Test: Kingdom Come: Deliverance (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
13.02.2018
13.02.2018
13.02.2018
kein Termin
13.02.2018
13.02.2018
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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CryEngine nicht im Griff

Auch auf dem PC werden ständig Texturen nachgeladen, selbst in kleinen Regionen. Aber vor allem auf Konsolen kommen schwere technische Defizite hinzu, die demonstrieren, dass die Warhorse Studios die CryEngine einfach nicht im Griff haben: Wenn man per Schnellreise über die sehr hübsche Karte zu einem Ort navigiert, muss man sich auch auf PlayStation 4 Pro und selbst auf Xbox One X auf die übelsten Pop-ups vorbereiten, die mir in den letzten Jahren begegnet sind. Als ich von Uschitze nach Rattay zurückreiste, sah ich trotz Ladepause zunächst weder Zugbrücke noch Burg oder Hintergrund - da war gar nix außer Boden, alles andere poppte nacheinander auf wie in einer Diashow. Bis endlich alles da und (!) scharf texturiert war, vergingen mehrere Sekunden. Selbst auf der theoretisch potenteren Xbox One X sind die plötzlich auftauchenden Objekte ein Graus, während es auf dem PC lediglich um verspätetes Nachladen von Texturen geht.

Der historische Rahmen wird auch in sehr guten Filmen spürbar.
Der historische Rahmen wird auch in sehr guten Filmszenen spürbar.
Ich bin normalerweise jemand, der selbst über diese technischen Defizite hinwegsehen kann, wenn sie irgendwann oder nur sporadisch auftauchen, aber dieses Anzeigeproblem ist vor allem auf Konsolen ein chronisches, das an nahezu jedem Ort festzustellen ist, der erst aufgebaut wird. Meine Notizen sind aber auch dermaßen voll mit inhaltlichen Bugs, dass ich mich frage, warum man das Spiel in diesem Zustand überhaupt veröffentlicht hat. Das ist hinsichtlich der Produktionsqualität eine Stufe unter dem ebenfalls störrischen Elex anzusiedeln, das trotz seiner spröden Technik und Bugs noch solide bis gut unterhalten konnte. Kingdom Come fühlt sich mitunter eher an wie die älteren Piranha-Bytes-Baustellen mit ihren tiefen Löchern. Und das ist deshalb so ärgerlich, weil es Elex hinsichtlich Weltdesign und Immersion theoretisch so klar überlegen ist! Dass der nächste Patch erst in zwei Wochen erscheinen soll, ist daher vollkommen unverständlich. Warum aus der Freude über die vielen lobenswerten Ansätze immer wieder Frust über die schlampige Entwicklung und damit eine Kaufwarnung wird, sollen die folgenden Beispiele erklären.


Fehlschützen und Fehlspeicher


Wenn ich mich mit Heinrich zum Bogenschießen-Wettbewerb anmelde und dafür meine kostbaren Groschen setze, werde ich selbst als Sieger bestraft. Wie das? Ich treffe besser als die Konkurrenz, liege nach Punkten vorne, aber einer der beiden anderen Schützen schießt einfach nicht weiter. Selbst wenn ich die Zeit um eine Stunde vorspule, steht er immer noch regungslos mit vollem Köcher da. Ich bewege mich also auf den Turnierleiter zu, der mich daraufhin disqualifiziert, weil man

Man hat in Dialogen mehrere Möglichkeiten, sein Gegenüber zu überzeugen.
Man hat in Dialogen mehrere Möglichkeiten, sein Gegenüber zu überzeugen.
sich laut Regelwerk ja nicht bewegen darf, bevor das Schießen vorbei ist - neben dem Anschiss verliere ich also auch mein Geld. Und das ist gerade im Einstieg sehr knapp bemessen. Damit nicht genug, motzen mich die jetzt rückwärts (!) laufenden Konkurrenten noch an, weil ich den Bogen noch in der Hand habe. Ich steck ihn weg, versuch es nochmal, aber obwohl etwas laut Dialog stattfinden soll, passiert gar nix. Ich versuche es später nochmal in einem anderen Ort - auch dort verschwende ich meinen kompletten Einsatz, weil derselbe Bug auftritt, aber ein anderes Mal läuft es dann plötzlich reibungslos. Und dann zeigt sich, wie schwierig, aber auch authentisch der Umgang mit dem Bogen inszeniert wird - es gibt ja kein Fadenkreuz wie in einem Shooter, man kann nicht zu lange anvisieren und muss mit Augenmaß anvisieren. Wer auf diese Art z.B. Hasen jagt, wird auch aus nächster Nähe viele Versuche brauchen; dass sich Rotwild so robotisch und dumm bewegt hilft allerdings bei der Beutejagd. Mir gefällt das trotz der hohen Lernkurve gut, aber mir macht das aufgrund der hohen Bugdichte keinen Spaß. Übrigens liegt die Qualität der animierten Fauna etwa eine Klasse unter jener der Flora; weder Pferde noch Kühe oder Rehe bewegen sich auf dem Niveau aktueller Top-Spiele. Und das Reiten selbst macht nicht so viel Spaß wie in vergleichbaren Titeln.

