Subnautica12.12.2018, Jan Wöbbeking

Im Test: Überleben zwischen Tiefsee und Technik

Ein mysteriöser Absturz, bissige Meereskreaturen, giftige Quallen-Kolonien und eine verstrahlte  See: Subnautica (ab 18,98€ bei kaufen) versteht es, dem Spieler Respekt vor den Naturgewalten einzuflößen. Trotzdem entfalten die farbenprächtigen Biome eine erstaunliche Anziehungskraft - neuerdings auch auf Xbox One und PS4. Mehr dazu im Test.

Danke für die Aufmunterung!

„Deine Überlebenswahrscheinlichkeit hat sich gerade erhöht zu: Unwahrscheinlich, aber möglich.“  Die sprechende KI meines Notfall-PDAs weiß wirklich, wie man einem Absturzopfer Mut macht. Immer wieder gibt sie mir hilfreiche Informationen über meine feindliche Umwelt oder sie bringt mich mit trocken präsentierten Statistiken zum Schmunzeln. Gut, dass mein Alter Ego so geistesgegenwärtig in eine Rettungskapsel gespurtet ist, als sein fettes Raumschiff Aurora auf den fremden Planeten zu raste. Eigentlich sollten die Techniker an Bord nur ein Phasentor aufbauen, doch offensichtlich ging irgendetwas gewaltig schief. Worum es sich dabei handelte, muss ich selbst herausfinden, während ich die Unterwasserwelt erkunde, Ressourcen sammle und mir Basen aufbaue, die mit allerlei Gerätschaften das Überleben erleichtern. Um Schutzräume zum Nahrungsmittelanbau, U-Boote und andere Hilfsmittel zu errichten, muss ich verstreute Trümmer scannen. Mit Hilfe der gewonnenen Baupläne, Erze sowie anderer Ressourcen lässt sich dann vieles konstruieren.

Freund oder Feind? Manche Kreaturen lassen den Spieler sogar in Frieden. Diese gehört ganz gewiss nicht dazu...
Das vor gut drei Jahren im Early-Access gestartete Subnautica ist also in erster Linie ein Survival-Spiel mit Crafting-Elementen. Die größte Faszination entfaltet es aber durch seine wunderhübsch gestalteten Biome. Als ich zum ersten Mal einen Wald voller surreal glühender, sich in der Strömung wiegender Tiefseepflanzen entdeckte, konnte ich gar nicht anders, als immer ausgiebigere Ausflüge zu starten. In den Untiefen warten schließlich weitere Geheimnisse und seltene Ressourcen auf ihren Entdecker. Auf fast jedem Trip gibt es neue Formationen und Kreaturen zu bewundern. Mal ist es ein gewaltiger Rochen, auf dessen Rücken ein kompletter Wald aus Algen und ein Biotop aus Kleintieren herumwuselt. Als ich später an einer zertrümmerten Unterwasserbasis nach der einzigen Öffnung suche, werde ich von bissigen, gezackten Drachenwesen umzingelt. Der sphärisch-ruhige, auf das Gebiet abgestimmte  Soundtrack unterstreicht währenddessen schön die Abenteuerstimmung.

Überraschung!

Die Welt ist erfreulich groß und bietet sogar kleine Landmassen wie die Klippen, auf welcher die abgestürzte Aurora wie ein brennendes Mahnmal thront. Die mit Unity erschaffene Kulisse besitzt aber auch ihre Macken, welche ab und zu die Immersion durchbrechen. Die erste davon springt einem wortwörtlich ins Auge. Immer wieder bauen sich komplette Felsen, große Tiere oder andere Dinge vor den eigenen Augen aus dem Nichts auf – was in unbekannten Abschnitten sogar die Orientierung stören kann. Einige Wand- oder Gesteinstexturen wirken zudem aus der Nähe erstaunlich grob.

