NBA 2K1406.12.2013, Jörg Luibl
NBA 2K14

Im Test:

Auch auf PlayStation 4 und Xbox One könnt ihr zum Start in grandioser Kulisse dunken. 2K Games hat sein für PC, PS3 und 360 seit Oktober erhältliches Basketballspiel aber nicht einfach in hübscher auf die neuen Konsolen übertragen, sondern sich einiges für die Premiere einfallen lassen. Was genau und warum sich der Umstieg lohnt, erfahrt ihr im Test zu NBA 2K14 (ab 4,50€ bei kaufen).

Konkurrenzlose Dominanz

Es bleibt auf PlayStation 4 und Xbox One natürlich bei dem sehr guten Simulationsflair inklusive der neuen Steuerung über den Analogstick, über den man sowohl alle Dribblings als auch Würfe ausführt – mehr dazu in der spielmechanischen Analyse dieses Tests. Gleich zu Beginn freut man sich jedoch nicht nur über die straffere Navigation, sondern auch dass man über aktuelle NBA-Ergebnisse aller Conferences informiert wird, inklusive ausgewählter Spielszenen. Zwar hätten das ruhig mehr sein können, aber der Terminalcharakter steht dem überarbeiteten Hauptmenü sehr gut.

Die Kulisse war schon auf den alten Konsolen ausgezeichnet, aber macht fast erwartungsgemäß nochmal einen Sprung nach vorne: Was NBA 2K14 hier an Arenastimmung, Zuschauerbewegung und vor allem Animationen sowie Mimik der Profis inszeniert, sucht aktuell seinesgleichen und hebt das Erlebnis auf PlayStation 4 & Co nochmal auf eine feinere visuelle Eben. Hier macht das Zuschauen schon Spaß, zumal alles flüssig in 1080p läuft. Übrigens: Wer auf der Xbox One spielt, wird sich über das Zittern am Finger beim Dribbeln freuen, das jeden Kontakt des Balles mit der Hand simuliert – ein toller Nebeneffekt der Impulse Trigger.

Auch wenn die Karriere mit leBron auf Xbox One und PS4 nicht mehr dabei ist: Der Start der Miami Heat spielt auch hier groß auf.
Auch wenn die Karriere mit leBron auf Xbox One und PS4 nicht mehr dabei ist: Der Start der Miami Heat spielt auch hier groß auf.
Es gibt zwar auch Schönheitsfehler wie künstlich flatternde Hosen hier oder schwache Haardarstellung da, hinzu kommen auch kleine physikalische Inkonsequenzen, die man in den Zeitlupen entlarvt, denn es gibt auch hier Clippings – allerdings bei weitem nicht in der desaströsen Art wie bei der Konkurrenz von EA. Es gibt aktuell einfach kein Sportspiel, das besser aussieht und authentischer wirkt. Das verwundert vielleicht deshalb nicht, weil EA trotz seiner Offensive mit Ignite nicht hinterher kommt: Weder Madden 25 noch FIFA 14 oder gar NBA Live 14 können technisch mithalten. Aber selbst wenn man sich an die Dominanz von NBA 2K14 gewöhnt hat, wird man sich auf den neuen Konsolen inhaltlich wundern.

Karriere mit Dramaturgie

„Be a Pro“, „Be a Star“ - und wie sie alle hießen, diese Karrieren in Sportspielen. Egal ob Fußball, Eishockey oder Basketball: Die Dramaturgie war meist so oberflächlich, dass man diese Modi auch „Be A Number“ hätte nennen können. Selbst der „Path to Greatness“, indem man den Werdegang  von LeBron James in NBA 2K14 auf PS3 und 360 nacherleben sollte, konnte hinsichtlich der Regie keine neuen Zeichen setzen. Umso erfreulicher, dass sich 2K Games scheinbar das Beste für den Schluss aufgespart hat. Denn auf Xbox One und PlayStation 4 macht die komplett neu inszenierte Karriere richtig Laune. Zwar nervt es, dass viele Spieler ohne Sprachausgabe nur Pantomime in Gesprächen anbieten; außerdem können manche Skripte zu stark sein. Aber diese Karriere gibt wichtige inhaltliche Impulse für die Zukunft.

