Im Test: Und ewig kloppen die Barbaren
Kostenlose Premiere, teurer Nachfolger
Was, sechs Jahre ist das schon her? Tatsächlich: Das erste Civilization Revolution erschien im Sommer 2008 zunächst für Xbox 360 und PS3, kurz darauf für den DS und ein Jahr später als Umsetzung von Nintendos Handheld auch für iOS. Eines hatten die Ableger für Konsolen und iPhone gemeinsam: Sie waren in ihrem Comicstil durchaus unterhaltsam, aber eher für Einsteiger oder Schnellspieler als für Kenner ausgelegt, die wie im großen Klassiker für PC über Tage und Wochen über ihren Strategien brüten wollten.
2K China hat die Zeit nicht genutzt, um den Nachfolger auf höchstes Tabletniveau im Strategiebereich zu bringen - und das, owbohl das Spiel diesmal exklusiv für iPad & Co entwickelt wurde. Auf den ersten Blick sieht noch alles ganz hübsch aus: Immerhin wird die Kulisse jetzt aus einem dreidimensionalen Guss dargestellt. Aber wieso kann ich nur so begrenzt herauszoomen? Der Blick auf das eigene "Reich" beschränkt sich auf eine kleine Provinz. Und wenn man weiter hineinzoomt, erkennt man grob texturierte Tier- und Rohstoffbrocken. Auch sonst vermisst man überall edleres Flair in den Menüs sowie mehr Liebe zum Detail - viele Einheitendesigns wurden per Copy&Paste aus dem Vorgänger übernommen. So manche Einblendungen von Errungenschaften wirken plump und vor allem die faden Animationen der Kämpfe enttäuschen. Aufgrund der sporadischen Ruckler, der vielen Clippingfehler, der billigen Soundfanfaren und Wartezeiten will man sie gerne abschalten - aber das geht nicht.
Faule Tablet-Kompromisse
Also muss man die billig inszenierten Gefechte über alle Zeitalter genauso ertragen wie die Anführer, die sich zumindest ansehnlicher animiert ins Bild schieben, aber einem dauernd den Krieg erklären - für diplomatische Winkelzüge ist hier mal wieder kein Platz. Zudem vermisst man mehr Komfort: Warum kann ich Truppen immer noch nicht automatisch scouten lassen? Warum muss ich umständlich lange auf eine Stadt drücken, damit ich die restlichen
Und auch inhaltlich gibt es viel Luft nach oben, wenn man unter die Oberfläche schaut. Zwar wirbt 2K mit mehr Masse - u.a. sind Flugzeugträger und Düsenjäger als neue Einheiten dabei, hinzu kommen Laser und Moderne Medizin als weitere Technologien sowie frische Gebäude wie Atomkraftwerke oder das Silicon Valley. Aber was nützt das, wenn man weiter mit faulen Kompromissen leben muss? So können Katapulte z.B. auch U-Boote auf einen Schlag ausmerzen. Angesichts einer KI, die ab der dritten Stufe zumindest forsch attackiert, kann man diese kleinen Anachronismen auf dem Tablet vielleicht eher verschmerzen als auf dem PC. Aber dieses Civilization Revolution 2 ist nicht deutlich komplexer oder hinsichtlich der Spielmodi interessanter als der Vorgänger.
Wo ist denn der Multiplayermodus?
Im Gegenteil: Der Multiplayer-Modus für bis zu vier Leute wurde sogar gestrichen - und das ist ein Witz, wenn man
Neu sind so genannte "Live-Events", also dynamisch wechselnde Szenarien: Aktuell kann man dort z.B. den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spielen und gegen die Briten antreten. Aber was genau soll der Reiz daran im Vergleich zu den normalen Szenarien sein? Immerhin gibt es noch das gute alte konservative Spiel: Man wählt die klassische Zufallskarte mit fünf Schwierigkeitsgraden von Häuptling bis Gottheit und wählt aus 18 Anführern von Bismarck bis Lincoln.
Fazit
Ich bin nicht ernüchtert, weil ich auf dem Tablet nur ein Civilization light bekomme - das war klar. Aber ich fasse mal zusammen, was mich stört: Der gestrichene Multiplayer-Modus. Die billig inszenierten, nicht abbrechbaren Gefechte, die mit Clippingfehlern nerven. Dass man zwar eine neue 3D-Kulisse, aber nach fünf Jahren trotzdem so viel Copy&Paste bekommt. Der eingeschränkte Sichtbereich, der bei entferntester Zoomstufe nur eine mickrige Provinz zeigt. Der fehlende Feinschliff im Artdesign, das nicht edel genug, sondern oftmals plump wirkt. Und die Tatsache, dass man für 13,99 Euro keine wesentlich bessere Rundenstrategie erlebt als im mittlerweile kostenlosen ersten Teil. Schließlich, liebe Entwickler von 2K China, habt ihr noch ein Problem im Vergleich zur Premiere im Jahr 2009: Mittlerweile gibt es auf dem iPad einfach wesentlich bessere Spiele für Strategen - sowohl was den Preis, die Produktionsqualität als auch die Spielmechanik angeht. Eigentlich wollte ich mir die Zeit vertreiben, bis im Oktober endlich Civilization: Beyond Earth auf dem PC erscheint - aber da spiele ich lieber Desert Fox, Eclipse, Ravenmark oder Autumn Dynasty Warlords.
Pro
Kontra
Wertung
iPad
Kein Multiplayer mehr, nicht abbrechbare Kloppereien, plumpe Präsentation, kaum Verbesserungen gegenüber Teil 1 - und das für den Preis.
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