Weihnachten unter Wasser!
So kann es schon mal passieren, dass man sich auf der Trümmersuche nahe des Schiffs zwischen gigantischen Flächen aus Pixelbrei bewegt. Ein weiteres Manko ist zu Beginn der starke Fokus auf die mühsame Ressourcenbeschaffung. Sicher, es handelt sich um ein Survival-Spiel. Trotzdem wäre ich nach dem Funkspruch eines Überlebenden oft lieber direkt zu den Koordinaten gedüst. Stattdessen steht häufig erst einmal das Aufspüren von rund zehn „Blasenfischen“ und anderem Getier auf dem Programm, um Proviant sowie das knappe Trinkwasser zu produzieren. Oder man muss am Rande von Vorratskisten erst einmal aufräumen und mühsam Ressourcen umlagern, um genügend Platz im Inventar zu schaffen.

Sammle, crafte, Basle baue

Wer dran bleibt, wird aber belohnt: Je mehr Baupläne ich auf den Erkundungen zusammenraffte, desto mehr faszinierende Technik erleichterte mir schließlich die Nahrungsgewinnung. Es gibt Filteranlagen, Pflanzenbeete für Früchte wie „Marmormelonen“, futuristische, kugelförmige Räume und Observatorien, Solarzellen und sogar Kraftwerke, mit denen man die zwingend nötige Belüftungsanlage in Unterwasserbasen in Gang hält. Nach kurzer Gewöhnung an den etwas hölzernen Bau-Editor lassen sich faszinierende vielstöckige Unterwasserbehausungen konstruieren, die man hinterher mit allerlei Schränken oder Aquarien vollstopft. Der Zwang zu technischem Fortschritt ist ein schöner Anreiz, sich in immer tiefere Areale vorzuwagen.

Wer das nötige Erz für Elektronik, Energiezellen und Microchips bechaffen will, muss eben die Zähne zusammenbeißen und mehrmals hinab in die schmale, monsterverseuchte Grotte, deren Eingang neben dem Schlingpflanzenwald man leicht übersehen kann. Trotz der Möglichkeit, jederzeit zu speichern, wird es auf den Tauchtouren in verwinkelte Grotten mitunter richtig spannend. Als ich etwa eine Blaupause aus einem tiefen Wrack gescannt hatte, fand ich erst in letzter Sekunde den rettenden Ausgang wieder, um mich mit einem selbstaufblasenden Auftriebs-Gadget an die Oberfläche zu katapultieren. Meinem Alter Ego wurde bereits schwarz vor Augen, doch es reichte gerade noch.

Entspannt oder Hardcore?

Mit Außenbasen lassen sich lange Wege vermeiden.
Schafft man es nicht mehr rechtzeitig, verliert man im Hauptmodus „Survival“ ein paar Objekte aus dem Inventar und wacht in der Kapsel auf. Wer es kniffliger mag, kann alternativ einen Hardcore-Modus starten. Für Freunde entspannter Tauchgänge gibt es zudem Spielvarianten ohne Hunger und Durst - sowie einen freien Baumodus, in dem von Anfang an sämtliche Baupläne zur Verfügung stehen. Beides nimmt für meinen Geschmack aber zu viel Spannung aus dem Spiel, weshalb ich letztendlich beim Überlebens-Modus blieb.

Diverse Vehikel und sogar Waffen lassen sich ebenfalls erschaffen. Ein Großteil der riesigen Raubfische ergreift bei Attacken wie einem Messerstich aber bestenfalls die Flucht. Das vorsichtige Vorbeischleichen bzw. Umschiffen bleibt also die beste Taktik. Auch verkeilte Trümmerteile entwickeln sich mitunter in eine heimtückische Falle - z.B. bei einem Tauchgang unterhalb der Aurora, nachdem ich schon eine Weile lang nicht mehr gespeichert hatte. Beim langwierigen Auftauchen hätte ich lieber nicht selbstvergessen in der Datenbank blättern sollen: Erst als ich zurück in die Ego-Sicht wechselte, dämmerte mir, dass meine Figur hundert Meter unter Wasser an einem zerbrochenen Deck hängen geblieben war. Panisch suchte ich nach einem Ausweg, bevor langsam aber sicher die Lichter ausgingen und ich sogar vorm Rechner Schnappatmung bekam, weil ich unterbewusst die Luft angehalten hatte.

