Im Test: Chaotische Schatzsuche in Ägypten
Gefährlicher Rückkehrer
Was für ein Anfängerfehler: Bei ihrem Wettlauf nach Schätzen im Sagen umwobenen Tempel des Osiris laufen Lara Croft und ihr Konkurrent Carter Bell geradewegs in eine Falle, fangen sich dabei quasi ein tödliches Mal ein und geben gleichzeitig dem hinterhältigen Gott Set die Chance, nach seiner Verbannung in die Welt der Lebenden zurückzukehren und sie zu versklaven. Ein aussichtsloser Kampf? Nein, denn zum Glück stehen dem Pechvogel-Duo die beiden Götter Horus und dessen Mutter Isis zur Seite. Und die haben ebenfalls mehr als genug Gründe, sich mit Set anzulegen, tötete er doch Osiris und damit den Ehemann von Isis.
Die einzige Chance, die finsteren Pläne von Set zu durchkreuzen, liegen deshalb in der erfolgreichen Suche nach Teilen für die mächtige Osiris-Statue, um den Mörder in die Abgründe zurückzuschicken, aus denen er hervorgekrochen ist. Und das macht man am besten mit vereinten Kräften und ohne sich weitere Gedanken um die laue sowie recht mäßig inszenierte Hintergrundgeschiche zu machen: Während Bell und Croft vor allem auf ein starkes Waffenarsenal von der Pistole über die Shotgun bis hin zu Maschinen- sowie Jagdgewehren setzen und dank ihrer Greifhaken zunächst unerreichbare Höhen erklimmen oder Abgründe überwinden können, setzen die göttlichen
Gierige Schatzjäger
Doch bei all der gegenseitigen Unterstützung kommt auch der Konkurrenzkampf nicht zu kurz – immerhin warten zahlreiche Schätze in zerstörbaren Objekten oder nach dem Anzünden von Fackeln. Und am Ende möchte selbstverständlich jeder die höchste Punktzahl unter seinem eigenen Charakter sehen. Und so kann es passieren, dass der Teamkollege schon mal spontan den Greifhaken kappt und seinen Kameraden in den tödlichen Abgrund fallen lässt oder eine gelegte Bombe ausgerechnet in dessen Nähe zündet, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Je gieriger und egoistischer die Mitspieler auftreten, desto anstrengender, chaotischer und frustrierender wird es.
Vor allem beim gemeinsamen Spielen mit Fremden über die Online-Leitung ist der Arschloch-Faktor potenziell enorm hoch. Und das nicht nur, weil die notwendige gegenseitige Unterstützung oft nur zähneknirschend hingenommen wird und das mit jedem weiteren Spieler zunehmend unübersichtliche Gewusel im Chaos versinkt. Oft reicht es schon, wenn sich einer der Spieler partout weigert, weiterzugehen, denn in diesem Fall schaut auch der Rest des Teams in die Röhre und ist auf die Mitarbeit des Störenfrieds angewiesen. Im Laufe meines Tests ist es mir gleich mehrfach passiert, dass einer immer wieder aus der Reihe getanzt ist und mit seinem egoistischen Verhalten den anderen den Spaß versaut hat. Darüber hinaus sorgt die Technik beim Online-Koop für Dämpfer: Zum einen sorgen vereinzelte
Vorteil: Heimische Couch
Kurz gesagt: Im lokalen Koop zockt sich der Abstecher in den Tempel des Osiris am besten, obwohl auch hier die Übersicht beim Spielen im Quartett leidet und die Bildrate zumindest an den beiden Konsolen in die Bredouille kommt, wenn sich zu viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln, die Umgebung an mehreren Stellen gleichzeitig mit sehenswerten Explosionen zu Bruch geht oder die Kulisse mit prächtigen Wasserfällen oder anderen aufwändigen Grafikeffekten zu viele Ressourcen fordert.
Aber immer noch besser, als ganz alleine die Gräber zu erforschen. Zwar darf die Solo-Lara in diesem Fall auch einen Teil der göttlichen Fähigkeiten nutzen und die Level samt Rätseln werden entsprechend angepasst, aber der Spielspaß fällt spürbar geringer aus als beim gemeinsamen Abenteuer. Hinzu kommt, dass es etwas befremdlich wirkt, wenn Lara in Dialogen mit Figuren spricht, die man gar nicht auf dem Bildschirm sehen kann und die nur vereinzelt in Zwischensequenzen auftauchen.
Starke Mischung
Das gilt nicht nur für (Umgebungs-)Rätsel, sondern auch die klasse inszenierten Bosskämpfe, bei denen die Gruppe u.a. mit einem riesigen Skarabäus konfrontiert wird und gleichzeitig einen Balanceakt auf einer beweglichen Kugel meistern muss – klasse! Einen schönen Zusatz stellen außerdem die zahlreichen Ringe und Amulette dar, die zum einen das Beute-Bedürfnis der Schatzjäger befriedigen und zum anderen als Perks fungieren, mit denen man die Fähigkeiten seines Charakters leicht anpassen darf. Eine besondere Tiefe darf man zwar nicht erwarten, trotzdem lädt das Abwägen von Vor- und Nachteilen (z.B. stärkere Feuer-Resistenz gegen kleineren Bomben-Radius) zum
Fazit
Lara Croft und der Tempel des Osiris bietet keine großen Überraschungen oder gar Neuerungen, sondern setzt auf die bewährten Tugenden des Vorgängers. Und so überzeugt der Ableger einmal mehr durch sein großartiges Design mit einer gelungenen Mischung aus Action, Geschicklichkeit und kleinen Rätseleinlagen. Die Erhöhung der Spielerzahl auf vier erweist sich aber als zweischneidiges Schwert: Klar steigt mit mehr Leuten tendenziell der Koop-Spaß, doch wird das Gewusel zu schnell unübersichtlich, wenn sich die Figuren zu weit voneinander entfernen, die Kamera entsprechend heraus zoomt und auf den Konsolen auch die Technik stellenweise zu kämpfen hat. Lässt man sich mit den anderen Spielern auf einen Wettlauf um die besten Schätze ein, regiert endgültig das Chaos, wenn sich die Mitstreiter nur noch gegenseitig in den Abgrund befördern oder voller Schadenfreude in die Luft sprengen wollen. Einige Spieler dürften genau diesen hämischen Spaß als Kern der Faszination empfinden – meins ist es nicht und ich greife dafür lieber auf Titel wie Super Smash Bros. oder die PlayStation All-Stars zurück. Entsprechend konnte ich mich für den Online-Koop mit seinen Technik- und Designmacken genauso wenig erwärmen wie für das einsame Erkunden der Gräber als Solist. Für mich funktioniert Lara Croft und der Tempel des Osiris am besten, wenn man zusammen mit Freunden auf der Couch sitzt und sich mit vereinten Kräften den Herausforderungen stellt. Tanzt dabei jemand aus der Reihe und übertreibt es bei seinem Egotrip, reißt man dem Übeltäter einfach den Controller aus den Händen und gut ist – das kann ja ebenfalls unterhaltsam sein.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Spaßige Koop-Action in schicker Kulisse, die aber zu oft im Chaos endet und unter Übersichtsproblemen leidet.
PC
Auf dem PC präsentiert sich der Ägypten-Trip technisch von einer etwas besseren Seite als auf den Konsolen.
XboxOne
Spaßige Koop-Action in schicker Kulisse, die aber zu oft im Chaos endet und unter Übersichtsproblemen leidet.
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