen, billigem Trash und schonungsloser Darstellung. Mein größter Kritikpunkt ist aber die dämliche KI, die sich gerade bei einem unauffälligen Vorgehen zu viele Schnitzer leistet und kaum Gefahr ausstrahlt. Zudem fällt der Nahkampf zu mächtig, das Hantieren mit dem Schneidegerät dagegen zu fummelig aus. Man vermisst mehr Sorgfalt in der Produktion, eine klarere Linie in der Regie und Gegner über dem IQ einer Scheibe Brot. So feiert Blazkowicz nur ein durchschnittliches, aber immer noch unterhaltsames Comeback.



Pro

Oldschool-Spieldesign
abwechslungsreiche Schauplätze
häufige Wahlmöglichkeit zwischen Schleich- und Actionweg
früher Entscheidungsmoment beeinflusst die Handlung
umfangreiche Kampagne...
saubere Darstellung und Bildrate...
einfallsreiches Gegner- und Artdesign
eigener Spielstil beeinflusst Vorteile (Perks)
cooles Waffenarsenal, inkl. Akimbo-Style
Umgebung teilweise zerstörbar
toller Retro-Bonusabschnitt
überwiegend gut besetzte deutsche Sprecher
gelungener Soundtrack
flotte, präzise Steuerung mit guter Deckungs- und Dietrichmechanik
ansehnliche und mitunter atmosphärisch inszenierte Zwischensequenzen
oft alternative Routen / Möglichkeiten

Kontra

manuelles Aufsammeln nervt gewaltig
meist dämlich agierende KI
redundante (und oft nervige) Hol
und Bringaufgaben
ätzender Checkpunkt-Bug (Kapitel 14) kann für Frust sorgen
...aber auch einige langatmige Abschnitte
...aber einige technische Schwächen (Figuren, Texturen)
vereinzelte Trial&Error-Passagen
extrem mächtige Nahkampf-Angriffe
fummeliges Hantieren mit dem Schneidegerät
Checkpunkte liegen z.T. etwas ungünstig / kein manuelles Speichern erlaubt
sehr dünne Waffensounds
Sprache viel zu leise abgemischt im Spiel
schwache Animationen (z.B. bei Nahkampf-Überwältigungen)
Abspielen gefundener Schallplatten quasi nicht möglich (weil viel zu leise)
Inszenierung schwankt oft krass zwischen Trash, Humor und Ernsthaftigkeit
keine englische Tonspur enthalten
unglückliche Standard-Tastaturbelegung (PC)

Wertung

XboxOne

Abgesehen von der etwas längeren Installation bewegt sich Wolfenstein auf der Xbox One auf Augenhöhe mit der PS4-Version.

PC

Auch am PC ist Wolfenstein ein unterhaltsamer, aber zu durchschnittlicher Shooter ohne klare Regie und mit enttäuschender KI.

PlayStation4

Ein durchschnittliches, aber dennoch unterhaltsames Comeback für B.J. Blazkowicz in einem Shooter alter Schule.

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