Armillo11.07.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Endlich wieder rumkugeln!

Nintendo eilt zur Rettung: Nachdem eine Welle günstiger Kugelspiele das iPad überschwemmt hat und Super Monkey Ball faktisch tot ist, soll Armillo dem Genre neues Leben einhauchen. Der Mix aus Jump-n-Run und Murmel-Labyrinth von Entwickler Fuzzy Wuzzy erinnert mit seinen kleinen Planeten an Super Mario Galaxy und erscheint zunächst exklusiv für Wii U.

Marios kleiner kullernder Bruder?

Vom Knuddelfaktor eines Sackboy oder Woll-Yoshi ist das rollende Gürteltier zwar weit entfernt – trotzdem mag ich den dauergrinsenden Armillo und seine düstere Planeten. Beim Hüpfen quietscht er sogar fast so euphorisch wie unsere Video-Redakteurin Alice in ihrer Vorfreude über die PS4-Umsetzung von Diablo 3. Weil die finsteren Darkbots seiner Galaxie die Energie absaugen wollen, begibt sich der Held auf eine Rettungsmission. Auch die in den Levels verstreuten, blau glimmenden Energie-Viecher wollen befreit werden. Zwischendurch liefert sich der Held Bosskämpfe gegen schwebende Ufos und seinen gehirngewaschenen Bruder. Vieles erinnert an ein Sonic aus der Draufsicht (wie z.B. Sonic 3D: Flickies Island).

Armillo lässt sich wie die Kugel in Marble Blast Ultra mit dem Stick in alle Richtungen und über schmale Rampen rollen. Er beherrscht einen Sprung, eine Ramm-Attacke und lernt im Laufe des Abenteuers einiges dazu. Zwischen den Levels geht es in den Shop, wo Extras wie mehr Zeit, Energie oder stärkere Attacken fürs Durchbrechen von Barrieren warten. Als Währung dienen dabei die befreiten Energieviecher. Fette Gegner und Stachelblöcke räumt Armillo aus dem Weg, indem er z.B. seine Größe verändert oder kurzeitig als schwerer Ziegelquader auf den Boden kracht.

Enttäuschende Technik

Wiiii!
Die überschaubare Menge an Extras wurde motivierend in die Levels eingebaut und auch das Design der Planeten macht Laune: Ich düse durch ein Labyrinth voller tödlicher Einbahnstraßen, schliddere über eine Eisfläche und haarscharf am Abgrund vorbei oder mogle mich geschickt an Kanonen und zielsuchenden Stachelrobotern vorbei. Für Auflockerung sorgen horizontale Hüpf-Levels und kleine Zweistick-Shooter-Einlagen.  Außerdem gibt es immer wieder hektische Abstecher in eine lebensfeindliche Parallelwelt, in der Hinweise auf Schalterrätsel versteckt sind. Die viel zu leichten Puzzles zählen allerdings zu den Schwachpunkten: Oft müssen einfach nur Schalter in der richtigen Reihenfolge umgelegt werden. Hier hätten sich die Entwickler mehr am kniffligen CLARC orientieren sollen. Auch die Bosskämpfe wirken uninspiriert, denn man muss z.B. einfach ein wenig im Gegnerschwarm ausharren oder sich ein paarmal zum Obermotz schleudern lassen.

Ein echter Motivationskiller ist zudem die schwache Technik. Obwohl die Kulissen etwas kahl wirken und die Gegner kaum animiert sind, kommt es immer wieder zu Rucklern. Auf Eisplaneten mit heftigem Schneegestöber geht manchmal sogar die komplette Spielgeschwindigkeit in die Knie. Besonders ärgerlich: Das regelmäßige Gezuckel beansprucht nicht nur die Augen, sondern funkt auch in Sprungpassagen dazwischen.

Finstere Planetenwelt

2D-Einlage mit Chiptune-Musik gefällig? An Abwechslung mangelt es Armillo nicht. Wer Levels besonders gut abschließt, bekommt Medaillen und kann mit den eingesammelten Leuchtwesen shoppen gehen.
Deutlich besser gelungen ist der abwechslungsreiche Soundtrack. Die nachdenklichen bis bedrohlichen Triphop-Breakbeats passen gut zu den düsteren Planeten und werden immer wieder von hektisch wabernden Dubstep-Bässen und psychedelisch anmutenden Gitarrenmelodien unterbrochen. Wer möchte, kann auch komplett aufs Gamepad umschalten oder zur alternativen Neigungssteuerung wechseln: Dann wird der Untergrund gekippt, damit Armillo in die gewünschte Richtung kullert – fast wie in Super Monkey Ball oder Marbles! Balance Challenge.

Das funktioniert zwar recht ordentlich, aber nicht ganz so schnell und präzise wie in den genannten Wii-Titeln. Außerdem sorgt der schmale Blickwinkel des Gamepad-Bildschirms für Probleme: Sobald man von schräg oben oder schräg unten aufs Bild schaut, versumpfen selbst mit voll aufgedrehter Helligkeit schnell die Details in der düsteren Kulisse. Bei vergleichbaren iPad-Spielen funktionierte das bislang deutlich besser.

Fazit

Was ist denn hier schiefgelaufen? Warum läuft ein (zeitlich) exklusiver Wii-U-Plattformer derart zäh und ruckelig? Schade, dass Nintendo der Qualitätskontrolle von Entwickler Fuzzy Wuzzy Games nicht mehr Druck gemacht oder unter die Arme gegriffen hat. Von den technischen Problemen abgesehen ist Armillo nämlich ein sympathischer und solider Plattformer. Die zu leichten Rätsel und Bosskämpfe wirken zwar reichlich uninspiriert, doch die Labyrinthe zum Rollen, Hüpfen und Ballern bieten viel Abwechslung und wecken schöne Erinnerungen an die kleinen Planeten aus Super Mario Galaxy. Obwohl ich mich als darbender Fan von Kugelspielen und 3D-Plattformern riesig aufs Spiel gefreut habe, sorgen die ständigen Slowdowns sorgen eher für ernüchterndes Kullern und Hüpfen. Ich hoffe auf einen Patch und technisch bessere Umsetzungen für andere Plattformen!

Pro

abwechslungsreicher Mix aus Rollen, Hüpfen, Schießen und mehr
motivierend designte Planeten und Kugel-Labyrinthe
viele kleine Extras zum Aufpeppen der Fähigkeiten
düster rappelnder Soundtrack

Kontra

häufige Ruckler und Slowdowns
Kulisse und Animationen wirkt technisch trotzdem veraltet
Bosse und Rätsel zu leicht und uninspiriert

Wertung

Wii_U

Ständige Ruckler und Slowdowns bremsen den eigentlich soliden Mix aus Jump-n-Run und Kugel-Labyrinth aus.

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