Im Test: Kampfkaktus sucht Saft
Wessen Kaktus?
Mir war ja schon der Name ein Rätsel. Ist "Assault Android Cactus" nur die Aufzählung lustiger Dinge mit fehlenden Kommata? Aber dann stellte sich die Heldin vor, nachdem sie ihr kleines Raumschiff auf einer Plattform des ganz großen Raumschiffs bruchgelandet hat. "Kaktus!", sagt da der weibliche Androide, genauer gesagt Kampf-Androide. *klick*
Was Cactus auf dem großen Frachter macht? Sie kämpft gegen vier Riesenroboter, die ihr erst hunderte kleine Roboter auf den Hals hetzen, bevor sich jeweils einer von ihnen als Schranke vor den nächsten Abschnitt stellt.
"Alles ist tot."
Und dann geht's rund! Spinnenartige Blechbüchsen kriechen aus großen Löchern, Drohnen schweben heran, garstige "Schuhkartons" werfen Laser-Lassos, andere Raketen und natürlich gibt es Geschütztürme sowie Giganten, die mit mächtiger Faust auf den Boden dreschen. Man muss kleine Störer zuerst vernichten, dem Kugelhagel der großen ausweichen und vom primären Geschütz auf Raketen, Flammenwerfer oder schwarzes Loch umschalten, um gelegentlich mal durchzuatmen – man kennt das.
Man kennt auch Bossgegner, die mit Geschossformationen im Stil eines Ikaruga oder Cave-Shooters um sich schmeißen. Spätestens gegen die könnte man den Androiden wechseln: Aubergine schiebt eine Art tödliche Frisbee-
Mein Liebling ist Starch, die nach jedem Level traurig sagt: "Alles ist tot." Und wenn man sie in der Charakterauswahl stupst, schreckt sie hoch und ruft: "Ananas" - wie drollig! Zumal das Mädel jeden aufgesammelten Verstärker nicht beim Namen nennt; stattdessen beschreibt sie, was sie sieht. "Blaue Kreise" nennt sie das kurzzeitige Stilllegen der Feinde, "Kleine Roboter" sagt sie, wenn zwei hilfreiche Automatikwaffen neben ihr auftauchen.
Level, wechsle dich!
Zwei spielerische Eigenheiten machen Assault Android Cactus zu etwas Besonderem. Nummer eins: Die Umgebung verändert sich – nicht farblich, sondern physisch. Startet man auf einem Fahrstuhl, hat man z.B. mehr Platz, sobald er unten ankommt. Später bauen sich ganze Plattformen an die Seiten des begehbaren Untergrunds, um später wieder zu verschwinden. Anderswo drehen sich Teile des Bodens wie Laufbänder oder baut sich ein Labyrinth immer in Nähe der Androiden auf. Das Spiel zieht ungewöhnlich viel Schwung aus dieser ständigen Bewegung!
Nummer zwei: Androiden brauchen Saft, und zwar keinen KiBa, sondern Strom. Also müssen sie Batterien auflesen, die verschrottete Roboter fallenlassen. Denen fallen die Batterien aber nicht alle Nase lang aus dem Schacht, sondern so spärlich, dass Cactus und Ko. gerade so nicht das elektronische Herz stehenbleibt. Will heißen: Irgendwann müssen auch Mr. und Mrs. Defensiv aus ihrer Ecke kommen, um einen Weg durchs metallene Gewimmel zu finden
Die Lokalisierung soll später auch in die Steam-Version Einzug halten. und Energie aufzuladen. Weil die Androiden mit Energiekügelchen umgekippter Blechkameraden außerdem ihre Primärwaffe verstärken, wummert der Puls ständig am Anschlag.
Sie wissen, was ihr wollt
Geschwindigkeit ist also das A und O. Die Helden sterben ja auch nicht durch gelegentliches Aussetzen ihres Schildes – den lädt man durch schnelles Tastenhämmern flugs wieder auf. Dabei geht allerdings wichtige Zeit verloren, die anschließend bis zum Auftreiben der nächsten Batterie fehlt. Und Zeit ist es auch, die für Punktejäger der
Dass das Independent-Trio Witch Beam den Reiz dieser Punktejagd versteht, sieht man übrigens an einer cleveren Kleinigkeit: Sobald es nach einem Fehler unmöglich ist, das Level mit der höchstmöglichen Note abzuschließen, startet die Runde automatisch von selbst – muss man nicht aktivieren, darf man aber. Klar könnte man per Knopfdruck einfach selbst neu starten! Ich fühle mich aber gleich doppelt so gut aufgehoben, wenn die Entwickler wissen, wie ihre Spieler ticken.
Fazit
Achtung, Widerspruch in sich: Was würde ich mich ärgern, hätte mich die nachgereichte PS4-Umsetzung nicht auf dieses Kleinod aufmerksam gemacht! Tägliche Herausforderungen und das Endlosspiel in einem darauf zurechtgeschnittenen Level täuschen zwar kaum darüber hinweg, dass die Kampagne mit ihren fünf mal fünf Stufen schnell vorüber ist – Geometry Wars 3 bietet mit Dutzenden Herausforderungen nicht nur in der Breite mehr, sondern unterm Strich auch eine größere Abwechslung. Trotzdem kann Assault Android Cactus beinahe mit dem großen Platzhirsch mithalten! Die Action ist fordernd, das Aufsammeln wichtiger Energie zwingt zu einem offensiven Vorgehen, Punktejäger müssen nicht nur schnell, sondern auch präzise ihren Kombostand in die Höhe treiben und alleine das spornt ja gefühlt ewig an. Verschiedene Spielfiguren laden dabei zum Ausprobieren unterschiedlicher Taktiken ein und wählt man einen Charakter aus, um ihn kurz darauf wieder abzuwählen, knurrt sie enttäuscht. So reiht sich Assault Android Cactus mit viel Schwung und einem verdammt guten Gespür für rasante Zwei-Stick-Action unter den großen seiner Art ein.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Fordernde Zwei-Stick-Action mit sympathischen Figuren und cleveren spielerischen Ideen.
PlayStation4
Fordernde Zwei-Stick-Action mit sympathischen Figuren und cleveren spielerischen Ideen.
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