FIFA 1624.09.2015, Jörg Luibl
FIFA 16

Im Test: Schwere Bälle, täuschende Körper

Kann man nach dem Auftritt von Robert Lewandowski überhaupt noch Fußballspiele testen und dabei Worte wie "unrealistisch" benutzen? Oder bei übertriebenem Spektakel samt Torflut von "Arcade" reden? Der Stürmer des FC Bayern München hat mit seinen fünf Toren in neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg jedenfalls demonstriert, dass in diesem Sport alles möglich ist. Auch in FIFA 16 (ab 3,66€ bei kaufen)? Electronic Arts verspricht "Innovationen" und "magische Momente". Mehr dazu im Test.

Mehr Fehler, mehr Simulationsflair

Ihr habt euch in FIFA 15 so richtig eingespielt? Dann müsst ihr umschulen. Schon in den kleinen Trainingsübungen sowie ersten Partien von FIFA 16 wird deutlich, dass sich EA Canada um ein frisches Spielgefühl bemüht hat - vor allem im Mittelfeld. Da kommen selbst kurze Pässe nicht mehr so sauber an, da laufen Verteidiger ins Leere, weil sie für Vollkontakt in den Zweikämpfen mehr Timing benötigen, man verstolpert sich öfter und irgendwie ist der Ball so seltsam schwer. Tödliche Pässe in die Tiefe sind meist viel zu lang und hohe Zuspiele auf die Stürmer werden locker abgefangen - sehr schön, denn die Defensiv-KI läuft besser mit. Aber wie soll man dann da durchkommen?

FIFA 16 präsentiert sich im Kacheldesign. Die auffälligste Neuerung: Frauen-Nationalteams. Wie sich der Kick gegen PES 2016 schlägt? Mehr dazu im großen Fußballvergleich!
Zu Beginn wirkt alles brüchiger, träger und unspektakulärer als letztes Jahr, denn Tore fallen wenige, dafür regnet es Ballverluste und Fehlpässe - selbst wenn man nicht auf "Semi" loslegt, sondern mit voll eingestellten Hilfen. Um es positiv auszudrücken: Der Kick fühlt sich auch so manueller und simulativer an, weil weniger Automatismen greifen und man vor allem die Pass-Stärke und Tacklings besser dosieren muss. Man muss sich also wieder voll auf die grundlegenden Mechanismen einlassen, um irgendwann für Spektakel oder magische Momente zu sorgen. Vorher gilt es erstmal, einige Ballstafetten zu meistern. Für weite Strecken empfiehlt sich z.B. der neue Vollspann-Flachpass, der mit R2 und X mehr Tempo bekommt.

Training für Einsteiger

Es gibt neue Skill-Trainings in fünf Kategorien und mehreren Stufen, die dabei helfen, die neuen Körpertäuschungen sowie die veränderte Ballphysik zu verinnerlichen.
Zwar hat sich nichts Grundsätzliches an der Steuerung verändert und die meisten Aktionen von frühen oder hohen Flanken über all die Analogstick-Dribblings, First Touch bis hin zum angeschnittenen oder Flair-Schuss sowie dem Ballführen mit erhobenem Kopf sind vertraut. Falls nicht, kann man leider nicht alles, aber vieles davon in neuen und kreativen Skill-Minispielen üben. Es macht Spaß, sich durch all die Parcours mit Hindernissen zu kicken, denn man wird gefordert und trainiert: man muss gegen die Zeit Slalom laufen, Gegner umspielen, bewegten Wänden ausweichen, durch Reifen schlenzen und kann sein Ergebnis sofort mit dem seiner Freunde online vergleichen.

Auch auf engstem Raum wird trainiert.
Einsteiger werden sich auch über die optionale Trainerfunktion freuen, die mehrere Stufen anbietet: Ist sie aktiviert, bekommt man direkt auf dem Platz über Icons unter seinem Spieler angezeigt, was man machen kann - so lässt sich FIFA quasi "on the fly" und mit ansteigender Schwierigkeit von der Pike auf erlernen. Das fängt bei einfachen Pässen an und geht bis hin zu komplexen Manövern. Auch in den Skill-Minispielen zeigt der Trainer an, was man in welcher Situation tun muss, um eine Übung zu meistern - und das werden auch Veteranen vor allem bei den neuen Funktionen schätzen. Neben dem simulativeren Spielgefühl gibt es nämlich einige frische Impulse, die man erstmal verinnerlichen muss.

