Superfrog HD05.08.2013, Jan Wöbbeking
Superfrog HD

Im Test:

Vor zwanzig Jahren versuchte die halbe Welt, Sonic zu kopieren. Vor allem britische Entwickler wollten endlich ein europäisches Gegenstück zu Segas erfolgreichem Renn-Igel etablieren. Neben Gremlins Zool war  Superfrog das bekannteste Exemplar - zum runden Geburtstag widmet Team 17 dem glitschigen Held eine Neuauflage für PS3 und Vita.

Ribbit!

Blauer Himmel, grüne Wiesen, knuffige Kopffüßer: Superfrog verströmt von Beginn an gute Laune.
Neben neuen und Original-Levels gibt es auch einen Endlos-Modus mit Online-Bestenlisten.

Mit Superfrog HD bringt Team 17 eine leicht überarbeitete Neuauflage des Amiga-Originals ins PSN. Der grüne Held sprintet durch 24 neue Levels, welche in den grafisch leicht aufgemotzen Original-Szenarien spielen. Ich rase idyllische grüne Hügel herunter, springe im Gruselschloss Fledermäusen auf den Kopf und  entdecke in mystischen Kerkern verzweigte Geheimgänge voller klingelnder Schätze. Auch die Original-Levels sind enthalten, werden aber erst im Laufe des Spiels freigeschaltet.

Rückblende ins Jahr 1993: Damals hat mich Superfrog positiv überrascht. Ein richtiges Jump-n-Run für den Amiga – inklusive griffiger Steuerung, knallbunter Welten und jeder Menge klingelnder Boni! Außerdem gab es sogar Musik und Soundeffekte gleichzeitig. Das mag aus heutiger Sicht seltsam klingen, doch bei Zool z.B. musste man sich für eins von beidem entscheiden. Der Amiga besaß schließlich nur einen vierstimmigen Soundchip. Trotzdem schrieb Allister Brimble einen derart eingängigen Soundtrack, dass ich die Stücke heute noch aus dem Gedächtnis nachkomponieren könnte. Ein Highlight war auch das Intro von Demo-Künstler Eric Schwartz: Ein Vorspann, der aussah wie ein echter Zeichentrickfilm! Auch das klingt heute vermutlich lächerlich, war damals aber nicht alltäglich.

Rosarote Retro-Brille

Wer die Vita als Controller für die PS3-Version benutzt, kann zusätzliche Schätze entdecken.
Wer die Vita als Controller für die PS3-Version benutzt, kann zusätzliche Schätze entdecken.
Als ich erfuhr, dass Superfrog eine Neuauflage bekommt, war ich also hellauf begeistert. Doch selbst mit meiner rosa gefärbten Nostalgie-Brille bemerkte ich schnell, wie schlecht das Spiel gealtert ist. Kamera und Steuerung z.B. sind für heutige Verhältnisse zu nervös. Auch andere Details wirken verstaubt: Die Geschichte um die entführte Prinzessin ist komplett belanglos, die knallgrüne Froschkugel lässt sich z.B. nur im Stehen abfeuern und es gibt bei weitem nicht so viel Abwechslung wie bei Mario, Earthworm Jim & Co.

Trotz grafischer Themen wie Wald-, Eis- oder Technikwelt ähnelt sich der Aufbau der Levels stark. Der Bosskampf gegen die Hexe wird sogar in sämtlichen sechs Welten recycelt. Auch die Neuerungen wurden nur halbherzig umgesetzt: Die grinsenden Kopffüßer und Bienen sehen auch im neuen Design knuffig aus, im Vergleich zu Rayman Origins erinnern sie aber eher an ein schlichtes Flash-Spiel. Schade auch, dass sich die pixelige Original-Grafik nicht freischalten lässt. Außerdem klingen die neuen Musik-Stücke deutlich fader. Zum Glück sind auch die Originale von Allister Brimble enthalten, allerdings nur in den alten Levels.

