XCOM 204.10.2016, Benjamin Schmädig

Im Test: Einen Knacks weg

Das ist enttäuschend: Nachdem man satte anderthalb Minuten lang einen Spielstand geladen hat, setzt der Ton gleich mehrmals für den Bruchteil einer Sekunde aus, das Bild kommt kurz ins Stocken – während der Missionsbeschreibungen im Anflug auf ein Zielgebiet ist der akustische Dauerschluckauf besonders ärgerlich. Dass die Bildrate von einer Zahl wie 60 nur träumt, ist im Genre der Rundentaktik verschmerzbar. Doch für unseren Test stand vor allem die Frage im Raum, wie sehr die technischen Mängel das beeinflussen, was am PC ein großartiger Kampf gegen außerirdische Besatzer war.

Taktik mit Knacks

Ein schwaches Bild kann ich eher verkraften als schlechten Ton - und ein solcher hatte mir die ersten Minuten mit XCOM 2 (ab 2,50€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) auf PlayStation 4 ordentlich versalzen. Die ständigen kurzen Aussetzer in Missionsbesprechungen, also schon während des Ladens einer Mission, und auch das häufige Stocken der Darstellung in Filmszenen sowie gelegentlich im eigentlichen Spiel, sind einfach unangenehm. Zumal der Klang auch mitten im Einsatz hin und wieder für Sekundenbruchteile ausfällt.

Neue Gegner, neue Waffen: Die Konsolenversion enthält alle bisher veröffentlichten Inhalte.

Nein, eine durchgehend saubere Umsetzung ist Blind Squirrel, das ebenfalls im Auftrag von Publisher 2K schon für BioShock: The Collection verantwortlich zeichnete, nicht gelungen. Hinzu kommen schließlich auch inhaltliche Fehler, wenn ein Toter z.B. dort wiederbelegt wird, wo er seinen letzten Zug begonnen hatte, nicht dort, wo er gestorben ist.

Neue Tricks im alten Spiel

Trotzdem steht unter diesem Test eine sehr gute Note. Denn zum einen sind die Ärgernisse auf lange Sicht nebensächlich, weil sie das spannende Verschieben und Überlegen in den packenden Gefechten kaum beeinflussen. Zum anderen veröffentlicht 2K auf den Konsolen nicht nur das Hauptspiel, wie es Anfang des Jahres auf PC erschien, sondern auch alle bisher für das Original veröffentlichten zusätzlichen Inhalte in einer Version, die so viel kostet wie andere Spiele ohne Erweiterungen.

Und die haben es in sich! Immerhin erhält man damit nicht nur etliche Möglichkeiten, das Aussehen der Ausrüstung individuell zu gestalten, man bekämpft auch neue Gegner und stellt einen zusätzlichen Truppentyp her. „Herstellen“ ist dabei wörtlich gemeint, denn bei den Spark genannten Einheiten handelt es sich um Roboter, die ähnlich den aus Enemy Within bekannten Mechs kräftig austeilen oder die Defensive stärken. Die Variation tut der ohnehin vielseitigen XCOM-Truppe gut – zumal ihr jetzt mächtige Feinde zu schaffen machen: drei Bossgegner, die jeweils in einer vom Zufall bestimmten Mission auftauchen.

Deren Besonderheit: Sie bewegen sich nach fast jeder Aktion eines XCOM-Soldaten, was ein Umdenken aller Taktiken erfordert. Zum Glück finden die Menschen neue Waffen, die zwar nicht grundsätzlich stärker sind, aber ihr

Technische Ärgernisse ändern nichts daran, dass der Ausbau der Basis, das Zusammenstellen der Truppe und die rundentaktischen Gefechte ausgenommen spannend sind.
Arsenal um interessante Optionen ergänzen. Am besten gefällt mir ein Bolzenschussgerät, das mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft und großen Schaden anrichtet.

Ladehemmungen

Der Rest ist ein noch immer großartiges Verwalten und Taktieren, das vom Ausbau des fliegenden Hauptquartiers über das Managen eines ständig zu knappen Budgets sowie das Zusammenstellen eines schlagkräftigen Trupps bis hin zu nervenaufreibenden Gefechten eins der Besten seiner Art ist – für alles Wichtige über XCOM 2 verweisen wir daher einmal mehr auf den Test des ursprünglich auf PC veröffentlichten Spiels.