Die coole Körpertäuschung

Man kann jetzt über L1 eine "kleine" und über L1 plus R1 eine "echte Finte" ohne Ballberührung einleiten. Die englische Bezeichnung "No Touch Dribbling" hört sich cool an, aber dahinter verbirgt sich eine schlichte Körpertäuschung, die man mit dem linken Stick so kombinieren kann, dass man am Gegner vorbeizieht. Wenn das funktioniert, ist das toll! Aber diese Aktion wirkt mitunter wie ein Fremdkörper, der bei Fehlversuchen komisch aussieht und nicht so intuitiv einzuleiten ist wie er klingt. Klappt es mal, fehlt mir zudem das Tempo auf den ersten Metern. Auch in den neuen Skill-Trainings braucht man einige Versuche, bis man sie einigermaßen verinnerlicht hat.

Die neuen Körpertäuschungen über L1 und R1 plus Stick kann man in den Skill-Übungen anwenden, aber nicht gezielt im 1-gegen-1 trainieren.
Warum kann man gerade dieses spezielle Manöver nicht in Ruhe im 1-gegen-1 im freien Training erlernen? Gerade das dadurch mögliche Überlaufen des Verteidigers hätte eine bessere Einweisung verdient. Warum kann man da eigentlich gar nichts an Finten anzeigen? So fühlt sich die Arena recht überflüssig an, weil man kein Feedback bekommt - dabei könnte man dort  z.B. wie in Beat'em Ups alle Stick-Kombos einblenden und nachahmen lassen. Zwei Dinge entwerten diese Körpertäuschungen auch ein wenig in der Praxis: Zum einen kommt man dieses Jahr auch komplett ohne oder eben über die normalen Analogstick-Finten an Gegnern vorbei, die man aus Gewohnheit natürlich viel leichter abrufen kann. Zum anderen reagiert die Gegner-KI nicht spürbar, also auch verdutzt genug auf diese Täuschungen.

Viele Möglichkeiten in der Defensive

In der Arena kann man wie gehabt mit seinem Lieblingsspieler loslegen und frei tricksen oder schießen. Aber warum kann man da nicht mal gezielt Finten & Co einstudieren, indem man z.B. einen Verteidiger zuschaltet oder Kombos zum Nachahmen einblendet?
Trotzdem bereichern sie das Spielgefühl und die Vielfalt an Möglichkeiten. FIFA 16 bietet auch in der Defensive mit dem angetäuschten Zweikampf, dem manuellen Abschirmen des Balles, dem Zustellen über eine zweiten Verteidiger, dem körperlichen Abdrängen im Lauf sowie dem dynamisch steigerbaren Einsteigen und toll animierten Ziehen am Trikot, das klar sichtbar gezupft wird, bis hin zur Grätsche viele Optionen. Trotzdem muss man seine Tackling besser timen, so dass Balleroberungen deutlich schwieriger sind. Hat man sich bei der Grätsche verschätzt, kann man neuerdings über einen Knopfdruck noch im Dahingleiten wieder aufstehen - eine ansehnliche Bewegung, die in einigen Situationen sogar nützlich sein kann.

Aber ich vermisse beim Beruhigen des Balles mehr Präzision: Die Spieler drehen sich beim Stoppen mit L1, wo ja jetzt auch

Je nach Erfolg werden weitere Übungen freigeschaltet - und man kann sich mit Freunden vergleichen.
die Körpertäuschung liegt, nicht mehr so akkurat mit Blick aufs gegnerische Tor um, sondern stehen manchmal etwas schräg und brauchen für diese Positionierung recht lange. Ja, das Manöver klappt noch, aber sie haben den Fuß dabei nicht auf dem Ball, sondern er liegt frei davor. Warum ich das wichtig finde? Weil es in FIFA 16 streckenweise hin und her geht, denn hat man volles Pressing gegen sich und will es über schnelle Pässe ins Leere laufen lassen, versacken die Bälle zu häufig auf dem Weg zum Ziel, so dass sie leichte Beute werden. Da helfen auch kaum Dribblings oder Körpertäuschungen. Zwar kann man ihn theoretisch abschirmen und auch das Ballführen mit erhobenem Kopf kann helfen, aber noch besser wäre es gewesen, präzisere Richtungswechsel, engere Ballführungen sowie kurze Sprints und vor allem "scharfe" kurze Pässe anzubieten - das neue R1 plus X wirkt sich ja nur auf lange Zuspiele. So kann es zu einem recht zähen Mittelfeldgezerre gekommen.