Warum? Weil endlich eine für Sportspiele vorbildliche Dramaturgie greift. Man startet als unbekanntes Talent, das von seinem Berater und Freund mit der Chance überrascht wird, sich beim Rookie-Wettbewerb in New York zu beweisen. Das Ganze wird in vielen kleinen Situationen wie ein Film inszeniert, der nicht einfach den heroischen Aufstieg, sondern den steinigen Weg eines Profis nachzeichnet. Der Euphorie des vermeintlichen Jungstars folgt schnell die Ernüchterung: Da denkt man, man ist nach dem Draft der Held, aber dann wird man nicht aufgestellt und muss hart daran arbeiten, dass man überhaupt in die Rotation kommt. Und der zu Beginn des Transfers so freundliche Manager verlangt mit harter Miene viel Geduld – oder scheißt einen sogar zusammen.

Von der Ersatzbank in die Starting Five

Man kann sich sehr gut mit seiner Figur identifizieren, denn die Regie baut nicht nur sehr geschickt einen Rivalen auf, der seine Karriere natürlich etwas besser im Griff hat und der einen immer wieder provoziert. Man bekommt auch kleine Nachrichten und Feedback zur eigenen Situation sowie kleine Herausforderungen über ein simuliertes soziales Netz. Noch wichtiger ist, dass man fast wie in einem Rollenspiel über Antworten bzw. sein Verhalten seinen Charakter prägen kann: Was macht man in der Halbzeitpause, wenn man nicht spielen darf? Mit den anderen rumalbern oder auf der Bank schmollen? Wie reagiert man auf ältere Spieler, die einen zum Laufburschen degradieren wollen? Trägt man die Koffer oder gibt man Kontra? Je nachdem wie man reagiert, kann sich das positiv oder negativ auf die Teamchemie sowie die eigene nationale Beliebtheit auswirken. Wie es gerade darum bestellt ist, kann man u.a. am Auf und Ab eines Graphen erkennen.

Kommt man dann endlich zum Zug auf dem Platz, greift ein sehr gut balanciertes Feedback-System, das quasi alle eigenen Aktionen bewertet - vom schlecht angeforderten Pass über gute Defensive und geschickte Laufwege bis hin zu Assists und natürlich Punkten. Das Ganze wird als dynamische Schulnote mit jeder Aktion aktualisiert, so dass man sich eine gute Phase mit einigen Patzern wie Turnover oder Airballs versauen kann. Besonders motivierend, aber auch verflixt schwierig sind die dynamischen Aufgaben, die der Trainer reinruft: Man soll z.B. die nächsten sechs Punkte machen oder den gegnerischen Power Forward komplett ausschalten. Gelingt so eine "Mission" winken am Ende in der finalen Bewertung fette Bonuspunkte - und man steigt in der Gunst des Trainers. Seine zig offensiven, defensiven und psychischen Werte verbessert man allerdings nicht durch Training oder Praxis, sondern über den Kauf von z.B. +10 Dunk. Die Punkte dafür bekommt man für erfolgreiches Spiel. Das mag unrealistisch anmuten, aber so hat man die komplette Freiheit in der Entwicklung seines Profis.

Zwischen Lob und Tadel

Trashtalk im Kabinengang: Lässt man sich vom Rivalen provozieren?
Trashtalk im Kabinengang: Lässt man sich vom Rivalen provozieren?
Zwar kennt man dieses rein spielmechanische Feedbacksystem aus den bisherigen NBA von 2K Games, aber diesmal wird es während der Karriere viel öfter von der Meinung des Managers oder anderer Spieler ergänzt. Es gibt sogar öffentliche Interviews nach dem Spiel, in denen sich der Manager kritisch zur Leistung des ganzen Teams äußert – oder gar eine Spitze auf einen selbst loslässt. Man wird aber auch ins Büro zitiert, wird dort gelobt oder nach schlechten Matches getadelt; so entsteht je nach eigener Leistung eine sehr dynamische Saison und man hat nicht das Gefühl, dass man hier auf Schienen zum Star gepusht werden soll. Im Gegenteil: Wer auf „Profi“, dem zweiten von fünf Schwierigkeitsgraden startet, wird schon richtig in den Matches gefordert. Wer regelmäßig die Note „B“ erreichen will, muss richtig gut sein.

Das liegt aber nicht nur an der Karriere, sondern am Spiel selbst, denn NBA 2K14 ist so anspruchsvoll wie nie. Selbst wenn man ein komplettes Team steuert, wird man sich lange Zeit in all die Finessen der Steuerung reinknien müssen, um nicht von der aufmerksamen KI überrumpelt zu werden: Sie fängt schlechte Pässe gnadenlos ab, verteidigt engagiert und zieht sehr gut zum Korb. Erfolg für Einsteiger ohne Kenntnis der teamspezifischen Playbooks versprechen die schnellen Taktiken, die man neuerdings in der Offensive bequem über L1 aktivieren kann: Dann zeigen Markierungen auf dem Feld an, wo der Spielzug eingeleitet wird, wie man am besten läuft und wer der Ballempfänger ist. Ansonsten kommt über Doppelpässe oder das gezielte Anweisen eines Laufs mehr Bewegung in die eigenen Reihen.

