Inszenierung? Passt schon.
Gewohnt routiniert wird in fünfzehn Missionen die Bombast-Inszenierung abgespult, an die man sich nach elf Jahren Call of Duty schon so sehr gewöhnt hat, dass kaum noch etwas überraschen kann. Ah, ein Kirchturm explodiert? Oh, ein Atomkraftwerk fliegt in die Luft? Aha, die Golden Gate Bridge fällt in sich zusammen? Das alles sieht toll aus, ist gekonnt ins Szene gesetzt und langweilt auf ganz hohem Niveau. Immerhin: Als über der Antarktis einem Flugzeug in der Luft lässig die Flügel abgesprengt werden, um dann im Schlepptau einer Drohne in einer „kontrollierten Landung“ zu Boden zu gleiten, war sogar ich überrascht.
Auch bei den Schauplätzen gibt man sich keine Blöße und arbeitet die alljährliche Checkliste gewissenhaft ab. Schnee, Dschungel, Nacht, Tag, Gebäude – USA, Europa, Antarktis, Afrika. Man kommt rum als Soldat der Zukunft, zumal man ja auch alles kann: Schwebepanzer fahren und Jets fliegen zum Beispiel. Oder Mechs steuern, Schleicheinsätze koordinieren, großangelegte Angriffe führen sowie Schiffskanonen bedienen. Zum Glück schränkt die enge Levelarchitektur mir ihren unsichtbaren „Kehren-sie-zur Mission-zurück“-Schranken jegliche freie Bewegung dermaßen ein, dass man sich nicht auch noch um die Route zum Ziel kümmern muss.
Illona ist taff und Mitchells wichtigster Bezugspunkt im Einsatzteam.
So fährt man z.B. mit dem Panzer nur lange geradeaus, während man hunderte Gegner vom Boden und Himmel pflückt. Oder fliegt mit dem Jet durch einen dermaßen engen Canyon, dass sogar Luke Skywalker schwindelig geworden wäre.
Einzig der Schleicheinsatz in einem Anwesen lässt mir etwas mehr Handlungsspielraum – ungesehen kann ich dank des Greifhakens durch die Schatten huschen, muss Wachen umgehen und ohne Feuergefecht das Missionsziel erreichen. Dabei stehen mir mehrere Wege und Vorgehensweisen offen; im Kontext der Formel Call of Duty ist das fast schon revolutionär. Trotzdem bleibt man mit der Schleichmechanik Welten hinter Titeln wie Sniper Elite 3 oder Styx: Master of Shadows zurück. Immerhin hat Sledgehammer Games aber erkannt, dass sieben Stunden Dauerfeuer genauso viel Spaß machen wie sieben Stunden RTL.
„Drücken sie X um zu kondolieren“
Kondolieren Sie - das vermutlich albernste Missionsziel der gesamten Serie.
Während das Missionsdesign zwar solide aber niemals so richtig gelungen ist, sorgt der allgegenwärtige Awesome-Button immer mal wieder für unfreiwillig komische Momente. Der komödiantische Höhepunkt findet sich gleich zu Beginn der zweiten Mission – „Kondolieren Sie“ dürfte wohl das dämlichste ernstgemeinte Einsatzziel aller Zeiten sein. Respekt Sledgehammer, diese Form der Selbstparodie beherrscht nicht jeder.