Tower of Guns16.04.2015, Mathias Oertel
Tower of Guns

Im Test: Zufälliger Frust und Kugelhagel

Erst vor kurzem hat die Fantasy-Ballerei Ziggurat den Sprung vom PC auf die Konsole geschafft. Und jetzt rückt mit Tower of Guns (ab 10,84€ bei kaufen) die nächste Action mit zufällig generierten Abschnitten und permanentem Tod nach. Wir verraten im Test, ob der "Shooter für die Mittagspause" auch auf PS4 und Xbox One punkten kann.

Der Zufall führt nach oben

Das Ziel von Tower of Guns (ToG): Sich Etage um Etage nach oben kämpfen - zum rettenden Ausgang eines bis zum Bersten mit Wachrobotern und Geschützen gefüllten Turms. Warum? Nun, die jeweilige Motivation wird per Zufall aus einem Pool zur Verfügung stehender Texteinblendungen ausgewählt. Mal ist man ein Marine, dann wiederum ein Schrotthändler. Es kann aber auch passieren, dass man als Nerd unterwegs ist oder einer Zombiehorde entkommen muss. Allen Geschichtchen gemeinsam ist die unspektakuläre Erzählweise und dass es unter dem Strich vollkommen egal ist, wieso man sich durch den Turm ballern muss - auf Gegner oder Änderungen der Kulisse haben diese Story-Schnippsel keinen Einfluss.

Auch Laserstrahlen gehören zu den Gefahren in des vor Waffen strotzenden Turmes.
Doch nicht nur der erzählerische Hintergrund wird zufällig gewählt. Auch die Reihenfolge der Etagen, die alle unter einem bestimmten Motto stehen (Foyer, Lager, Triebwerk etc.) und die Bestückung mit Gegnern wird von Zufalls-Algorithmen bestimmt. Wie bei dem ähnlichen Ziggurat wird dadurch Spannung aufgebaut: Warten hinter der Tür hunderte Flammenwerfer? Eine fliegende Robo-Armee? Dutzende Brandbomben abwerfende Deckenventilatoren? Welcher der riesigen Bosse versperrt mir den Weg zum nächsten Abschnitt? Der Steampunk-Stier? Die mit Minen und Melonen (!) um sich schmeißende Zahnradsammlung? Das Problem, das Tower of Guns nicht nur mit Ziggurat, sondern mit zahlreichen anderen Titeln teilt, die ihre Inhalte zufällig generieren: Man hat relativ schnell alles gesehen. Es gibt zu wenig Variation sowohl hinsichtlich der Gegner als auch der Räumlichkeiten.

Pausen-Frust

Zudem ist die nach Entwickler-Angabe als "Shooter für die Mittagspause" konzipierte Steampunk-Ballerei mitunter frustrierend - was ebenfalls der Zufälligkeit geschuldet ist. Upgrades für die Hauptfigur werden nicht nur nach dem Tod wieder abgegeben, man weiß auch nie, was wo versteckt ist. Zwar kann man mit den blauen Blasen und Kärtchen die Waffe in mehreren Stufen ausrüsten, doch es kann auch passieren, dass der Level der Knarre wieder sinkt, wenn man zu häufig getroffen wird - eigentlich eine interessante Mechanik. Wenn nun aber fehlende Upgrades auf massiven Gegnerwiderstand und Kugelhölle treffen, ist ein Ableben kaum noch abzuwenden. Immerhin kann man die nach Meilensteinen freigespielten Waffen und "Perks" wie z.B. einen leichteren Schwierigkeitsgrad oder bereits zum Start verfügbarer Mehrfachsprung behalten und vor dem erneuten Betreten des Turmes konfigurieren.

