Zombie Army Trilogy13.03.2015, Mathias Oertel
Zombie Army Trilogy

Im Test: Gemeinsam gegen die Nazi-Zombies

Rebellions Sniper-Elite-Serie hat nicht nur die Scharfschützenaction um ein paar interessante Elemente bereichert. Sie hat auch ein Nebenprodukt hervorgebracht: Zombie Army. Nach zwei Kapiteln auf dem PC dürfen auch die Untoten-Jäger mit PS4 oder Xbox One zu den Waffen greifen. Wir verraten im Test, ob die Zombie Army Trilogy (ab 23,62€ bei kaufen) den Anschluss zu Left 4 Dead & Co herstellen kann.

Hitlers Untoten-Armee

Berlin, 1945: Hitler ist gescheitert. Mit seinen engsten Vertrauten im Führerbunker versammelt, bleibt dem vom Okkulten Besessenen nichts anderes mehr übrig, als mit Hilfe eines Artefaktes eine Armee gefallener Soldaten zu beschwören. Ein letztes Mittel, um doch noch die Welt erobern zu können. Und er hat Erfolg: Deutschland wird von Zombies überrannt. Nur eine kleine Gruppe Widerstandskämpfer nimmt den aussichtlos scheinenden Kampf gegen zahllose Gehirnfresser auf. Diese erzählerische Grundlage hat am PC über zwei Episoden mit je fünf Abschnitten ihre Schuldigkeit getan und funktioniert auch hier - sogar für das neue dritte Kapitel, das abermals fünf Missionen umspannt und die Zombie Army Trilogy zu einem etwa 12 bis 17 Stunden langen Überlebenskampf macht.

In der Trilogie darf man auch mit Frauen gegen die Untoten antreten.
Inspiriert wurde die Zombiehatz vor allem vom europäischen Untoten-Horror, der in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren von Regisseuren wie Umberto Lenzi, Lucio Fulci oder Dario Argento geprägt wurde. Dementsprechend findet man nicht nur Schockmomente und haufenweise expliziter Gewalt, sondern vor allem im abschließenden Kapitel der Trilogie zahlreiche filmische Anspielungen, u.a. auf The Wicker Man oder The Evil Dead. Auch der grandiose Synthesizer-Soundtrack mit seinen düsteren  Kadenzen, schrillen Schreckmomenten sowie treibenden Bässen wurde von dieser Ära des Horrorfilms inspiriert und weckt dabei auch Erinnerungen an John Carpenters Horror-Kompositionen.

Left 4 Horde        

Wie gehabt kann man online mit bis zu vier Spielern versuchen, die Zombies aufzumischen. Man kann zwar auch mit kleineren Gruppen und bei Bedarf sogar solo antreten, wobei sich unabhängig von der gewählten Spielerzahl auch der Schwierigkeitsgrad anpassen lässt. Doch ähnlich wie bei Left 4 Dead steigt der Spaß proportional zur Anzahl der Teilnehmer und deren Eingespieltheit. Da hier im Vergleich zu Valves Zombies die Dynamik allerdings fest platzierten Gegnern weicht, hält sich der Wiederspielwert in Grenzen. Dafür gibt es jedoch einen neuen Horde-Modus, der einen Überlebenskampf auf fünf abwechslungsreichen Karten ermöglicht und dessen Gegner-Wellen die Teamfähigkeit auf eine harte Probe stellen.

Der Kampf gegen die Zombies bietet kompromisslose Action für bis zu vier Spieler.
Und der Rest ist stringentes Ballern alter Schule, angereichert mit der einen oder anderen taktischen Verminung der Umgebung: ohne Kompromisse, mit nur wenigen Atempausen, aber dafür umso mehr gut platzierten Nachschub-Kisten, Umgebungselementen, die bei der Zombie- Eindämmung helfen, Kontrollpunkten oder Bossen. Und natürlich mit der Zeitlupen-/Röntgen-Kamera beim gelungenen Snipern. Die berstenden Knochen oder platzenden Organe, die am Ende einer rasanten Kamerafahrt eingefangen werden, animieren immer wieder zum Hinsehen. Und wem diese Visualisierung zu viel ist, der kann die Frequenz der Killcam modifizieren oder sie ganz abschalten.

Ordentliches Update

Auf den aktuellen Konsolen ein Spiel zu veröffentlichen, bei dem man über zwei Drittel der Inhalte das Alter visuell anmerkt, wäre fatal. Doch Rebellion hat für die Zombie Army Trilogy nicht nur das dritte Kapitel mit der hauseigenen Engine in ein zeitgemäßes Aussehen verpackt, sondern auch die beiden ersten Teile aus den Jahren 2013 bzw. 2014 überarbeitet. Neue Lichteffekte, verbesserte Texturen, höhere Sichtweite, mehr Gore: Auch Kapitel eins und zwei können sich in ihren neuen Kleidern sehen lassen – auch wenn auf Konsolen das Bild ab und an flimmert, auf 30 Bilder pro Sekunde limitiert ist sowie auf der One zusätzlich von gelegentlichem Tearing gepeinigt wird. Am PC gibt es weder technische Unzulänglichkeiten noch Limitierungen. Allerdings hat die Engine auch hier nicht das Zeug, sich mit den ganz Großen zu messen. Zusätzlich hat man den ersten Kapiteln auch die mechanischen Neuerungen spendiert, die mit dem dritten

