Stealth Inc.: A Clone in the Dark01.08.2013, Benjamin Schmädig
Stealth Inc.: A Clone in the Dark

Im Test:

Das wär' doch mal ein interessantes Experiment: "Beschreiben sie ihre Reaktion auf folgenden Begriff: Action-Puzzler." A) Puh, keine Ahnung. Kann ich nichts mit anfangen. B) Braid und Lemmings waren ja ganz nett, aber... C) Ich bin Hardcorespieler, hol' mich hier raus! Und, war die richtige dabei? Dann verrate ich jetzt die einzig richtige Antwort: D) Ja, Mensch, klasse: Dieses Stealth Inc. ist großartig!

Aus dem Schlaf gerissen

Ich mach' ja Puzzlewoche bei 4Players: erst inFlux (4Players-Test: 32%) und jetzt Stealth Inc. Und das ist wie Eiswasser nach der Sauna. Nachdem mich die spielerische Ödnis des Ersteren nämlich in den Schlaf lullte, kräht mich Letzteres gleich wieder hellwach. Regungslos umschließen meine Finger die Vita, der Blick verliert sich hinter dem Touchscreen, mein Kopf qualmt wie eine Dampflok – irgendwo auf diesem Bildschirm muss doch die Lösung liegen...

Es ist eine ganze Weile her, dass ich so clever vertrackte Kopfnüsse knacken durfte!

Klon um Klon

Stealth-Action? Das lässt der Name jedenfalls vermuten. So ganz passt das aber nicht. Denn mit einem Mark of the Ninja hat Stealth Inc. wenig zu tun. Wo sich die Ninja-Action auf das trick- und blutreiche Ausschalten von Gegner dreht, muss der Stealth-Inc.-Agent

"Stealth Inc., da klingelt doch was..."

Geht es euch auch so? Tatsächlich existiert das Spiel unter dem Namen Stealth Bastard Deluxe schon auf Steam, Android und anderen Plattformen. Eine frühe Version - ohne "Deluxe" im Namen - ist sogar kostenlos auf PC spielbar . einfach nur den Ausgang finden. Und zwar ohne Feindberührung. Grundlegende Elemente teilen sich die Spiele trotzdem. So versteckt sich mein Held (ein ebenso elegant animierter wie putziger Klon, der zu Beginn aus seinem Tank schlüpft) im Schatten vor den pendelnden Augen von Überwachungskameras und Wachrobotern. Geduckt schlüpft er durch Schächte, er hangelt an Vorsprüngen in große Höhen und hackt Terminals, um Türen zu öffnen. Waffen trägt er keine. Wird er entdeckt und beschossen, startet am Rücksetzpunkt ein neuer Klon.

Das Ganze nimmt ziemlich bald ziemliche Ausmaße an: Mancher Boden verrät klackernd seine Position, Sperrlaser sind die besseren Türen und die Kameras eines Bosslevels

Ist der Klon nicht gut... fließt Blut.
Ist der Klon nicht gut... fließt Blut.
können ihn praktisch überall aufspüren. Fahrstühle führen auf hohe Ebenen, schwere Hindernisse schielen nicht nur misstrauisch in die Richtung des Spions, sondern lassen sich auf Schalter oder durch Lücken im Boden schieben, Laserschranken setzen miteinander verknüpfte Mechanismen in Gang, während Teleportationsfelder... nun...

Springer oder Herausforderer?

Viel Glück! Stealth Inc. hatte mich nämlich schon bei scheinbar profanen Position-wechsle-dich-Herausforderungen mit überraschend kniffligen Aufgaben überrumpelt. Manchmal muss ich Schalter zwar erst benutzen und Computer erst hacken, bevor ich ihren Sinn erkenne, dass kommt den ausgebufften Rätseln aber kaum in die Quere. Spätestens, wenn die verschiedenen Elemente in späteren Aufgaben geschickt miteinander verbunden sind, entstehen ausgezeichnete Synapsenverdreher!

Acht Stufen mit jeweils zehn Levels gibt es übrigens, von denen ich zwei erst betreten darf, nachdem ich alle Abschnitte derselben Stufe mit allen Geheimnissen bzw. einer guten Zeit beendet habe. Weniger ambitionierte Tüftler freuen sich hingegen, dass sie bis zu drei Abschnitte überspringen dürfen, um den nächsten zu erreichen.

Drückender Elektrobass

Den coolen Soundtrack gibt es übrigens auf Steam und auf Bandcamp für jeweils knapp 3,50 Euro. Auf Bandcamp kann man sich das komplette Album außerdem komplett anhören.