Die neue Schwere des Balles

Apropos Ballphysik: FIFA 16 hat sich hier in den letzten Jahren positiv entwickelt und macht diesmal sogar einen spürbaren Sprung, aber da ist noch Luft nach oben. Ich habe eingangs erwähnt, dass sich die Pille schwerer anfühlt, was erstmal gut ist. Das zeigt sich darin, dass sie sich deutlich sichtbarer bei Schüssen senkt, also klare Flugkurven nach unten zeigt - viele Distanzschüsse kann man also im wahrsten Sinne des Wortes im Kasten "versenken". Das ist sehr gut!  Aber wenn man aus kurzer Entfernung voll abzieht, darf sich die Pille bei kürzerer Flugbahn eigentlich mehr so deutlich senken wie aus der zweiten Reihe. Angeblich werden ja die Stellung von Fuß und Knöchel präziser berechnet. Aber dafür begegnet man noch einigen komischen Flugkurven und Rollbewegungen im Spiel - das sieht stellenweise so aus als wäre der Platz abschüssig, weil die Kugel einfach immer weiter kullert.

Geht das Ding rein? Auf jeden Fall senkt sich der Ball bei Distanzschüssen deutlicher.
Auf mich wirkt die an sich lobenswert veränderte Ballphysik wie eine Alphaversion, die manchmal überzeugt, aber noch zu viele unrealistische Ausschläge hat. EA muss da also für FIFA 17 ordentlich weiter rechnen, denn dieser neuen Schwere fehlt es noch an Balance und Vielfalt. Die Distanzschüsse sehen übrigens auf Dauer fast alle gleich aus, egal ob sie von eher filigranen Kagawas oder wuchtigen Lasoggas abgefeuert werden. Es gibt auch manchmal Probleme bei den hohen Flanken und Seitenwechseln, wo der Ball ewig lange in der Luft zu schweben und plötzlich wieder ultraleicht zu sein scheint. Außerdem hört sich ein Vollspannschuss so an, als würde man in einen nassen Medizinball treten; es klatscht eher als dass es kracht und die Bälle zeigen auf dem Weg zum Tor dann auch zu viel kurvige Trägheit statt geradlinige Explosivität.

Torhüter und Schiedsrichter

War der Freistoß gerechtfertigt? Im Großen und Ganzen pfeifen die Schiris nachvollziehbar. Und das Spray kommt auch zum Einsatz.
Trotzdem macht es in diesem FIFA 16 richtig Spaß, aus allen Lagen zu schießen, weil die Torhüter mit ihren Paraden nicht nur klasse animiert werden, sondern auch richtig gut halten. Man muss sich optimal positionieren, um erfolgreich zu sein, denn vor allem die kurze Ecke oder nur leicht von der Mitte abweichende Schüsse werden meist souverän pariert. Auch diese gute KI sorgt dafür, dass es eher selten im Kasten kracht. Etwas auffällig ist, dass man vor allem aus der Diagonalen am Strafraum recht oft trifft und dass die Torhüter viel zu schnell rauslaufen, sogar bis zur Seitenlinie, um Bälle abzufangen - da macht quasi jeder den Neuer, obwohl da noch genug Verteidiger in der Nähe sind.

Die Schiedsrichter fallen zwar manchmal mit einigen krassen Fehlentscheidungen auf, die z.B. klares Abseits mit Torerfolg zur Folge haben. Aber unterm Strich und auf lange Sicht pfeifen die Männer in Schwarz zumindest kontinentaleuropäisch nachvollziehbar, so dass man nicht zu aggressiv in den Mann gehen darf. Da wird zwar manchmal recht kleinlich der Körpereinsatz abgepfiffen und im Strafraum sollte man tunlichst nicht die Tackling-Taste malträtieren, aber die Spiele werden solide geleitet. Hinzu kommen zwei nette Kleinigkeiten, die das Ganze noch authentischer inszenieren: Freistoßspray und Torlinientechnik, wenn der Ball mal von der Latte auf den Boden donnert.