Erzählstrang hinzugefügt wurden. Dazu gehören die weiblichen Charaktere, die sich allerdings identisch zu ihren männlichen Kollegen spielen und das gleiche umfangreiche Waffenarsenal nutzen. Aber auch das aus Dead Space bekannte „Tactical Dismemberment“ ist hier neu, mit Hilfe dessen man das Handicap der angreifenden Zombies erhöhen
Der neue Kettensägen-Boss kann als Verneigung vor Resident Evil verstanden werden.
kann. Wenn sie keine Arme mehr haben, wird es ihnen schwer fallen, einen mit einer Waffe anzugreifen. Und ohne Beine bleibt ihnen nichts anderes mehr übrig, als zu kriechen - wodurch sie natürlich zu einem leichten Ziel werden. Der mittlerweile jederzeit mögliche Kick ist ebenfalls ein probates Mittel, um die Zombies auf Abstand zu halten. Skelette lassen sich damit sogar problemlos sowie munitionssparend ausschalten.

Keine Sorgen machen muss man sich hinsichtlich der Schnitte: Abseits von Assets, die verfassungsfeindliche Symbole zeigen, musste Rebellion keine Schnitte anbringen. Natürlich könnte man jetzt wieder die Diskussion beginnen, wieso Filme Hakenkreuze zeigen dürfen und man in Spielen auf die Variante des Eisernen Kreuzes zurückgreifen muss - obwohl Rebellion auch abseits dieser offensichtlichen Symbole einiges an Texturen austauschen musste. Doch für das Spielgefühl macht es keinen Unterschied, da der Gore in seiner ganzen Pracht und Vielfalt unangetastet blieb.

Für die PC-User hat Rebellion sogar ein besonderes Bonbon parat: Wer einen oder beide Vorgänger bereits in seiner Steam-Bibliothek hat, bekommt die komplette überarbeitete Zombie Army Trilogy zu einem vergünstigten Preis - mit Teil 1 und 2 im Archiv kostet das untote Triumvirat nur 16,79 Euro statt der unverbindlichen Preisempfehlung von 41,99 Euro. Das wirkt sich zwar nicht auf die Wertung aus, soll an dieser Stelle aber löblich erwähnt werden.

Fazit

Die drei Kapitel der Jagd auf Hitlers Untoten-Armee können Valves Left-4-Dead-Serie  nicht gefährlich werden. Doch die stringente Action, deren Spaßfaktor weniger vom großzügig ausgeschütteten Pixelblut als vielmehr von der Anzahl kompetenter sowie teamfähiger Mitspieler abhängt, ist immer wieder für ein Spielchen gut. Angefangen von der vollkommen absurden Geschichte mit Hitler als Zombie-Beschwörer über den coolen Synthesizer-Soundtrack bis hin zur ordentlichen Kulisse, bei der natürlich die Röntgen-Killcams im Mittelpunkt stehen, liefert Zombie Army Trilogy unterhaltsame B-Film-Unterhaltung ab: Gehirn aus, Popcorn-Maschine auf Volldampf und Finger an die Trigger, bis die Kuppen glühen. Selbst Spieler der PC-Vorgänger werden ihre Freude an der Zombie-Army-Sammlung haben. Die alten Kapitel wurden visuell und hinsichtlich der neuen Mechaniken wie "Tactical Dismemberment" aufgewertet und hinterlassen auf allen Systemen einen ordentlichen Eindruck. Zudem richtet sich der Kaufpreis am PC danach, ob sich der oder die Vorläufer bereits in der Steam-Bibliothek befinden.

Pro

abseits des Austauschs verfassungsfeindlicher Symbole ungeschnitten
unkomplizierte Shooter-Action für bis zu vier Spieler
umfangreiches Waffen-Arsenal...
stimmungsvolle Kulisse
mechanische Änderungen wurden auch in die ersten zwei Kapitel eingebaut
cooler Soundtrack im Stile der Synthie-Soundtracks des 80er-Jahre-Horrors
faire Preispolitik für Besitzer der Vorgänger (PC)
neuer Horde-Modus
ordentliche Schussmechanik
visuelles Upgrade der ersten zwei Kapitel

Kontra

kein Offline-Koop-Spiel
lineares Leveldesign
... das allerdings innerhalb der verschiedenen Kategorien wenig Unterschiede macht
solo mit überschaubarem Unterhaltungswert

Wertung

XboxOne

Kompromisslose Action in ansehnlicher Kulisse: Die Konsolen-Premiere der Zombie-Armee kann sich sehen lassen.

PlayStation4

Kompromisslose Action in ansehnlicher Kulisse: Die Konsolen-Premiere der Zombie-Armee kann sich sehen lassen.

PC

Solide inszenierte kooperative Zombie-Hatz, bei der auch die "alten" Teile von den neuen Mechaniken profitieren.

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