Velocity 2X05.09.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Adrenalinkicks aus dem Teleporter

Vor zwei Jahren bereicherte das englische Team Futulab das PSN-Angebot mit einem schlichten, aber cleveren Mix aus Shoot-em-up und Puzzle-Elementen. Vor allem das blitzschnelle Beamen machte Velocity Ultra zu einem Highlight für Speedrunner. Im frisch veröffentlichten Nachfolger für PS4 und Vita sollen Plattform-Levels im Stil von Metroid und Turrican für noch mehr Adrenalin sorgen.

Blitzschneller Rausch im All

Auf den ersten Blick wirkt Velocity wie ein klassisches Ballerspiel im Stil von Uridium. Doch auch diesmal dreht sich in erster Linie alles um das schnelle und geschickte Beamen: Kleine Entfernungen überbrückt das von unten nach oben fliegende Schiffchen per Knopfdruck, weitere Strecken überspringe ich mit kleinen Bojen, die ich an strategisch günstigen Abzweigungen ablege. Platziere ich ein Exemplar an der ersten Abzweigung, kann ich jederzeit per Kartenaufruf und Knopfdruck dorthin zurückkehren. Zuerst grase ich auf der linken Seite einige Gegner ab, sammle Rettungskapseln mit überlebenden Verbündeten ein und zerstöre mit meinen Schüssen die ersten „Schalter“. Letztere müssen wie in einem Puzzlespiel in der richtigen Reihenfolge erwischt werden, damit sich Tore zu weiteren Abschnitten und dem Level-Ausgang öffnen.

Ein Blick auf die zu leichten Bosskämpfe.
Da Geschwindigkeit belohnt wird, tüftle ich mit der Zeit immer effektivere Strategien und Wege aus, auf denen ich mich durch das Level teleportiere. Es fühlt sich erneut richtig gut an, in Rekordzeit durch die Raumstationen zu rauschen. Hinterher lässt sich in den weltweiten Bestenlisten feststellen, wie man sich im Vergleich zu Freunden und der Weltspitze geschlagen hat - Mehrspielermodi gibt es übrigens nicht. Zwischendurch muss das Schiff immer wieder an Raumstationen andocken, um sich durch kleine Höhlensysteme zu kämpfen, in denen wichtige Schalter in der richtigen Reihenfolge abgeschossen werden müssen. Auch zu Fuß wurde das Beamen toll integriert: Ich rausche im Zehntelsekundentakt durch glühende Lavawände, sammle im Vorbeigehen jede Menge Kristalle ein und werfe schließlich eine kleine Beam-Station hinter dem Rücken eines unbesiegbaren Wächters vorbei, um mich per Teleportation an ihm vorbei zu mogeln.

Verzweigte Höhlen

Auch die überschaubare Waffenauswahl passt gut ins Spiel. Zu Fuß lässt sich die schwere Kanone nur nach vorne abfeuern. Das leichtere Sturmgewehr ist flexibler: Es kann wie in einem Zweistick-Shooter per rechtem Analog-Knubbel in alle Richtungen schießen. Im All werden auf ähnliche Weisen Bomben zur Seite und nach hinten abgefeuert, um poröse Barrieren zu zerbröseln. Außerdem dabei ist natürlich ein klassisches Dauerfeuer nach vorne, welches sich temporär mit einem Streuschuss aufrüsten lässt.

Neu dabei sind die Plattform-Levels: Um hinter die schmalen Durchgänge zu gelangen, muss man seine "Tele-Pods" im richtigen Winkel hindurchwerfen und sich ans Ziel beamen. Abseits des Weges warten versteckte Sammelobjekte.
In den Höhlen kommt ebenfalls ein guter Spielfluss auf, welcher sich prima für Speedruns eignet. Leider ist nicht alles so gut gelungen: Die Action-Anteile wirken oft wie ein bloßes Mittel zum Zweck. Da fast sämtliche Gegner nur stupide ihre Bahnen abgrasen, gestalten sich die Kämpfe viel zu leicht und vorhersehbar. Bosse lassen sich sogar mit einfacher Fleißarbeit überlisten: Die Endgegner verlieren bei jedem meiner Angriffe Energie – ich dagegen muss bei einem Lebensverlust lediglich zurück zum letzten Speicherpunkt. Die faden Kämpfe sorgen vor allem in der ersten Stunde für Langeweile. Um die Spieler nicht zu überfordern, haben die Entwickler die ersten 16 Levels wie ein fades Tutorial gestaltet, bei dem es meist nur um einfaches Ballern und Ausweichen geht. Mir wären dabei fast die Augen zugefallen. Für das kostenlose PS-Plus-Programm ist Velocity 2X (ab 15,99€ bei kaufen) daher eine denkbar schlechte Wahl: Wer nur in die ersten Levels hineinschnuppert, lernt das „eigentliche“ Spielprinzip so gut wie gar nicht kennen.

