Im Test:
Schockzustand
Nachschub für die Müllabfuhr
Wo soll ich bloß anfangen? Vielleicht beim gigantischen Fuhrpark, der aus sage und schreibe sechs nicht lizenzierten Renn-Trucks besteht, die sich äußerlich kaum voneinander unterscheiden und an klobiger Hässlichkeit kaum zu übertreffen sind. Immerhin lässt sich mit eigenen oder vorgefertigten Designs die Optik verbessern, während diverse Upgrades von besseren Motoren über weicheres Fahrwerk bis hin zu Karosserieverstärkungen und Spoilern die Leistung sowie den Fahrkomfort pimpen. Das Fahrverhalten verbessert sich aufgrund der extrem schwammigen Steuerung allerdings nur marginal. Klar, LKW steuern sich generell etwas träge, aber von einem realistischen Ansatz ist Truck Race so weit entfernt wie von einem Gold-Award. Kein Ding, ist ja auch ein Arcade-Racer, bei dem man durch heftige Rempeleien und coole Drifts seine Turbo-Anzeige auflädt. Aber ohne Witz: Bei dieser viel zu niedrig angesetzten Innenansicht wäre Kylotonn besser damit gefahren, die Brummis durch Go-Karts zu ersetzen, denn ich hatte eher das Gefühl, in den kleinen Flitzern zu sitzen, deren generischer Motorensound im Ansatz wie ein LKW klingt. In der Außenperspektive verdeckt das Fahrzeug dagegen einen zu großen Teil des Bildausschnitts und verhindert auch hier eine gute Übersicht.
Das wäre vermutlich eine sehr gute Entscheidung, denn in diesem Fall müsste ich meine Augen nicht länger mit dieser unfassbaren Ruckelorgie quälen. Das ist schon ganz große Kunst: Die grafische Qualität der zehn Pisten und ihrer diversen Recycling-Variationen ist mit schlimmen Texturen, sterilen Kulissen, Flimmerkanten und mäßig modellierten Trucks ja schon unter aller Kanone. Aber dass die „visuellen Zauberer“ bei dieser „Pracht“ nicht einmal eine flüssige Darstellung auf die Beine stellen können, legt die Vermutung nahe, dass man hier einfach einen Praktikanten angewiesen hat, die Engine an einem Tag in Turbo Pascal zu programmieren. Die PS3-Version läuft immerhin einen Tick besser und minimiert dank V-Sync das hässliche Tearing des 360-Pendants. Oh, Entschuldigung, das wollte ich so nicht schreiben. „Besser“ impliziert als Steigerungsform von „gut“ etwas Positives. Korrektur: Truck Racer ist auf der PS3 etwas weniger katastrophal ausgefallen als auf der Microsoft-Konsole! Richtig lustig wird es bei den Rennen am geteilten Bildschirm: Hier geht die Bildrate noch weiter in den Keller, die Übersicht wird noch schlimmer und die Boliden reagieren mit noch einer größeren Verzögerung auf die Lenkeingaben.
Nichts los - zum Glück!
Dummheit siegt
Warum? Weil ein Wheel z.B. nicht die fürchterliche KI der bis zu neun anderen Truck-Piloten verbessern würde. Die rempeln sich nicht nur wie blöde Vollidioten durch das Feld und sorgen hin und wieder für Massenkarambolagen, sondern verkeilen sich auch in meinen Truck und nehmen mir dadurch die Möglichkeit, mein Gefährt weiter zu steuern. Manchmal fahren sie mir auch einfach mit so viel Schwung ins Heck, dass ich mich um 180 Grad drehe und plötzlich entgegen der Fahrtrichtung stehe. Zum Glück habe ich einen Großteil des Feldes schnell wieder eingeholt, da die Konkurrenz mit angezogener Handbremse weiterfährt, sobald ich hinten liege. Manchmal bewirkt das Gummiband aber auch das Gegenteil und der Führende zieht entweder von Anfang an uneinholbar davon oder minimiert auf magische Weise meinen Vorsprung – und das selbst dann, wenn ich die Leistung meines Trucks ordentlich aufgebohrt habe. Aufgrund dieser unausgeglichenen Balance verkommen manche Rennen zu einem reinen Glücksspiel und es kann tatsächlich passieren, dass einer der Dumpfbacken aufgrund des viel schnelleren Gefährts als Erster die Ziellinie überquert.
Fazit
Ei, ei, ei, was haben Kylotonn und Big Ben Interactive mit Truck Racer da nur verbrochen? Hätte man dieses Machwerk kostenlos als Download-Titel angeboten, wäre diese Ruckelorgie mit ihrer katastrophalen KI, den hässlichen Kulissen und der schwammigen Steuerung vielleicht noch als ein guter Witz durchgegangen. Dass man es sich aber tatsächlich wagt, für so einen Mist 50(!) Ocken zu verlangen, lässt den Arcade-Racer wie einen schlechten Gag erscheinen, den man teuer bezahlt. Immerhin ist mir jetzt klar, warum unsere Anfrage nach einem Testmuster von der zuständigen PR einfach mal ignoriert wurde, getreu dem Motto: Truck Racer = LKW, LKW = Lieber keine Wertung. Doch da hat man die Rechnung ohne uns gemacht und so bekommt dieser Schund das, was er verdient! Immerhin: Bei dieser Leistung wird Truck Racer sicher ein gewichtiges Wörtchen in der Kategorie „Gurke des Jahres“ mitreden dürfen...
Pro
Kontra
Wertung
360
Truck Racer ist so spaßfrei wie Elefantenrennen auf der Autobahn!
PlayStation3
Technisch minimal weniger katastrophal als auf der 360 - trotzdem ist Truck Racer auch auf der PS3 ganz nah am Totalschaden dran.
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