Ausgezeichnete Spielmechanik

Man kann natürlich auch über das Steuerkreuz wie gehabt gezielt Taktiken aufrufen, so dass sich alle Mitspieler entsprechend positionieren und kreuzen. Wie schon im Vorjahr kann man beim Passen auf eine große Palette zurückgreifen: Man kann sie direkt oder indirekt über den Boden, als Alley-Oop für den Dunk oder als klassischen Symbolpass über R1 einleiten. Sehr gut fügt sich der neue Zauberpass ein: Über den Analogstick und L2 kann man ansehnliche No-Look-Zuspiele in jede Richtung ausführen. Wo es allerdings auch auf Xbox One und PlayStation 4 Verbesserungsbedarf gibt: Manche einfachen Pässe werden einfach abstrus schlecht gespielt. Und das Zuspiel in die Spitze zum vordersten Mann ist nach einem Steal zu fehleranfällig und kompliziert; zwar geht das auch über die neue Passart, aber die ist zu anfällig in der Richtung – außerdem muss so ein langer Ball einfach auf einem Knopf liegen oder als Doppeldruck funktionieren.

Die Verteidigung ist allerdings klarer und macht mehr Laune, weil sie auf mehr Körperposition und im Vergleich zu NBA 2K13 auf Timing beruht, also das gute situative Beobachten und zeitnahe Reflexe. Es zählt, zumindest gefühlt, weniger die reine Statistik. Man hat zum einen mehr manuelle Kontrolle, wenn es um das frühe Stibitzen oder das Blocken geht. Cool ist, dass man auch durch das Halten des Sticks in die Richtung eines möglichen Passes schon zum Abfangen ansetzt. Außerdem lohnt es sich nicht nur, ganz nah an den Ballführenden zu gehen, ihn also mit L2 zu fixieren und schon über die Haltung der eigenen Hände Passwege zuzumachen. Auch das reine Positionieren und Schieben mit dem Körper kann zum Erfolg führen, weil nicht so viel bei Kollisionen abgepfiffen wird – die sehen übrigens wie viele andere Animationen fantastisch aus.

Streetball in neuer Dimension

Ähnlich wie in FIFA kann man in einem Sammelkartenmodus NBA-Stars sowie Vereinsmerkmale ergattern.
Ähnlich wie in FIFA kann man in einem Sammelkartenmodus NBA-Stars sowie Vereinsmerkmale oder Arenen für seinen fiktiven Club ergattern.
Fast etwas versteckt hat 2K Games die Streetball-Modi, in denen ihr von 2vs2 bis 5vs5 unter freiem Himmel innerhalb einer riesigen Online-Community loslegen könnt. Während eurer Karriere könnt ihr jederzeit einen Ausflug auf diese Plätze machen, um weitere Punkte für euren Rookie zu gewinnen - die kann man in seine Fähigkeiten oder Klamotten investieren. Das sollte man recht zügig tun, denn sonst kann man zwischen den identisch in Graubraun gekleideten Spielern kaum unterscheiden. Interessant ist die Darstellung: Ihr findet euch nach der Auswahl in einem riesigen Stadtpark mit mehreren Plätzen wieder und könnt entweder zuschauen oder euch irgendwo anstellen.

Dabei könnt ihr euch anzeigen lassen, wie weit die anderen schon mit ihren Fähigkeiten sind und welche Position sie im Verein spielen. Sobald etwas frei wird, geht es mit lockeren Regeln los, bis eine Seite 21 Punkte hat. Leider hat der Spielmodus noch seine Tücken, denn manchmal werden Partien aus irgendeinem Grund nicht angepfiffen, obwohl genug Leute da sind, oder man wartet recht lange, bis man endlich an der Reihe ist. Außerdem kann es immer wieder zu Rucklern kommen. Schade ist zudem, dass man keine eigenen Teams gründen kann.

Einen Verein an die Spitze führen

Etwas seltsam mutet zunächst an, dass man mit seinem erstellten Profi auch die Karriere als Manager eines Vereins starten kann. Seltsam, weil er vielleicht gerade mal Rookie ist und schon ein Team wie die New York Knicks anführen soll. Der positive Nebeneffekt ist, dass man auch dort Punkte für die Karriere sammelt, wenn man bestimmte Meilensteine erreicht. Allerdings nimmt es 2K Games mit dem Realismus bei der Simulation einer Mangerkarriere nicht so genau wie bei der eines Basketballprofis. Manche grundlegenden finanziellen und verwaltungstechnischen Dinge kann man dummer Weise erst erledigen, wenn man im Laufe der Saison im Rang aufgestiegen ist und diese quasi freigeschaltet hat – dazu gehören einfache Dinge wie die Aufstellung, Transfers, Taktiken. Hier wird man leider künstlich eingeschränkt.