Taktische Finessen ohne Biss

Online läuft FIFA 16 bereits gut und ihr könnt euch erneut in die Wettbewerbe stürzen, um z.B. in der Liga auf- oder abzusteigen.
Im Bereich der Formationen und taktischen Anweisungen hat sich nicht viel getan. FIFA 16 bietet ja auch eine Fülle von 35 möglichen Aufstellungen, die von "3-4-4 Raute" über "3-4- flach" bis "4-3-3 falsche Neun" oder "4-5-1" reichen. Hinzu kommen für jeden Spieler meist drei mögliche Anweisungen wie z.B. für unterstützende Läufe für Stürmer, die ich eher nach außen, ausgewogen oder zentral einstellen kann. Wer sich da mit jeder Position in seinem System beschäftigt, kann einiges an Feintuning  betreiben. Hinzu kommt, dass man eigene Taktiken einstellen kann, die z.B. das Aufbauspiel hinsichtlich Pass oder Tempo mit Reglern von 1 bis 100 beeinflussen. Auch ob die Verteidigungslinie eher abschirmen oder auf Abseits spielen soll, gehört dazu. Aber diese theoretisch endlosen Möglichkeiten zeigen auf dem Platz nicht immer die gewünschte Wirkung, was vor allem das Laufverhalten und das Anbieten freier Leute betrifft. Obwohl man also hier und da rumfummelt, spürt man das nicht stark genug im Spielaufbau.

Die moderne Karriere?

FIFA 16 empfängt Veteranen nach der Installation mit Geschenken: Da wird man je nach persönlicher Statistik belohnt und kommt vielleicht in eine höhere Startliga im Online-Wettbewerb. Das ist Service! Aber sobald man die Karriere startet, um einen vorhandenen oder selbst erstellten Spieler an die Weltspitze zu führen, wird man wieder enttäuscht. Zwar inszeniert EA diesen Spielmodus, der auch als Managervariante für ein ganzes Team zur Verfügung steht, eine Klasse besser als Konami - aber das ist auch nicht schwer, denn die Japaner präsentieren in ihrem "Werde zur Legende" sterile Steinzeit.

Die Karriere könnt ihr mit einem kompletten Team oder als Spieler erleben.
Nur darf das nicht der Gradmesser für das erfolgreichste und lukrativste Sportspiel der Welt sein! FIFA 16 muss hier langsam mal an NBA 2K rankommen, die seit Jahren (!) hinsichtlich Regie und Dramaturgie auf höchstem Niveau unterhalten.

Von dieser Ebene der filmischen Inszenierung, die auch Entscheidungen des Spielers mit einbezieht, die Ärger in der Kabine zeigt, taktische Anweisungen des Trainers in der Halbzeit inkl. Video-Analyse einbringt, falsche Berater, mediales Echo, Pressekonferenzen mit Fangfragen und eben all das integriert, was ein junges Talent auf dem Weg zur Spitze so erlebt, ist FIFA 16 weit entfernt. Aber immerhin kann man dieses Jahr etwas mehr an Entwicklung und Statistik anbieten. Neben klaren Saisonzielen darf man seinen Profi in mehreren Bereichen von Dribbeln über Passen bis Schuss oder Standards trainieren, wobei man gezielt leichte, mittlere oder schwere Übungen wie "2-gegen-2" oder "Abfangen" ansetzen darf.

Armselige Inszenierung

Eine gute Neuerung sind die aktiven oder simulierbaren Trainingsübungen.
Schön ist, dass man diese entweder selbst aktiv auf dem Platz meistern muss, also so wie die Skill-Trainings, oder simulieren kann. Anschließend entscheidet der Erfolg darüber, ob sich die damit verknüpften Werte wie Verteidigung, Schuss, Tempo & Co verbessern. Echte Persönlichkeiten treten nicht auf, aber man kann im Menü die Mails von Trainer und Berater lesen. Letzterer empfiehlt einem z.B., dass man sich mit guten Leistungen in das Blickfeld des Bundestrainers spielen soll. Geht es auf den Platz, kann man seinen Profi alleine steuern und bekommt zumindest rudimentäre Laufanweisungen; außerdem kann man die Spielweise der Kollegen indirekt beeinflussen, so dass man auch Pässe bekommt oder sie selbst abziehen.

