Pure Pool26.08.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Purer Spaß oder ruhige Kugel?

Der Kneipensport hält Einzug auf der neuen Konsolengeneration: Wie der Name schon verrät, dreht sich in Pure Pool (ab 11,18€ bei kaufen) alles um Billard – ob lokal, in Online-Duellen oder blitzschnellen Herausforderungen. Wir haben überprüft, ob die Kugeln realgetreu übers Filz kullern und ob die Hand voll Modi auch längerfristig motivieren.

Virtuelle Kneipe für PS4 und PC

Um die passende Atmosphäre zu erzeugen, haben die Vofoo-Studios (Hustle Kings) einige Tische richtig schön nachmodelliert. Auch der Glanz auf den Kugeln wirkt realistisch, was man von der Kneipe dahinter nicht gerade behaupten kann: Um Ressourcen zu sparen, haben die Entwickler einfach einen fetten Unschärfefilter über den Hintergrund gelegt. Insgesamt wirkt der Raum deutlich zu dunkel: Wenn eine Kugel am anderen Rand lag, musste ich oft erst einmal den Bildschirm-Kontrast aufdrehen und die Jalousien herunterlassen, um die Situation präzise einschätzen zu können.

Vorerst erscheint Pure Pool nur für PS4 und PC – eine Umsetzung für Xbox One ist aber in Arbeit. Neben den Klassikern 8-Ball und 9-Ball gibt es noch eine Hand voll Abwandlungen und kleine Herausforderungen, bei denen man z.B. den Tisch so schnell wie möglich leeren muss. Matches für mehr als zwei Spieler fehlen leider. Als Modi warten im etwas unübersichtlichen Menü eine einfach gestrickte Karriere, einzelne Matches gegen Computergegner, Online-Duelle sowie Spiele gegen eine lernende KI: Letztere prägt sich wie beim Drivatar von Forza 5 das Verhalten anderer Spieler ein und simuliert ihre Spielstile. Das funktionierte bei unseren Test-Matches recht überzeugend: All zu viele persönliche Eigenheiten konnte ich zwar nicht erkennen, der Spielstil passte aber gut zum jeweiligen Können des realen Gegners.

Feinfühlig, aber nicht Abend füllend

Welcher Filz darf's sein: Der Spieler hat die Wahl zwischen einer Hand voll Design-Feinheiten.
Matches gegen echte Spieler lassen sich etwas umständlicher starten: Wenn ich andere Personen aus einer Liste (mit ähnlich hohem Spieler-Level) herausgefordert habe, kam leider keine Partie zustande. Die schnellen Matches gegen einen Zufallsgegner flutschten dagegen flüssig und fehlerfrei. Sämtliche Aktionen bringen Erfahrungspunkte ein - selbst, wenn ich ein Match verliere. Die Karriere besteht aus einigen Turnieren sowie kleinen Herausforderungen und ist nicht gerade sonderlich motivierend aufgebaut: Es gibt weder lizenzierte Spieler oder Ligen wie bei PDC World Championship Darts noch skurrile Fantasiegegner wie bei Shufflepuck Cantina. Stattdessen unterscheiden sich meine Kontrahenten lediglich durch ein amateurhaft gezeichnetes Profilbildchen und spielerische Statistiken.

Die Physik wirkt meist glaubhaft: Nur manchmal bleiben die Kugeln einen Deut zu früh auf dem Filz liegen. Auch die Steuerung verrichtet ihren Dienst ordentlich. Auf der PS4 wird mit dem rechten Stick gestoßen: Einfach den Analogknubbel langsam nach hinten ziehen und schwungvoll nach vorne bugsieren. Mit Hilfe der Knöpfe lassen sich Feinabstimmungen und das Anschneiden der Kugel regulieren. Auf dem PC hat man die Wahl zwischen einem 360-Controller und der noch etwas feinfühligeren Maussteuerung. Auch hier fühlt sich der Stoß nach vorne recht authentisch an. Die Joystick-Steuerung leidet auf dem PC allerdings unter einem seltsamen Bug: Die voreingestellte Invertierung ließ sich nicht aufheben, obwohl es eine entsprechende Option im Menü gibt. Wer den Queue nicht wie ein Flugzeug steuern will, wird also oft erst einmal in die falsche Richtung zielen.

Jetzt ist es gelaufen: Der finale Stoß wird In Zeitlupe und Nahaufnahme zelebriert.

Die PS4 hat die Nase vorn

Davon abgesehen ähneln sich beide Versionen stark. Auf der PS4 sieht die Kneipenkulisse allerdings einen Deut detailreicher und sauberer aus als auf dem PC – bei uns lief das Spiel mit höchsten Einstellungen auf einer GeForce GTX 770. Untermalt wird das Geschehen von leichten Kneipen-Jazz: Zunächst hat mich das relaxte Geklimper herrlich entspannt, nach einer Weile gingen mir die sich wiederholenden Stücke aber auf die Nerven. Die Kameraperspektive lässt sich übrigens nicht beeinflussen: Das Spiel wird stets aus der Ego-Sicht gespielt, man darf aber immerhin zwischendurch aufstehen, um den Tisch besser überblicken zu können. Nicht einmal die eingeblendeten Hilfslinien lassen sich deaktivieren.

Fazit

Als Pausenfüller für ein paar entspannte Runden Billard eignet sich Pure Pool dank gut umgesetzter Steuerung prima – danach sank bei mir die Motivation aber schnell in den Keller. Eine Reihe gesichtsloser Computergegner sind eben bei weitem nicht so motivierend wie echte Lizenzspieler oder wenigstens verschrobene Fantasiegegner im Stil eines Shufflepuck Cantina. Auch die Herausforderungen an andere Online-Spieler funktionieren offenbar nicht wirklich – meine schnellen Matches gegen Fremde oder deren KI-Bots gestalteten sich aber meist unterhaltsam. Auch technisch bewegt sich das Spiel im unteren Mittelmaß: Tisch und Kugeln sind hübsch umgesetzt, die schlichte, zu finstere Kneipe ist mit ihrem starken Unschärfefilter aber kein Ersatz für reale oder wenigstens interessant eingerichtete Schauplätze. Alles in allem wirkt Pure Pool wie ein gerade noch befriedigender Schnellschuss, der zwar kurzfristig unterhält, das Potential der Sportart aber nur ankratzt.

Pro

detailreich dargestellter Tisch
feinfühlige Steuerung
beruhigend leichtes Kneipenjazz-Geklimper...
Off- und Online-Duelle sowie Bestenlisten
asynchroner Multiplayer mit lernenden KI-Gegnern

Kontra

weder echte Lizenzen noch motivierende Fantasie-Gegner
etwas umständliche Menüs
...auf Dauer nervt der abwechslungsarme Soundtrack aber
keine Modi für mehr als zwei Spieler
invertierte Steuerung lässt sich nicht umdrehen (PC)
nur eine Perspektive und nicht abschaltbare Hilfslinien

Wertung

PlayStation4

Etwas magere Umsetzung des Kneipensports, welche dank einer feinfühligen Steuerung aber immerhin kurzfristig motiviert.

PC

Die PC-Fassung leidet unter einem Steuerungs-Bug für den Controller, im Gegenzug geht der Stoß per Maus noch etwas feinfühliger von der Hand.

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