Schnelldenker oder nicht Schnelldenker

Obwohl die grauen Zellen meist am stärksten gefordert werden, kommen auch meine Finger zum Einsatz, wenn der Klon gutes Timing für einen weiten Sprung benötigt oder mit viel Ruhe unter einem wandernden Schatten schleichen muss. Immerhin stoppt hier irgendjemand meine Zeit! Und schaut zu allem Überfluss noch darauf, ob ich Bonusgegenstände finde. Irgendjemand? Ja, tatsächlich. Denn wer immer das ist, er oder sie kommentiert das Geschehen mit auf die Kulisse projizierten Texten – da ist Sam Fisher plötzlich ganz nah. Mal sind das hilfreiche Tipps, um neue Elemente zu erklären, meist sind es schnippische Bemerkungen. Etwa so: "Denk voraus!" 'Logisch, man!', denk ich noch, da kommen Boden und Decke auch schon aufeinander zu, mein Klon ist kurz darauf hin, auf der Wand steht: "Denken ist nicht deine Stärke, was?" Hmpf!

Die Umgebung mit ihren schweren Mauern und funkelnden Lasern gefällt mir ohnehin ganz hervorragend. Mit der glaubwürdigen Berechnung von Sichtlinien entsteht unter

Clever konstruierte Herausforderungen warten auf die Klonagenten.
Clever konstruierte Herausforderungen warten auf die Klonagenten.
vielen beweglichen Licht- und Schattenquellen eine aufregende Spielwiese für futuristische High-Tech-Agenten. Die schweren Bässe des modernen Retro-Soundtracks entführen in eine coole Elektro-Dystopie.

Kreatives Klonknobeln

Und als wären 80 Levels nicht genug, kommen nach dem ersten Abschluss jedes einzelnen neue Herausforderungen hinzu. Genauer gesagt erhalte ich dann in dem gelösten Parcours Zugriff auf einen weiteren Klon und gelange ich erneut zum Ausgang, erhalte ich einen dritten Klon – bis zu sechs Agenten häufe ich so an. Den umständlichen Vorgang muss ich zwar für jeden Level wiederholen, dafür nutze ich anschließend die besonderen Fähigkeiten der Klone: Der eine lenkt Roboter mit einem Hologramm ab, ein anderer lässt Schatten entstehen.

Doch welcher Klon ist der Beste? Mit welchem Agenten gelange ich am schnellsten ins Ziel? Ganz schön knifflig! Und weil es neben der Onlinerangliste für den normalen Klon auch eine zweite für die Ergebnisse aller weiteren Klone gibt, dürfen experimentierfreudige Puzzlehirne nach Belieben an der idealen Lösung tüfteln – falls sie im umfangreichen Baukasten nicht gerade eigene Rätsel basteln und mit dem Rest der Welt teilen.

Fazit

Macht nicht den gleichen Fehler wie ich und kehrt bei "Action-Puzzler" auf dem Absatz um. Denn was so hartnäckig nach Casual klingt, ist richtig sattes Nervenfutter! Stealth Inc. verlangt nicht nur Fingerspitzengefühl und Reaktionsschnelligkeit, es lässt vor allem die Rübe dampfen. Die vertrackten Rätsel verbinden clever durchdachte Bausteine zu anspruchsvollen Parcours – es fühlt sich richtig gut an, diese Kopfnüsse zu knacken. Zusätzliche Herausforderungen für Ego und Onlinelisten sind das Tüpfelchen auf dem i und mit dem umfangreichen Editor beweisen sich Nussknacker als Kreativköpfe. Schon alleine wegen der tollen Musik (setzt Kopfhörer auf!) und den schicken Schattenwürfen: Stealth Inc. ist ein richtiger Geheimtipp!

Pro

clevere Verbindung von Rätseln und Reaktionstests
abwechslungsreiche, ausgesprochen vertrackte Levels
tolles Artdesign, bewegliche, Schatten, liebevolle Animationen
nach Levelabschluss zusätzliche Klone mit anderen Fähigkeiten
wahlweise Überspringen schwieriger Levels
"Erzähler projiziert spitze Bemerkungen auf Kulisse
starker Soundtrack
weltweite Ranglisten
umfangreicher Editor (Anpassung an Vita-Touchscreen)
ein Kauf für PS3- und Vitaversion
Spielstand über Cloud zwischen PS3 und Vita übertragbar

Kontra

einfaches Probieren geht mitunter über Studieren
umständliches Freischalten weiterer Klone

Wertung

PS_Vita

Clevere Rätsel, drückende Bässe und sarkastische Kommentare: Stealth Inc. ist ein richtiger Geheimtipp!

PlayStation3

Clevere Rätsel, drückende Bässe und sarkastische Kommentare: Stealth Inc. ist ein richtiger Geheimtipp!

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