Diablo 3: Reaper of Souls19.08.2014, Mathias Oertel
Diablo 3: Reaper of Souls

Im Test: Das Böse in Hochform

Das klassische Hack&Slay feierte auf Konsolen mit Titeln wie Baldur's Gate Dark Alliance oder Champions of Norrath seine größten Erfolge. Doch nachdem Sacred sich mit dem dritten Teil ins Kloppmist-Aus geschossen hat, hält nur noch Diablo 3 die Fahne für Monster- und Beutejäger hoch. Und die Teufelsjagd gibt zusammen mit dem Add-On und einigen mechanischen Ergänzungen als Ultimate Evil Edition gewaltig Gas.

Das Böse und kein Ende

Für PC-Teufelsjäger ist das Diablo-3-Add-On Reaper of Souls schon ein alter Hut. Seit beinahe einem halben Jahr haben sie schon im neuen fünften Akt der Geschichte die Jagd auf den gefallenen Todesengel Malthael aufgenommen und im Abenteuer-Modus die zufällig generierten Aufgaben erledigt. Mittlerweile soll es ein Spieler sogar schon zum Paragon-Level 1000 geschafft haben! Doch nun dürfen auch die geduldig wartenden Konsolenspieler mit der neuen Figur des Kreuzritters losziehen, sich über die übersichtlicheren Handwerksoptionen freuen sowie bei der Mystikerin Eigenschaften von Gegenständen verändern oder sogar deren Aussehen modifizieren. Und das auf PS4 und Xbox One sogar mit schon bestehenden Charakteren - insofern man innerhalb der Systemgrenzen bleibt. Von PS3 zu PS4 und von 360 zu Xbox One lassen sich mit zwei Arbeitsschritten die Figuren auf den Server hoch- und wieder herunterladen - inkl. aller Gegenstände, Fortschritte usw. Sogar ein Import von 360 auf PS4 oder von PS3 auf Xbox One ist möglich. Innerhalb der Generation, also von PS3 auf 360 oder One auf PS4 werden Charakter-Übertragungen allerdings nicht unterstützt.

Nach Abschluss der Kampagne kann man sich im endlosen Abenteuer-Modus vergnügen.
Wer nicht auf das 1080p-Systems seines Vertrauens umsteigen, aber dennoch Malthael besiegen möchte, kann leider nicht auf ein Download-Upgrade des Add-Ons Reaper of Souls mitsamt all seiner Fortschritte zurückgreifen, sondern muss sich die Ultimate Evil Edition in ihrer Komplettheit anschaffen. Immerhin hat Blizzard den Preis für die 360- und PS3-Versionen im mittleren Segment angesiedelt. Für Hauptspiel und Add-On zusammen zahlt man etwa 40 Euro, womit man allerdings immer noch höher liegt als der Preis für Reaper of Souls auf PC. Doch ungeachtet der Preis- oder Versionspolitik, es gibt z.B. auch keine Option, kostengünstig von PS3 auf PS4 upzugraden, lohnt sich die Ultimate Evil Edition allemal - auch wenn technisch für die alten Systeme nicht optimiert wurde. Das Bild zerreißt immer noch gelegentlich und es kann bedingt durch Nachladephasen weiterhin zu kurzem Stocken kommen, das bei uns allerdings in einem erträglichen, das Spielgefühl nicht beeinflussenden Rahmen blieb.

Das Beste zweier Welten

Auch mit vier Spielern und entsprechendem Effekt-Gewitter bleibt die Bildrate auf Xbox One und PlayStation 4 angenehm stabil.
Hier kommen die besten Elemente der bereits erschienenen Fassungen zusammen. Die ursprünglich veröffentlichte Konsolenversion z.B. konnte sich u.a. dank ihrer direkten Figurensteuerung, der durchdachten Benutzerführung, der Einführung des verbesserten Beute-Systems  sowie der gut umgesetzten Ausweichrolle vor dem PC platzieren. Es fühlte sich einfach gut und vor allem richtig an, auf PS3 oder 360 Diablo zu jagen. Beinahe so wie in der Hochzeit der Konsolen-Hack&Slays, als man mit Baldur's Gate Dark Alliance, Champions of Norrath oder Dungeons & Dragons: Heroes feine Fantasy-Action mit Fokus auf schnelle Kämpfe und Beute erleben durfte. Blizzard hat gut daran getan, auch in dieser Edition an diesem Steuerungskonzept festzuhalten. Mit dem Dauergedrückthalten des A- bzw. X-Knopfs für Standardangriffe sind die ansonsten gut auf Konsole transferierten PC-Einflüsse allerdings immer noch deutlich spürbar: Vor allem in Gefechten gegen hochstufige Elite- oder Champion-Monster hängt man gefühlt mitunter minutenlang auf dem Knopf fest und feuert sporadisch die Spezialangriffe ab, wenn mal wieder der Timer heruntergelaufen ist.