Manchmal lohnt es sich, versteckte Wege zu nutzen.
Manchmal lohnt es sich, versteckte Wege zu nutzen.
Apropos Glück: Auch das extrem nervige Speichersystem ist so wankelmütig. Eigentlich wird im Laufe von Aufgaben sowie nach dem Übernachten automatisch gespeichert - aber eben nicht immer. In den ersten Stunden lief noch alles problemlos, aber so nach zehn bis zwanzig Stunden häuften sich die Probleme. Darüber kann man spätestens dann nicht mehr hinwegsehen, wenn man komplette Quests nochmal angehen muss, weil das Spiel wieder abstürzt. Ich habe auf der PlayStation 4 Pro zwar nicht ständig, aber etwa fünf, sechs mal den Bluescreen gesehen, weshalb ich immer hoffen musste, dass ich wenigstens bei der letzten Schlafstätte beginnen konnte. Das manuelle Speichern ist leider nur mit dem so genannten "Retterschnaps" möglich, der mit 80 Groschen auch noch recht teuer ist. Ich will mit dem Geld meinen Charakter ausrüsten und ausbilden, aber nicht die Angst vorm Absturz bezahlen! Ich verstehe ja den hehren Ansatz, aber die Umsetzung ist nichts als Realsatire. Die Entwickler hätten lieber ihr Spiel retten und das Speichern jederzeit freigeben sollen. Aber einen Vorteil hat der Zwang zum erneuten Start einer Quest: Man kann die saubere und die fehlerhafte Variante erleben - oder einen anderen Weg ausprobieren.

