T(r)olle Sache!
Es ist ja nicht alles schlecht an Troll and I, die Idee z.B. ist gelungen: Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg muss der junge Otto aus seinem Zuhause irgendwo in Skandinavien fliehen. Dabei trifft er einen gejagten Troll und von da an ziehen beide gemeinsam durch die Natur. Sie müssen sich nicht nur gegen Troll-Jäger, sondern auch andere mythische Kreaturen wehren und öffnen dabei Wege, indem sie ihre Fähigkeiten kombinieren. Solisten wechseln zwischen den Charakteren, am geteilten Bildschirm erlebt man das Ganze sogar zu zweit – grundsätzlich also eine tolle Sache!
So viele Vorbilder – so wenig gelernt
Und natürlich entwickelt sich während der Reise eine Freundschaft zwischen Otto und Troll (den er tatsächlich einfach so nennt)... greifbar ist das allerdings kaum. Die in knappen Stichpunkten abgehakte und mit steifen Filmschnipseln gewürzte Erzählweise fühlt sich nämlich so an: Junge findet Troll, beide laufen durch Wildnis. Es gibt keine langsame
Weder erzählerisch noch spielerisch funktioniert die Annäherung zwischen Otto und Troll.
Annäherung und es bleibt unklar, wohin genau sich die beiden auf den Weg machen. Es wird nicht einmal erklärt, wie der keiner menschlichen Sprache mächtige Troll die Befehle des Jungen sofort versteht.
Nun hat das Spiel natürlich Pech, dass das gerade in dieser Hinsicht herausragende The Last Guardian erst vor kurzem neue Maßstäbe gesetzt hat – allerdings hinkt Troll and I auch bedeutend älteren Titeln wie
Enslaved,
Majin and the Forsaken Kingdom,
Brothers: A Tale of Two Sons oder dem inzwischen mehr als 15 Jahre alte
ICO meilenweit hinterher. Abgesehen vom Auslösen weniger gemeinsamer Aktionen ("Folge mir!", "Warte!", Troll kann Otto außerdem tragen) sowie sich ständig wiederholender, situationsunabhängiger Sprüche gibt es kaum eine nennenswerte Interaktion zwischen den Charakteren. Selbst wenn sich einer der beiden im Kampf befindet, greift der andere schon mal mit ein, bleibt manchmal aber auch stur an irgendeinem Fleck in unmittelbarere Nähe stehen.
Die Umgebung ist so unübersichtlich, dass die Orientierung mitunter schwer fällt.
Einmal hin, einmal her
Troll and I ist nicht nur erzählerisch staubtrocken, sondern auch spielerisch öde. Dass sich der Wald mit seinen Höhlen z.B. immer weiter öffnet und die Protagonisten irgendwann zunächst verschlossene Durchgänge sprengen, klingt bedeutend interessanter, als es ist. Das geradlinige Abenteuer wird jedenfalls kaum vielseitiger, nur weil Otto aus Beutematerial Waffen sowie Pfeile mit explosiven Spitzen schnitzt, die anfangs undurchdringliche Steinwände sprengen.
Vielmehr sind die „Gassen“ des Waldes dermaßen verwinkelt und vor allem gleichförmig, dass man sich schnell mal verläuft. Eine Übersichtskarte gibt es genauso wenig wie brauchbare Hinweise darauf, wo genau es eigentlich weitergeht. Mir ist es sogar passiert, dass Otto sinngemäß meinte: „Hier ist unser Ausgang“, nachdem er selbigen Weg längst beschritten hatte und nach etwa einer Stunde lediglich dorthin zurückgekehrt war. Der Fehler hat die Orientierung nicht gerade erleichtert.