Warum sieht Weigl eigentlich nicht aus wie Weigl? Wenn man schon die Lizenzen hat, sollte man die Spieler wiedererkennen.
Aber, aber, aber: Selbst diese Spielmechanik ist viel zu oberflächlich, denn in der Halbzeit oder nach dem Abpfiff wird die eigene Leistung nicht immer nachvollziehbar eingeordnet. Passquoten, Zweikämpfe, Tore etc. spielen zwar eine Rolle, aber das ist hinsichtlich des taktischen Feedbacks und der weiteren Motivation sich zu verbessern einfach nicht gut genug. Warum gibt es z.B. keine Abzüge, wenn man immer wieder in dummen Situationen den Ball fordert? Warum hat man nicht mal speziellere positionsbezogene Ziele, wie z.B. das gezielte Abschirmen eines Gegners als defensiver Sechser? Warum wird man nicht mal von älteren Mitspielern eingenordet, wenn man den dritten oder vierten Fehlpass einleitet? Warum brüllt der Trainer nicht nmal rein? So viel Taktisches und auch Emotionales fehlt auf dem Platz, obwohl es so gut in eine Karriere passen würde. Es ist unverständlich, dass EA das seit Jahren auf diesem armseligen Niveau inszeniert.

Ultimate Team mit Draft

Vielleicht wird die Karriere auch deshalb so vernachlässigt, weil EA da nichts zusätzlich verdienen kann? Jedenfalls entwickelt EA lieber das Ultimate Team weiter. Ich finde das komplett öde, aber das ist der sehr erfolgreiche Sammelkarten-Spielmodus, bei dem man mit viel Geduld oder Geld so lange zufällig Spieler aus bronzenen, silbernen oder goldenen Decks zieht, bis die Teamchemie die hundert Prozent erreicht. Das gelingt, indem man seine Profis nicht nur auf der ihnen liebsten Position einsetzt, sondern sie möglichst mit ähnlicher Nation, Sprache und Liga in der Formation samt Trainer vernetzt. Blinkt es am Anfang noch Rot, erreicht man schon bald die optimalen grünen Verbindungen.

Neu in Ultimate Team: Der Draft-Modus. Sehr ärgerlich: Während man ihn in Madden NfL 16 jederzeit neu starten kann, muss man hier virtuell bezahlen.
All das kennen Veteranen aus den vergangenen Jahren, nur dass es jetzt noch mehr Komfort gibt, um sein Gesammeltes schnell zu archivieren oder Doppeltes in Auktionen zu verhökern. Aber diesmal kommt mit "Draft" auch ein neuer Spielmodus hinzu, der kürzlich bei Madden NFL 16 seine Premiere feierte. Ziel ist es, eine Serie von Siegen mit einem zufällig gezogenen Team hinzulegen, um eine Belohnung in Form von Gratis-Decks zu erhalten. Man bekommt einen Trainer und damit eine Formation wie 4-4-1 zugewiesen und zieht dann für jede Position wie Torwart, Innenverteidiger, Stürmer etc. fünf zufällige Karten, aus denen man eine auswählen darf. Aber warum bekomme ich da für jede Position so viele Top-Stars? Wäre es nicht besser gewesen, das auf einen für Abwehr, Mittelfeld und Angriff zu beschränken, damit man auch mit weniger Qualität haushalten muss?

Gratis in Madden, kostenpflichtig in FIFA

Welcher Spieler soll es sein? Für jede Position hat man fünf zur Auswahl.
Immerhin sollte man auch diese Dreamteams möglichst nicht nach Wert oder Prominenz aufstellen, sondern so kombinieren, dass die Chemie am Ende möglichst hoch und ein Netz aus grünen Linien zu sehen ist. Denn diese Mannschaft muss die nächsten vier Spiele offline gegen die KI oder online gegen andere Spieler gewinnen. Mal abgesehen davon, dass ich bei meinem ersten Versuch "zufällig" Ronaldo, Bale und Benzema auswählen konnte, die blöderweise auch im gegnerischen Team aufliefen, stört mich an Ultimate Team, dass sich die Teamchemie wie ein unsichtbarer Beeinflusser auf die Spielmechanik auswirkt. Natürlich muss sie ja irgendwas bewirken, damit es sich lohnt, aber ich mag dieses indirekte Spielfgefühl nicht.