Wer einen Verein an die Spitze der NBA führen will, kann im neuen Managermodus loslegen - allerdings mit einigen Beschränkungen.
Wer einen Verein an die Spitze der NBA führen will, kann im neuen Managermodus loslegen - allerdings mit einigen Beschränkungen.
Ganz neu darf man sich dafür im Sammelkartenbereich austoben: Ganz im Stile von Ultimate Team von FIFA startet man mit einer zufälligen Kartenauswahl inkl. Vertrags- und Fähigkeitenboosts. Man kann mit seinem fiktiven Club in der so genannten „Domination“ nach Conferences aufgeteilt gegen offizielle NBA-Teams antreten, um weitere Karten freizuschalten. Dabei greift ein Bewertungssystem nach Sternen, das für besonders gute Leistungen auch die Chance auf besondere Spieler erhöht.

Schade ist allerdings, dass auch Spielmodi weggefallen sind: Wie schon erwähnt kann man das Leben von LeBron nicht mehr nachspielen, was angesichts der tollen neuen Karriere aber verschmerzbar ist. Wer nur einzelne Saisons ohne Transfers und Wirtschaft angehen will, kann das nur noch, indem er sich den Manager-Modus entsprechend zurechtstutzt - das ist so versteckt, dass ich es beim ersten Mal nicht gefunden habe. Europaliga als Modus oder die beliebten historischen Zeitreisen in frühere Basketball-Äras sind wie schon auf den alten Konsolen auch hier nicht enthalten.

Fazit

Was für ein großartiger Sport. Das spielt sich nicht nur unheimlich authentisch, sondern macht schon beim Zuschauen richtig Laune. Während sich Electronic Arts bei der Premiere für die neuen Konsolen mit NBA Live 14 blamiert, demonstriert 2K Games mit NBA 2K14, was sehr gute Unterhaltung ist. Zwar ist hier auch nicht alles perfekt, es gibt online so manches Problem und trotz einer genialen Präsentation noch kleine grafische Defizite. Aber wer sich nur ansatzweise für Basketball begeistern kann, der wird hier über Monate bestens unterhalten. Die Steuerung entspricht jener auf den alten Konsolen, aber vor allem die neue Karriere hat es in sich: Sie besitzt eine für Sportspiele beispielhafte Dramaturgie – hier fiebert man endlich mit! Das Management eines Vereins ist zwar mit seinen künstlichen Beschränkungen ein Ärgernis, aber es gibt frische Sammelkartenreize und man kann nahtlos von Streetball zum Vereinswettbewerb, von Offline- zu Online-Modi wechseln. Habe ich schon gesagt, dass NBA 2K14 einfach fantastisch aussieht?

Pro

toller neuer Karrieremodus mit klasse Dramaturgie
sehr gutes Feedbacksystem
neuer Sammelkarten- & Streetballmodus
hervorragende Visualisierung
ausgezeichnete Animationen
überaus komplexe Spielmechanik
Blocks und Steals verlangen mehr Timing
Körpereinsatz wichtiger und ansehnlicher
neue elegante No-Look-Passes
stark verbesserte KI-Verteidigung
neue Schnelltaktiken zum Nachspielen
komplettes Training der neuen Steuerung
NBA-Ergebnisse mit Spielszenen
weitgehend stabiler Netzcode; gute Online-Modi

Kontra

Managerkarriere mit künstlichen Beschränkungen
Fähigkeiten nur freischaltbar, nicht erlernbar
Passen immer noch zu fehleranfällig
KI-Fehler beim Freilaufen nach Ball im Aus
kleine physikalische Inkonsequenzen & Grafikfehler
Streetball mit Matchfindungs/Netzcodeproblemen
keine LeBron-Karriere
oftmals keine Sprachausgabe in Karriere
nur englische Kommentare

Wertung

PlayStation4

NBA 2K14 ist auf den neuen Konsolen noch ansehnlicher und besticht mit einer guten Regie in der Karriere.

XboxOne

Das beste Basketballspiel auf dem Markt heißt NBA 2K14. Nur kleine Schönheitsfehler verhindern die höchste Auszeichnung.

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