Monument Valley03.06.2014, Jörg Luibl
Monument Valley

Im Test: Wie ein zauberhaftes Artefakt

Es gibt noch Spiele, die nach dem Start etwas Zauberhaftes verströmen. Sie muten fast wie kleine Artefakte an, die man Level für Level neugierig erkundet. Dabei wird man von skurrilen Kleinigkeiten und Geheimnissen überrascht. Also hofft man darauf, dass das Abenteuer nicht so schnell enden möge. Willkommen in Monument Valley.

Das unmögliche Labyrinth

Bisher war alles recht eindeutig: Ich tippe auf den Weg und die kleine Ida tapst dorthin. Aber wie soll ich nur auf das Feld dort oben gelangen? Es gibt ja keine Treppe! Aber es gibt ein Rad. Und wenn ich daran drehe, bewegt sich ein Winkel – und zwar geometrisch vollkommen absurd, so dass die kleine Lady doch an ihr Ziel gelangt. Aus dem Höhenunterschied wurde plötzlich eine Ebene. Die „unmöglichen Figuren“ von M.C. Escher lassen grüßen.

Die kleine Ida muss den Weg zum Ausgang skurriler Labyrinthe finden.
In Monument Valley spielen die Entwickler sehr gekonnt mit dem Wechsel von Perspektiven, so dass man für das Schließen so mancher Lücke auch etwas geometrische Fantasie braucht. Richtig komplex oder schwer wird es nicht, denn der Puzzler stellt nicht das Abstruse in den Vordergrund, sondern umrahmt das Abenteuer auf dezente Art mit erzählerischem Gefühl und klassischen Rätsel- sowie Ausweichmechaniken. Kleine runde Kreise deuten jeweils an, wo man Mauerblöcke bewegen kann – dann kann man wie mit einem Zauberwürfel experimentieren.

Der Ritt auf dem Turm

Die zehn Kapitel sind sehr vielfältig angelegt: Mal muss man die Routen von Krähenwachen vermeiden oder selbige mit geschickten Verformungen oder Drehungen in Sackgassen führen.

Ein Highlight des dramaturgischen Leveldesigns: Der Wasserturm.
Mal muss man mehrere Bodenplatten aktivieren, um Zugänge freizuschalten oder mit einem gelben Turmwesen zusammen arbeiten. Dann kann man abwechselnd Ida oder den Turm bewegen, den sie auch wie ein Reittier nutzen kann, wenn sie auf seine obere Plattform steigt und sich dann weiterschieben lässt.

Zwar gibt es auch eine im weitesten Sinne philosophische Story und sogar einen bewegenden Moment, wenn Ida ihren charmanten Helfer wiederfindet. Aber der Star ist neben dem Spiel- vor allem das Artdesign. Die orientalisch anmutende Architektur der Labyrinthe und die sphärischen Klänge sorgen für ein zauberhaftes Flair – man dreht mächtige Türme mit wehenden Fahnen oder knobelt sich durch bizarre Kisten.

Ein absolutes Highlight ist das neunte Kapitel, in dem man mitten im Meer einen Turm quasi aus einem Unwetter heraus rätselt, so dass er wie Stück für Stück an die Oberfläche gelangt – und nach dem Gewitter strahlt die Sonne; eine tolle Dramaturgie.

Fazit

Das ist ein sehr stimmungsvolles, angenehm kreatives Puzzle-Abenteuer! Schade nur, dass es nach zehn Kapiteln und knapp drei Stunden schon vorbei ist. Denn Monument Valley verströmt mit seinem orientalisch anmutenden Artdesign und seinen drehbaren Labyrinthen etwas Zauberhaftes. Das Spiel mutet wie ein kleines Artefakt an, das man Level für Level mit der kleinen Ida erkundet. Dabei ist es nicht zu verkopft oder komplex, sondern eher intuitiv und sanft anspruchsvoll. Es gibt klassische Schalterrätsel, Versteckspiele mit Wachen, verrückte Drehungen und kooperative Zusammenarbeit. Dabei wird man nicht nur von unmöglicher Geometrie à la M.C. Escher, sondern auch von tollen dramaturgischen Ideen überrascht. Ein kleines ästhetisches Meisterwerk und aktuell der Kandidat für das Spiel des Jahres für iOS sowie Android.

Pro

zauberhaftes Artdesign
sehr kreatives Leveldesign
intuitive, präzise Steuerung
kreative optische und geometrische Rätsel
bewegende Momente, Story ohne viel Worte
stimmungsvolle sphärische Musik

Kontra

sehr schnell vorbei (zehn Level)

Wertung

iPad

Das ist ein sehr stimmungsvolles, angenehm kreatives Puzzle-Abenteuer!

Android

Das ist ein sehr stimmungsvolles, angenehm kreatives Puzzle-Abenteuer!

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Kommentare

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