Massenhaft Erkundungsreize

Ganz so schnell wie Sonic ist Superfrog nicht - mit einem Extra düst er Abhänge trotzdem erfreulich flott hinunter.
Ganz so schnell wie Sonic ist Superfrog nicht - mit einem Boost-Extra düst er Abhänge trotzdem erfreulich flott hinunter.
Trotz aller Mankos hatte ich erstaunlich viel Spaß an der Neuauflage. In einem Punkt kommt dem Spiel sein althergebrachtes Design nämlich zu Gute: Ähnlich wie in Turrican sind die Levels herrlich verzweigt aufgebaut. In jedem Abschnitt warten dutzende geschickt versteckter Geheimgänge. Es lohnt sich, auch den letzten Winkel zu untersuchen und sich an gefährlichen Kanonen vorbei zu mogeln. Dahinter warten oft versteckte Grotten, welche sich mit einem befriedigenden Rumpeln öffnen und Unmengen glitzernder Schätze freigeben. Auch das praktische Cape liegt oft in geheimen Winkeln – mit ihm schwebe ich einfach über tödliche Stacheln hinweg. Die neuen Levels wurden sogar mit noch mehr Geheimnissen vollgestopft, außerdem sind die Sprungpassagen eine ganze Ecke besser ausbalanciert als früher.

Wer nach dem Spielen selbst kreativ werden möchte, kann sich an den simpel gestrickten Level-Editor wagen, der sich aber weitaus weniger intuitiv bedienen lässt als in LittleBigPlanet 2. Außerdem dürfen erstellte Levels nicht einmal online getauscht werden. Ein tolles Feature ist dagegen die Verbindung der beiden Versionen: Wer sich das Spiel auf PS3 kauft, bekommt die inhaltlich identische Vita-Version gratis dazu. Dank „Cross-Save“ lässt sich auch der Spielstand synchronisieren. Einfach den PS3-Spielstand hochladen, die Vita-Version synchronisieren und schon geht es unterwegs weiter. An weltweite Bestenlisten haben die Entwickler ebenfalls gedacht; weitere Community-Features wie Geister fehlen aber.  

Fazit

Manche Klassiker sollte man besser in guter Erinnerung behalten, statt sie aus der Schublade zu holen. Doch obwohl Superfrog ziemlich schlecht gealtert ist, bin ich froh über das Remake: In erster Linie natürlich, weil es wohlige Erinnerungen an die Amiga-Zeit weckt. Das Erforschen der Geheimgänge ist auch heute noch unterhaltsam. Außerdem verströmt kaum ein Plattformer von Beginn an so viel gute Laune wie Superfrog. Beim Aufpolieren hätte sich Team 17 aber mehr Mühe geben können: Der Aufbau der neuen Levels wirkt zwar durchdachter, audiovisuell ist das Remake aber eine Enttäuschung. Die detailarmen Kulissen besitzen bei weitem nicht den Charme des pixeligen Originals oder gar von Konkurrenten wie Rayman Origins. Auch die neue Musik klingt fader als die alten Stücke von Allister Brimble. Wer nicht mit dem Amiga aufgewachsen ist, bekommt mit Guacamelee!, Rayman & Co deutlich bessere Alternativen als Superfrog HD – ich hatte trotzdem Spaß am Trip in die Vergangenheit.

Pro

viele Geheimgänge und Schatzkammern
Kauf der PS3-Version schaltet auch Vita-Fassung frei
Cloud-Spielstand für beide Versionen (Cross-Save)
Original-Levels freischaltbar...
herrlich alberner, gut gelaunter Original-Soundtrack...
Editor zum Basteln eigener Levels...

Kontra

Kamera und Steuerung etwas zu nervös
Levels und Welten ähneln sich stark
simple, sich wiederholende Bosskämpfe
...die Grafik des Originals lässt sich nicht freischalten
....fade neue Musikstücke
...etwas umständlicher Baukasten ohne Online-Tausch

Wertung

PlayStation3

Der nur halbherzig überarbeitete Amiga-Plattformer ist deutlich schlechter gealtert als Sonic & Co.

PS_Vita

Der nur halbherzig überarbeitete Amiga-Plattformer ist deutlich schlechter gealtert als Sonic & Co.

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