Künstliche versus menschliche Intelligenz
Man kann in Wildlands online mit bis zu vier menschlichen Spielern als Team antreten, was ich aber letztlich nur in etwa 20 Prozent der Spielzeit genutzt habe. Es macht zwar mehr Spaß, mit einem rein menschlichen Trupp gegen die auf Dauer recht vorhersehbar agierenden Kartell- und Unidad-Schergen anzutreten. Vor allem, wenn man mit Freunden spielt, deren Vorgehensweise man kennt bzw. besser absprechen kann, als mit wildfremden, bei denen durchaus immer wieder ein Rambo dabei ist, der sich nicht um eine intelligente Vorgehensweise, sondern nur um die eigene Kill-Ratio schert. Immerhin: es gibt keine bzw. nur geringe Lags zu verzeichnen und unter dem Strich probiert das Matchmaking einen basierend auf den eigenen Statistiken mit Spielern zusammenzuführen, die einen ähnlichen Spielstil pflegen. Doch auch solo mit drei KI-Kameraden kann man Spaß haben. Nicht nur, weil die spontanen Gespräche innerhalb der Gruppe mitunter interessanter sein können als das Gebrabbel oder die höhnischen Kommentare von Freunden, die man im Ohr hat, wenn man versucht, den unter Beschuss stehenden Helikopter unter Kontrolle zu halten. Sondern auch, weil das Entdeckungsverhalten der Gegner im Zusammenhang mit der Form der Ordervergabe für die Ghost-Kameraden angepasst wurde.
Man kann mit bis zu vier menschlichen Spielern Jagd auf das Kartell machen, doch auch Solisten können Spaß haben.
Mittlerweile darf man zwar nur noch sehr rudimentäre Befehle ausführen (ein Fluch der offenen Welt?) und z.B. nur einen groben Ort markieren, an dem sich die Ghosts sammeln oder auf die Gegner vorbereiten sollen. Genaue Positionen wie z.B. bei Rainbow Six Vegas oder auch Mass Effect sind nicht möglich. Solange man als Spieler daher nicht entdeckt wurde, greift der "Ellie"-Effekt, den man in The Last of Us beobachten konnte, wenn die Schutzbefohlene auch im Blickfeld der Gegner nicht erkannt wurde. Das ist hier ähnlich: Ghosts können im Blickfeld von KI-Gegnern an ihnen vorbeischleichen. Natürlich wäre es visuell nachvollziehbarer gewesen, wenn man ihnen bessere Wegfindungsroutinen verpasst hätte. Und die lächerlich wirkenden, aber glücklicherweise nur selten vorkommenden Situationen, in denen ein Kamerad mich auf einen Gegner auf dem Parkplatz aufmerksam macht und ich beim Blick durchs Fernglas sehe, dass er quasi einen halben Meter vor dem auf ihn zielenden Ghost steht, hätten auch vermieden werden können. Doch im Rahmen der Solo-Spielbarkeit kann ich mit dem Kompromiss gut leben, der natürlich darauf beruht, dass ein Ghost sich nicht so leicht blicken ließe. Und wenn man als Spieler entdeckt wird, ist der Ellie-Effekt null und nichtig. Und mit mehreren menschlichen Spielern zählt dies ja ohnehin nicht - hier ist jeder stets in der Gefahr, entdeckt zu werden, so dass ein sorgfältig geplantes Vorgehen das A und O ist.
Die T-Frage
Allen Versionen ist die extrem arcadige und damit niemals überzeugende Fahrphysik der gut 60 Vehikel gemeinsam, an die man sich aber wie bei anderen Open-World-Titeln gewöhnen kann, sie aber nie zu schätzen lernt. Ebenfalls auf allen Systemen findet man umfangreiche Möglichkeiten, die Bildschirmanzeige an seine Bedürfnisse anzupassen. Man kann ein gutes Dutzend Elemente bis hin zum Fadenkreuz in der Schulterperspektive aus- oder einschalten und so nicht nur störendes "Bling-Bling" entfernen, sondern auch Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad nehmen. Der zeigt sich auf "Normal" stark auf Durchkommen und ungestörten Spielfluss getrimmt, während die
Die Sammelelemente und Missionen sind zwar mechanisch gut verzahnt, bleiben aber beliebig und müllen die Karte zu - weniger ist manchmal mehr...
höheren Stufen zwar nicht mit besserer KI, aber höhere Widerstandskraft der Gegner punkten. Abseits des Artdesigns gibt es bei der Darstellung Boliviens mit seiner hohen Sichtweite sowie den schicken Nebel- und Raucheffekten allerdings mitunter deutliche Unterschiede.
Am PC mit seinen zahlreichen Konfigurationsoptionen, die auch die Steuerung betreffen, liefert eine GeForce GTX 770 mit mittleren Details bereits gut aussehende und vor allem flüssige Ergebnisse ab. Für hohe Detailstufen ist eine GTX 960 empfohlen, deren Grafikspeicher man anhand der sich mit jeder Einstellung füllenden Leiste bis zum letzten ausreizen kann. Auf Konsolen sieht Bolivien ebenfalls gut aus und läuft auf der PS4-Pro-Variante ebenfalls weitgehend flüssig, wobei man hier in etwa die Qualität der Medium-Einstellungen des PC erreicht. Diesen Eindruck würde auch die One-Fassung hinterlassen, wenn nicht vor allem bei den Fahrsequenzen zu Lande das Bild immer wieder reißen würde. Bei einigen Schnellboot-Sequenzen hingegen kommt es bei schnellen Lenkbewegungen nicht nur zu Tearing, sondern gleichzeitig zu fiesen Einbrüchen in der Bildrate. Die Kampfhandlungen sind von solchen Sperenzchen zwar ausgenommen, dennoch sorgt die außergewöhnlich hohe Diskrepanz der technischen Umsetzung auf der One für eine leichte Abwertung, der die PS4-Amateur dank höherer Bildstabilität entgeht.