Mit Reaper of Souls kam dann am PC nicht nur ein sehr düsterer fünfter Akt, ein frischer Endgegner,  eine neue spielbare Figur in Form des Kreuzritters oder Überarbeitung des so genannten Paraogon-Systems (Figurenaufstieg bei Levelmaximum) hinzu. Vor allem der Abenteuer-Modus hat gewaltig dazu beigetragen, die Langzeitmotivation zu steigern. Aus Spoiler-Gründen wird dieser Modus zwar erst freigeschaltet, nachdem Malthael besiegt wurde. Doch wenn man einmal Blut geleckt hat (zumal es reicht, wenn eine Figur den fünften Akt beendet), kommt man nicht mehr so schnell von dieser Variante los. Die gesamte Welt Sanktuarios ist hier Schauplatz eines Endlos-Spiels, in dem man pro Bereich (entspricht den Akten) fünf Aufgaben erfüllen muss, um Kopfgelder zu sammeln und schließlich genug Nephalem-Steine zu haben, um einen Riss zu öffnen. Dahinter verbergen sich Abschnitte, in denen man zuerst eine Horde Gegner (darunter zumeist auch zahlreiche Eliten und Champions) besiegen muss, bevor sich der Rift-Wächter sehen lässt. Dass dieser spezielle Endgegner zumeist außergewöhnliche Beute zurück lässt, ist nur ein Bestandteil der Dauermotivation, die von dem Abenteuer-Modus ausgeht. Denn zudem sind die meisten Aufträge zwischen fünf und fünfzehn Minuten zu erledigen, wodurch man immer wieder gerne zwischendurch nach Sanktuario zurückkehrt.

Der ganz spezielle Feind

Der Nemesis kann nicht nur Spiele von Freunden heimsuchen, sondern auch anderen lokalen Charakteren das Leben schwer machen.
Zusätzlich zu den bekannten Inhalten, die in der Ultimate Evil Edition vereint wurden, gibt es auf den Konsolen noch ein paar Neuerungen, von denen vor allem das Nemesis-System überzeugt. Dahinter verbirgt sich ein gleichermaßen einfaches wie spannendes und unberechenbares Konzept. Wird man von einem Monster getötet, besteht die Chance, dass dieses im Rang aufsteigt und durch ein Portal verschwindet – es wird zum Nemesis. Der Clou: Dieser neue Elite-Gegner kann bei allen Ultimate-Edition-Spielern auf der Freundesliste im Spiel auftauchen und dort angreifen. Erringt der Nemesis dort auch den Sieg, wird er noch stärker, verschwindet wieder durch ein Portal usw. Schafft man es hingegen, diesen speziellen Feind zu besiegen, gibt es besondere Beute und die bisherigen Opfer bekommen eine Mitteilung, dass der Nemesis besiegt wurde. Der Clou: Man ist auch selber nicht vor weiteren Übergriffen des Erzfeindes sicher, der eigentlich bei einem anderen meiner Charaktere seinen Ursprung nahm. So ist mir beim Spielen des Abenteuer-Modus mit meinem hochstufigen Zauberer das vermaledeite Drecksvieh begegnet. Natürlich, während ich gerade dabei war, mit einen Champion und zwei Elite-Gruppen vom Hals zu halten – verdammt! Aber na warte, wir sehen uns bald wieder…

Dank des "Gesellen"-Systems können auch Spieler mit großen Stufenunterschieden die Jagd aufnehmen und gemeinsam Spaß haben.
Ebenfalls neu in der Konsolenversion ist das so genannte "Apprentice"-System. Damit wird es möglich gemacht, dass niedrigstufige Figuren als Gesellen mit deutlich höheren auf gemeinsame Jagd gehen können, ohne an Spaß einzubüßen – auch online. Hierfür werden einfach die Grundwerte an die höhere Figur angeglichen, während die Anzahl und Auswahl der Fähigkeiten bzw. deren beeinflussenden Runen weiterhin von der erreichten Stufe abhängig sind. Ein System, das bei Online-Rollenspielen bereits seit geraumer Zeit in Duellen von Spielern-gegen-Spieler praktiziert wird. Und damit Beute dorthin gelangt, wo sie hingehört, gibt es ein intelligentes Sammelsystem, bei dem unabhängig von demjenigen, der die Gegenstände anklickt, alles in das Inventar wandert, für den es vorgesehen war. Die alles einsammelnden Barbaren gehören damit endgültig der Vergangenheit an, so dass Mehrspieler-Partien sich jetzt deutlich angenehmer gestalten. Mit einem ordentlichen Mailsystem sowie Spieler-Geschenken kann allerdings nicht vollständig kompensiert werden, dass der Austausch von Gegenständen innerhalb einer Gruppe weiterhin nur über umständliches Fallenlassen vonstattengehen kann. Für die Endabrechnung nicht relevant, aber für Spieler auf PlayStation 3 oder 4 sicherlich interessant: Es gibt ein Nephalem-Rift, das von The Last of Us inspiriert wurde sowie eine zusätzliche Gestaltungsoption bei der Mystikerin, die Rüstungen à la Shadow of the Colossus ermöglicht.

