Assault Android Cactus09.03.2016, Benjamin Schmädig

Im Test: Kampfkaktus sucht Saft

"Assault Android Cactus? Das kam doch schon letzten September raus!" Recht habt ihr. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das Spiel völlig übersehen zu haben. Dabei kann ich mich jetzt kaum davon losreißen – jetzt, da sich irgendjemand um die Playstation-4-Umsetzung kümmern muss und die Wahl auf mich fiel. "Wenn's sein muss", hab' ich gesagt. "Nur noch diesen einen Rekord!", sag ich jetzt.

Wessen Kaktus?

Mir war ja schon der Name ein Rätsel. Ist "Assault Android Cactus" nur die Aufzählung lustiger Dinge mit fehlenden Kommata? Aber dann stellte sich die Heldin vor, nachdem sie ihr kleines Raumschiff auf einer Plattform des ganz großen Raumschiffs bruchgelandet hat. "Kaktus!", sagt da der weibliche Androide, genauer gesagt Kampf-Androide. *klick*

Was Cactus auf dem großen Frachter macht? Sie kämpft gegen vier Riesenroboter, die ihr erst hunderte kleine Roboter auf den Hals hetzen, bevor sich jeweils einer von ihnen als Schranke vor den nächsten Abschnitt stellt.

Chaos garantiert: Kaktus und Ko. erleben heiße Action.
Alleine ist die Heldin dabei nicht, denn erstens steuert man entweder sie oder einen von drei weiteren Androiden und zweitens ziehen bis zu vier Spieler gemeinsam in den Kampf. Das Spielfeld ist ja klein, der Übersicht schadet das also nicht.

"Alles ist tot."

Und dann geht's rund! Spinnenartige Blechbüchsen kriechen aus großen Löchern, Drohnen schweben heran, garstige "Schuhkartons" werfen Laser-Lassos, andere Raketen und natürlich gibt es Geschütztürme sowie Giganten, die mit mächtiger Faust auf den Boden dreschen. Man muss kleine Störer zuerst vernichten, dem Kugelhagel der großen ausweichen und vom primären Geschütz auf Raketen, Flammenwerfer oder schwarzes Loch umschalten, um gelegentlich mal durchzuatmen – man kennt das.

Man kennt auch Bossgegner, die mit Geschossformationen im Stil eines Ikaruga oder Cave-Shooters um sich schmeißen. Spätestens gegen die könnte man den Androiden wechseln: Aubergine schiebt eine Art tödliche Frisbee-

Gerade mal zwei Entwickler und ein Musiker haben Assault Android Cactus auf die Beine gestellt: Tim Dawson und Sanatana Mishra arbeiteten bei Sega Australien schon mit Jeff van Dyck zusammen und heuerten den Komponisten auch für ihr erstes Independent-Projekt an.
Scheibe vor sich her, was gegen Bosse besonders hilfreich ist. In anderen Situationen ist Peanut im Vorteil, die mit einem Magma-Werfer vor allem nahe Gegner attackiert.

Mein Liebling ist Starch, die nach jedem Level traurig sagt: "Alles ist tot." Und wenn man sie in der Charakterauswahl stupst, schreckt sie hoch und ruft: "Ananas" - wie drollig! Zumal das Mädel jeden aufgesammelten Verstärker nicht beim Namen nennt; stattdessen beschreibt sie, was sie sieht. "Blaue Kreise" nennt sie das kurzzeitige Stilllegen der Feinde, "Kleine Roboter" sagt sie, wenn zwei hilfreiche Automatikwaffen neben ihr auftauchen.

Level, wechsle dich!

Zwei spielerische Eigenheiten machen Assault Android Cactus zu etwas Besonderem. Nummer eins: Die Umgebung verändert sich – nicht farblich, sondern physisch. Startet man auf einem Fahrstuhl, hat man z.B. mehr Platz, sobald er unten ankommt. Später bauen sich ganze Plattformen an die Seiten des begehbaren Untergrunds, um später wieder zu verschwinden. Anderswo drehen sich Teile des Bodens wie Laufbänder oder baut sich ein Labyrinth immer in Nähe der Androiden auf. Das Spiel zieht ungewöhnlich viel Schwung aus dieser ständigen Bewegung!

