Technik 2.0
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Im Session-Modus spielt man solo oder zu zweit mit einer KI-Band, die sich dynamisch anpasst.
Je nach Herangehensweise konnte man Rocksmith bei seiner Veröffentlichung im letzten Jahr wegen einiger teils kleiner, teils schwerwiegender Mankos schelten, doch in einem Punkt gab es keine Zweifel: Die Technik, mit der die Töne einer E- bzw. halbakustischen Gitarre oder eines Basses über das "Real-Tone-Kabel" abgegriffen und von dem Spiel erkannt sowie weiterverarbeitet wurden, war klasse. Je nach Konfiguration aus Fernseher und Soundanlage musste man zwar unter Umständen mit Lags leben, doch im Wesentlichen konnte die technische Seite überzeugen.
Das ist in Rocksmith 2014 immer noch der Fall. Es wurde sogar optimiert, um das Lag zu minimieren. Je nachdem, was für einen Bildschirm man benutzt und wie man den Sound ausgeben lässt, kann es zwar weiterhin zu einer minimalen Verzögerung zwischen dem Anschlag der Saite und der Ausgabe des Tons kommen. Doch beim Üben und Nachspielen der über 50 Songs spielt das hinsichtlich der Erkennung nahezu keine Rolle mehr - vor allem, wenn man einen kleinen Trick beachtet: Achtet man nur auf die ausgespielte Musik und schlägt die erforderlichen Saiten und Akkorde im entsprechenden Takt anstatt sich auf die visuellen Signale zu konzentrieren, die durchaus leicht asynchron zum Ton abgebildet werden können und dann zu Fehlern führen, arbeitet die Technik sehr akkurat.
Die Darstellung der "Noten-Autobahn" ist gewöhnungsbedürftig.
Um diese Fehlerquelle so gut wie möglich ausschließen zu können, kann man natürlich den Ton separat ausgeben lassen oder in den Optionen die Verzögerung manuell zu optimieren. Leider gibt es keine Möglichkeit wie seinerzeit bei Rockband, die Diskrepanz zwischen Bild und Ton vom Spiel ermitteln zu lassen. So ist man auf Trial-&-Error angewiesen, bis man seine optimale Einstellung gefunden hat.
Spaß statt Karriere
An der Grundprämisse hat sich ebenfalls nichts geändert: Rocksmith ist und bleibt eine Mischung aus virtuellem Gitarrenlehrer und Spiel, wurde aber auch hier in jeder Hinsicht optimiert und hinsichtlich des Spielflusses harmonischer gestaltet. So muss man z.B. nur noch beim Spielstart einmal die Gitarrenstimmung abgleichen, anstatt wie bislang vor jedem „Gig“ oder einer Session im Probenraum. Natürlich hilft Rocksmith 2014 einem auch, die Klampfe umzustimmen, wenn ein Song eine andere Grundstimmung erfordert oder gibt einem die Option, jederzeit auf den Tuner zuzugreifen, um die Saiten zu überprüfen. Eine Karriere im eigentlichen Sinne ist ganz rausgefallen – was ich nicht bedaure, da sie im Vorgänger schwach inszeniert wurde und nur ein Pseudo-Vorwand war, um einen durch die Songs zu lotsen.
Stattdessen sucht man sich einen Weg aus (Lead- oder Rhythmus-Gitarre, Bass – ein Wechsel ist immer möglich) entscheidet sich für einen der gut ausgewählten Songs, die ein breites Spektrum an Genre, Epoche und Schwierigkeitsgrad abdecken und legt los. Zwar stelle ich mir ab und an die Frage, wieso man von einem bestimmten Künstler ausgerechnet dieses statt jenem Lied ausgewählt hat.
In der Guitarcade warten elf Minigames, mit denen man neue Techniken spielerisch erlernt.
Doch unter dem Strich kann sich die Auswahl hören lassen. Es geht los bei simplen Akkord-Songs (Bob Dylan – Knockin' on Heaven's Door, Tom Petty – Mary Jane's Last Dance) über Classic Rock von Queen (We are the Champions) oder den Rolling Stones (Paint it Black) bis hin zu bekannten Riffs (Aerosmith - Walk this Way). Und natürlich finden sich auch Metal-Songs von Iron Maiden bis Pantera, von Mastodon bis Rise Against, die einen bis zum letzten Ton fordern. Wem das nicht reicht, kann auch auf die Download-Bibliothek des Vorgängers zurückgreifen und sogar die Songs der ersten Disc importieren. Der Import schlägt allerdings mit etwa zehn Euro zu Buche und ist nicht ganz vollständig - nach ursprünglich über einem Dutzend fehlenden Songs des ersten Rocksmith sind es mittlerweile nur noch fünf Tracks, die außen vor bleiben, der Rest wird hervorragend an die neuen Techniken und Optionen angepasst.