Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener: An die Darstellung der zu spielenden Saiten muss man sich nach wie vor gewöhnen - vor allem nach einer längeren Pause oder wenn man bislang hauptsächlich anhand von Tabs oder mit der Band gespielt hat. Zwar unter dem Strich logisch aufgebaut, aber nur eingeschränkt intuitiv, braucht man ein paar Minuten, bis man die Zahlen (entsprechen Bünden), Farben (Saiten) sowie nochmals Zahlen (als Anzeige, welche Finger man nutzen sollte) soweit differenzieren kann, dass die Anzeige Sinn ergibt. Insofern ist es begrüßenswert, dass man am Anfang seiner Rocksmith-2014-Laufbahn quasi bei Null anfängt.
Lila ist das Ziel: Diese Bereiche hat man zu 100 Prozent gemeistert.
In den ersten Anläufen werden nur minimale Kenntnisse abgefragt - mitunter muss man nur ein oder zwei Noten bzw. Akkorde pro Takt spielen. Doch der sich dynamisch anpassende Schwierigkeitsgrad greift ebenso schnell wie die aus einem breit gefächerten Pool stammenden "Missionen" - wobei dieser Begriff häufig irreführend ist. Denn darunter finden sich nicht nur Aufgaben wie "Schaffe eine Kombo von X Noten", sondern auch z.B."Schlage im Akkordbuch E5 nach"; vor allem, wenn das Spiel feststellt, dass man im letzten Song Schwierigkeiten damit hatte. Während die Dynamik beim Hochschalten der Schwierigkeit gut funktioniert, hapert es nach unten immer noch. Im Vergleich zum Vorgänger wurde dieses Problem zwar deutlich reduziert. Aber mitunter passiert es, dass man auf eine Passage stößt, die man partout nicht bewältigt, Rocksmith sich aber ebenso beharrlich weigert, einem die nächstleichtere Stufe zur Verfügung zu stellen. Dafür jedoch stellt sich das Spiel auf den allgemein wachsenden Fähigkeitsstatus ein: Hat man ein paar Songs hinter sich gebracht, beginnt man bei neuen Liedern in etwa auf dem Durchschnittslevel, den man bislang erreicht hat.
Spielerischer Gitarrenlehrer 2.0
Die eigentliche Stärke von Rocksmith ist das leichtfüßige Erlernen von Gitarren-Fähigkeiten, die mit ihrem praxisorientieren, verspielten Ansatz und den virtuellen Verknüpfungsmöglichkeiten weit über das hinausgeht, was ein Gitarrenlehrer zu leisten imstande ist. Wobei ich weder die Leistungen dieser Berufsgruppe schmälern noch ihre Daseinsberechtigung in Frage stellen möchte - ganz im Gegenteil. Um dem Gitarren-Gott in spe die richtige Haltung einzuimpfen oder mit ihm die ersten Rhythmus-Schritte zu gehen, ist das in dieser Hinsicht feedbackfreie Rocksmith weiterhin ungeeignet. Doch sobald Grundkenntnisse vorhanden sind, spielt die Verknüpfung aller Elemente ihre ganze Stärke aus. Die elf an 16-Bit-Retro-Titel angelehnten Minispiele locken einen mit ungezwungener Unterhaltung und bringen einem quasi "nebenbei" Skalenläufe, Power-Akkorde und viele andere nötige Techniken bei.
Videosequenzen werden mit praktischen Übungen zu Unterrichtsstunden vermengt.
Wenn man sie schon beherrscht, sind diese Nebenaktivitäten, zu denen auch eine Autoverfolgungsjagd gehört, bei dem man das Fahrzeug über die korrekten Noten einer Skala an den Hindernissen vorbeiführt, eine gute Auffrisch-Übung. Besonders zu gefallen wussten auch die Akkord-Shooter, die sich an Spielen wie House of the Dead oder Rebel Assault orientieren.
Dazu gesellen sich interaktive "Stunden", die teils mit Videos verknüpft werden, damit man dort auch die letzten Feinheiten sehen und versuchen kann, sie sich im praktischen Betrieb anzueignen. Man hat nahezu von überall Zugriff auf Akkord-Tabellen. In den Songs kann man den "Riff Repater" verwenden, um sich eine Taktschleife zurechtzuschneiden, die immer und immer wieder abgespult wird. Natürlich darf man die Geschwindigkeit verlangsamen, damit die Sololäufe, Licks und Riffs in das motorische Gedächtnis eingebrannt werden können. Zu guter Letzt kann man den so genannten "Session-Modus" aktivieren.