Überaus üppig

Im Laufe der üppigen Spielzeit von über 50 Stunden (hängt stark vom Spielstil ab) wächst die Geschichte ebenfalls zu einem immer größeren Motivationsfaktor heran. Zu Beginn wirkte es etwas minimalistisch, wenn an den Absturzstellen anderer Pods keine Überlebenden, sondern lediglich Audiologs warten. Je mehr ich über die Hintergründe erfuhr, desto gespannter war ich aber auf die nächsten, immer bizarrer anmutenden Ausflusgsziele. Sie werden im HUD oft mit einem mehr oder weniger präzisen Navi-Symbol markiert. Mehr verrate ich lieber nicht, um keine Wendungen vorwegzunehmen. Die Entwickler haben aber einen schönen Mittelweg mit nur eingeschränkt verfügbaren Orientierungshilfen gefunden: Statt die Welt von Beginn an mit präzisen Karten oder einem Overkill an Zielen zu entzaubern, liefert man dem Spieler lieber regelmäßige kurze Funksprüche und Koordinaten-Übermittlungen, an denen sich die Handlung entlanghangelt. Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens nicht, die englische Vertonung klingt aber angenehm professionell. Immer wieder streuen die Autoren alltägliche Zankereien ein, welche den Dialogen Leben einhauchen. In einem Moment streitet eine Crew eines potenziellen Rettungsschiffs noch über Sandwiches, im nächsten Augenblick passiert bereits ein riesengroßes Unglück.

Beeindruckend: Manche Tiere schleppen ein ganzes Ökosystem mit sich herum.
Die Umsetzung für Microsofts Konsolen wirkt gelungen: Auf der Xbox One X haben wir sogar weniger Grafikaufbau erlebt als im Januar beim PC-Test. Alles lief angenehm flüssig in 60 Bildern pro Sekunde, zumal die hübschen Kulissen von der Weitsicht und der hohen Auflösung von 2560×1440 (1440p) profitieren. Ein klarer Nachteil ist allerdings, dass die Controller-Steuerung trotz Konsolen-Überarbeitung nicht so flüssig von der Hand geht wie Maus und Tatstatur am PC. Vor allem der wichtige Fischfang mit seinem ohnehin etwas pingeligen Anpeilen ist per Controller eine ganze Ecke mühsamer. Auf der Xbox One S kommen trotz nur 30 Bildern pro Sekunde seltene Ruckler sowie ein unsauberes, gröber aufgelöstes Bild hinzu. Außerdem hat das schwächere Xbox-Modell mit dem stärksten Grafikaufbau aller Fassungen zu kämpfen, was mitunter sogar die Orientierung erschwert.

Fazit

Nach einem etwas zähen Einstieg hat mich Subnautica doch noch gepackt. Als ich mich an Probleme wie die zu mühsame Trinkwasserbeschaffung, den hölzernen Editor oder den Grafikaufbau gewöhnt hatte, zog mich die Geschichte um den rätselhaften Absturz auf einem lebensfeindlichen Planeten immer stärker in ihren Bann. Manche Tauchgänge in die idyllisch leuchtende Alienwelt sind derart faszinierend, dass ich sogar vorm Monitor die Luft anhielt. Je weiter man sich in die abwechslungsreichen, immer bizarrer designten Untiefen vorwagt, desto tiefer geht man auch den Ursachen der Unfälle auf den Grund. Nebenbei rafft man immer mehr Technik und Ressourcen zusammen, um sich Werkzeuge, Vehikel sowie vielschichtige Unterwasser-Basen zu bauen, die das Überleben im Laufe des sehr umfangreichen Spiels deutlich erleichtern. Unterm Strich auch auf Xbox One ein vereinnahmendes Survival-Abenteuer! Eine PS4-Fassung ist übrigens ebenfalls erschienen, den wir mangels Review-Fassung aber nicht testen konnten.