Wenn jetzt auch noch Effekte eingesetzt werden und dutzende Projektile über den Bildschirm jagen, geht die Engine in die Knie.
Wird man ein wenig vom Glück verwöhnt, kann man sich nur schwer von dem Waffenturm trennen. Erreicht man das Ziel, unternimmt man gerne einen neuen Anlauf, um vielleicht doch noch diese Waffe oder jenes Special freizuschalten. Oder aber, um sich in den Ranglisten zu platzieren. Besonders wagemutige Spieler können sich an den Endlos-Modus wagen oder beim Betreten jeder Etage einen weiteren nur hier gültigen Modifikator auswürfeln lassen - in der Hoffnung, nicht die reduzierte Gesundheit zu erhalten. Zwar kann das immer wieder an Borderlands erinnernde Comic-Artdesign mit seinen klaren Strukturen und Farbpaletten nicht kaschieren, dass es unter dem Strich zu wenig Abwechslung hinsichtlich der Räume gibt - ansehnlich ist es aber allemal. Allerdings fehlt den Konsolenversionen eine Optimierung der verwendeten Unreal Engine 3. Wenn es in großen Hallen zu vermehrten Gegner-Aufkommen kommt, zu dem sich im schlimmsten Fall noch ein gewaltiger Projektilhagel gesellt, während gleißende Explosionen den Bildschirm erhellen, geht die Bildrate auf der PS4 in den einstelligen Diashow-Bereich. Auf der Xbox One würde ich die Bildrate geringfügig höher einschätzen, muss dafür in diesen Momenten aber mit Tearing leben. Oder vielmehr sterben: Denn dass man in diesen Situationen kaum noch Zeit hat, zu reagieren oder vernünftige Entscheidungen zu treffen, versteht sich von selbst - ganz zu schweigen von der nur noch schwerfällig reagierenden Steuerung, die ansonsten einen ordentlichen Eindruck hinterlässt.

Fazit

Die Mischung aus zufällig zusammengestellten Abschnitten voller gefährlicher Roboter oder Geschützen sowie permanenter Tod sorgt ähnlich wie beim kürzlich auf Konsole veröffentlichten Fantasy-Kollegen Ziggurat für spannende Unterhaltung. Und das in einem angenehmen Ambiente: Das Comic-Artdesign der bedrohlichen Steampunk-Welt erinnert immer wieder an die Borderlands-Serie. Allerdings birgt die Zufälligkeit auch einige Frustmomente, wenn z.B. der Schwierigkeitsgrad urplötzlich für eine Etage nach oben schießt. Was einen ebenfalls davon abhält, abseits von ein oder zwei kurzweiligen Runden mehr Zeit mit Tower of Guns zu verbringen, ist der auf Dauer wenig komplexe Spielverlauf. Das zweckmäßige Upgrade-System ist ebenso ausbaufähig wie die Gegnerauswahl. Zudem sorgen Performance-Probleme bei hohem Gegner-/Projektilaufkommen in großen Hallen für Sorgenfalten, die nicht kleiner werden, wenn man durch diese technischen Mankos das Zeitliche segnet. Daher kann Tower of Guns nicht mehr den guten Eindruck bestätigen, den sich die Ballerei auf dem PC verdient hat.

Pro

kurzweilige Ballerei
permanenter Tod sorgt für Spannung...
zahlreiche Waffen und Boni
riesige Bosse
an Borderlands erinnerndes Artdesign
saubere Steuerung
Endlosmodus

Kontra

Performance-Probleme bei vielen Projektilen
... aber bedingt durch unfaire Momente auch für Frust
wenig Gegnervariation
oberflächliches Upgrade-System

Wertung

XboxOne

Unterhaltsame Action für zwischendurch, bei der neben den durch die Zufälligkeit entstehenden Frustmomenten auch die gelegentlichen Bildratenprobleme wertvolle Punkte kosten.

PlayStation4

Unterhaltsame Action für zwischendurch, bei der neben den durch die Zufälligkeit entstehenden Frustmomenten auch die gelegentlichen Bildratenprobleme wertvolle Punkte kosten.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.