Im Test: Schönen Gruß von der Demokratie!
Fast wie beiden Starship Troopers
Das können die doch nicht wirklich ernst meinen, oder? Schon das Intro von Helldivers bewegt sich hart an der Grenze zu unfreiwillig komischem Kitsch und selbstironischer Gesellschaftskritik: Unser Wohlstand ist nicht umsonst! Beschütze die Freiheit deiner Familie! Verbreite die demokratischen Grundsätze deiner Heimat im Universum! Wie das Demokratieverständnis der Über-Erde aussieht, zeigt sich schnell auf dem Schlachtfeld: „Schöner Gruß von der Demokratie!“ schreit mein Krieger während er die unterlegenen aber in Überzahl angreifenden Gegner mit dem Flammenwerfer grillt. „Na wie schmeckt euch die Freiheit?“ Auch das Waffenarsenal fügt sich nahtlos ins diktatorische Vokabular ein: Sturmgewehre, Laser, Flammenwerfer und andere Friedensverbreiter besitzen herrlich euphemistische Namen wie "AR-19-Liberator" oder gar "DBS-2-Double-Freedom". Sehr schön!
Kooperatives Online-Gemetzel
Bis zu vier menschliche Helldiver können zusammen losziehen. Dank Crossplay ist sogar das Zusammenspiel von PS4-, PS3- und Vita-Besitzern möglich. In der Praxis klappt die Vermittlung von Freunden aber nicht immer wie erwünscht, daher sollte man möglichst einem bereits eröffneten Spiel beitreten. Die Action auf dem Schlachtfeld erinnert auf den ersten Blick an klassische Zweistick-Shooter: Man rennt aus der Vogelperspektive über die Planetenoberfläche zu ein paar Einsatzpunkten, erledigt auf dem Weg dorthin massenhaft Feinde oder schleicht sich auch mal unentdeckt an den Patrouillen vorbei. Das Anpeilen mit dem rechten Stick geht etwas zu träge von der Hand. Vielleicht wollte man damit mehr Realismus ins Spiel bringen oder das Tempo drosseln – trotzdem gefällt mir die knackig präzise Steuerung der Konkurrenz besser.
Gewaltsame Erkundungstour
In manchen Zonen stören die Aliens sogar den Funk, so dass keine Respawn-Kapseln, Munition, Ausrüstung oder Fahrzeuge mehr aus der Luft angefordert werden können. Auch anderswo fällt das Anfordern im Feindgetümmel gar nicht so leicht: Bevor der rettende Nachschub in den Wüstensand donnert, muss erst einmal eine Steuerkreuzkombination eingegeben und ein Timer abgewartet werden. Wenn ich clevere Mitspieler in der Mission hatte, entfaltete sich meist ein herrliches kompetitives Gemetzel: Im Panzer fuhren wir gemeinsam zu einer Stellung und verteidigten sie gegen futuristische Fahrzeuge der Illuminierten.
Vernünftige Mitspieler gesucht…
Leider bleiben solch koordinierte Meisterleistungen die Ausnahme: Der Großteil meiner Mitspieler schien das Prinzip nicht wirklich verstanden zu haben: Ich landete ständig unter den Mech-Füßen ungeschickter Einzelkämpfer oder wurde einfach von Kollegen über den Haufen geballert – na schönen Dank auch! Als wir schließlich mehrmals scheiterten, startete ich frustriert ein paar ähnliche Missionen im Alleingang und siehe da: Ich benötigte nur einen Bruchteil der Zeit für einen perfekten Abschluss mit drei Sternen. Offenbar haben die Entwickler das Spiel nicht vernünftig auf Einzelkämpfer abgestimmt: Abgesehen von den Missionen mit sehr hohem Schwierigkeitsgrad konnten mir sämtliche Alien-Arten mir nicht wirklich etwas entgegensetzen. Schuld daran ist die simple KI, denn die meisten Gegner stellen nur in der Masse eine Gefahr dar. Wenn man zu viert unterwegs ist, wird man ständig von Patrouillen erwischt, die blitzschnell Verstärkung herbeirufen.
Vielfältiges Arsenal zum Aufrüsten
Nach und nach schalten die Helldivers immer mehr coole Waffen, Aufsätze, Aufrüstungen und taktische Gadgets frei. Mit einem fetten durchgehenden Laserstrahl z.B. macht es richtig Laune, die Aliens zu zerbrutzeln – seine Magazine leeren sich nur, wenn die Technik überhitzt. Mit klassischen Sturmgewehren und schweren Maschinengewehren sollte man sparsamer umgehen: Fein dosierte Feuerstöße treffen nicht nur präziser, sondern zehren auch weniger an der knappen Munition.
Schludrige Umsetzungen für PS3 und Vita
Die Umsetzungen für PS3 und Vita wirken dagegen halbherzig: Vor allem auf dem Handheld kommt es in hektischen Situationen zu starken Slowdowns, auf der PS3 tritt das Problem weniger heftig auf. Hübsch ist das Spiel aber auf keiner der älteren Plattformen: Vor allem die grobpixeligen Schatten und der insgesamt unsaubere Bildlook mit Alias-Treppchen lassen die Kulisse weniger ansehnlich erscheinen.
Fazit
Es ist beinahe wie bei Evolve: Wenn man fähige Mitspieler findet, entwickelt sich der Arcade-Shooter Helldivers zu einem richtig launigen Koop-Gemetzel. Sofern alle zusammenarbeiten, aufeinander aufpassen, sich gegenseitig decken und geschickt Nachschub anfordern, kommt es zu richtig coolen Momenten. Leider scheint sich das unter dem Großteil der Spieler aber noch nicht herumgesprochen zu haben. Meine „Partner“ haben mich sogar öfter erledigt oder versehentlich zertrampelt als die Aliens. Auch als Einzelspieler sind die Einsätze nicht besonders spannend: Ähnlich wie in Crysis 3 lässt sich die simple KI viel zu leicht austricksen und abhängen. Es ist löblich, dass die drei Versionen so eng miteinander verknüpft wurden und Besitzer von PlayStation 3 oder 4 zusammen mit Vita-Spielern kämpfen können. Auf den älteren Systemen funkt allerdings immer wieder die schwache Technik dazwischen, weil das Spiel durch starke Slowdowns ausgebremst wird. Zusätzlich kommt es auch auf der PS4 zu häufig zu Verbindungsfehlern oder Abstürzen. Außerdem könnten die karg designten zufallsgenerierten Planeten etwas mehr Abwechslung gebrauchen. Im Gegenzug sorgen aber die kombinierten Missionziele für spannende Touren durchs Feindgebiet. Wer genügend Freunde zusammenbekommt oder fähige Online-Mitspieler findet, bekommt mit Helldivers eine intensive und actionreiche Koop-Erfahrung. Für einen Gold-Award wirkt das Konzept aber noch zu unausgegoren.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Es mangelt zwar an Feinschiff und Abwechslung, mit den richtigen Mitspielern ist die Koop-Action trotzdem eine Wucht!
PlayStation3
Leichte Slowdowns und unsaubere Grafik trüben auf der PS3 den Spaß am Aliengrillen ein wenig.
PS_Vita
Auf der Vita geht die Spielgeschwindigkeit in hektischen Situationen noch stärker in die Knie.
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