Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars19.03.2015, Jan Wöbbeking

Im Test: Mario puzzelt auf Sparflamme

Ist das schon ein Ausblick auf Nintendos neue Handy-Strategie? Marios viertes Blechpüppchen-Spiel erscheint zwar für 3DS und Wii U, die karge Aufmachung erinnert aber eher an einen mäßigen Android-Puzzler. Ob Nintendos Interpretation der Lemmings wenigstens spielerisch frische Impulse setzen kann, überprüfen wir im Test.

Fast wie auf dem Smartphone

Liebe Leute bei Nintendo, das ist nun wirklich etwas zu bequem. Zugegeben: Es handelt sich nur um einen kleinen Download-Puzzler, aber das Intro dürfte trotzdem ein wenig länger als fünf Sekunden dauern. Wozu habt ihr denn eure bekannten Figuren, wenn ihr sie nicht mal gebührend vorstellt oder wenigstens genauer erklärt, aus welchem Anlass sie schon wieder durch die Gegend marschieren? In der kaum animierten Startsequenz schnappt Donkey Kong sich lediglich Pauline, was Mario mit einem knappen „Hey, come back here!“ quittiert und seine Blechfiguren hinterher schickt. Auch spielerisch wirkt  Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars (ab 22,66€ bei kaufen) im Vergleich zu den Vorgängern wie ein Sparmenü. Keine coolen Bosskämpfe oder Minispiele, kaum verrückte Ideen – stattdessen wurde das an die Lemmings angelehnte Thema relativ lustlos von den Entwicklern abgearbeitet. Wie immer marschieren eine Hand voll Figürchen wie Mario, Toad oder die Prinzessin durch überschaubare Levels voller Fallen und müssen durch geschicktes Manipulieren der Umgebung ans Ziel geleitet werden.

Die mit einer Kirmesorgel interpretierten Mario-Melodien passen zum Thema, klingen aber etwas uninspiriert.
Ich steuere sie nicht direkt, sondern baue ihnen Plattformen und rollende Förderbänder in den Weg, damit sie nicht in tödliche Stacheln plumpsen. Platzierbare Sprungbumper befördern sie im hohen Bogen durch die Luft – ähnlich wie die Affenpüppchen, die sie wie ein Jongleur in die Luft schleudern. Auch Röhren-Portale, magnetische Schuhe für Ausflüge an die Decke und weitere Extras sind dabei. Baumaterialien lassen sich nur begrenzt einsetzen und müssen manchmal erst von einem mutig voran tapsenden Mario eingesammelt werden.

Timing und Kombinationsgabe

Dadurch ist neben Kombinationsgabe auch gutes Timing wichtig: Flink baue ich zwei nicht mehr benötigte Rolltreppen ab und zeichne sie an anderer Stelle einem Figürchen vor die Nase, das beinahe schon in die Stacheln gesegelt wäre. Oft muss ich gleichzeitig mehrere umher trippelnde Figürchen in sicheren Abschnitten einpferchen oder sie immer wieder durch das Umdrehen der Förderbandrichtung auf den rechten Weg zurück bringen. Manchmal spukt auch ein besessener Mini-Mario im Level herum. Er muss erst einmal mit dem Hammer bekehrt werden, damit er nicht mehr bei Kontakt tötet und seinen Weg zum Ausgang antreten kann.

Gewalt IST eine Lösung: Der rechts herumspukende, vom Affen besessene Mario wird mit dem großen Hammer exorziert.
Neue Ideen gibt es zwar kaum, trotzdem hat mich das Prinzip aber immerhin routiniert unterhalten. Für Motivation sorgt z.B. wieder, dass sich viele Levels auf unterschiedliche Arten lösen lassen. Sammle ich genügend Münzen und bleibe gut in der Zeit, werde ich mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet. Mit ihnen lassen sich Bonus-Levels freischalten, welche mit ihrem ähnlichen Aufbau aber kaum Abwechslung ins Spiel bringen. Schade auch, dass ich mit ihnen keine ungeliebten Levels überspringen kann, wie es z.B. in Captain Toad: Treasure Tracker möglich ist. Ein Vorteil gegenüber Mario vs. Donkey Kong 2 ist, dass ich diesmal alle Figuren ins Ziel bringen muss – entweder kurz nacheinander oder sogar mit getrennten Ausgängen. Dadurch gestalten sich die Aufgaben diesmal nicht ganz so einfach; wirklich knackig wird es aber trotzdem nicht.

