Im Test: Alte Prügelschule mit Titelambition
Die Story mit dem Prügler
Kampfspiele von ArcSystem Works zeichnen sich vor allem durch zwei Elemente aus: Eine saubere 2D-Kampfmechanik alter Schule sowie eine umfangreiche Story. Sowohl die BlazBlue-Serie als auch die aus der Persona-Rollenspielreihe stammenden Arena-Prügeleien oder die Guilty-Gear-Eskapaden sind dafür Beispiele. Doch bei Chronophantasma Extend, einer leicht erweiterten Version des 2013 in den USA sowie 2014 in Europa auf PS3 erschienenen BlazBlue Chronophantasma, scheint sich ArcSystem übertreffen zu wollen. Nicht nur, dass man hier noch mehr Geschichten zur Verfügung hat, deren minimal animierte Anime-Standbilder man zusammen mit der blitzsauberen englischen Sprachausgabe genießen kann. Bei dem neuen Remix Heart Gaiden z.B. gibt es nicht einen Kampf auszufechten. Und auch bei der im Kern stehenden Chronophantasma-Erzählung ist Geduld angesagt, wenn man eigentlich „nur“ kämpfen möchte.
Sauber, aber sperrig
Man muss viel Zeit und Geduld investieren, wenn man Erfolgserlebnisse feiern möchte. Und man sollte am PC nicht mit einem Standard-Xbox-360-Gamepad spielen, dessen Digipad für Prügler nur suboptimal geeignet ist. Ein Fightstick oder zumindest ein Controller mit gehobener D-Pad-Klasse wie z.B. der Elite Controller für Xbox One (und PC) sollten es schon sein, um die geschmeidig animierten 2D-Sprites optimal kontrollieren zu können. Auf den Konsolen geht es auf den Standard-Pads so gut oder schlecht wie bei anderen Prüglern. Auch hier ist ein Fight Stick erste Wahl – und auf der Xbox One zumindest der Elite Controller, während auf der PS4 auch das Standard-Pad gute Dienste verrichtet.
Wenn man sich reinbeißt und sich die Zeit nimmt, wird man mit schicken Kombos und mitunter gleißenden Effekten belohnt, die die stilistisch an Marvel vs. Capcom erinnernde Kulisse mit ihren aufwändigen 2D-Sprites sowie dreidimensionalen Hintergründen aufwerten. Und das kann man als Solist in einem ganzen Haufen Spielmodi auch
Ab in die Tiefe
Etwas harmloser geht es zumindest anfänglich beim Abyss-Modus zu, der in Grundzügen als Inspiration für den Survival-Modus in Street Fighter 5 gedient haben könnte, sich aber deutlich facettenreicher präsentiert. Das Ziel: Man muss das Ende eines Abgrunds erreichen, dessen zu erreichende Tiefe bei zehn Abschnitten vorgegeben ist, der elfte ist quasi endlos. Man schreitet voran, indem man gegen die zufällig ausgewählten Gegner erfolgreiche Kombos setzt. Alle 20 "Stufen", was im Normalfall zwei bis drei Kämpfen entspricht, in denen man seine Lebensenergie nicht aufladen kann, schaltet sich ein Boss ein. Besiegt man ihn, kann man aus einem Quartett an Optionen Verbesserungen wählen (z.B. Angriffsverstärker, Energieauffrischung, höhere Geschwindigkeit, aber auch die Möglichkeit, sich 30 Stufen nach unten zu
Selbstverständlich kann man sich auch mit menschlichen Gegnern duellieren, wobei man in diesem Bereich sowohl on- als auch offline nur das Nötigste anbietet. Keine Turniere, keine Ligen, sondern nur puristisches 1-gegen-1, das online immerhin die Unterscheidung zwischen Ranglisten- und Test-Matches macht und ein halbwegs vernünftiges Lobby-System mit Chat-Funktion etc. anbietet. Auf Konsolen (und hier vor allem auf Xbox One) braucht man allerdings Geduld, bis man in irgendeinem Online-Modus einen Gegner findet. Hier ist deutlich spürbar, dass diese Versionen bereits im Herbst letzten Jahres veröffentlicht wurden. In der jüngst veröffentlichten PC-Fassung findet man schneller einen Gegner und kann sich hier auf ein ebenso meist problemlos ablaufendes Online-Vermöbeln freuen wie auf den Konsolen.
Fazit
Gibt es tatsächlich so etwas wie zu viel Story in einem Prügler? Das liegt im Auge des Betrachters. Aber Chronophantasma Extend positioniert sich als Extrem auf der einen Seite eines Spektrums, an dessen anderem Ende die mickrige Interpretation eines Story-Modus von Street Fighter 5 steht. Wenn man nicht den Schnellvorlauf nutzt, scheint die Relation von erzählerischem Zeitaufwand zu den vergleichsweise wenigen Kämpfen komplett disporpor tional. Doch auch abseits der facettenreichen, aber vor Klischees strotzenden Geschichte(n) ist das bislang letzte BlazBlue-Abenteuer ein Inhaltsmonster: Solisten und Duellanten finden reichhaltige Beschäftigungsmöglichkeiten von Training bis hin zu weitgehend sauberen Online-Kämpfen samt Retro-Lobby. Auch technisch liefert ArcSystems wieder einmal auf gehobenem Niveau ab. Kollisionsabfrage, Steuerung oder Figurenvielfalt lassen zudem kaum Wünsche offen, während die typische 2D-Kulisse sich farbenfroh und durch die Bank sehr gut animiert präsentiert. Allerdings zeigt sich BlazBlue hinsichtlich des Zugangs von seiner sperrigen Seite: Wer sich nicht mit dem Erlernen von Kombos und den jeweiligen Fähigkeiten der Figuren beschäftigen möchte, bekommt auch von der KI schnell seine Grenzen aufgezeigt. BlazBlue Chronophantasma Extend mag trotz der vereinfachten "Stylish"-Steuerung die Massen-Tauglichkeit eines Street Fighter 5 fehlen. Doch so lange Capcom damit beschäftigt ist, Inhalte nachzureichen, bekommen Prügelfans hier ein prall gefülltes Beat-em-up alter Schule.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
ArcSystem zeigt sich von seiner besten Seite und zelebriert einen sauberen Prügler alter Schule mitsamt spartanischer Versus-Optionen.
PC
Unterhaltsames Gesamtpaket für Prügelfans alter Schule, bei dem nur die Modusarmut für Mehrspieler-Duelle die Freude trübt.
PlayStation4
ArcSystem zeigt sich von seiner besten Seite und zelebriert einen sauberen Prügler alter Schule mitsamt spartanischer Versus-Optionen.
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