Viel Prominenz, wenig Teamchemie...
Was halten wir von diesem Draft? Klingt ja eigentlich ganz fair, aber EA macht diesen Spielmodus zur Cashcow: In Madden NFL 16 kann ich nach einer Niederlage sofort eine neue Draft-Serie starten, ohne etwas zusätzlich an virtueller Währung bezahlen zu müssen. In FIFA 16 muss ich tatsächlich 15.000 Ultimate-Team-Münzen oder 300 EA-Points für einen weiteren Versuch investieren - das entspricht umgerechnet etwa drei Euro. Zwar sind die Belohnungen hier auch etwas höher. Aber wie will man Fußballfans erklären, dass sie im Gegensatz zu Footballfans zur virtuellen oder echten Kasse gebeten werden? Klar ist das optional, aber hier misst EA mit zweierlei Maß und will nochmal zusätzlich Umsatz machen. Und das, obwohl man hier schon den Vollpreis gezahlt hat.

Aktualisierung vom 29. September 2015

Trainer-Karriere & Frauen-Nationalmannschaften

Die Karriere als Manager profitiert ähnlich wie jene für Spieler von den neuen Trainingsoptionen – aber hat noch sehr viel Luft nach oben. Wer also den HSV übernimmt, kann innerhalb der finanziellen Grenzen den Kader aufstocken oder verändern sowie vorhandene Spieler gezielt verbessern. Man hat Trainingseinheiten für fünf Spieler zur Verfügung, wie z.B. Pass oder Defensive, die man manuell nachspielt oder simuliert. Im Vergleich zu vollwertigen Managern fehlt es allerdings an taktischer Tiefe und Entwicklungspotenzial. Man kann also nicht seine Art von Fußballphilosophie verwirklichen, zumal es auch keine Jugendmannschaften gibt – letztlich fühlt es sich eher an wie ein Turnier über mehrere Saisons.

Dank Motion Capturing sehen die Bewegungen der Frauen im Spiel authentisch aus.
Was kann man sonst noch Neues spielen? Die Frauen-Nationalmannschaften. Es ist für ein, zwei Partien ganz interessant, denn hinsichtlich der weniger robusten Zweikämpfe sowie der etwas eleganter wirkenden Pässe und schwächeren Torhüterinnen kommt durchaus ein etwas anderes Spielgefühl auf – EA hat sich also bemüht. Aber das unterscheidet sich nicht so stark wie jenes zwischen Erstliga- und Zweitliga-Clubs. Mehr dazu samt Einschätzung auch in Dieters Video.

Online-Performance & PC-Version

Online liefert EA erneut eine saubere Leistung ab: Mit dem Verkaufsstart und über das erste Wochenende waren die Server sowohl auf PS4 als auch One sehr gut erreichbar - lediglich auf dem PC hatten wir mitunter Probleme mit Verbindung sowie Lags. Das Matchmaking ist sehr gelungen, weil es hinsichtlich der

Lust auf Frauenfußball? Zwar gibt es keine Clubs, aber relevante Nationalmannschaften. Was halten wir davon? Mehr dazu im Video.
Sternebewertungen gerechte Paarungen garantiert. Nicht nur die bekannte Liga mit dem Auf- und Abstieg, die man übrigens auch kooperativ spielen kann, auch die Pokale, Ultimate Team & Co haben online reibungslos funktioniert. Zudem waren die Kader alle auf aktuellem Stand und es gab bereits Werte-Änderungen nach aktuellen Leistungen. Bricht mal jemand das Online-Spiel frühzeitig ab, bekommt man als Führender meist die drei Punkte.

Im Gegensatz zu Pro Evolution Soccer 2016, das auf dem PC deutlich abgespeckt wurde, bekommt ihr hier dieselben Inhalte wie auf der Konsole und eine nicht nur ebenbürtige, sondern auf Wunsch auch höher aufgelöste Kulisse bis zu 4K. Zwar kann man in den Grafikeinstellungen nicht direkt im Spielmenü, sondern lediglich vor Start und dann nur rudimentär tunen, aber mit aktivierter Kantenglättung sieht der Kick richtig klasse aus - zudem läuft der Ball flüssig; wer will, kann die Bildrate anpassen. Wer über den Rechner online spielen will, braucht zwingend ein Origin-Konto.

