Fünf Freunde – mehr oder weniger
Neben dem Agenten-Duo, das neben dem Fall auch noch persönliche Interessen zu verfolgen scheint, gesellen sich noch drei weitere Charaktere hinzu, die man übernehmen kann. Dabei handelt es sich um die junge Spiele-Programmiererin Delores, den ständig fluchenden „Arschloch-Clown“ Ransome und einen...nun...Begleiter der übernatürlichen Sorte. Wie bei Maniac Mansion lässt sich jederzeit zwischen den Figuren umschalten – es sei denn, es handelt sich um spielbare Rückblicke oder ein Wechsel wird aus anderen guten Gründen künstlich, aber durchaus nachvollziehbar verhindert. Dabei verfolgt jeder Charakter seine eigenen Interessen, die im jeweiligen Notizbuch festgehalten werden. Praktisch: Die Aufzeichnungen dienen gleichzeitig als kleine Orientierungshilfe, da die aktuellen Ziele wie bei einer Checkliste dargestellt und abgehakt werden.
Bei Gesprächen hat man wie gewohnt eine Auswahl an Dialogoptionen.
Was man im Gegensatz zu Maniac Mansion oder auch Zak McKracken etwas vermisst, ist eine Art rotes Band, das die Figuren miteinander verbindet. Damals steuerte man noch drei Freunde, die gemeinsam ihre Freundin Sandy aus der verrückten Villa von Dr. Fred befreien wollten. Hier arbeiten dagegen fünf Charaktere zusammen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben und teilweise sogar überhaupt nichts miteinander zu tun haben wollen. Entsprechend gibt es auch kaum Dialoge zwischen den Protagonisten. Wenn man länger darüber nachdenkt fällt es dadurch manchmal sogar schwer nachzuvollziehen, warum diese Truppe überhaupt gemeinsam loszieht und sich gegenseitig hilft. Zum Glück wird man aber schnell wieder von irgendeinem Blödsinn abgelenkt oder konzentriert sich wieder voll auf die Rätsel, die man oft nur im Teamwork lösen kann – sei es durch besondere Fähigkeiten oder den Umstand, dass teilweise nur bestimmte Personen Zugang zu einem Areal bekommen.
Großartige Implementierung von Backer-Belohnungen
Diese alten Atari-Module liegen aber auch überall herum...
Wer eine kleine Auszeit braucht, widmet sich den vielen Inhalten, mit denen die etwas zahlungskräftigeren Unterstützer der Kickstarter-Kampagne zum Spiel beitragen durften, darunter etliche Mini-Bücher mit bekloppten Titeln, die teilweise sogar selbst verfasste Texte enthalten. Cool ist auch das Telefonbuch, das nicht nur mit Nummern von spielrelevanten Personen enthält, sondern auch mit Namen von Unterstützern prall gefüllt ist. Und nicht nur das: Einen großen Teil der Backer-Nummern darf man tatsächlich anrufen und sich anschließend die Nachrichten der Anrufbeantworter anhören, die von den jeweiligen Leuten eingesprochen wurden. Beim Durchblättern trifft man sogar hin und wieder auf prominente Namen wie Noah Falstein (von ihm stammt Indiana Jones and the Fate of Atlantis) oder lauscht einer Sprachnachricht von Smudo von den Fantastischen Vier (kein Scherz!). Auf jeden Fall eine schöne Art der Belohnung und Implementierung, an der nicht nur die Unterstützer, sondern alle Spieler von Thimbleweed Park Spaß haben können.
Knobeln auf der Konsole
Mittlerweile konnten wir auch in die Umsetzung für die Xbox One reinschauen und uns mit dem Controller durch Thimbleweed Park rätseln. Dabei ist die Steuerung zwar nicht ganz so komfortabel wie mit der Maus, aber immer noch gut gelungen und funktioniert präzise. Wer wie ich damals schon Maniac Mansion am C-64 mit dem Joystick gespielt hat, wird sich fast wieder heimisch fühlen, auch wenn das Steuerungskonzept heute mehr Komfort-Möglichkeiten bietet als damals. Genau wie mit dem Nager lassen sich die Figuren auch hier per Doppelklick beschleunigen und für hervorgehobene Verben übernimmt die X-Taste die Funktion der rechten Maustaste für eine direkte Ausführung des Befehls. Schön auch, dass man mit den unteren Schultertasten (Triggern) direkt zwischen den Charakteren hin- und herwechseln darf. Die oberen werden dagegen zum Durchschalten von Hotspots genutzt, mit denen die Suche nach Hinweisen in den Pixelkulissen etwas leichter fallen dürfte. Übrigens steht die Controller-Variante selbstverständlich auch für PC-Spieler als alternative Steuerungsmethode zur Verfügung. Technisch muss man auf der Xbox One im Vergleich zum PC-Vorbild keine Abstriche in Kauf nehmen - hach, wäre das doch nur immer so. Von daher ist Thimbleweed Park auch für Rätselfreunde mit Konsole ein Hit und ein schöner Trip zurück in die Vergangenheit des klassischen Point'n'Click-Adventures!