Kommentare

Gimli276 schrieb am
Ich muss tatsächlich zum Ende hin so einiges revidieren und habe das Spiel nun genervt für beendet erklärt. (Vielleicht weiß ja einer Rat)
Ich habe es wirklich versucht, ich stehe total auf das Spiel, aber es geht nichts mehr. Ich habe keine Ahnung was ich getan habe, ich finde eigentlich, dass ich einen extrem sauberen Durchgang hingelegt habe, außer dass ich mit Pater Godwin nicht gesoffen habe. Das wurmte mich dann doch extrem, da diese Sauftour Einfluss auf 2-3 Achievements hat, die ich gerne mitgenommen hätte. Da kommen wir zum ersten Punkt:
- Was hat sich Warhorse denn bitte mit den Achievements gedacht? Wenn man Pech hat muss man da teilweise für einen Erfolg einen ganz neuen Durchgang starten. Dabei schiele ich ganz bewusst gen Fritz & Matthäus in Kombi mit dem Judas Erfolg sowie dem Erfolg die beiden nach Pribyslawitz einzuladen. Aber die Erfolge von "Das Los der Frau" oder "A Woman's lot" schießen ja komplett den Vogel ab. Wenn ich Herrin Stefanie flachgelegt habe, muss ich das geschenkte Hemd aufbewahren und im Dialog mit Johanka tragen, damit dies ein Ereignis triggert? Wtf? Ich muss mit Pater Godwin sündigen, damit ich diese Sünde beim Inquisitor gestehen darf für einen Erfolg. Oooook....
Ich bin ja so ein Typ Spieler, der gerne komplettiert. Dabei spiele ich zunächst ein Game - meist RPG's- ohne Guide durch so vollständig wie es nur geht, dann ziehe ich mir die Achievementliste rein und hol mir den Rest. Warum? Keine Ahnung, ich ticke eh nicht besonders sauber...
- Gamebreaking Bugs sollte es ja eigentlich nicht mehr geben, wenn die Entwickler zwei Jahre Zeit hatten und dann noch 4-5 DLC's gebracht haben. Denkste. Ich habe in KCD alle (Neben-)Quests abgeschlossen aus dem Hauptgame und auch den Erfolg dafür bekommen, also widmete ich mich der Hauptquest. Ich will jetzt nicht zu viel schreiben. Vielleicht will es ja jemand noch zocken und fühlt sich gespoilert...
Tribok ist gebaut, erste Probe, Zwischensequenz kommt, kleine Überraschung und Herr Diwisch...
Gimli276 schrieb am
Könnte Spoiler enthalten, wenn man erst neu beginnt und Alles was glitzert noch nicht beendet hat:
Mittlerweile ist das Spiel schon in einem vernünftigen Zustand. Es gibt zwar noch Bugs. Ich erinnere mich an eine Quest, die ich nicht so abschließen konnte, wie gewollt, weil ich mit der Zielperson nicht sprechen konnte. Irgendeine Quest in Talmberg mit Thomas im Badehaus war das. Gestern habe ich Alles was glitzert gecrashed. Witzige Sache war das: Ich bin auf nach Skalitz um Esther aus den Händen der Banditen zu befreien für Florian, der sich in Sasau ins Bruoch machte. Zwei Banditen umgebracht, der Bogenschütze fing an zu sprechen und ich fand die Position des Hintereingangs raus, der zur Werkstatt der Münzfälscher führte. Bin mit Ulrich hin, hab ihn überzeugt zu gehen und Jeschek verhaftet. Nun soll ich nach Rattay zurück und Radzig Bericht erstatten. Als Ziel wird mir aber noch gezeigt, dass ich Rapota finden soll. Dachte ich mir, weißte was, vielleicht kriege ich mehr Infos, beispielweise über das Quecksilber, da ich den Weg der Kupferplatten gegangen bin. Ich zur Werkstatt und Rapota lief da tatsächlich rum. Im Dialog erzählte er mir dann vom Haupteingang der Münzfälscherwerkstatt. Jetzt haltet euch fest: Questlog aktualisiert sich, ich soll die Werkstatt aufsuchen und auf einmal ist das Gespräch mit Radzig fehlgeschlagen und dann die ganze Quest. Ladebildschirm kommt, endet aber nicht mehr. Neustart und Quest komplett ab der Stelle beginnen, an der ich Ulrich nach Hilfe frage.
Man merkt bei den teilweise doch wirklich sehr komplexen Questlines, dass die Spielmechanik extrem überfordert ist. Ladezeiten werden länger, NPC's nicht mehr ansprechbar. Bisher ist mir nur eine Quest fehlgeschlagen, dass war Unkraut für den Alchemisten im Kloster von Sasau, der auch mit der Seuche in Merhojed hilft. Ich habe alles an Unkraut vernichtet, nicht nur im Garten, nein, auf dem gesamten Gebiet. Und dennoch schlug es fehl. Keine Ahnung wieso, vielleicht war es auch nur ein...
Ernesto Heidenreich schrieb am
Gimli276 hat geschrieben: ?17.09.2020 00:45
oppenheimer hat geschrieben: ?17.09.2020 00:11
Gimli276 hat geschrieben: ?17.09.2020 00:02Die Schlacht war vergleichsweise zu einigen Banditen ein Witz.