„Trinkgeld“ für begabte Bastler

Per Touchscreen geht das Zeichnen der Baumaterialien gut von der Hand. Auf dem Fernseher bzw. dem oberen Schirm sorgt derweil eine herausgezoomte Ansicht für Übersicht. Groß sind die Levels zwar nicht, trotzdem kann man manchmal ein wenig zur Seite scrollen. Ein kleines Versäumnis ist die fehlende Vorspulfunktion, die es schon im ersten Lemmings-Teil gab - meist passiert aber so viel, dass ich sie ohnehin nicht brauche.

Die online tauschbaren Editor-Levels sind mit beiden Versionen des Spiels kompatibel.
Traditionell wird auch ein einfach zu bedienender Level-Editor mitgeliefert: Per Stylus lassen sich blitzschnell gut funktionierende Puzzles basteln. Ein wenig nervig wirken allerdings die langen Ladezeiten zwischen Erstellen und Probespielen. Gerade bei solch einer simplen Kulisse sollte das eigentlich nicht nötig sein. Den Online-Tausch konnten wir noch nicht ausprobieren, da die Funktion noch nicht aktiv war. Dort soll man gelungene Exemplare mit Sternen bewerten können. Auf Wunsch können besonders begabte Schöpfer mit dem spielinternen „Trinkgeld“ überhäuft werden – daher auch der Name „Tipping Stars“. Diese Sternchen lassen sich wiederum in neue Editor-Objekte investieren. Die beiden Versionen unterscheiden sich übrigens lediglich in Details wie der geringeren 3DS-Auflösung. Durch Crossbuy bekommen Käufer einer der beiden Fassungen die andere gratis dazu.

Fazit

Mario vs. Donkey Kong: Tipping Stars wirkt wie das krasse Gegenteil zu Captain Toad: Während ins Rätsel-Abenteuer des Pilzkopfs unheimlich viel Liebe zum Detail geflossen ist, liefert Nintendo hier nur das Nötigste ab. Das klassische Prinzip der marschierenden Blechfigürchen kann zwar immer noch motivieren, trotzdem wirkt das Ergebnis irgendwie lustlos. Es gibt weder lustige Zwischensequenzen, noch Bosskämpfe oder Alternativmodi, welche die minimalistischen Puzzles auflockern könnten. Im Gegensatz zum isometrischen Vorgänger oder der Pullblox-Serie gibt es auch keine frischen Impulse. Dank alternativer Lösungswege und einem gut dosierten Schwierigkeitsgrad wurde ich aber immerhin solide unterhalten. Außerdem sollte der mit Level-Tausch mit Belohnungs-System auf Dauer für genügend Nachschub sorgen.

Pro

ausgewogener Mix aus Timing und Kombinationsgabe
Levels ermöglichen alternative Lösungswege
gut ausbalancierter Einsatz von Gadgets wie Förderbändern und Portalen
einfach zu bedienender Editor
Online-Leveltausch mit Belohnungssystem

Kontra

Präsentation und Menüs wirken karg und lieblos
weniger frische Ideen und Abwechslung als in den Vorgängern
nur minimalistische Animationen
lange Ladezeiten nerven vor allem im Editor
keine wirkliche Geschichte und nur sehr kurze Zwischensequenzen

Wertung

3DS

Uninspirierte und minimalistische Fortsetzung des klassischen Puzzlespiels, das mit seinem routinierten Rätsel-Design trotzdem solide unterhält.

Wii_U

Uninspirierte und minimalistische Fortsetzung des klassischen Puzzlespiels, das mit seinem routinierten Rätsel-Design trotzdem solide unterhält.

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