Zäher Einstieg

Sämtliche Levels bekommt man mit dem Hauptspiel übrigens nicht: Eine Sammlung besonders knackiger Exemplare wird gleich zum Start als kostenpflichtiges DLC-Paket für 2,49 Euro angeboten. Die in einfachen Standbildchen und Textfenstern erzählte Geschichte spielt leider nicht wirklich eine Rolle. Heldin Kai Tana befreit sich aus der Gefangenschaft der kriegerischen Vokh-Aliens und arbeitet auf ihrer Reise durchs All mit einem freundlich gesinnten Außerirdischen zusammen, dessen Volk versklavt wurde.

Im All platziert man ebenfalls mehrere Teleporter-Stationen, um auf den richtigen Wegen durchs Level zu gelangen.
Für Monotonie sorgen auch die sich ständig wiederholenden Grafiken. Das schlichte Design mit seinen klaren Farbabstufungen wirkt auf den ersten Blick zwar ähnlich stilvoll wie Pixeljunk Shooter, doch der Mangel an Abwechslung lässt die Welt auf Dauer ziemlich karg erscheinen.  Beim Soundtrack verhält es sich andersherum: Zunächst waren mir die Synthie-Klänge etwas zu seicht, später war ich aber heilfroh, dass die Entwickler sich für ruhige, atmosphärische Melodien entschieden haben. Hektische technoide Klänge würden nur unnötig vom blitzschnellen Spielablauf ablenken. Die Versionen für PS4 und Vita gleichen sich beinahe komplett – wer eine Fassung kauft, bekommt die andere kostenlos dazu. Praktisch ist auch das Cross-Save-Feature, welches bei unseren Testspielen einwandfrei funktionierte. Einfach den Spielstand in die Cloud hochladen, auf die Vita herunterladen und schon kann es unterwegs weitergehen.

Fazit

Auch im zweiten Teil von Velocity entfaltet der pausenlose Einsatz von Teleportern eine eigene Dynamik: Als ich das System wieder verinnerlicht hatte, fühlte es sich richtig gut an, blitzschnell und hocheffektiv durch die Raumstationen zu zischen. Auch die neuen Plattform-Levels fügen sich toll ein und sorgen für mehr Abwechslung. Schade, dass die Entwickler im Gegenzug die Kämpfe vernachlässigt haben: Standard-Gegner grasen nach wie vor meist einfache Bahnen ab und auch Bosse lassen sich zu leicht besiegen. Auch die schlichten Kulissen und der fade Einstieg sorgen vor allem zu Beginn für Monotonie. Pixeljunk Shooter und sein Nachfolger zeigen, wie man die Einführung von Shooter- und Rätselmechaniken deutlich spannender gestalten kann. Freunde von ausgefallenen Spielkonzepten sollten sich aber nicht abschrecken lassen, denn nach einer zähen Einstiegsphase hat mich Velocity richtig gut unterhalten.

Pro

cleverer Mix aus Shoot-em-up und Puzzle-Elementen
eigenwilliges blitzschnelles Spielgefühl
neue praktische Beam-Mechaniken
sinnvolle Einbindung von Plattform-Levels
schlichtes aber gelungenes Retro-Design...
bestens für Speedruns geeignet
atmosphärisch-ruhige Synthesizer-Melodien
Cross-Save und Cross-Buy

Kontra

fader Einstieg
zu leichte Gefechte und Bosskämpfe
Gegner grasen öde ihre Baden ab
schlicht präsentierte, belanglose Geschichte
...Grafik
Elemente wiederholen sich aber viel zu häufig

Wertung

PlayStation4

Cleverer Mix aus Shooter und Teleportations-Puzzles, der durch die neuen Plattform-Abschnitte mehr Abwechslung bietet.

PS_Vita

Cleverer Mix aus Shooter und Teleportations-Puzzles, der durch die neuen Plattform-Abschnitte mehr Abwechslung bietet.

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