Keine Ahnung, ob da ein Patch irgendwas dran geändert hat, aber kurz nach release hab ich die Schlacht auch gespielt und es war stand up comedy vom Feinsten! Die Feinde haben mich komplett ignoriert und ich konnte ohne Finesse alle ungehindert wegknüppeln.
In dem Moment wollte ich das Spiel nicht etwa wütend deinstallieren, sondern eigentlich tröstend umarmen, denn es war offensichtlich völlig kaputtgegangen.
Ja schade, denn atmosphärisch kann es, wenn alles läuft, in der obersten Liga mitspielen.
Sehr viel anders war es jetzt nicht. Es waren zu viele Männer von Radzig und Robard auf dem Schlachtfeld, als dass man selbst in die Schusslinie gerät. Ich hab aus purer Langeweile und Lootgier einige Banditen getötet und bin dann direkt zur Kirche gelatscht für den Bosskampf, der auch ein Witz war. Ich hab zu viele Nebenquests gemacht und bin einfach zu stark mittlerweile. Gerade mal die Falschgeld Story und ich bin schon Level 19, alle wichtigen Attribute kratzen am Limit. Ich denke ein zweiter Run mit alternativem Ansatz wird spannender. Solange die Kamera nicht rumspinnt, gibt es eigentlich keinen Kampf, den ich noch verlieren könnte. Das Turnier in Rattay nehme ich auch nur noch wegen Loot mit. Bin da nun 9-maliger Sieger. ^^
Aber ich habe Spaß an dem Spiel und es hat wirklich einige tolle Momente, die ich öfters in dem Genre sehen möchte. Auch der Survivalaspekt ist nicht zu aufgezwungen und weiß zu überzeugen.
Zu Release war die Stelle komplett verbuggt, man kam schlicht nicht zum Bosskampf am Ende denn egal was man gemacht hat, es kam immer die Meldung, dass zu viele der eigenen Männer gestorben sind (PS4) Wurde aber gepatcht und ich fand das Spiel ansonsten auch sehr gut und hoffe auf eine Fortsetzung in Böhmen.
oppenheimer schrieb am
Gimli276 hat geschrieben: ?17.09.2020 00:45Aber ich habe Spaß an dem Spiel und es hat wirklich einige tolle Momente, die ich öfters in dem Genre sehen möchte. Auch der Survivalaspekt ist nicht zu aufgezwungen und weiß zu überzeugen.
Jau, ist schön bodenständig und angenehm un-episch, was sich auch in den Landschaften dort widerspiegelt: Keine generische Fantasykulisse mit epischen Gebirgsmassiven, sondern schnieke glaubhafte Auenlandschaften und Wälder, die diese Bezeichnung auch verdienen.
Schade, dass ich zu release mehrfach durch vollends kaputte Quest- und Dialoglogik aus dem Geschehen gerissen wurde, aber ich glaube, ich werd es heute nochmal installieren.
Ich hoffe auf einen Nachfolger, der nicht noch ambitionierter ist, sondern einfach technisch funktioniert. Damit wäre ich schon sehr zufrieden.
Gimli276 schrieb am
oppenheimer hat geschrieben: ?17.09.2020 00:11
Gimli276 hat geschrieben: ?17.09.2020 00:02Die Schlacht war vergleichsweise zu einigen Banditen ein Witz.
Keine Ahnung, ob da ein Patch irgendwas dran geändert hat, aber kurz nach release hab ich die Schlacht auch gespielt und es war stand up comedy vom Feinsten! Die Feinde haben mich komplett ignoriert und ich konnte ohne Finesse alle ungehindert wegknüppeln.
In dem Moment wollte ich das Spiel nicht etwa wütend deinstallieren, sondern eigentlich tröstend umarmen, denn es war offensichtlich völlig kaputtgegangen.
Ja schade, denn atmosphärisch kann es, wenn alles läuft, in der obersten Liga mitspielen.
Sehr viel anders war es jetzt nicht. Es waren zu viele Männer von Radzig und Robard auf dem Schlachtfeld, als dass man selbst in die Schusslinie gerät. Ich hab aus purer Langeweile und Lootgier einige Banditen getötet und bin dann direkt zur Kirche gelatscht für den Bosskampf, der auch ein Witz war. Ich hab zu viele Nebenquests gemacht und bin einfach zu stark mittlerweile. Gerade mal die Falschgeld Story und ich bin schon Level 19, alle wichtigen Attribute kratzen am Limit. Ich denke ein zweiter Run mit alternativem Ansatz wird spannender. Solange die Kamera nicht rumspinnt, gibt es eigentlich keinen Kampf, den ich noch verlieren könnte. Das Turnier in Rattay nehme ich auch nur noch wegen Loot mit. Bin da nun 9-maliger Sieger. ^^
Aber ich habe Spaß an dem Spiel und es hat wirklich einige tolle Momente, die ich öfters in dem Genre sehen möchte. Auch der Survivalaspekt ist nicht zu aufgezwungen und weiß zu überzeugen.
schrieb am

Kingdom Come: Deliverance
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