Immer schön ruhig bleiben
Einsamkeit und schummrige Beleuchtung, aber Angst empfindet man hier nicht.
Was habe ich in letzter Zeit gezuckt, mich erschreckt und gefürchtet. Vor allem Outlast und Slender haben mein Nervenkostüm übel strapaziert und selbst den finsteren Abstieg des ersten Amnesias habe ich immer noch nicht ganz verdaut. Als der Steam-Code von Doorways in meinem Postfach landete, wurde ich schon nervös: Ich sah mich schon wieder in einem dunklen Zimmer angespannt und mit pochendem Herzen vor dem Bildschirm sitzen. Wartet hier bereits der nächste Horror-Schocker, um mich in den Wahnsinn zu treiben?
Wenn man den Entwicklern glaubt, dann ja: In der Beschreibung zu den ersten beiden bisher erhältlichen Episoden von Doorways fallen Schlagworte wie „Survival Horror“, „immersive Atmosphäre“ oder „ausgeklügelte Rätsel“. Klasse, das klingt doch nach dem nächsten Furcht einflößenden Trip! Die Hintergrundgeschichte, mich als Special Agent Thomas Foster an die Fersen von vier Psychopathen zu heften und dabei die Spuren ihrer abscheulichen Taten zu verfolgen, hat ebenfalls Grusel-Potenzial.
Dunkle Wälder und Folterkeller
Das gilt auch für die Wahl der Schauplätze und Spielmechaniken: Dunkle Wälder, Folterkeller mit entsprechend präparierten Maschinen sowie unterirdische Gewölbe bringen eigentlich alles mit, um für eine Gänsehaut zu sorgen. Hinzu kommt, dass auch Foster keine Waffen trägt, um sich gegen potenzielle Bedrohungen zur Wehr zu setzen. Fackeln, die nur für eine kurze Zeit Licht spenden, wecken zudem schnell Erinnerungen an Amnesia: The Dark Descent. Wer zu lange in der Dunkelheit hockt, wird von einer mysteriösen Macht getötet, die sich durch wirre Stimmen bemerkbar macht.
Das soll ein Folterkeller sein?
Klingt gruselig? Ja. Ist es aber nicht! Doorways gelingt es leider zu keinem Zeitpunkt, eine packende Atmosphäre aufzubauen und mir das Gefühl einer Bedrohung zu vermitteln. Bei meinen Streifzügen durch den Wald stellte sich mir z.B. eine weiße Mädchengestalt in den Weg, die ich zunächst gar nicht als Gefahr wahrgenommen habe, da sie einfach nur regungslos an ihrer Position verharrte. Erst als ich sie berührte und anschließend an den letzten Checkpunkt zurückversetzt wurde, war mir klar, dass ich stattdessen auf eine Holzplanke neben ihr hätte springen sollen, um an ihr vorbeizukommen. Von Spannung keine Spur! Im Gegenteil: Sprungeinlagen wie diese, die leider viel zu häufig gefordert werden, sind oft frustrierend, weil man nie ein Gefühl für den richtigen Absprung entwickeln kann – entsprechend oft landeten meine Versuche im tödlichen Abgrund. Spätere Begegnungen mit übernatürlichen Mächten laufen meist nach dem gleichen Prinzip ab: Man ist sicher, so lange man „Geister“ oder Figuren nicht berührt.