An dessen Qualität ändern zum Glück auch die langen Ladezeiten nichts: bis zu 40 Sekunden auf Xbox One, satte anderthalb Minuten auf PlayStation 4! Im Gegenzug machen die Downloadinhalte aus XCOM 2 ein inhaltlich stärkeres Spiel, hieven es aber noch nicht in eine höhere Wertungsklasse wie es der Erweiterung Enemy Within einst mit dem Vorgänger gelang.

Fazit

Und deshalb freuen sich endlich auch Strategen und Taktiker am Gamepad über die Fortsetzung des packenden Kampfs zwischen Menschheit und Außerirdischen: „Spielleiter“ Jake Solomon hat seinen Vorgänger nicht einfach in die Breite gebaut, sondern ein feines Händchen für genau die richtigen Neuerungen bewiesen. Die taktischen Scharmützel sind straffer inszeniert als im ersten XCOM, man muss zielstrebiger handeln und durch häufige Positionswechsel gibt es mehr Bewegung. Die Freiheiten auf der Weltkarte sind zwar weiterhin überschaubar, trotzdem ist der ständige Wettlauf mit den bösartigen Besatzern ausgesprochen spannend und fordert knifflige Entscheidungen. Wer über kleine technische Ärgernisse der Konsolenfassung vor allem im Bereich des Tons hinweg sehen kann, der darf sich auch PlayStation 4 und Xbox One auf Dutzende fesselnde Stunden freuen!

Pro

gelungene Gamepad-Steuerung
zusätzliche Einheiten und Missionen: enthält zum normalen Vollpreis alle bisher auf PC veröffentlichten, sehr guten Downloadinhalte
spannende Erzählung vom Kampf um die Erde
komplexer strategischer Aufbau des Widerstands auf Weltkarte
starker Gegner drängt schnell auf eigenen Sieg
knappe Ressourcen zwingen zu Kompromissen bei Forschung, Ausbau der fliegenden Basis und Herstellen von Ausrüstung
Einteilen der Ingenieure auf verschiedene Projekte
lebendige Basis: Kommentare zu aktuellen Entwicklungen und Erinnerungen an vergangene Ereignisse
fordernde, straff inszenierte Rundentaktik
verschiedene Missionstypen (Eskortieren, Zerstören, Schützen)
Soldaten mit individueller Charakterentwicklung und starken besonderen Fähigkeiten
zahlreiche Möglichkeiten zum äußerlichen Gestalten der Soldaten und Verfassen eines Nachrufs
detailliertes Zusammenstellen der Ausrüstung
in Teilen vom Zufall erstellte Einsatzgebiete erhöhen Glaubwürdigkeit
komplett zerstörbare Umgebungen
verdecktes Anschleichen zu Beginn der meisten Missionen
Bewusstlose können zu Evakuierung getragen werden
Soldaten sprechen wahlweise ihre Muttersprache
wahlweise nur ein Spielstand
Mehrspieler-Gefechte, wahlweise als Ranglistenpartien

Kontra

gelegentliche Fehler der Spiellogik
häufiges, kurzes Aussetzen von Bild und Ton
sehr lange Ladezeiten
Darstellungsfehler bei Umlauten
globale Strategie wurde verkompliziert, anstatt echte spielerische Freiheit zu erweitern
knappe Zeitbegrenzung in anstrengend vielen Missionen
keine Medaillen für Soldaten
eingeschränkte Charakterentwicklung im Vergleich zu Enemy Within
Einzelheiten der Gefechte sind mitunter schlecht oder nicht zu sehen
Figuren ragen häufig in die Umgebung hinein oder glatt hindurch
Darstellung mancher Schusslinien, besonders über Höhenunterschiede, zeigt unmögliche Aktionen
manche Ereignisse werden nicht oder nach spürbarer Wartezeit abgespielt

Wertung

PlayStation4

Packende strategische Planung und fesselnde Rundentaktik zeichnen den Nachfolger trotz kleiner technischer Ärgernisse auch auf PlayStation 4 aus.

XboxOne

Packende strategische Planung und fesselnde Rundentaktik zeichnen den Nachfolger trotz kleiner technischer Ärgernisse auch auf Xbox One aus.

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