Nummer zwei: Androiden brauchen Saft, und zwar keinen KiBa, sondern Strom. Also müssen sie Batterien auflesen, die verschrottete Roboter fallenlassen. Denen fallen die Batterien aber nicht alle Nase lang aus dem Schacht, sondern so spärlich, dass Cactus und Ko. gerade so nicht das elektronische Herz stehenbleibt. Will heißen: Irgendwann müssen auch Mr. und Mrs. Defensiv aus ihrer Ecke kommen, um einen Weg durchs metallene Gewimmel zu finden

Für die Umsetzung auf PS4 wurden die Menüs des Spiels übrigens auf Deutsch übersetzt und die Konsolen-Androiden melden sich über den Lautsprecher des Gamepads zu Wort.

Die Lokalisierung soll später auch in die Steam-Version Einzug halten. und Energie aufzuladen. Weil die Androiden mit Energiekügelchen umgekippter Blechkameraden außerdem ihre Primärwaffe verstärken, wummert der Puls ständig am Anschlag.

Sie wissen, was ihr wollt

Geschwindigkeit ist also das A und O. Die Helden sterben ja auch nicht durch gelegentliches Aussetzen ihres Schildes – den lädt man durch schnelles Tastenhämmern flugs wieder auf. Dabei geht allerdings wichtige Zeit verloren, die anschließend bis zum Auftreiben der nächsten Batterie fehlt. Und Zeit ist es auch, die für Punktejäger der

Rakten und andere Spezialwaffen setzen den Robotern mächtig zu.
entscheidende Faktor ist. Für die Highscore zählen nämlich vor allem binnen weniger Sekunden aneinander gereihte Abschüsse. 100, 200, 300 Schrotthäufchen: Die Kombo ist der zentrale Faktor beim Berechnen des Ergebnisses.

Dass das Independent-Trio Witch Beam den Reiz dieser Punktejagd versteht, sieht man übrigens an einer cleveren Kleinigkeit: Sobald es nach einem Fehler unmöglich ist, das Level mit der höchstmöglichen Note abzuschließen, startet die Runde automatisch von selbst – muss man nicht aktivieren, darf man aber. Klar könnte man per Knopfdruck einfach selbst neu starten! Ich fühle mich aber gleich doppelt so gut aufgehoben, wenn die Entwickler wissen, wie ihre Spieler ticken.

Fazit

Achtung, Widerspruch in sich: Was würde ich mich ärgern, hätte mich die nachgereichte PS4-Umsetzung nicht auf dieses Kleinod aufmerksam gemacht! Tägliche Herausforderungen und das Endlosspiel in einem darauf zurechtgeschnittenen Level täuschen zwar kaum darüber hinweg, dass die Kampagne mit ihren fünf mal fünf Stufen schnell vorüber ist – Geometry Wars 3 bietet mit Dutzenden Herausforderungen nicht nur in der Breite mehr, sondern unterm Strich auch eine größere Abwechslung. Trotzdem kann Assault Android Cactus beinahe mit dem großen Platzhirsch mithalten! Die Action ist fordernd, das Aufsammeln wichtiger Energie zwingt zu einem offensiven Vorgehen, Punktejäger müssen nicht nur schnell, sondern auch präzise ihren Kombostand in die Höhe treiben und alleine das spornt ja gefühlt ewig an. Verschiedene Spielfiguren laden dabei zum Ausprobieren unterschiedlicher Taktiken ein und wählt man einen Charakter aus, um ihn kurz darauf wieder abzuwählen, knurrt sie enttäuscht. So reiht sich Assault Android Cactus mit viel Schwung und einem verdammt guten Gespür für rasante Zwei-Stick-Action unter den großen seiner Art ein.

Pro

fordernde Zwei-Stick-Action
notwendiges Aufsammeln neuer Batterien erzwingt offensives Spielen
Levels ändern sich häufig
einfallsreiche Bossgegner
Androiden mit verschiedenen Waffen
bis zu vier Spieler an einem Bildschirm
Endlosspiel, täglich neue Herausforderung und Boss Rush

Kontra

überschaubare Anzahl an Levels
mitunter zu unübersichtlich

Wertung

PC

Fordernde Zwei-Stick-Action mit sympathischen Figuren und cleveren spielerischen Ideen.

PlayStation4

Fordernde Zwei-Stick-Action mit sympathischen Figuren und cleveren spielerischen Ideen.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.