Fazit

Der Ball ist schwerer, der Körper kann täuschen, Frauen spielen mit, der Schiri sprayt und es wird gedraftet - FIFA 16 bietet einige frische Impulse. Wer den Vorgänger kennt, wird richtig "arbeiten"  müssen, denn der Spielaufbau ist selbst bei vollen Hilfen fehleranfälliger. Hohe Zuspiele in die Tiefe werden von der verbesserten Defensiv-KI fast immer abgefangen, Pässe versacken früher und die Zweikämpfe verlangen mehr Timing, sonst läuft man ins Leere. EA wollte sich auf das Mittelfeld konzentrieren und hat viele Automatismen abgeschafft. Die Crux: Auch das Tempo geht manchmal verloren, denn man kann auf engstem Raum nicht präzise und explosiv genug ausbrechen. Außerdem sind scharfe Kurzpässe in Ballstafetten deutlich schwieriger. Was einerseits lobenswert simulativ ist, weil man jetzt mehr taktieren und dosieren muss, fühlt sich andererseits träger an - zumal die klasse Torhüter viele magische Momente verhindern. Die neuen "No Touch Dribblings" sind eine elegante, der harte Flachpass eine willkommene Ergänzung. FIFA 16 inszeniert guten Fußball mit tollen Animationen. Und keine Bange: Die neue Trainerfunktion macht es auch Einsteigern leicht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich die neue Ballphysik sowie die Körpertäuschungen noch im Alpha-Stadium befinden und erst in FIFA 17 optimiert werden. Karriere eines Spielers? Langweilig. Ultimate Team? Um einen Draft-Modus ergänzt, für den man im Gegensatz zu Madden extra zahlen soll - was soll das? Ansonsten? Tosende Stadien, volles Lizenzpaket, aktuelle News, lobenswerter Online-Service und die Präsentation ist wie immer klasse. Wie sich FIFA 16 gegen PES 2016 schlägt? Das klären wir im großen Fußballvergleich, den es als Video in drei Teilen oder in Textform auf drei Seiten gibt.

Pro

mehr Simulationsflair, weniger Automatismen
Ballphysik mit neuer Schwere, Schüsse senken sich besser...
neuer Flachpass, neue No-Touch-Finten...
Ultimate Team mit neuem Draft-Modus
Karriere (Manager, Spieler) mit neuen Trainingsoptionen
bessere Defensiv-KI; fängt hohe tödliche Pässe ab
sehr gute Torwart-KI, tolle Glanzparaden
Schiedsrichter im Ganzen solide
Platzabnutzung, Freistoßspray, Torlinientechnik
neue optionale Trainerfunktion in sechs Stufen
ansehnliches Trikotziehen, bessere Kollisionen
viele kreative neue Skill-Spiele mit Freunde-Vergleich
neuer Kommentator Fuss, englisches Duo wählbar
MatchDay mit vereinsbezogenen Fußballnews
klasse Stadien-Inszenierung & Auswahl
eigenen Club gründen, 11 gegen 11 spielen
sehr gute Online-Technik/Modi, auch kooperativ
virtuelle Bundesliga, aktuelle Werte und Nachrichten
starker Editor, viele Optionen für die Steuerung
zig offizielle Lizenzen, 1. & 2. Bundesliga etc.
inklusive Frauen-Nationalmannschaften

Kontra

trägeres Spielgefühl im Mittelfeld
...der es an Vielfalt (Schüsse) & Balance (langes Kullern) fehlt
...die manchmal komisch aussehen, nicht intuitiv genug sind
Draft-Modus muss bei Neustart bezahlt werden
Einzelspieler-Karriere zu steril, keine gute Regie
Manager-Karriere fehlt taktische Tiefe & Entwicklung
Offensiv-KI läuft sich nicht gut genug frei
Torhüter rennen sehr früh an die Seitenlinie
Schiedsrichter manchmal mit krassen Fehlentscheidungen
Schüsse hören sich seltsam an
kein Kombo-/Dribbelanzeige in der Arena möglich
No-Touch-Finten nicht in Ruhe situativ trainierbar
wenig neue Fangesänge, keine Ultras/Vorsänger
Rasendarstellung nicht konsequent detailliert
Ruckler während der Skill-Spiele in Wartephasen
keine eigene Mannschaft/Trikots im Editor erstellen
keine Online-Lobbys

Wertung

XboxOne

FIFA 16 inszeniert guten Fußball mit toller Präsentation und frischen Impulsen - allerdings kann der Spielaufbau nicht begeistern.

PlayStation4

FIFA 16 inszeniert guten Fußball mit toller Präsentation und frischen Impulsen - allerdings kann der Spielaufbau nicht begeistern.

PC

EA serviert auf dem Rechner den identischen Kick: FIFA 16 macht auch am PC Laune.

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