Fazit

Die Diablo-Serie hat mich schon mehr Stunden meines Lebens gekostet, als ich zugeben möchte. Und mit der Ultimate Evil Edition auf Konsolen wurde und wird das Zeitkonto gewaltig aufgestockt - obwohl ich Reaper of Souls auf dem PC bereits durchgespielt hatte. Doch das einfache Hack&Slay-Konzept mitsamt seiner überarbeiteten, hoch motivierenden Beutejagd passt optimal auf die Konsole. Und mit den zahlreichen kleinen Verbesserungen, die sich zu den bewährten Inhalten und Erweiterungen wie dem Abenteuer-Modus oder dem Kreuzritter als neuer Charakter gesellen, ist diese Fassung ein Rundum-Glücklich-Paket - egal ob man solo oder mit bis zu vier Spielern auf Monster- und Gegenstands-Jagd geht. Charaktere lassen sich übertragen, man kann seinen Nemesis auf die Freunde hetzen, die direkte Steuerung der Figur ist dem Klick-und-Lauf-System des PC überlegen. Dass Reaper of Souls für Besitzer des Originals nicht als Download-Erweiterung zu Verfügung steht, ist schade, wird aber durch den im mittleren Bereich angesiedelten Preis der 360- und PS3-Fassung zumindest etwas kompensiert. Wer kann, sollte aber ohnehin auf die Versionen für PS4 oder One umsteigen, die auch visuell mit schicker 1080p-Auflösung ohne Bildrateneinbrüche selbst bei heftigstem Effekt-Gewitter überzeugen.

Pro

Charaktere können innerhalb der Systemgrenzen übertragen werden
gute akkurate Kampf-Steuerung...
maximal vier Spieler in zahlreichen Kombinationen möglich
Abenteuer-Modus sorgt für Langzeitmotivation
Nemesis-System bezieht Spieler auf der Freundesliste mit ein
viele kleine Verbesserungen, z.B. beim Aufsammeln der Beute
motivierende Jagd nach Beute und Monstern
gute deutsche Lokalisierung
umfangreiches Crafting-System
Eigenschaften und Aussehen von Gegenständen veränderbar
übersichtliche Inventarführung
lagfreie Online-Verbindungen
zufällig generierte Karten-Inhalte
direkte Charakter-Kontrolle fördert den Spielfluss
teils manipulierbare Umgebungen
stimmungsvolle Kulisse

Kontra

Add-On für PS3 oder 360 nicht einzeln erhältlich
... der man aber die PC-Ursprünge weiterhin anmerkt
gelegentlich unsaubere Kollisionsabfrage bei gegnerischen Angriffen
oberflächliche Charakterentwicklung
keine Rätsel
umständlicher Gegenstandstausch innerhalb einer Gruppe
keine technische Optimierung für PS3 und 360

Wertung

360

Die Ultimate Evil Edition vereint die besten Elemente der Konsolen-Fassung sowie des PC-Add-Ons plus einiger frischer Elemente. Einziger Wermutstropfen: Es gibt diese Fassung nicht als Download-Ergänzung.

PlayStation3

Die Ultimate Evil Edition vereint die besten Elemente der Konsolen-Fassung sowie des PC-Add-Ons plus einiger frischer Elemente. Einziger Wermutstropfen: Es gibt diese Fassung nicht als Download-Ergänzung.

PlayStation4

Die Ultimate Evil Edition vereint die besten Elemente der Konsolen-Fassung sowie des PC-Add-Ons und fügt sogar noch ein paar interessante Elemente hinzu.

XboxOne

Die Ultimate Evil Edition vereint die besten Elemente der Konsolen-Fassung sowie des PC-Add-Ons und fügt sogar noch ein paar interessante Elemente hinzu.

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