Pro

geheimnisvoller Absturzplanet
lebendige, vielseitige Tier- und Pflanzenwelt
Verkettung merkwürdiger Unfälle weckt die Neugier
stimmungsvoll variierende Unterwasser-Areale
interessante Story-Wendungen
schön auf die Biome zugeschnittener Soundtrack
coole Bau- und Konstruktionsmöglichkeiten
humorvoll trockene Anmerkungen der KI
alternative Modi wie Hardcore oder freier Bau
sehr umfangreich

Kontra

mühsame Nahrungs
und Ressourcenbeschaffung bremst zu Beginn die Lust am Erkunden aus
starker Grafikaufbau, der manchmal sogar die Orientierung erschwert (Xbox One S)
gelegentlich leichtes Ruckeln (Xbox One S)
etwas fummeliger Bau-Editor
Geschichtenerzählung mit Funksprüchen und Audiologs wirkt auf Dauer etwas minimalistisch
Controller-Steuerung etwas fummeliger und mühsamer als Maus und Tastatur auf PC

Wertung

XboxOne

Faszinierendes Survival-Abenteuer in einer fremdartigen Unterwasserwelt, das auf Microsofts schwächeren Konsolen unter starkem Grafikaufbau und gelegentlichen Rucklern leidet.

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Kommentare

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casanoffi

Mir ist es recht leicht gefallen, mich nach rund 30h auf ein anderes Spiel zu konzentrieren, als ich für den weiteren Spielefortschritt ins dunkle Nichts schippern sollte.
Aber, aber, aber... da isses doch am besten :Weiß:

vor 3 Jahren
Suntroplogy


Erbärmlich würde ich den Store an sich zwar nicht beschreiben - da ich ihn nicht kenne.
Aber die Art und Weise den Store zu pushen. Mit Spielen die, ohne Not ,Storexklusiv gemacht werden, ist schon ein ziemlich billiger Akt.
Und was sagst du denn zu den Konsolenherstellern, die mit Exklusivgames ihre Konsolen pushen?
Damit habe ich keine Probleme.
Auch nicht damit das Valve mit HL 2 Steam gepusht hat - sind halt Eigenproduktionen.
Das sie mit Fortnite ihren Store pushen ist auch völlig legitim.
Ganz im gegenteil - würde es begrüßen wenn Epic was grosses eigenes auf die Beine stellt, um ihren Shop nach vorne zu bringen.
Aber Fremdproduktionen mit Gewalt exkluxiv zu machen - das fand ich schon bei TR und MS nicht unterstützenswert.

Kann man allerdings auch alles aus meinen Posts in diesem Thread herauslesen :wink:

Ist zwar schon ne Weile her... Valce hat mit HL2 Steam gepusht?
Glaubt ihr den Käse eigentlich selbst?
Valve hat Steam mit DRM gepusht, als Steam aufkam hat man genau die gleichen Kommentare gelesen...
Valve hat Steam damit gepusht das man plötzlich eine Retailversion kaufen konnte und darin nur noch auf der Scheibe den SteamClientInstaller vorgefunden hat in welchem man dann den Key der in der Packung klebte einzugeben...
Damals hies es, Steam oder nicht spielen, zusammenfassend kann man sagen dass bis heute locker 98% aller Spiele Steamexclusives sind...
Hört endlich mal auf euch die Welt zu recht zu drehen wegen etwas weniger Komfort...
Um mehr geht's nicht... ja auch nicht um Chinesische Investoren, sonst würden sich die ganzen CoDs nicht so verkaufen...
Für Developer und Publisher hat sich Epic schon jetzt positiv ausgewirkt...
Indistudios können sicher planen,´.
Steam zahlt inzwischen mehr, bzw. kassiert weniger selbst mit.
Epic zahlt immernoch mehr...
In über 20 Jahren hat es kein einziger Sonyexclusive auf die PCs geschafft... Epic ist noch kein Jahr mit ihrem Store am Start und plötzlich ploppen die nur so auf... Plötzlich gibt es die Quantic Dream Games, die Insomniac Classix...

Dieses gebashe ist einfach nur noch albern...
Und ja es gibt kein Reviewsystem, wie albern das übrigens ist, haben witzigerweise die Epichater mit ihren Reviewbombings gleich mit bewiesen...
Im PSN gab es noch nie Reviews, witzig, nie Probleme...
Die Reviewarea ist der Hatemülleimer der Kids... was man da so zu lesen bekommt, lächerlich...

No offence btw...
GrEEtZ

vor 4 Jahren