Im richtigen Licht
Apropos Original: Ich kann mich zwischen dem damaligen Bildschirmformat entscheiden, das einen heutigen Monitor nicht ganz ausfüllt, und dem gestreckten Breitbild, das jedoch einen furchtbaren Eindruck hinterlässt. Zum Glück fallen die fehlenden Ränder des altmodischen Formats beim Spielen kaum auf. Und nicht zuletzt haben sich die damaligen Bilder erstaunlich gut gehalten.
Tatsächlich hatte Schafer ein Abenteuer inszeniert, das vor teils prachtvollen Film-Noir-Kulissen spielt. Weil die Hintergründe zwar komplett im Computer berechnet wurden und nur als starre Bilder den Hintergrund bilden, fehlen zwar bewegte Details und eine dynamische Beleuchtung der Kulissen. Dennoch sehen gewaltige Schiffe ebenso stilvoll aus wie die roten Samtbezüge eines edlen Etablissements.
Bewegte Ahnengalerie
Die Kombination des kontrastreichen Film Noir mit der bunten Frische mexikanischer Kultur ist ein einzigartiges Szenario: Bösewichte sprechen mit beunruhigend sanfter Stimme, Manny zündet sich beim längeren Nichtstun eine Zigarette an und als Mercedes in seinem Büro Platz nimmt, werfen die Lamellen seiner Jalousien dunkle Schatten auf ihr Gesicht.
Die neue Beleuchtung arbeitet das Hollywood-Flair aus der Mitte des letzten Jahrhunderts noch stärker heraus. Und natürlich tragen auch die jetzt hochauflösenden Texturen viel dazu bei. Wer will, wechselt übrigens jederzeit zwischen alter und neuer Grafik. Es ist erstaunlich, wie viel plastischer die inzwischen gut ausgeleuchteten Figuren gegenüber ihren voll im Licht stehenden Ahnen wirken!
Die neue Beleuchtung unterstreicht den Film-Noir-Charakter.
Gut gebrüllt!
Sogar die Musik wurde überarbeitet, denn nicht alle Stücke des jazzigen Soundtracks konnte Peter McConnell einst mit echten Instrumenten aufnehmen. Heute spielt ein kleines Orchester die damals elektronisch arrangierte, noch immer ausgezeichnete Musik.
Sprache und Dialoge haben sich dabei auch ohne Neubearbeitung gut gehalten: Hervorragende Schauspieler sprechen gut geschriebene Dialoge. Die Rätsel, die manche von ihnen aufgeben, sind fast durchgehend logisch. Das unterstützt den amüsanten, aber auch erwachsenen Grundton, den Schafer seit Full Throttle drei Jahre vorher anstrebte. Das Geschichtenerzählen liegt Schafer mehr als der Klamauk eines
Day of the Tentacle.
Blasen an den Füßen
Manche Laufwege durch die prächtigen Schauplätze empfinde ich allerdings als zu weit. Ausgerechnet mit der bequemen Gamepad-Steuerung ist das aktive und für ein Adventure typische Laufen von einem Raum zum fernen nächsten mitunter müßig. Der Einfachheit wegen und um manche Szenen noch einmal zu erleben, hätte ich mir zudem mehr als acht Speicherplätze gewünscht.
Ein echtes Ärgernis sind seltene Programmfehler, von denen manche zu Abstürzen oder dazu, dass es im Spiel nicht weiter geht. Etwas häufiger sind weniger frustrierende, aber ähnlich ärgerliche Grafikfehler, wenn ein Gegenstand in Mannys Händen etwa nicht angezeigt wird.